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Faraj Sarkohi oder Faradsch Sarkuhi persisch فرج سرکوهی weitere Schreibweisen Faradj und Sarkouhi Sarkoohi 3 November 1947 in Schiras ist ein iranischer Literaturkritiker und Journalist Er war Mitbegrunder und Chefredakteur der iranischen Zeitschrift Adineh Faraj Sarkohi 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben Studium und Gefangnis 1 2 Nach der Revolution 1 3 Adineh 1 4 Schriftstellerverband 1 5 Verhaftung und Exil 1 6 Leben in Deutschland 2 Werke 3 Preise 4 Uber Sarkohi 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhes Leben Studium und Gefangnis Bearbeiten Faraj Sarkohi verbrachte die Schulzeit in Schiras Er studierte Sozialwissenschaften und persische Literatur in Tabris Dort zahlte er zu der Gruppe um Samad Behrangi Er veroffentlichte die Studentenzeitschrift Adineh Aufgrund verschiedener Aktivitaten gegen den Schah und zahlreicher regimekritischer Artikel wurde er 1966 zu drei Monaten und 1967 zu einem Jahr Haft verurteilt 1971 wurde er zu funfzehn Jahren Haft verurteilt 1978 kurz vor der Islamischen Revolution kam er im Zuge von Amnestiewellen mit der letzten Gruppe von politischen Gefangenen frei 1 Nach der Revolution Bearbeiten Nach der Freilassung und in der kurzen Phase von relativen politischen Freiheiten schrieb er fur die Zeitschriften Tehran Mossavar und Iran Nach der Unterdruckung von politischen Kraften und dem Verbot samtlicher nicht regierungsnaher Zeitschriften durch das islamische Regime zog er sich unfreiwillig mehrere Jahre aus dem offentlichen Leben zuruck 2 Adineh Bearbeiten Im Jahr 1985 grundete er mit Massoud Behnoud Sirus Alinejad und Golamhossein Zakeri die Zeitschrift Adineh Von 1988 bis 1996 war er Chefredakteur von Adineh 3 die als wichtigste unabhangige Zeitschrift fur Kunst Gesellschaft und Politik im Iran in den 1980er und 1990er Jahren gilt Neben seiner Tatigkeit als Chefredakteur schrieb er viele Rezensionen und Essays und interviewte wichtige iranische Personlichkeiten wie Hossein Alizadeh Ahmad Schamlou Huschang Golschiri Alireza Espahbod Mahmoud Dowlatabadi Mehdi Bazargan und Parwiz Natel Chanlari Sarkohi war an der Entstehung der Kommission zur Uberprufung der persischen Schrift und der Veroffentlichung der Ergebnisse dieser Kommission in Adineh beteiligt Schriftstellerverband Bearbeiten Sarkohi war massgeblich an der Neuformierung eines Schriftstellerverbands seit 1980 beteiligt Die Aktivitaten des Schriftstellerverbandes mundeten 1994 in einen offenen Brief der im Iran unter dem Namen Text der 134 beruhmt wurde In diesem Schreiben verlangten 134 iranische Schriftsteller Journalisten Ubersetzer Dichter usw mehr Rede und Pressefreiheit im Iran Sarkohi war als eine der acht Personen die anderen waren Huschang Golschiri Sima Kuban Reza Baraheni Mohammad Mokhtari Mansour Kushan Mohammad Mohammadali Mohammad Khalili in der Kommission der Acht des Verbandes entscheidend an der Entstehung des Schreibens und der Sammlung der Unterschriften beteiligt 4 Verhaftung und Exil Bearbeiten Sarkohi war wegen seiner Tatigkeit als Chefredakteur von Adineh und seiner Funktion im Schriftstellerverband standigen Repressionen seitens des Regimes ausgesetzt und wurde mehrere Male vorubergehend verhaftet Im Juli 1996 wurden sechs iranische Schriftsteller unter ihnen auch Faradsch Sarkuhi von der deutschen Botschaft zum Abendessen eingeladen Wahrend des Essens bei dem deutschen Kulturattache Gust bei dem sich das Gesprach nach Angaben Sarkohis nicht um politische Fragen drehte wurde das Haus vom iranischen Geheimdienst gesturmt und die sechs Gaste wurden fur zwei Tage verhaftet 5 Im August 1996 befand sich Sarkohi zusammen mit 21 iranischen Journalisten Dichtern und Schriftstellern auf einer Busreise zu einer Schriftstellerkonferenz im Bergland von Armenien Zweimalig wurde durch den Busfahrer versucht den Bus in eine Schlucht zu steuern wobei der Fahrer jeweils in letzter Sekunde aus der Fahrertur sprang Beide Male entgingen die Insassen nur durch gluckliche Umstande knapp dem Tod Beim ersten Mal wurde den Versicherungen des Busfahrers geglaubt dass er versehentlich eingenickt sei Beim zweiten Mal war klar dass es sich um einen gezielten Mordanschlag handelte der Busfahrer floh vom Tatort Der Mordversuch reihte sich ein in eine ganze Serie von Morden und Mordversuchen an Intellektuellen und Oppositionellen im Iran die unter der Bezeichnung Kettenmorde bekannt wurden und bei denen der iranische Geheimdienst involviert war 6 Am 3 November 1996 wurde er auf dem Weg nach Deutschland wo er seine Familie besuchen wollte am Flughafen Mehrabad vom iranischen Geheimdienst Wezarat e Ettelaʿat wa Amniat e Keschwar verhaftet Offizielle iranische Stellen behaupteten Sarkohi ware wohlauf in Deutschland angekommen was von seiner Familie bestritten wurde Nach 47 Tagen Gefangnis und Folter an einem unbekannten Ort wurde er fur kurze Zeit freigelassen in der er in einer erzwungenen Pressekonferenz am 20 Dezember 1996 behauptete nach einer Reise nach Europa in den Iran zuruckgekehrt zu sein Der Geheimdienst machte fingierte zuvor einstudierte Videointerviews mit Sarkohi in denen sich dieser des Ehebruchs und der Homosexualitat bezichtigte In seiner kurzen Zeit ausserhalb des Gefangnisses schrieb er am 3 Januar 1997 einen Brief an seiner Frau in Deutschland der spater unter dem Namen Der Leidensbrief von Faraj Sarkohi bekannt wurde Darin beschrieb er die Repressionen gegen die Intellektuellen und Schriftsteller im Iran und die wahren Begebenheiten und die Umstande seiner Verhaftung Er erklarte in dem Brief dass funf Minuten wahrend seiner 47 tagigen Haft qualender gewesen seien als die gesamten 8 Jahre Haft die er wahrend der Schah Zeit erlitten hatte und ausserte seine vollstandige Ungewissheit uber die Dinge die er noch zu erwarten hatte und ob sein langer Brief die Adressaten uberhaupt jemals erreichte 7 Am 27 Januar 1997 wurde er erneut verhaftet und angeklagt fur einen auslandischen Staat spioniert zu haben und widerrechtlich den Iran verlassen zu wollen Auf Grund der Bemuhungen seiner Frau internationaler Proteste vonseiten diverser Menschenrechtsorganisationen 8 aber auch einiger westlicher Regierungen wurde er nicht hingerichtet Am 20 September 1997 gab die offizielle iranische Nachrichtenagentur IRNA das Urteil bekannt Sarkohi wurde zu einer einjahrigen Haftstrafe verurteilt Weltweite offentliche Proteste so setzte sich der damalige deutsche Aussenminister Klaus Kinkel in zwei Briefen an seinen iranischen Amtskollegen Ali Akbar Velayati personlich fur Sarkohi ein 9 10 bewogen die iranische Regierung schliesslich dazu Sarkohi nach seiner Freilassung 1998 eine Ausreisegenehmigung zu erteilen 4 11 12 Die Geschichte seiner Verhaftung wurde von verschiedenen Seiten mit dem Mykonos Attentat und Prozess in Verbindung gebracht der zu der Zeit in Berlin verhandelt wurde Es wurde vermutet dass das iranische Regime mit seiner Verhaftung den Ausgang des Prozesses zu seinen Gunsten beeinflussen wollte 13 14 Leben in Deutschland Bearbeiten Sarkohi reiste nach Deutschland wo er in Frankfurt am Main zunachst als Gast des Projekts Stadte der Zuflucht Unterkunft fand Von 2000 bis 2006 war er Stipendiat des vom PEN Zentrum Deutschland betreuten Projekts Writers in Exile 15 Er ist Ehrenmitglied des PEN Zentrums Deutschland und dort seit 2006 Menschenrechtsbeauftragter 11 Er schreibt in verschiedenen deutschsprachigen Zeitschriften wie Die Zeit die Suddeutsche Zeitung und die NZZ Artikel zu iranischer Kultur und Politik Im persischsprachigen Nachrichtenportal Radio Farda erscheinen mehrmals in der Woche Artikel Essays und Rezensionen von ihm Er schreibt fur die Website BBC Persian Werke BearbeitenNaghshi az Rouzegar Eine Skizze des Schicksals 1990 Shiva Verlag Teheran Shab e dardmand e arezumandi die schmerzhafte Nacht des Hoffens 1999 Baran Verlag Stockholm Yas o das Flieder und Sense 2002 Baran Verlag Stockholm Das Gelb gereifter Zitronen In Sinn und Form Heft 3 2001 Aufbau Verlag BerlinPreise Bearbeiten1998 Tucholsky Preis fur politisch verfolgte Schriftsteller 16 1999 Die Goldene Feder der Freiheit des Weltverbands der Zeitungen World Association of Newspapers Golden Pen of Freedom Award 11 2000 World Press Freedom Hero 2000 Preis des International Press Institute 17 18 Uber Sarkohi BearbeitenLook Europe Theaterstuck von Ghazi Rabihavi Regie und Mitwirkung Harold Pinter 19 Faradsch Sarkuhi in Internationales Biographisches Archiv 35 1998 vom 17 August 1998 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Christopher de Bellaigue Im Rosengarten der Martyrer Ein Portrat des Iran Aus dem Englischen von Sigrid Langhaeuser Verlag C H Beck Munchen 2006 engl Originalausgabe London 2004 S 288 291Einzelnachweise Bearbeiten Sarkohi Shab e dardmand e arezumandi Baran Verlag Stockholm 1999 Ruckseite Sarkohi Shab e dardmand e arezumandi Baran Verlag Stockholm 1999 Ruckseite Sarkohi Shab e dardmand e arezumandi Baran Verlag Stockholm 1999 S 363 369 a b Sarkohi Yas o das Baran Verlag Stockholm 2002 Herta Muller Sarkuhi ist unschuldig Zeit online 1 August 1997 abgerufen am 2 Dezember 2018 Sarah Fowler Iran s Chain Murders A wave of killings that shook a nation BBC News 2 Dezember 2018 abgerufen am 2 Dezember 2018 englisch A Harrowing Experience at Home Faraj Sarkuhi s Letter In Iranian Studies Band 30 Nr 3 4 1997 S 367 377 doi 10 1080 00210869708701886 englisch iranian com Fur Schriftsteller engagiert In Berliner Zeitung 12 Februar 1997 Norbert Siegmund Der Mykonos Prozess S 280 a b c literaturfestival com Memento des Originals vom 8 Marz 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www literaturfestival com pen deutschland de Memento des Originals vom 24 Dezember 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann 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