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Die Erzahltechnik ist das Verfahren der Veranderung von Elementen der Wirklichkeit zum Zwecke der Darstellung eines fiktionalen Erzahlgeschehens Beim Standardmodell des Erzahlens wird in der Regel Vergangenes wiedergegeben sei es fiktional oder nicht Bei Videospielen hingegen wird das Erzahlte im Verlauf des Spiels durch die Interaktion zwischen Spieler und Computer simuliert das heisst die erzahlten Ereignisse entstehen in die Zukunft hinein 1 Beim Standardmodell des Erzahlens gelten folgende Elemente als konstitutiv fur die Wirklichkeit Daten Orte Fakten Figuren Ausserungen Ereignisse Zusammenhange Diese werden durch Stil Grammatik und Sprachpragmatik bearbeitet verfremdet und verkleidet Von fiktionalen Erzahlungen wird erwartet dass in ihnen Sprache nicht ausschliesslich sachlich konstatierend verwendet wird sondern dass es zum Beispiel relativierende Bezuge gibt und ein kunstlerischer Stil auszumachen ist der eventuell mit ironischen Brechungen arbeitet Erzahltechniken des Standardmodells lassen sich gliedern in Erzahlsituation Zeitstruktur des Erzahlens sowie Rede und Bewusstseinswiedergabe Inhaltsverzeichnis 1 Erzahlsituation 2 Zeitstruktur des Erzahlens 3 Rede und Bewusstseinswiedergabe 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseErzahlsituation BearbeitenDer Erzahler ist vom erzahlenden Autor abzugrenzen auch wenn der Prosaautor als faktischer Urheber des Erzahltextes prasent zu bleiben scheint und mitunter in jedem Werk auch autobiografische Anteile zu finden sind Diese methodische Regel gilt selbst dann wenn der Autor seinem Erzahler den eigenen Namen gibt In dem Roman Das bin doch ich von Thomas Glavinic z B erzahlt Thomas Glavinic er habe den ursprunglichen Artikel uber sich bei Wikipedia selbst geschrieben und dabei damit das nicht sofort auffalle uber einen seiner Romane Negatives geschrieben Es ist also ausdrucklich davor zu warnen Authentizitatsbeteuerungen des Erzahlers blind zu vertrauen Der Erzahler kann als eine Art Stellvertreter angesehen werden den der eigentliche Autor vorschiebt Bezuglich der Erzahlsituation lasst sich ein Werk grundsatzlich unterscheiden dahingehend ob sich ein Erzahler uberhaupt vernehmen lasst also ob man den Eindruck hat jemand erzahle kommentierend und erlauternd die vorliegende Geschichte auktoriales Erzahlen oder ob man eher den Eindruck hat das Geschehen werde prasentiert ohne dass sich ein Erzahler vernehmen lasst personale und neutrale Erzahlform und Erzahlperspektive Erzahlerinstanz Bei Letzterem lasst sich weiter unterscheiden ob das Geschehen von aussen also ahnlich der Darstellung nach Aufnahme durch ein Kameraobjektiv prasentiert wird neutrales Erzahlen oder ob das was kommentarlos prasentiert wird gerade die Innenwelt der Erzahlfigur ihre Gedanken ihr Bewusstsein ist personales Erzahlen Diese letztere Darstellung ist Kennzeichen des modernen Romans Zeitstruktur des Erzahlens Bearbeiten Hauptartikel Erzahlgeschwindigkeit Bei einer Analyse der erzahlerischen Zeitordnung kann man unterscheiden zwischen zeitdeckendem Erzahlen erzahlte Zeit und Erzahlzeit stimmen uberein zeitdehnendem Erzahlen und zeitraffendem Erzahlen Eine lineare Zeitstruktur wird ausserdem unterbrochen durch Ruckwendung Analepse und Vorausdeutung Prolepse Rede und Bewusstseinswiedergabe BearbeitenDie Personenrede kann wiedergegeben werden als direkte Rede oder indirekte Rede Das Personenbewusstsein kann des Weiteren dargestellt werden als Gedankenbericht also im Prinzip indirekte Rede die durch Verben des Denkens Wahrnehmens oder Fuhlens eingeleitet wird Erlebte Rede Bewusstseinsstrom und innerer Monolog Siehe auch BearbeitenErzahltheorie Erzahlverhalten Rhetorik Typologisches Modell der Erzahlsituationen KlanggeschichteLiteratur BearbeitenMatias Martinez Michael Scheffel Einfuhrung in die Erzahltheorie Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 44052 5 9 erweiterte und aktualisierte Auflage ebenda 2012 ISBN 978 3 406 63860 2 Jochen Vogt Aspekte erzahlender Prosa Grundstudium Literaturwissenschaft Bd 8 Bertelsmann Universitats Verlag Dusseldorf 1972 ISBN 3 571 09278 3 11 aktualisierte Auflage Fink Munchen 2014 ISBN 978 3 8252 4056 1Einzelnachweise Bearbeiten Marie Laure Ryan Narrative and Digitality Learning to Think With the Medium in A Companion to Narrative Theory edited by James Phelan and Peter J Rabinowitz Blackwell Publishing Malden Massachusetts and Oxford 2005 paperback edition 2008 ISBN 978 1 4051 1476 9 Inhaltsverzeichnis pp 515 528 Normdaten Sachbegriff GND 4124854 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erzahltechnik amp oldid 218955463