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Die Feminist Improvising Group war ein internationales Bandprojekt feministischer Improvisationsmusikerinnen und gilt als das erste offentlich auftretende Frauenensemble in der frei improvisierten Musik Geschichte Die Feminist Improvising Group wurde 1977 von der Sangerin Maggie Nicols und den Henry Cow Musikerinnen Lindsay Cooper Holzblasinstrumente und Georgie Born Cello Bassgitarre der Vokalistin und Pianistin Cathy Williams sowie der Trompeterin Corinne Liensol als zunachst britische Band gegrundet Anfang 1979 erweiterte sich das Ensemble um die Pianistin Irene Schweizer die auch Schlagzeug spielte und die Posaunistin und Bratscherin Annemarie Roelofs Auch die Filmemacherin Sally Potter gehorte teilweise zum Kern der Band spielte Altsaxophon und trat als zweite Sangerin auf Gelegentlich arbeiteten auch Frankie Armstrong Angele Veltmeijer und Francoise Dupety im Ensemble Die Feminist Improvising Group war innovativ und im damaligen Konzertbetrieb vollig ungewohnlich weil sie in ihre Auftritte vielfach theatralische Elemente einbezog und dabei insbesondere den Frauenalltag in unterschiedlichen Facetten thematisierte Maggie Nicols betonte daher die Eigendynamik die mit den Auftritten verbunden war und den konkreten Bezug zum alltaglichen Leben der beteiligten Musikerinnen und der Zuschauerinnen Die Leute waren total erschrocken Denn sie spurten plotzlich die Macht die von den Frauen ausging Aber wir hatten dies gar nicht geplant Wir realisierten selber nicht mehr was eigentlich geschah Wir improvisierten unser eigenes Leben unsere Biographien Wir ironisierten unsere Situation pervertierten die Abhangigkeiten warfen alles hoch in die Luft 1 Dabei entwickelten sie eine eigenstandige Musiksprache um den traditionell uber Geschlechterrollen Frauen zugewiesenen Ausdruckselementen etwas entgegenzusetzen Cooper analysierte Manner benutzen Rhythmus Technologie und Improvisation um dieselbe Macht und sexuelle Dominanz auszudrucken welche die Frauen unterdruckt Wenn jetzt die Frauen so darauf reagieren dass sie sich selbst auf melodische und akustische Formen beschranken statt auch andere Elemente in einer nichtunterdruckenden Art zu gebrauchen dann perpetuieren sie lediglich die alte Definition von Weiblichkeit und auch die Machtanspruche von Mannlichkeit 2 Die Gruppe war mehrfach europaweit auf Tournee Insbesondere beim FMP Festival 1979 in Westberlin war das Publikum total begeistert wahrend die Musikerkollegen sehr gespalten und z T heftig ablehnend reagierten 3 Inhaltsverzeichnis 1 Wirkung 2 Literatur 3 Diskographie 4 Weblinks 5 QuellenWirkung BearbeitenDie Feminist Improvising Group wirkte alleine schon durch ihre Existenz als Symbol des Ausbruchs aus den patriarchalen Strukturen der Jazz Szene Die Entwicklungen um die Feminist Improvising Group beschrieb Irene Schweizer wie folgt Das Ziel war eine reine Frauengruppe Die Umkehrung Es gab tausende Mannergruppen aber keine Frauengruppen Wir wollten zeigen dass es geht und das war schon ziemlich provokativ Vor allem mannliche Musiker haben das nicht so leicht gefressen Das musikalische Niveau war sehr unterschiedlich Wir wollten aber nicht Leistung zeigen es ging um die Stimmung unter den Frauen zu zeigen was alles in einer reinen Frauenband moglich ist 4 Die Wirkung ging damit uber nur die neue Prasenz als Frauen hinaus Die Feminist Improvising Group forderte in mehrfacher Weise die Gender Konstruktionen improvisierter Musik heraus die Frauen marginalisierten und den Raum des Improvisierens als mannlich und heterosexuell kodierten 5 Die Feminist Improvising Group eroffnete damit sowohl Musikerinnen als auch der Improvisationsmusik selbst eine wesentliche Erweiterung ihres Raums denn die Moglichkeit von Freiheiten in Bezug auf Geschlechterunterschiede Gender und Sexualitat fur Improvisationsmusikerinnen waren befremdlich nicht existent sowohl im Diskurs als auch in der Praxis des Free Jazz und der Freien Improvisation 6 Aus der Feminist Improvising Group entwickelte sich 1983 die personell um Annick Nozati und Joelle Leandre erweiterte European Women Improvising Group EWIG Der Name Feminist Improvising Group war gewahlt worden weil wir alle in der Frauenbewegung aktiv waren in den 1980ern begannen die Leute aber den Namen zu kritisieren und sagten der sei zu politisch So nannten wir die Gruppe um um sie zu offnen und zu internationalisieren 7 EWIG stellte den Kern fur die Canaille Festivals dar zu dem immer wieder improvisierende Musikerinnen zusammen gebracht werden konnten Im April 1986 fand auf Initiative von Katharina Goth die bereits in Kultur im Ghetto und am freien Arena Theater Frankfurt am Main aktiv war und Annemarie Roelofs unter Mitarbeit von Christiane Spieler mit vier Grundungs Konzerten im Arena Freies Theater in der Krebsmuhle und im Jazzkeller Frankfurt unter dem Titel Canaille das erste Internationale Frauen Jazz Festival fur Improvisierte Musik statt 8 Obwohl die Initiative zu diesem erstmaligen grosseren offentlichen Festival feministischer Jazz und Improvisationsmusikerinnen sogleich mit Abwertung und Trivialisierung konfrontiert wurde 9 folgten in Zurich Lyon Moers Berlin Wien Amsterdam und spater wiederholt in Frankfurt hier weiterhin unter der kunstlerischen Leitung von Katharina Goth weitere Festivals und Veranstaltungen dieses offenen Projektes Die Feminist Improvising Group stellte damit den Ausgangspunkt fur weitere politische stilistische und mediale Grenzen uberschreitende Projekte von Frauen dar u a auch Les Diaboliques Schweizer Nicols Leandre Bezeichnenderweise wird die Gruppe trotz ihres grossen Einflusses auf die Improvisierte Musik und insbesondere auf das Verstandnis von Musikerinnen innerhalb des Jazz bis in die Gegenwart fast durchgangig in der Fachliteratur ignoriert Es liegen mit Ausnahme einer kaum zuganglichen schwedischen Schallplatte keine offiziell veroffentlichten Tontrager vor obgleich entsprechende Mitschnitte beispielsweise im Archiv der Free Music Production existieren Literatur BearbeitenWolfgang Sterneck Der Kampf um die Traume Musik und Gesellschaft KomistA Verlag Hanau 1998 ISBN 3 928988 03 4 Patrik Landolt Ruedi Wyss Hg Die lachenden Aussenseiter Musikerinnen und Musiker zwischen Jazz Rock und Neuer Musik Zurich 1993 Ein Buch der Wochenzeitung WOZ im Rotpunktverlag ISBN 3 85869 156 9 Julie Dawn Smith 2004 Playing like a girl The queer laughter of the Feminist Improvising Group In Daniel Fischlin and Ajay Heble Editors The Other Side of Nowhere Jazz Improvisation and Communities in Dialogue Middletown Connecticut Wesleyan University Press ISBN 0 8195 6682 9 S 224 243 Dita von Szadkowski Grenzuberschreitungen Jazz und sein musikalisches Umfeld der 80er Jahre Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 596 22977 4Diskographie BearbeitenInternational Women s Festival of Improvised Music Rote Fabrik Zurich Intakt Records 1986 Canaille 91 Festival fur Improvisierte Musik in Frankfurt a M 1991 Derek Bailey Coum Max Eastley The Feminist Improvising Group Another Evening at Logos Sub Rosa 2015 rec 1979 Weblinks BearbeitenWolfgang Sterneck Frauen im Jazz In Die Freie Musik Free Jazz und Improvisierte Musik Ubersicht uber Canaille Internationales Festival fur Improvisierte und Neue MusikQuellen Bearbeiten Hoch in die Luft Interview mit Maggie Nicols und Irene Schweizer In Landolt Wyss 1993 S 275f Lindsay Cooper Improvisation fallt nicht vom Himmel In Landolt Wyss Aussenseiter 1993 S 333 337 hier S 337 Hoch in die Luft Interview mit Maggie Nicols und Irene Schweizer In Landolt Wyss 1993 S 275f Aus einem Gesprach von Wolfgang Sterneck mit Irene Schweizer am 15 Oktober 1993 in Zurich Jason Robinson University of California San Diego Review The Other Side of Nowhere Jazz Improvisation and Communities in Dialogue In Studies in Improvisation Etudes critiques en improvisation Vol 1 No 1 2004 Abgerufen am 8 Oktober 2011 The opportunity for freedom in relation to sexual difference gender and sexuality for women improvisors was strangely absent from the discourses and practices of free jazz and free improvisation Julie Dawn Smith 2004 Playing like a girl The queer laughter of the Feminist Improvising Group In Daniel Fischlin and Ajay Heble Hrsg The Other Side of Nowhere Jazz Improvisation and Communities in Dialogue Middletown Connecticut Wesleyan University Press ISBN 0 8195 6682 9 S 229 I Schweizer nach http www efi group shef ac uk mschweiz html The name Feminist Improvising Group was chosen because we were all so involved in the women s movement but in the 80s people began to criticise the name and say it was too political So we renamed it to make it more international and open Abendpost Nachtausgabe vom 10 April 1986 Frankfurter Rundschau vom 10 April 1986 in Schwab 2004 wird die Grundung verzerrt dargestellt siehe Jurgen Schwab Der Frankfurt Sound Eine Stadt und ihre Jazzgeschichte n Frankfurt am Main 2004 S 227f Werner Petermann Fein dass du eine Canaille bist in Frankfurter Rundschau vom 10 April 1986 der zudem die Feigenblatt Referenz gegenuber der Frau des HR Jazz Festivals kritisiert sowie Hans Hugo Schildberg Angst vor dem Wohlklang in Frankfurter Rundschau vom 15 April 1986 auch bezuglich der Abwertung der feministischen Festivalinitiative tradiert Schwab 2004 eine wenig objektive Geschichtsschreibung siehe Jurgen Schwab Der Frankfurt Sound Eine Stadt und ihre Jazzgeschichte n Frankfurt am Main 2004 S 228 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feminist Improvising Group amp oldid 238824275