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Der Begriff Eurafrika beruht auf einer Vorstellung die von der Komplementaritat und gegenseitigen Abhangigkeit der beiden Kontinente Afrika und Europa ausgeht Das Konzept erschien im 19 bis 20 Jahrhundert brauchbar zur Beschreibung des historisch komplexen Beziehungsgeflechtes der beiden Kontinente und zur Rechtfertigung der Fortfuhrung kolonialer Machtstrukturen 1 Die Europaische Union bezog Algerien in ihrer Fruhzeit als Teil des franzosischen Kernlandes mit ein das nach dem Burgerkrieg unabhangige Land verliess die Union 1962 noch vor Gronland welches 1982 ausschied Eurafrika entwickelte sich im Spatkolonialismus zum realen politischen Projekt innerhalb komplexer Strukturen zwischen der EWG Frankreich und ehemaligen franzosischen Kolonien in Afrika welche im Jahr 1958 zur EWG assoziiert wurden 2 Bis zum heutigen Zeitpunkt lasst sich in Handelsvereinbarungen und entwicklungspolitischen Abkommen zwischen den ungleichen Partnern EU und Afrika eurafrikanischer Grundgehalt nachzeichnen Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge des Begriffs 2 Die Institutionalisierung Eurafrikas in der Nachkriegszeit 2 1 Die Rolle Frankreichs 2 2 OEEC Haager Kongress und die Grundung des Europarats 2 3 Die Schuman Erklarung 2 4 Bedeutung der Sueskrise 2 5 Die Romischen Vertrage und die EWG Assoziierungspolitik 3 Eurafrikanischen Entwicklungskonzepte 3 1 Der Europaische Entwicklungsfond 3 2 Multilaterale Abkommen im Zuge der Dekolonialisierung Yaounde Lome 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUrsprunge des Begriffs BearbeitenIn Anbetracht des damaligen europaischen liberalen Zivilisationsglaubens Sub Sahara Afrika in den europaischen Kontinent einzubinden entstand bereits Ende des 19 Jahrhunderts das Konzept eines eurafrikanischen Doppelkontinentes Afrika sollte in ein fortschrittliches und vereintes Europa innerhalb einer gemeinsamen eurafrikanischen Interessen und Wirtschaftsgemeinschaft einbezogen werden um den europaischen Einfluss in den Kolonien zu sichern 3 In den 1920er Jahren gewann die Konzeption Eurafrika innerhalb ideologisch gepragter integrationspolitischer Bewegungen an Prominenz und Tragweite Namentlich wurde der Begriff zum ersten Mal von der Paneuropa Union verwendet die im Jahr 1922 unter Fuhrung des Osterreichers Richard Nikolaus Coudenhove Kalergi gegrundet wurde Angesichts der Schrecken des Ersten Weltkrieges der Ruhrbesetzung und der anhaltenden Grenzkonflikte zwischen Frankreich und Deutschland vertrat der Kosmopolit Coudenhove Kalergi die Vorstellung eines friedlichen Europas durch die Organisation der Wirtschaft auf kontinentaler Ebene und der Vermittlung von Europa als spiritueller und weltanschaulicher Einheit 4 Das Projekt Eurafrika spielte in der Vision einer wirtschaftlichen und geopolitischen Blockbildung insofern eine Rolle als Afrika die notwendige Flache unter europaischer Herrschaft darstelle um die Schaffung eines machtigen Europas zu sichern Nur im Rahmen einer Gemeinsamen Erschliessung der Europaischen Kolonien 5 zur Versorgung von Europa mit Ressourcen konnten so Coudenhove Kalergi die Westeuropaer eine dritte Kraft gegen ostliche und westliche Machte bilden 6 Somit liesse sich die Synergie europaischer Staaten fur die Bewirtschaftung Afrikas im damaligen Kontext der Rassentrennung durchaus als identitatsstiftendes Moment der europaischen Bevolkerung deuten denn Eurafrika vereine die hochste Kulturvolker der weissen Rasse mit den primitivsten Naturvolkern der schwarzen 7 Aus dem Zusammenschluss profitiere Europa zusatzlich von neuen Absatzmarkten und Lebensraum Afrika im Gegenzug von der europaischen Moralitat Kultur dem zivilen Fortschritt und demokratischen Strukturen 8 In dem Irrglauben die Europaer traten nicht als Unterdrucker sondern als Befreier der schwarzen Rasse auf zeichnete sich in der programmatischen Skizze des Doppelkontinentes Eurafrika ein rassistischer realitatsverzerrender Fortschrittsglauben ab welcher sich mit imperialistischen europaisch foderalistischen Grundgedanken verband 9 Der Entwurf eines Doppelkontinents hatte es in der unmittelbaren Nachkriegszeit schwer sich in realpolitische Strategien zu transformieren Coudenhove Kalergi plante keineswegs eine Weiterentwicklung nationaler Eigeninteressen sondern proklamierte vorrangig ein Friedensprojekt durch die gemeinsame Nutzung wirtschaftlicher militarischer und politischer Ressourcen der benachbarten Kontinente 10 Das Projekt Eurafrika als asymmetrische auf kolonialen Grundgedanken basierende Gemeinschaft zwischen Afrika und Europa bildete im Folgenden unter Schriftstellern Politikern und Wirtschaftsfuhrern einen historischen Mythos welcher sich jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg im Prozess der europaischen Integration in den 1950er Jahren zum realitatserzeugenden Projekt entwickelte 11 Die Institutionalisierung Eurafrikas in der Nachkriegszeit BearbeitenBei der Betrachtung der Ausgangssituation der Europaischen Integration fallt aus kolonialpolitischer Sichtweise auf dass vier der sechs Grundungsstaaten noch Kolonialmachte waren und somit die Grundung der Europaischen Gemeinschaft nicht frei von kolonialpolitischen Ambitionen zu verstehen ist Zwar hatten sich Italien und die Niederlande von ihren Kolonien getrennt auch Deutschland verlor seine Kolonien bereits im Ersten Weltkrieg doch verfolgten Belgien und insbesondere Frankreich nach wie vor eigennutzige machtpolitische Strategien zum Erhalt ihres kolonialen Imperiums 12 Eurafrika ist somit untrennbar im Kontext von pazifistischen okonomischen und geopolitischen interessenleitende Ideen der europaischen Integrationsgeschichte zu interpretieren Der europaische Einigungsprozess wird in der europaischen Integrationsforschung jedoch stark vom Gedanken des Fortschritts der Friedenssicherung sowie der Schaffung einer europaischen Solidaritat und eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes dominiert 13 Die Vernachlassigung der Klarung der kolonialen Frage so Hansen und Jonsson in ihrem Forschungsprojekt zu Eurafrika 2011 liesse sich vor allem auf die Transformation der Kolonialisierung von nationalen kolonialen Projekten zu einer gemeinschaftlichen europaischen Kolonialisierung Afrikas wahrend der Grundungsjahre der Europaischen Gemeinschaft zuruckfuhren Da die Konzeption Eurafrika nicht vornehmlich Ziel und Leitidee aller sechs EWG Grundervater darstellte ist Letzteres im Wissenschaftsdiskurs jedoch umstritten Frankreich nahm eine besondere Rolle in der Verhandlung um die Integration der Uberseeterritorien im Jahr 1956 ein Es sei daher wahrscheinlicher anzunehmen dass die Entwicklungskooperation Eurafrika als eine Art Kompensationszahlung zur Einwilligung Frankreichs zum Gemeinsamen Markt fungierte so Gary Marks in seiner Kritik 14 an den Ausfuhrungen von Hansen und Jonsson Die Rolle Frankreichs Bearbeiten Die Meinung dass Frankreichs treibende Kraft im Prozess der Europaischen Integration vor allem auf das franzosische Bestreben zuruckzufuhren ist den Einfluss in Afrika zu erhalten und zu verstarken wird von vielen Europa Wissenschaftlern geteilt 15 Die Festigung der Beziehungen von Frankreich und dem franzosischen Kolonialreich wurde bereits auf Basis der Union francaise ein das franzosische Kolonialreich umfassender Wirtschaftsgrossraum welcher im Jahr 1946 institutionalisiert wurde gewahrleistet 16 Die geostrategische Wichtigkeit der afrikanischen Kolonien in Subsahara Afrika ergab sich zudem aufgrund der Weigerung der asiatischen Kolonien wie Indochina dem Bundnis beizutreten 17 Im Zuge des Endes des Zweiten Weltkrieges geriet die autarke Afrikapolitik Frankreichs zunehmend in eine internationale und interne Legitimationskrise welche durch neue Formen der investitions getriebenen Entwicklungspolitik in den afrikanischen Kolonien gelost werden sollte 18 Indem die Europaische Wirtschaftsgemeinschaft finanzielle Mittel zur Stabilisierung der afrikanisch franzosischen Beziehungen in den ehemaligen Kolonien zur Verfugung stellte als auch die gemeinsame Europaische Entwicklungspolitik sich am Entwicklungsmodell Frankreichs orientierte 19 fuhrte zunachst auch die fruhe Europaische Gemeinschaft koloniale Strukturen im frankophonen Afrika weiter Die gleichzeitige Existenz von bilateralen franzosisch afrikanischen Abkommen und multilateralen Entwicklungskonzepten der EWG sorgte fur eine kompetitive Situation in der jungen europaischen Gemeinschaft Da die Europaische Entwicklungspolitik gleich nach der gemeinsamen Agrarpolitik eines der aktivsten Politikfelder der jungen Gemeinschaft wurde setzte eine gewisse Europaisierung der kolonialen Beziehungen Frankreichs ein 20 Besser gesagt musste Frankreich im Zuge der Europaischen Integration seine Entwicklungsstrategie aus dem kolonialen Zeitalter in Richtung eines nachhaltigen dekolonisierten Politikfeldes verandern 21 Das politische Schlagwort Eurabia nimmt einige der Aspekte wie tatsachliche Vernetzung im Umfeld der Eurafrikadiskurses im rechtspopulistischen Umfeld mit auf OEEC Haager Kongress und die Grundung des Europarats BearbeitenDie Grundung der OEEC im Jahr 1948 Organisation fur europaische wirtschaftliche Zusammenarbeit spater Organisation fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD war eine der ersten institutionalisierten Instanzen Eurafrikas in Form einer integrierten Arbeitsgruppe fur die kolonialen Uberseegebiete 22 Mit intensiver europaischer Zusammenarbeit im Kolonialbereich sollte die wirtschaftliche und soziale Entwicklung insbesondere in Afrika durch private und offentliche Investitionen in den Uberseegebieten vorangetrieben werden 23 It is in the interest of the whole free world that the colonial territories which form part of it should endeavor to speed up and increase the production of scarce material OEEC 1951 20 Grossbauplane zur Forderung der Infrastruktur Landwirtschaft Wasserversorgung in den afrikanischen Kolonien wenn auch bescheidener formuliert als in der Zwischenkriegszeit 24 zeugen von einer Fortfuhrung eines eurafrikanischen Grossprojektes unter spatkolonialen Vorzeichen Der Haager Kongress 1948 gab die Initialzundung zur Grundung des Europarates welcher sich bezuglich Afrika mit Worten der Entwicklung der kolonialen Territorien zum kollektiven Nutzen fur Westeuropa ausserte Dieser Nutzen bestehe so Palayret 2005 in seinen Ausfuhrungen uber die Inhalte des Kongresses in der Schaffung von neuen Markten und Lebensraum sowie im Auftreten Europas als Dritte Kraft in der Weltpolitik durch die Integration der afrikanischen Kolonien in die europaischen Staaten 25 Die Schuman Erklarung Bearbeiten Die Schuman Erklarung vom 9 Mai 1950 wird in Europa als Geburtsstunde der EU gefeiert Die deutsch franzosische Vereinigung der Kohle und Stahl Produktion gilt nicht nur als Zeichen des Friedens Solidaritat und wirtschaftlicher Kooperation zwischen den EU Staaten sondern auch als gemeinschaftliche geopolitische Entscheidung im Umgang mit Afrika Die aus der Produktionsgemeinschaft geschaffenen Ressourcen werden der gesamten Welt ohne Unterschied und Ausnahme zur Verfugung gestellt um zur Hebung des Lebensstandards und zur Forderung der Werke des Friedens beizutragen Europa wird dann mit vermehrten Mitteln die Verwirklichung einer seiner wesentlichsten Aufgaben verfolgen konnen die Entwicklung des afrikanischen Erdteils abzuleiten Robert Schuman 9 Mai 1950 26 Mit diesen Worten schuf der Schuman Plan nicht nur die Basis fur die Europaische Gemeinschaft fur Kohle und Stahl mit Italien Westdeutschland Frankreich und den Beneluxlandern sondern trat gleichzeitig einen ersten vertraglichen Schritt in Richtung der Realisierung des Projektes Eurafrika 27 Da sich erst in den fruhen 1950er Jahren die militarisch politisch und okonomisch labile Nachkriegsstruktur stabilisierte konnten mit der Grundung erstmals gewisse Ressourcen in Europa und Afrika zusammengelegt werden um den okonomischen Nutzen fur die ehemaligen Kolonisatoren zu erhohen 28 und Frankreichs Grossmacht und Kolonialreich abzusichern Die Zuspitzung der militarischen Auseinandersetzungen im Kampf um der Unabhangigkeit im franzosischen Indochina und Algerien zeigt auf dass trotz des eurafrikanischen Grundgehaltes des Schuman Planes und des Vertrages der EGKS keine Dekolonisationsstrategie zu erkennen war 29 Kolonialhistoriker der fruhen 1980er Jahre wiesen bereits darauf hin dass Frankreich bis zur tatsachlichen Unabhangigkeit der afrikanischen Territorien bis zum Jahr 1960 keine Dekolonisationspolitik anwendeten 30 Bedeutung der Sueskrise Bearbeiten Hauptartikel Sueskrise Der Abzug von franzosisch britischen Militargruppen aus Agypten im Jahre 1956 nach Einschreiten der Vereinten Nationen und der Sowjetunion stellte sowohl einen Hohepunkt des Kalten Kriegs als auch einen Wendepunkt der westlichen Einigungspolitik dar Die nur noch begrenzte Macht und Handlungsfahigkeit der ehemaligen Kolonialmachte Frankreich und England erzeugte einen Bewusstseinswandel in Richtung Dekolonisierung 31 Afrikas und Integration der europaischen Staaten als Dritte Macht gegen die Vereinten Nationen und die Sowjetunion 32 Die Romischen Vertrage und die EWG Assoziierungspolitik Bearbeiten Die Romischen Vertrage von 1957 zur Grundung der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft als Ausgangspunkt fur den Gemeinsamen Markt der beteiligten Lander implizierten die Anfange einer europaischen Afrikapolitik und damit auch die Institutionalisierung von Eurafrika Insbesondere die Motivation Frankreichs im Prozess der Europaischen Einigung muss vor dem Hintergrund einer europaischen Institutionalisierung kolonialer Machtstrukturen in Afrika interpretiert werden Aus wirtschaftlicher Perspektive erscheinen Frankreichs Beweggrunde plausibel Rund ein Viertel der franzosischen Importe stammten aus den Kolonien in welchen Exporte aus Frankreich durch protektionistische Zollmassnahmen einen geschutzten Markt fanden Von franzosisch afrikanischen Handelsbeziehungen hingen im Jahr 1957 rund 300 000 Arbeitsplatze ab 33 Mit einem Mitte der 1950er Jahre beginnenden Transformationsprozess der franzosisch afrikanischen Beziehungen stellt Frankreich geradezu einen Sonderfall der internationalen Nord Sudbeziehungen dar 34 In diesem Kontext oszillierte Frankreichs Transformation der Afrikapolitik zwischen fortbestehenden kolonialen Denkweisen und neuen Entwicklungspostulaten welche in den Bedingungen fur die Vertragsverhandlungen der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft zum Ausdruck kamen Die conditio sine qua non zur Unterzeichnung der Romischen Vertrage besagte 35 dass Frankreich nur dem Gemeinsamen Markt beitreten wird wenn sich alle EGKS Mitglieder verpflichtet fuhlten sich bei der franzosischen Dekolonisation in Afrika zu beteiligen der damit verbundenen Assoziation der Uberseegebiete aller Mitgliedsstaaten in den Gemeinsamen Markt zu integrieren und damit gegenseitigen Marktzugang zu gewahrleisten die Losung der Entwicklungsproblematik Frankreichs innerhalb einer Gemeinsamen Europaischen Entwicklungspolitik zu betten Deutschland die Niederlande und Luxemburg zeigten sich den Forderungen skeptisch gegenuber Die okonomischen Verpflichtungen erschienen wenig attraktiv fur die Mitgliedstaaten die von kolonialen Beziehungen befreit waren Deutschland sah in der Vertragsunterzeichnung jedoch die Chance seine Aussenwahrnehmung nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen einer Versohnung mit Frankreich zu verbessern Trotz innenpolitischer Unstimmigkeiten wurde nach Verhandlungen zwischen Adenauer und de Gaulle die Kolonialgebiete unhinterfragt assoziiert und der Europaische Entwicklungsfonds ins Leben gerufen 36 Schliesslich werden die uberseeischen Lander und Hoheitsgebiete der Gemeinschaft assoziiert um den Handelsverkehr zu steigern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung durch gemeinsame Bemuhungen zu fordern EWG Vertrag 37 Artikel 3k Mit der Assoziierung von sechs Uberseegebieten Frankreichs und Belgiens wurde die Interdependenz zwischen der kolonialen Frage und der Europaischen Integration institutionalisiert Ahnlich wie schon der Schuman Plan und die Grundung der EGKS innereuropaischen Frieden und okonomische Vorteile fur die Mitgliedsstaaten beabsichtigten war auch das Ziel der Eurafrikanischen Gemeinschaft eine gleichberechtigte Entwicklungspartnerschaft zwischen Europaern und Afrikanern herzustellen 38 Zwar propagierte die Partnerschaft die Sicherung des eurafrikanischen Friedens im Sinne einer volkerrechtlichen Unabhangigkeit Afrikas 39 der Schlusselbegriff Eurafrikanische Interdependenz bezog sich jedoch vielmehr auf europaische Investitionen in die okonomische und soziale Entwicklung in den afrikanischen Landern und Territorien Ebenso war die Assoziationspolitik im Rahmen der Romischen Vertrage vor dem Hintergrund der Offnung der Markte in den afrikanischen Uberseegebieten vielmehr eine Strategie des Schutzes von kolonialen Markten und des Ressourcenzugewinns fur Europa als eine europaische Dekolonisationsstrategie 40 Die EWG Grunderstaaten profitierten somit nicht nur starker von der Wirtschaftskooperation mit Afrika beim Absatz ihrer Industrieprodukte und der Rohstoffversorgung der eurafrikanische Zusammenschluss ermoglichte schliesslich auch eine starkere Machtposition zwischen den Fronten des Kalten Krieges 41 Umgekehrt fanden die Forderungen nach politischer Souveranitat und Dekolonisation seitens der afrikanischen Gebiete kein Gehor wahrend der Verhandlungen 42 In diesem Kontext konnte die Fortfuhrung eurafrikanischer Strukturen innerhalb der EWG auch als Strategie interpretiert werden die panafrikanische Bewegung und jede Art von regionaler afrikanischer Integration zu behindern 43 Nkrumah ghanaischer Sprecher der Afrikanischen Unabhangigkeitsbewegung bezeichnete daher die Pan Afrikanische Bewegung als einzigen Weg sich von neo kolonialen Strukturen zu entfernen und wirtschaftliche Unabhangigkeit des Kontinents zu erreichen 44 Eurafrikanischen Entwicklungskonzepte BearbeitenDer Europaische Entwicklungsfond Bearbeiten Als Implementing Convention wurden die einzelnen Bestimmungen zur Durchsetzung des EEF in die Romischen Vertrage aufgenommen am 1 Januar 1958 in Kraft gesetzt Neben 20 franzosischen Kolonien in Afrika sowie sieben weiteren franzosischen Uberseegebieten zahlten zwei belgische Gebiete Kongo Ruanda Urundi ein italienisches Gebiet Somalia und ein niederlandisches Gebiet Neu Guinea dazu Zunachst fur funf Jahre 1958 1963 geltend belief sich der EEF auf 581 Mio US 45 Auf Basis der Grundlage der Entwicklungsvereinbarung einer statusgleichen und gleichberechtigten Partnerschaft musste der EEF nach Ablauf des Abkommens im Jahr 1963 in einen neuen Modus der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit uberfuhrt werden Im Brusseler Assoziierungsausschuss war man bemuht insbesondere im Zuge der Unabhangigkeit der meisten afrikanischen Territorien im Rahmen des EEF die Beziehungen zwischen der EWG und den assoziierten Gebieten innerhalb eines neuen Abkommen neu zu konfigurieren Die enge Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika sollte auf freiwilliger Basis fortgesetzt und die okonomischen Bindungen stabilisiert werden Den afrikanischen Staaten sollte gleichzeitig die Gelegenheit zur Bestatigung ihrer Souveranitat und Unabhangigkeit gegeben werden 46 Multilaterale Abkommen im Zuge der Dekolonialisierung Yaounde Lome Bearbeiten Das Yaounde Abkommen aus dem Jahr 1963 mit einer erneuten Laufzeit von funf Jahren umfasste dabei 18 afrikanische Staaten AASM Staaten Associated African States and Madagascar zu denen sich im Rahmen des Yaounde II Mauritius anschloss Zwar befreite sich die eurafrikanische Partnerschaft dank dieser multilateraler Abkommen und Wirtschaftsvereinbarungen im Laufe der 1960er Jahre von den spatkolonialen Fesseln der EWG Grundungsjahre in Richtung eines Integrationsleitbildes 47 die Handelsprivilegien fur die europaischen Staaten wurden jedoch nicht vollstandig aufgehoben 48 Von Beginn an sorgte daher die Unterzeichnung der Vertrage fur Kritik seitens afrikanischer Fuhrungsgruppen In der Tat bezogen sich die EU deutlich auf Elemente der Eurafrika Ideologie der Komplementaritat und Interdependenz bei der Unterzeichnung des Nachfolgeabkommen Lome 49 We are dependent on the Third World here and now as well as in the future It in turn depends on us to a considerable degree Our interests are linked We should therefore try to express this dependence clearly and irrevocably Claude Cheysson ehemaliger Entwicklungskommissionar und franzosischer Aussenminister Martin 1982 228 Das Lome Abkommen aus dem Jahr 1975 zwischen den EG Landern und 77 Entwicklungslandern in Afrika Karibik und Pazifik AKP Staaten wurde zusammen mit den assoziierten Commonwealth Landern als Beginn eines neuartigen Nord Sud Dialoges erachtet 50 und in den folgenden Jahren mit Nachfolgervertragen erweitert Lome II 1979 Lome III 1984 Lome IV 1989 und Cotonou Abkommen 2000 Wahrend einige der Meinung sind dass viele Elemente der Lome Konvention dringend liberalisiert werden sollten betrachten andere die multilateralen Vertrage als Verfestigung einer post kolonialen Kooperation 51 Letzteres geht davon aus dass die EU fur neo koloniale Re produktionsprozesse durch die Fortfuhrung der okonomischen wissenschaftlichen und kulturellen Einflussnahme auf Afrika verantwortlich zu sei Fakt ist dass das Konzept Eurafrika in den Strukturen bestehender volkerrechtlicher Entwicklungskooperationen noch immer enthalten ist da die Handelsbeziehungen zwischen der heutigen EU und den AKP Staaten nicht separat von spatkolonialen Interaktionen zwischen Afrika und den Europa betrachtet werden konnen Literatur BearbeitenStefan Brune Die franzosische Afrikapolitik Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch Baden Baden 1995 Brune Stefan 2000 Jenseits benevolenter Rhetorik Offene Grundfragen europaischer Entwicklungspolitik In Nord Sud aktuell Nr 14 2 S 296 303 Coudenhove Kalergi Richard Nikolaus 1929 Afrika In Paneuropa Nr 5 Heft 7 Coudenhove Kalergi Richard Nikolaus 1933 Pan Europa Manifest In Paneuropa Nr 9 Heft 6 Hansen Peo Jonsson Stefan 2011 Bringing Africa as a Dowry to Europe In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 S 443 463 1 Klever Martin 2006 Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent Eupen Marks Gary 2012 Scale Community and Eurafrica A Response to Hansen and Jonsson In JCMS Journal of Common Market Studies Nr 50 6 S 1042 1044 Martin Guy 1982 Africa and the Ideology of Eurafrica NeoColonialism Or PanAfricanism The Journal of Modern African Studies Nr 20 S 221 238 Moser Thomas 2000 Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 Baden Baden Organization for European Economic Cooperation 1951 Investments in Overseas Territories in Africa South of the Sahara Paris OEEC Rempe Martin 2011 Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 Rempe Martin 2011 Review of Vahsen Urban Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren In H Soz u Kult H Net Reviews Nr Oktober Thobie Jacques 1990 Histoire de la France coloniale Paris Vahsen Urban 2010 Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren Stuttgart Zartman I William 1976 Europe and Africa Decolonization or Dependency Foreign Affairs an American Quarterly Review Nr 54 2 S 325 343 Einzelnachweise Bearbeiten Guy Martin Africa and the Ideology of Eurafrica NeoColonialism or PanAfricanism In The Journal of Modern African Studies Nr 20 1982 S 221 Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 3 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 95 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 448 f Caudenhove Kalergi Paneuropa Manifest In Paneuropa Nr 9 1933 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 104 Coudenhove Kalergi Afrika In Paneuropa Nr 5 1929 S 4 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 449 f Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 101 f Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 144 f Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 17 Martin Klever Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent 2006 S 53 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 444 f Gary Marks Scale Community and Eurafrica A Response to Hansen and Jonsson In JCMS Nr 50 6 2011 S 1043 Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 5 Urban Vahsen Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren 2010 S 66 Jacques Thobie Histoire de la France coloniale 1990 S 368 f Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 7 Urban Vahsen Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren 2010 S 122 ff Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 10 Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 16 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 451 Organization for European Economic Cooperation OEEC Investments in Overseas Territories in Africa South of the Sahara 1951 S 20 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 451 Jean Marie Palayret Les mouvements proeuropeens et la question de l Eurafrique du Congres de La Haye a la Convention de Yaounde 1948 1963 zitiert nach Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 452 Schuman Erklarung 9 Mai 1950 Webseite der Europaischen Union Abgerufen am 15 April 2013 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 454 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 274 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 508 Martin Rempe Review of Vahsen Urban Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren In H Soz u Kult H Net Reviews Nr Oktober 2011 S 1 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 341 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 456 Stefan Brune Die franzosische Afrikapolitik Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch Baden Baden 1995 S 43 Brune Stefan Die franzosische Afrikapolitik Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch 2011 S 109 Martin Rempe Decolonization by Europeanization The Early EEC and the Transformation of French African Relations In KFG Working Paper Series Nr 27 2011 S 9 Stefan Brune Jenseits benevolenter Rhetorik Offene Grundfragen europaischer Entwicklungspolitik In Nord Sud aktuell 14 Nr 2 2000 S 296 EWG Vertrag Webseite der Europaischen Union Abgerufen am 15 April 2013 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 503 ff Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 508 Zartman I William Europe and Africa Decolonization or Dependency In Foreign Affairs an American Quarterly Review Nr 54 2 1976 S 328 Peo Hansen Stefan Jonsson BRINGING AFRICA AS A DOWRY TO EUROPE In Interventions International Journal of Postcolonial Studies Nr 13 3 2011 S 457 ff Martin Klever Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent 2006 S 53 Guy Martin Africa and the Ideology of Eurafrica NeoColonialism or PanAfricanism In The Journal of Modern African Studies Nr 20 1982 S 236 Guy Martin Africa and the Ideology of Eurafrica NeoColonialism or PanAfricanism In The Journal of Modern African Studies Nr 20 1982 S 238 Martin Klever Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent 2006 S 55 Martin Klever Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent 2006 S 56 Thomas Moser Europaische Integration Dekolonisation Eurafrika Eine historische Analyse uber die Entstehungsbedingungen der eurafrikanischen Gemeinschaft von der Weltwirtschaftskrise bis zum Jaunde Vertrag 1929 1963 2000 S 504 Zartman I William Europe and Africa Decolonization or Dependency In TForeign Affairs an American Quarterly Review Nr 54 2 1976 S 330 ff Guy Martin Africa and the Ideology of Eurafrica NeoColonialism or PanAfricanism In The Journal of Modern African Studies Nr 20 1982 S 228 Urban Vahsen Eurafrikanische Entwicklungskooperation Die Assoziierungspolitik der EWG gegenuber dem subsaharischen Afrika in den 1960er Jahren 2010 S 396 Martin Klever Die EU Entwicklungspolitik zwischen Anspruch und Realitat Europas Verantwortung fur den afrikanischen Kontinent 2006 S 65 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eurafrika amp oldid 237437112