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Die Evaniidae deutsch oft wegen des kleinen Metasoma das dem Tier ein verhungertes Aussehen gibt Hungerwespen genannt sind eine Familie der Hautflugler Bei allen Arten deren Biologie bekannt ist leben die Larven im Inneren der Ootheken von Schabenarten und ernahren sich von deren Eiern Die 435 bekannten Arten Stand 2005 leben weltweit mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen HungerwespenEvania appendigasterSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Hautflugler Hymenoptera Unterordnung Taillenwespen Apocrita Uberfamilie EvanioideaFamilie HungerwespenWissenschaftlicher NameEvaniidaeLatreille 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Okonomische Bedeutung 4 Verbreitung 5 Systematik 6 Fossilbeleg 7 Quellen 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenHungerwespen sind kleine bis mittelgrosse Tiere mit gedrungenem Korperbau mit einer Korperlange zwischen zwei und etwa achtzehn Millimeter die meisten Arten sind aber fur parasitische Wespenarten recht gross Die Tiere sind durch ihre Korpergestalt fast unverkennbar Wie bei allen Arten der Uberfamilie Evanioidea sitzt der freie Hinterleib Metasoma oder Gaster sehr hoch am Propodeum an bei seitlicher Betrachtung also nicht zwischen den Hinterhuften sondern deutlich weiter dorsal Die Arten der Familie weisen immer einen auffallend kleinen Hinterleib charakteristischer Gestalt auf Dessen erstes Segment d h anatomisch das zweite Hinterleibssegment ist zu einem langen und dunnen Stielchen Petiolus ausgezogen Der restliche Hinterleib ist dem gegenuber abrupt stark oval bis dreieckig beilformig erweitert Er ist seitlich stark zusammengedruckt mit schuppenformig uberlappenden Skleriten meist glanzend und im Verhaltnis zur Korpergrosse auffallend klein Im Leben wird er standig auf und ab bewegt was englische Bearbeiter an eine Signalflagge erinnerte deshalb englisch ensign wasps Der Legebohrer des Weibchens ist immer kurz er ragt bei den meisten Arten kaum uber die Hinterleibsspitze vor Die Legebohrerscheide ist deutlich breiter als der Legebohrer Der mittlere Korperabschnitt Mesosoma der Hungerwespen ist immer stark sklerotisiert mit deutlich skulpturierter Oberflache Von den drei Beinpaaren ist das hintere stark vergrossert es reicht nach hinten weit uber die Hinterleibsspitze hinaus Das Flugelgeader der Vorderflugel ist zwischen den Gattungen extrem variabel mit einer bis sieben geschlossenen Zellen Im Hinterflugel ist es immer stark reduziert In beiden Flugelpaaren weist die Membran in den Hinterecken einen kleinen lappigen Anhang auf das Jugalfeld nach anderen Autoren Analfeld Ein solcher Anhang tritt bei anderen Legimmen nicht auf er ist gemeinsames Merkmal der Hungerwespen mit den Aculeata Wenige Gattungen sind allerdings kurzflugelig brachypter oder sogar vollig flugellos apter Der sehr kurze und breite von vorn betrachtet runde Kopf sitzt eng und wenig abgesetzt am ebenfalls stark verkurzten Pronotum an Er wird nach oben vom Rumpf uberragt was den Tieren ein gebuckeltes Aussehen verleiht Am Kopf sitzen fadenformige beim Weibchen manchmal etwas gekeult zur Spitze hin erweiterte Antennen die in beiden Geschlechtern aus dreizehn Segmenten bestehen Ausnahmen bei den Gattungen Decevania und Hyptia aus Sudamerika Typischerweise sind bei den Hungerwespen Mannchen und Weibchen verschieden gross und unterschiedlich gezeichnet Dadurch ist es manchmal schwierig die Zugehorigkeit zur selben Art zu erkennen Es ist durchaus wahrscheinlich dass bei einigen alteren Beschreibungen Mannchen und Weibchen als verschiedene Arten beschrieben worden sind Lebensweise BearbeitenBei allen Arten deren Lebensweise bisher bekannt geworden ist legt das Weibchen seine Eier in die Ootheken von Schabenarten ab Die Larve ernahrt sich von den Eiern Allerdings liegen von den uber 400 beschriebenen Hungerwespenarten nur fur etwa funfzehn Arten uberhaupt irgendwelche Angaben zur Biologie vor dies sind im Wesentlichen Arten aus Europa und Nordamerika sowie solche die bei kommerziell bedeutsamen Schabenarten Schadlingen leben Diese besondere Lebensweise schafft Probleme in der Klassifizierung Der Definition entsprechend sind die Hungerwespen keine Parasitoide da die Larve ja mehr als ein Ei frisst sondern mussten als Pradatoren gelten Das Problem betrifft allerdings vor allem die Nomenklatur die tatsachliche Lebensweise ahnelt stark derjenigen der anderen Hautflugler die als Parasitoide bezeichnet werden Das Weibchen der Evaniiden sucht zunachst die Oothek auf Bei Schabenarten die die Oothek mit sich herumtragen setzt sie sich darauf Dies wird von der Schabe durchaus bemerkt die mit wischenden Bewegungen der Hinterbeine versucht den Parasiten loszuwerden allerdings meist erfolglos Bei Arten die ihre Ootheken vergraben scharrt das Hungerwespenweibchen sie frei Es grabt sie nach der Eiablage dann wieder sorgfaltig ein Das Durchbohren der oft steifen und harten Aussenhulle der Oothek benotigt einige Zeit bei Evania appendigaster etwa funfzehn bis dreissig Minuten Das Wespenweibchen legt in allen bekannt gewordenen Fallen immer nur ein Ei pro Oothek ab Die ausschlupfende Larve frisst nun die Schabeneier auf Es wurden funf Larvenstadien beschrieben die sich in der Gestalt der Mandibeln unterscheiden lassen Die ausgewachsene Larve verpuppt sich in der Oothek ohne selbst gesponnene Puppenhulle Die geschlupfte Imago frisst mit ihren Mundwerkzeugen ein Loch in die Aussenhulle sie nutzt also nicht wie die Schaben selbst die Offnungsnaht Die Imagines werden selten als Blutenbesucher genannt Ob alle Arten Nahrung aufnehmen und welche Bedeutung ggf ihre Nahrungsaufnahme hat ist unbekannt Hungerwespen konnen vor allem in warmeren Breiten zahlreiche Generationen im Jahr durchlaufen nachgewiesen sind drei bis vier In Europa tritt im Freiland meist nur eine Generation im Jahr auf Okonomische Bedeutung BearbeitenDie Parasitierungsrate der Schabenootheken durch Hungerwespen kann recht bedeutend sein Bei Untersuchungen der Art Evania appendigaster an Periplaneta americana war etwa ein Drittel der Ootheken parasitiert 1 Es wurde deshalb uberlegt Hungerwespen zur biologischen Schadlingsbekampfung von Schabenarten einzusetzen Allerdings konzentrieren sich die bisherigen Ansatze eher auf andere Parasitoide wie Comperia merceti Familie Encyrtidae und Tetrastichus hagenowii Familie Eulophidae 2 Verbreitung BearbeitenDie Familie ist weltweit verbreitet wobei die meisten Arten wie ihre Wirte in den Tropen leben Eine Reihe von Arten gilt als weltweit verschleppt und eingeburgert sie stammen vermutlich wie ihre Wirte synanthrope Schabenarten aus Sud oder Ostasien In Deutschland sind bisher drei Arten nachgewiesen 3 4 Evania appendigaster weltweit verbreitet verschleppt an synanthropen Schabenarten Prosevania fuscipes weltweit verbreitet verschleppt an synanthropen Schabenarten Brachygaster minuta an Waldschaben Ectobius spp Parasitierungsrate der Ootheken in England etwa 10 Systematik BearbeitenDie Zuordnung zur Uberfamilie Evainiodea steht ausser Frage weil es sich um die Typusfamilie handelt Die Verwandtschaftsverhaltnisse der Evanioidea sind nicht abschliessend geklart Wahrscheinlichste Schwestergruppe ist die Uberfamilie Ceraphronoidea Innerhalb der Familie werden keine Unterfamilien anerkannt Die lebenden Arten werden in zwanzig Gattungen eingeteilt Fossilbeleg BearbeitenEs liegen relativ wenige Fossilien von Hungerwespen vor Die fruhesten Fossilien die der Familie sicher zuzuordnen sind stammen aus der Unterkreide Es liegen sowohl Kompressionsfossilien aus Kalkstein 5 wie auch Einschlusse Inklusen in Bernstein 6 7 vor Noch fruhere Funde aus dem Jura werden heute zumeist Vertretern aus der Stammgruppe der Evanioidea aus ausgestorbenen Familien zugeordnet Auch das Verhaltnis der kreidezeitlichen Arten zu den modernen Familien Aulacidae und Gasteruptiidae ist nicht vollig geklart Die damaligen Vertreter stimmen aber in ihrer Gestalt und im Korperbau von wenigen plesiomorphen Merkmalen angesehen gut mit den rezenten Hungerwespen uberein Quellen BearbeitenAndrew Robert Deans Evaniidae Ensign Wasps Tree of life web project Andrew Robert Deans Exploring the evolution and taxonomy of Evaniidae Hymenoptera a charismatic and enigmatic family of insects Diss University of Illinois 2004 Andrew Robert Deans M Huben Annotated key to the ensign wasp Hymenoptera Evaniidae genera of the world with descriptions of three new genera in Proceedings of the Entomological Society of Washington 105 S 859 875 1 6 Oktober 2003 ResearchgateEinzelnachweise Bearbeiten Lionel A Stange A Cockroach Egg Parasitoid Evania appendigaster Linnaeus Hymenoptera Evaniidae University of Florida Institute of Food and Agricultural Sciences IFAS document EENY 162 Celia Mateus Antonio Mexia The use of IPM for cockroach Dictyoptera Blattaria control Integrated Protection of Stored Products IOBC Bulletin Vol 27 9 S 27 39 2004 Volltext Index Joachim Oehlke Beitrage zur Insektenfauna der DDR Hymenoptera Evanioidea Stephanoidea Trigonanlyoidea Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum fur Tierkunde Dresden 11 13 1984 S 161 190 Ingmar Wall Seltene Hymenopteren aus Mittel West und Sudeuropa Hymenoptera Apocrita Stephanoidea Evanioidea Trigonalyoidea Entomofauna Band 15 Heft 14 1994 S 137 184 Alexandr P Rasnitsyn Denis J Brothers Two new hymenopteran fossils from the mid Cretaceous of southern Africa Hymenoptera Jurapriidae Evaniidae in African Invertebrates Vol 48 1 1 Juni 2007 S 193 202 Sabinet Michael S Engel Two ensign wasps in Cretaceous amber from New Jersey and Myanmar Hymenoptera Evaniidae Polskie pismo entomologicze 75 30 September 2006 S 443 454 Vlg auch PDF Hungerwespe in Bernstein auf wissenschaft de vom 1 Oktober 2020George O Poinar Ensign wasps Hymenoptera Evaniidae in Dominican and Mexican amber in Historical Biology online 15 September 2020 doi 10 1080 08912963 2020 1818075 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hungerwespen amp oldid 227404823