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Die Erste Brasilianische Republik auch Alte Republik genannt portugiesisch Republica Velha portugiesische Aussprache ʁeˈpublikɐ ˈvɛʎɐ offiziell die Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien bezieht sich auf den Zeitraum der brasilianischen Geschichte von 1889 bis 1930 Die Alte Republik begann mit der Absetzung von Kaiser Pedro II im Jahr 1889 und endete mit der brasilianischen Revolution von 1930 die Getulio Vargas als neuen Prasidenten einsetzte Wahrend der Ersten Brasilianischen Republik wurde Brasilien von einer Form der Maschinenpolitik beherrscht die als Koronelismus bekannt ist und bei der die politische und wirtschaftliche Sphare von Grossgrundbesitzern beherrscht wurde Die machtigsten dieser Grossgrundbesitzer waren die Kaffeeindustrie in Sao Paulo und die Milchwirtschaft in Minas Gerais Aufgrund der Macht dieser beiden Industrien wurde das politische System der Alten Republik als Milchkaffee Politik bezeichnet Republik der Vereinigten Staaten von BrasilienRepublica dos Estados Unidos do Brasil1889 1930Flagge WappenWahlspruch Ordem e ProgressoAmtssprache PortugiesischHauptstadt Rio de JaneiroStaats und Regierungsform Militarregime 1889 1894 Oligarchische foderale Prasidialrepublik 1894 1930 Staatsoberhaupt zugleich Regierungschef PrasidentStaatsreligion romisch katholischEinwohnerzahl 1890 14 333 9151900 17 438 4341920 30 635 605Wahrung RealErrichtung 15 November 1889Vorgangergebilde Kaiserreich BrasilienEndpunkt 3 November 1930Abgelost von Zweite Brasilianische RepublikVorlage Infobox Staat Wartung NAME DEUTSCH Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Herrschaft der Grundbesitz Oligarchien 3 Latifundio Volkswirtschaften 4 Brasilien im Ersten Weltkrieg 4 1 Vor dem Krieg 4 2 Der Krieg 5 Demografischer Wandel 6 Entwicklungen in der Alten Republik 7 Kampf um Reformen 8 Der Untergang der Alten Republik 8 1 Die Parlamentswahlen von 1930 8 2 Die Revolution 9 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenAm 15 November 1889 setzte Marschall Deodoro da Fonseca Kaiser Pedro II ab erklarte Brasilien zur Republik und reorganisierte die Regierung Nach der 1891 verabschiedeten neuen republikanischen Verfassung war die Regierung eine konstitutionelle Demokratie die jedoch nur nominell existierte In Wirklichkeit wurden die Wahlen manipuliert die Wahler in den landlichen Gebieten wurden unter Druck gesetzt oder dazu gebracht fur die von ihren Chefs ausgewahlten Kandidaten zu stimmen und wenn all diese Methoden nicht funktionierten konnten die Wahlergebnisse immer noch durch einseitige Entscheidungen der Kommission zur Uberprufung der Befugnisse des Kongresses geandert werden die Wahlbehorden in der Republica Velha waren nicht unabhangig von der Exekutive und der Legislative die von den herrschenden Oligarchen beherrscht wurden Dieses System fuhrte dazu dass die Prasidentschaft Brasiliens abwechselnd von den Oligarchien der dominierenden Bundesstaaten Sao Paulo und Minas Gerais ausgeubt wurde die das Land uber die Republikanische Partei Paulistas PRP und die Republikanische Partei Minas PRM regierten Dieses Regime wird oft als cafe com leite Milchkaffee bezeichnet nach den jeweiligen landwirtschaftlichen Erzeugnissen der beiden Bundesstaaten Die erste brasilianische Flagge nach dem Fall des Kaiserreichs entworfen von Ruy Barbosa wurde zwischen dem 15 und 19 November 1889 verwendet nbsp Staatsflache Brasiliens wahrend der Zeit der Alten Republik ab dem Jahr 1903Die brasilianische Republik war kein ideologischer Nachkomme der aus der Franzosischen oder Amerikanischen Revolution hervorgegangenen Republiken obwohl das brasilianische Regime versuchte sich mit beiden zu assoziieren Die Republik hatte nicht genugend Ruckhalt in der Bevolkerung um offene Wahlen zu riskieren Die Republikaner machten Deodoro zum Prasidenten 1889 91 und ernannten nach einer Finanzkrise Feldmarschall Floriano Vieira Peixoto zum Kriegsminister um sich die Loyalitat des Militars zu sichern 1 Herrschaft der Grundbesitz Oligarchien BearbeitenDie Offiziere die sich Feldmarschall Deodoro da Fonseca bei der Beendigung des Kaiserreichs anschlossen hatten einen Eid geleistet das Kaiserreich zu erhalten Das Offizierskorps loste den Widerspruch schliesslich auf indem es seine Pflicht an Brasilien selbst und nicht an vorubergehende Regierungen knupfte Die Republik wurde eher zufallig geboren Deodoro wollte eigentlich nur das Kabinett austauschen wurde aber von den Republikanern dazu gebracht eine Republik zu grunden 1 Die Geschichte der Alten Republik wurde von der Suche nach einer tragfahigen Regierungsform beherrscht die die Monarchie ersetzen sollte Diese Suche schwankte zwischen staatlicher Autonomie und Zentralisierung hin und her Die Verfassung von 1891 mit der die Vereinigten Staaten von Brasilien Estados Unidos do Brasil gegrundet wurden gewahrte den Provinzen die nun Bundesstaaten genannt wurden weitgehende Autonomie Es wurde ein foderales System eingefuhrt und alle Befugnisse die in der Verfassung nicht der Bundesregierung zugestanden wurden fielen den Bundesstaaten zu Damit wurde anerkannt dass die Zentralregierung nicht auf lokaler Ebene regiert Das brasilianische Kaiserreich hatte die regionalen Provinzen nicht vollstandig absorbiert und nun setzten sie sich wieder durch 1 Bis in die 1920er Jahre wurde die Bundesregierung in Rio de Janeiro von einer Kombination aus den machtigeren Bundesstaaten Sao Paulo Minas Gerais Rio Grande do Sul und in geringerem Masse Pernambuco und Bahia dominiert und verwaltet 1 nbsp Die erste Flagge der Alten RepublikDa die Monarchie durch das brasilianische Militar gesturzt worden war ist die Geschichte des Beginns der Republik in Brasilien auch die Geschichte der Entwicklung der Armee als nationale Regulierungs und Interventionsinstitution Mit der plotzlichen Abschaffung der Monarchie blieb die Armee als einzige dauerhafte und machtige nationale Institution des Landes ubrig Obwohl die romisch katholische Kirche weiterhin im ganzen Land prasent war war sie in Bezug auf Personal Doktrin Liturgie und Ziele nicht national sondern international Die Armee nahm diese neue Position strategisch ein die Monarchie war nach der Abschaffung der Sklaverei bei der konservativen Wirtschaftselite Brasiliens unpopular geworden und die Armee nutzte diesen Meinungsumschwung um sich in der Oberschicht Unterstutzung zu verschaffen Dank ihres Erfolgs in diesem Bereich stellte das Ansehen der Armee sogar andere militarische Institutionen wie die Marine und die Nationalgarde in den Schatten Die Versuche der Marine eine solche Hegemonie zu verhindern wurden in den fruhen 1890er Jahren militarisch niedergeschlagen Obwohl sie in Rio de Janeiro und Rio Grande do Sul uber mehr Einheiten und Manner verfugte als anderswo war die Prasenz der Armee im ganzen Land spurbar Ihr Personal ihre Interessen ihre Ideologie und ihre Verpflichtungen waren von nationaler Tragweite In den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts erweiterten die Vereinigten Staaten ein Grossteil Europas und das benachbarte Argentinien das Wahlrecht Brasilien hingegen schrankte den Zugang zu den Wahlurnen ein Im Jahr 1874 besassen bei einer Bevolkerung von etwa 10 Millionen etwa eine Million Menschen das Wahlrecht 1881 waren es nur noch 145 296 Dieser Ruckgang war einer der Grunde fur das Scheitern der Legitimitat des Kaiserreichs aber die Republik unternahm nichts um diese Situation zu korrigieren Im Jahr 1910 gab es nur noch 627 000 Wahler bei einer Bevolkerung von 22 Millionen Wahrend der gesamten 1920er Jahre waren nur zwischen 2 3 und 3 4 der Gesamtbevolkerung wahlberechtigt ie Instabilitat und Gewalt der 1890er Jahre hing mit dem fehlenden Konsens der Eliten uber ein Regierungsmodell zusammen da die Streitkrafte uber ihren Status ihr Verhaltnis zum politischen Regime und ihre institutionellen Ziele uneins waren Die fehlende Einheit des Militars und die Uneinigkeit der zivilen Eliten uber die Rolle des Militars in der Gesellschaft erklaren zum Teil warum es nicht zu einer langfristigen Militardiktatur kam Obwohl das Militar Brasilien nicht direkt kontrollierte waren die Militars in der Politik sehr aktiv zu Beginn des Jahrzehnts waren zehn der zwanzig Gouverneure der Bundesstaaten Offiziere Die verfassunggebende Versammlung die die Verfassung von 1891 ausarbeitete war in zwei Fraktionen gespalten Die eine wollte die Exekutivgewalt die unter Prasident Deodoro da Fonseca diktatorische Zuge annahm einschranken die andere waren die Jakobiner radikale Autoritare die sich gegen die paulistische Kaffeeoligarchie wandten und die Autoritat des Prasidenten erhalten und ausbauen wollten Die von dieser Versammlung geschaffene Verfassung etablierte eine Foderation die offiziell von einem Prasidenten einem aus zwei Kammern bestehenden Nationalkongress Congresso Nacional im Folgenden Kongress und einer Justiz regiert wurde Die eigentliche Macht lag jedoch in den Handen der Bundesstaaten und lokaler Potentaten der so genannten Colonels Die Colonels kontrollierten die brasilianische Innenpolitik weitgehend durch ein System ungeschriebener Vereinbarungen das als Coronelismo bekannt ist Der Coronelismo der die Autonomie der Bundesstaaten unterstutzte wurde als Politik der Gouverneure bezeichnet Im Rahmen dieses Systems wahlten die lokalen Oligarchien die Gouverneure der Bundesstaaten die ihrerseits den Prasidenten wahlten nbsp Die Vorderseite der Verfassung von 1891Diese informelle aber reale Machtverteilung die so genannte Politik der Gouverneure nahm als Ergebnis bewaffneter Kampfe und Verhandlungen Gestalt an Die bevolkerungsreichen und wohlhabenden Bundesstaaten Minas Gerais und Sao Paulo beherrschten das System und tauschten viele Jahre lang die Prasidentschaft untereinander aus Das System konsolidierte die staatlichen Oligarchien um Familien die der alten monarchischen Elite angehort hatten Und um die Verstaatlichungstendenzen der Armee einzudammen starkten diese oligarchische Republik und ihre staatlichen Komponenten die Marine und die Staatspolizei In den grosseren Bundesstaaten wurden die Staatspolizeien bald in kleine Armeen umgewandelt Der Oberbefehlshaber der brasilianischen Armee ordnete an dass diese sich verdoppeln sollte um sie verteidigen zu konnen nbsp Die Ausrufung der Republik von Benedito Calixto Latifundio Volkswirtschaften BearbeitenZu Beginn des 20 Jahrhunderts lebte die uberwiegende Mehrheit der Bevolkerung in Gemeinschaften die im Wesentlichen halbfeudal strukturiert waren jedoch kapitalistische Uberschusse fur den Export nach Ubersee anhauften Aufgrund des Erbes der iberoamerikanischen Sklaverei die erst 1888 in Brasilien abgeschafft wurde kam es zu einer extremen Konzentration von Landbesitz die an feudale Aristokratien erinnerte 464 Grossgrundbesitzer besassen mehr als 270 000 km Land latifundios wahrend 464 000 kleine und mittlere Betriebe nur 157 000 km bewirtschafteten Nach der Zweiten Industriellen Revolution in den Industrielandern reagierte Lateinamerika auf die steigende europaische und nordamerikanische Nachfrage nach Grundstoffen und Nahrungsmitteln Einige wenige Schlusselexportprodukte Kaffee Zucker und Baumwolle dominierten daher die Landwirtschaft Aufgrund der Spezialisierung vernachlassigten die brasilianischen Erzeuger den Inlandsverbrauch und zwangen das Land vier Funftel seines Getreidebedarfs zu importieren Wie in den meisten lateinamerikanischen Landern stutzte sich die Wirtschaft zu Beginn des 20 Jahrhunderts auf bestimmte Nutzpflanzen die von den Fazendeiros produziert wurden d h von Grossgrundbesitzern die Primarerzeugnisse nach Ubersee exportierten und ihren eigenen patriarchalischen Gemeinschaften vorstanden Zu jeder typischen Fazenda Landgut gehorten der Kaplan und die Aufseher des Besitzers seine mittellosen Bauern seine Teilpachter und seine Vertragsbediensteten Die Abhangigkeit Brasiliens von fabrikmassig hergestellten Waren und von Krediten aus dem technologisch und wirtschaftlich uberlegenen Nordatlantik schwachte die industrielle Basis des Landes Die landwirtschaftlichen Gerate waren primitiv und weitgehend nicht mechanisiert die Bauern bearbeiteten das Land mit Hacken und rodeten den Boden mit der ineffizienten Brandrodungsmethode Gleichzeitig war der Lebensstandard im Allgemeinen erbarmlich Unterernahrung parasitare Krankheiten und der Mangel an medizinischen Einrichtungen begrenzten die durchschnittliche Lebenserwartung 1920 auf achtundzwanzig Jahre Aufgrund des Systems der komparativen Vorteile und des Fehlens eines offenen Marktes konnte die brasilianische Industrie nicht mit den technologisch uberlegenen anglo amerikanischen Volkswirtschaften konkurrieren In diesem Zusammenhang kam es zum Encilhamento einem Boom amp Bust Prozess der sich in den Jahren zwischen 1889 und 1891 zunachst verstarkte und dann zusammenbrach dessen Folgen in den folgenden Jahrzehnten in allen Bereichen der brasilianischen Wirtschaft zu spuren waren 2 Die Mittelschicht war im politischen Leben noch nicht aktiv Die politische Klientelpolitik auf dem Lande ermoglichte es den Kaffeeoligarchen die staatlichen Strukturen zu ihrem Vorteil zu beherrschen insbesondere die schwachen zentralstaatlichen Strukturen die die Macht faktisch an die lokalen Agraroligarchien abgaben Dieses als Coronelismo bekannte System war ein klassisches Herrschaftssystem bei dem die Kontrolle der Patronage in den Handen eines lokal dominierenden Oligarchen des Coronel lag der im Gegenzug fur Loyalitat Gefalligkeiten verteilte So ging die hohe Analphabetenrate Hand in Hand mit dem Fehlen eines allgemeinen geheimen Wahlrechts und der Forderung nach einer freien Presse die unabhangig vom damals vorherrschenden wirtschaftlichen Einfluss sein sollte In Regionen in denen es noch nicht einmal einen Telegrafen gab und die weit von den grossen Zentren entfernt waren konnten die Nachrichten 4 bis 6 Wochen langer auf sich warten lassen Unter diesen Umstanden und in Ermangelung von Alternativen entwickelte sich im letzten Jahrzehnt des 19 und zu Beginn des 20 Jahrhunderts eine freie Presse die von eingewanderten europaischen Anarchisten ins Leben gerufen wurde und sich aufgrund der nicht segregierten ethnischen Zusammensetzung der brasilianischen Gesellschaft vor allem in den Grossstadten weit verbreitete In dieser Zeit gab es in Brasilien keine nennenswert integrierte Volkswirtschaft Vielmehr gab es in Brasilien einen Zusammenschluss regionaler Volkswirtschaften die ihre eigenen Spezialprodukte auf die europaischen und nordamerikanischen Markte exportierten Das Fehlen eines grossen Binnenmarktes mit Uberlandtransporten abgesehen von den Maultierzugen behinderte die interne wirtschaftliche Integration den politischen Zusammenhalt und die militarische Effizienz Die Regionen die Brazils wie die Briten sie nannten bewegten sich in ihren eigenen Rhythmen Der Nordosten exportierte seine uberschussigen billigen Arbeitskrafte und sah seinen politischen Einfluss schwinden als sein Zucker die Auslandsmarkte an karibische Produzenten verlor Der wilde Kautschukboom in Amazonia verlor nach 1912 seine weltweite Vormachtstellung an effiziente sudostasiatische Kolonialplantagen Die national ausgerichteten Marktwirtschaften des Sudens waren nicht dramatisch aber ihr Wachstum war stetig und ermoglichte es Rio Grande do Sul in den 1920er Jahren erheblichen politischen Einfluss auszuuben Die wahre Macht lag in den Kaffeeanbaustaaten des Sudostens Sao Paulo Minas Gerais und Rio de Janeiro die die meisten Exporteinnahmen erzielten Diese drei Staaten und Rio Grande do Sul ernteten 60 der brasilianischen Ernten stellten 75 der Industrie und Fleischprodukte her und verfugten uber 80 der Bankressourcen des Landes Brasilien im Ersten Weltkrieg BearbeitenVor dem Krieg Bearbeiten Nach der Grundung der Republik im Jahr 1889 kam es zu zahlreichen politischen und sozialen Aufstanden die vom Regime niedergeschlagen werden mussten wie z B die beiden Marineaufstande 1891 und 1893 94 3 4 der Foderalistenaufstand 1893 95 der Krieg von Canudos 1896 97 der Impfstoffaufstand 1904 der Aufstand der Einpeitscher 1910 und der Aufstand von Juazeiro Sedicao de Juazeiro 1914 Der Contestado Krieg eine Rebellion zwischen Siedlern und Landbesitzern wutete ebenfalls von 1912 bis 1916 Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs interessierten sich die brasilianischen Eliten daher mehr fur die Ereignisse der mexikanischen Revolution als fur die des Krieges in Europa Bis 1915 war auch klar dass die brasilianischen Eliten darauf bedacht waren Brasilien auf einen konservativen politischen Kurs zu bringen Sie waren nicht bereit innenpolitisch z B geheime Wahlen und allgemeines Wahlrecht oder aussenpolitisch Bundnisse oder langfristige Verpflichtungen Massnahmen zu ergreifen die unvorhersehbare Folgen haben und die soziale wirtschaftliche und politische Macht der brasilianischen Elite gefahrden konnten Dieses Verhalten sollte sich durch das gesamte 20 Jahrhundert ziehen eine isolationistische Aussenpolitik die von sporadischen automatischen Bundnissen gegen storende Elemente des Friedens und des internationalen Handels durchsetzt war Seit Ende des 19 Jahrhunderts kamen zahlreiche Einwanderer aus Europa die kommunistisches und anarchistisches Gedankengut mitbrachten was dem sehr konservativen Regime der Grossgrundbesitzer Probleme bereitete Mit dem Wachstum wurden Massen von Industriearbeitern unzufrieden mit dem System und begannen mit massiven Protesten vor allem in Sao Paulo und Rio de Janeiro Nach einem Generalstreik im Jahr 1917 versuchte die Regierung die Arbeiterbewegung brutal zu unterdrucken um das Entstehen neuer Bewegungen zu verhindern Diese Unterdruckung die durch die Gesetzgebung unterstutzt wurde war sehr wirksam um die Bildung von wirklich freien Gewerkschaften zu verhindern Ruy Barbosa war der wichtigste Oppositionsfuhrer der sich fur innenpolitische Veranderungen einsetzte Er erklarte auch dass aufgrund des naturlichen Konflikts zwischen den brasilianischen Handelsinteressen und den strategischen Interessen der Mittelmachte die sich z B in der deutschen U Boot Kampagne und der osmanischen Kontrolle uber den Nahen Osten zeigten eine brasilianische Beteiligung am Krieg unvermeidlich sein wurde Daher riet er dass es am logischsten ware den Vereinigten Staaten zu folgen die sich um einen Friedensvertrag bemuhten sich aber gleichzeitig seit dem Untergang der RMS Lusitania auch auf einen Krieg vorbereiteten Der Krieg Bearbeiten nbsp Prasident Venceslau Bras Pereira Gomes erklart den Mittelmachten den Krieg Oktober 1917 In Bezug auf den Kriegseintritt Brasiliens gab es zwei Hauptstromungen Die eine angefuhrt von Ruy Barbosa pladierte fur einen Beitritt zur Entente 5 die andere Seite war besorgt uber die blutige und fruchtlose Natur des Grabenkriegs und nahrte kritische und pazifistische Gefuhle in den stadtischen Arbeiterklassen Daher blieb Brasilien im Ersten Weltkrieg bis 1917 neutral Als jedoch die Anprangerung der Korruption die internen Probleme des Staates verscharfte verspurte Prasident Venceslau Bras das Bedurfnis die Aufmerksamkeit der Offentlichkeit von seiner Regierung abzulenken dieses Ziel konnte erreicht werden indem man sich auf einen ausseren Feind konzentrierte und so ein Gefuhl der Einheit und des Patriotismus schurte Im Jahr 1917 versenkte die deutsche Marine brasilianische Zivilschiffe vor der franzosischen Kuste was eine solche Gelegenheit bot Am 26 Oktober erklarte die Regierung den Mittelmachten den Krieg Deutschland Osterreich Ungarn und dem Osmanischen Reich Kurz darauf erhielt die Marine den Befehl Schiffe der Mittelmachte die vor der brasilianischen Kuste auftauchten zu kapern und drei kleine militarische Gruppen wurden an die Westfront entsandt Die erste Gruppe bestand aus Sanitatspersonal des Heeres die zweite aus Unteroffizieren und Offizieren des Heeres und die dritte aus Militarfliegern sowohl des Heeres als auch der Marine 6 7 Die Heeresangehorigen wurden der franzosischen Armee zugeteilt die Marineflieger der britischen Royal Air Force Im Jahr 1918 waren alle drei Gruppen bereits in Frankreich im Einsatz Zu diesem Zeitpunkt hatte Brasilien auch eine Marineflotte die Divisao Naval em Operacoes de Guerra DNOG entsandt um die alliierten Seestreitkrafte im Mittelmeer zu unterstutzen 8 Im Laufe des Jahres 1918 kam es zu Protesten gegen die militarische Rekrutierung was in Verbindung mit den Nachrichten uber die laufende Revolution in Russland die isolationistische Stimmung unter den brasilianischen Eliten noch verstarkte Daruber hinaus hinderte die verheerende Spanische Grippe die Regierung Bras daran sich starker zu engagieren Letztendlich verhinderte der Waffenstillstand im November 1918 dass die Regierung ihren Kriegsplan umsetzen konnte Trotz seiner bescheidenen Beteiligung erhielt Brasilien das Recht an der Pariser Friedenskonferenz teilzunehmen Demografischer Wandel BearbeitenVon 1875 bis 1960 wanderten etwa 3 Millionen Europaer nach Brasilien aus und liessen sich hauptsachlich in den vier sudlichen Bundesstaaten Sao Paulo Parana Santa Catarina und Rio Grande do Sul nieder Die Einwanderer kamen hauptsachlich aus Portugal Italien Deutschland Spanien Japan Polen und dem Nahen Osten Die weltweit grosste japanische Gemeinde ausserhalb Japans befindet sich in Sao Paulo Im Gegensatz dazu nahm die indigene Bevolkerung Brasiliens die vor allem in den nordlichen und westlichen Grenzregionen und im oberen Amazonasbecken lebte im selben Zeitraum weiter ab was vor allem auf die Auswirkungen des Kontakts mit der Aussenwelt z B die kommerzielle Expansion ins Landesinnere zuruckzufuhren war Infolgedessen machen die indigenen Vollblut Indianer heute weniger als 1 der brasilianischen Bevolkerung aus Entwicklungen in der Alten Republik Bearbeiten nbsp Prasident Artur Bernardes 1922 1926 und Staatsminister 1922 Nationales Archiv von Brasilien Jahrhunderts bedrohten demografische Veranderungen und strukturelle Verschiebungen in der Wirtschaft die Vormachtstellung der Agraroligarchien Unter der Alten Republik wurde das Wachstum der stadtischen Mittelschichten zwar durch Abhangigkeit und eine gefestigte Oligarchie gebremst war aber schliesslich stark genug um die Mittelschicht in die vorderste Reihe des brasilianischen politischen Lebens zu befordern Im Laufe der Zeit untergruben der wachsende Handel und die Industrie in Sao Paulo die Vorherrschaft der von der Kaffeeindustrie beherrschten Gutsherren in diesem Bundesstaat und in Minas Gerais das von den Interessen der Milchwirtschaft beherrscht wurde was Beobachter damals als Politik des cafe com leite des Milchkaffees bezeichneten Lange vor den ersten Aufstanden der stadtischen Mittelschichten die in den 1920er Jahren den Kaffee Oligarchen die Macht entrissen traumten die brasilianische Intelligenz und die weitsichtigen Agrarkapitalisten von der Schaffung einer modernen industrialisierten Gesellschaft die sich am Positivismus orientierte der Weltmacht der Zukunft Diese Stimmung wurde spater in den Vargas Jahren und unter den nachfolgenden populistischen Regierungen genahrt bevor die Militarjunta 1964 dem brasilianischen Populismus eine Absage erteilte Wahrend diese populistischen Gruppen unter der alten Republik eher wirkungslos blieben starkten die strukturellen Veranderungen in der brasilianischen Wirtschaft die der Erste Weltkrieg mit sich brachte diese Forderungen Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 war der Wendepunkt fur die dynamischen stadtischen Sektoren Die Kriegsbedingungen hinderten Grossbritannien daran Waren nach Brasilien zu exportieren und schufen so Raum fur das Wachstum des brasilianischen Produktionssektors Diese strukturellen Veranderungen in der brasilianischen Wirtschaft trugen dazu bei die Reihen der neuen stadtischen Mittelschichten zu vergrossern In der Zwischenzeit profitierten die brasilianischen Hersteller und ihre Beschaftigten von diesen Gewinnen auf Kosten der Agraroligarchie Dieser Prozess wurde durch den Ruckgang der weltweiten Kaffeenachfrage wahrend des Ersten Weltkriegs noch beschleunigt Die Zentralregierung die von den bauerlichen Schichten dominiert wurde reagierte auf die sinkende weltweite Kaffeenachfrage indem sie den Oligarchen aus der Patsche half und das Valorisierungsprogramm wieder einfuhrte Die Valorisierung d h das Eingreifen der Regierung zur Aufrechterhaltung der Kaffeepreise durch Zuruckhalten der Bestande vom Markt oder Einschrankung des Anbaus hatte kurzfristig einige Erfolge zu verzeichnen doch wahrend der Weltwirtschaftskrise brach die Kaffeenachfrage noch starker ein so dass der Ruckgang zu stark war als dass die Valorisierung ihn hatte umkehren konnen Paradoxerweise forderte die Wirtschaftskrise die Industrialisierung und den daraus resultierenden Aufschwung der stadtischen Mittel und Arbeiterklasse Der angeschlagene Kaffeesektor setzte Kapital und Arbeitskrafte frei die fur die Herstellung von Fertigwaren benotigt wurden Eine chronisch negative Handelsbilanz und ein sinkender Wechselkurs gegenuber auslandischen Wahrungen waren ebenfalls hilfreich brasilianische Waren waren auf dem brasilianischen Markt einfach billiger Der Bundesstaat Sao Paulo mit seiner relativ grossen Kapitalbasis einer grossen Zahl von Einwanderern aus Sud und Osteuropa und seinem Reichtum an naturlichen Ressourcen fuhrte den Trend an und verdrangte Rio de Janeiro als Zentrum der brasilianischen Industrie Die Industrieproduktion die sich allerdings auf die Leichtindustrie Lebensmittelverarbeitung kleine Geschafte und Textilien konzentrierte verdoppelte sich wahrend des Krieges und die Zahl der Unternehmen die 1908 bei etwa 3000 lag stieg zwischen 1915 und 1918 um 5940 Der Krieg war auch ein Anreiz fur die Diversifizierung der Landwirtschaft Die steigende Nachfrage der Alliierten nach Grundnahrungsmitteln wie Zucker Bohnen und Rohstoffen loste einen neuen Boom fur andere Produkte als Zucker oder Kaffee aus Auslandische Interessen kontrollierten jedoch weiterhin die kapitalintensiveren Industrien wodurch sich die industrielle Revolution Brasiliens von der des restlichen Westens unterschied Kampf um Reformen BearbeitenMit dem Aufschwung der Industrie und der Bedrohung der Kaffee Oligarchen wich die alte Ordnung des cafe com leite und des coronelismo schliesslich den politischen Bestrebungen der neuen stadtischen Gruppen Fachkrafte Regierungsangestellte und Angestellte Kaufleute Bankiers und Industrielle Die brasilianische Politik der 1920er Jahre war von einer zunehmenden Unterstutzung des industriellen Protektionismus gepragt wobei die von den Kaffeeinteressen dominierte Zentralregierung wenig Unterstutzung bot Unter erheblichem Druck der Mittelklasse passte sich ein aktiverer zentralisierter Staat an die Interessen an die die neue Bourgeoisie seit Jahren gefordert hatte ein Staat der eine staatliche Interventionspolitik mit Steuererleichterungen niedrigeren Zollen und Importquoten zur Ausweitung der inlandischen Kapitalbasis nutzen konnte Fabrikanten Angestellte und das stadtische Proletariat hatten zuvor die mit dem Ersten Weltkrieg verbundene Atempause des Welthandels genossen Die Kaffee Oligarchen die sich auf die dezentrale Machtstruktur verliessen um die Macht an ihre eigenen patrimonialen Herrscher zu delegieren waren jedoch nicht daran interessiert Brasiliens personalistische Politik zu regulieren oder die Macht zu zentralisieren Getulio Vargas der von 1930 bis 1945 und spater fur eine kurze Zeit in den 1950er Jahren an der Spitze des Staates stand sollte spater auf diese Forderungen eingehen Wahrend dieser Zeit stand der Bundesstaat Sao Paulo an der Spitze des wirtschaftlichen politischen und kulturellen Lebens Brasiliens Umgangssprachlich als Lokomotive die die 20 leeren Guterwaggons zieht eine Anspielung auf die 20 anderen Bundesstaaten bekannt und auch heute noch Brasiliens Industrie und Handelszentrum war Sao Paulo aufgrund der in die Kaffeeindustrie fliessenden Auslandseinnahmen fuhrend in diesem Trend zur Industrialisierung Der Wohlstand trug dazu bei dass die Zahl der sud und osteuropaischen Einwanderer aus der Arbeiterklasse rapide anstieg eine Bevolkerungsgruppe die zum Wachstum der Gewerkschaften des Anarchismus und des Sozialismus beitrug In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde Brasilien von der ersten Welle von Generalstreiks und der Grundung der Kommunistischen Partei im Jahr 1922 heimgesucht Der Untergang der Alten Republik BearbeitenDie Parlamentswahlen von 1930 Bearbeiten Die Weltwirtschaftskrise loste die Spannungen aus die sich in der brasilianischen Gesellschaft schon seit einiger Zeit aufgebaut hatten und spornte die revolutionaren Fuhrer zum Handeln an Bei den Wahlen von 1930 trat Julio Prestes von der etablierten Paulista Republikanischen Partei gegen Getulio Vargas an der eine breite Koalition von Industriellen aus der Mittelschicht Pflanzern von ausserhalb Sao Paulos und der reformorientierten Fraktion des Militars den Tenentes anfuhrte 9 Zusammen bildeten diese unterschiedlichen Gruppen die Liberale Allianz In den Provinzen Minas Gerais Paraiba und Rio Grande do Sul war die Unterstutzung besonders gross da der scheidende Prasident Washington Luis mit der Ernennung eines anderen Paulisten zu seinem Nachfolger gegen den traditionellen Wechsel zwischen Minas Gerais und Sao Paulo verstossen hatte Vargas fuhrte einen sorgfaltigen Wahlkampf da er eine Vielzahl von Anhangern zufrieden stellen musste Er bediente sich einer populistischen Rhetorik und setzte sich fur burgerliche Anliegen ein Er wandte sich gegen die Vorrangstellung Sao Paulos stellte aber die Legitimitat der Pflanzer nicht in Frage und hielt seine Forderungen nach sozialen Reformen gemassigt Die Wahl selbst war von Korruption gepragt und wurde von beiden Seiten angeprangert Als der Sieg von Prestes mit 57 7 der Stimmen verkundet wurde weigerten sich Vargas und die Liberale Allianz die Niederlage einzugestehen was zu Spannungen im Lande fuhrte Am 26 Juli 1930 wurde der Vizeprasidentschaftskandidat der Liberalen Allianz Joao Pessoa in Recife ermordet und loste damit den Beginn der brasilianischen Revolution aus Die Revolution Bearbeiten Die Revolution von 1930 begann in Rio Grande do Sul am 3 Oktober um 17 25 Uhr Osvaldo Aranha informierte Juarez Tavora per Telegraf uber den Beginn der Revolution Sie verbreitete sich schnell im ganzen Land Acht Landesregierungen im Nordosten Brasiliens wurden von Revolutionaren gesturzt Am 10 Oktober veroffentlichte Vargas das Manifest Rio Grande steht zu Brasilien und fuhr mit der Eisenbahn in Richtung Rio de Janeiro der damaligen Hauptstadt des Landes Man rechnete mit einer grossen Schlacht in Itarare an der Grenze zu Parana wo die Bundestruppen stationiert waren um den Vormarsch der revolutionaren Krafte unter der Fuhrung von Oberst Gois Monteiro aufzuhalten Am 12 und 13 Oktober fand jedoch die Schlacht von Quatigua statt moglicherweise die grosste Schlacht der Revolution die allerdings wenig erforscht ist Quatigua liegt ostlich von Jaguariaiva nahe der Grenze zwischen den Bundesstaaten Sao Paulo und Parana Die Schlacht fand nicht in Itarare statt da die Generale Tasso Fragoso und Mena Barreto und Admiral Isaiah de Noronha am 24 Oktober den Prasidenten Washington Luis absetzten und eine gemeinsame Regierung bildeten Am 3 November 1930 um 15 Uhr ubergab die Junta die Macht und den Prasidentenpalast an Getulio Vargas die neue Regierung setzte die Verfassung von 1891 ausser Kraft loste den Nationalkongress auf und begann per Dekret zu regieren womit die Alte Republik beendet wurde Nach der gescheiterten konstitutionellen Revolution von 1932 wurde 1934 eine verfassungsgebende Versammlung einberufen die eine neue Verfassung verabschiedete und Vargas zum neuen Prasidenten Brasiliens wahlte womit die Zweite Brasilianische Republik begann Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Rex A Hudson Brazil A Country Study Washington 1997 S 22 Ignacy Sachs Jorge Wilheim amp Paulo S Pinheiro Brazil a century of change University of North Carolina Press Chapel Hill North Carolina 2009 S 58 amp 63 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