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Erich Adalbert Wulff 6 November 1926 in Tallinn Estland 31 Januar 2010 in Paris war ein deutscher Psychiater und Professor fur Sozialpsychiatrie Einen Teil seiner Veroffentlichungen verfasste er unter dem Pseudonym Georg W Alsheimer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen 2 1 Monografien 2 2 Aufsatze 2 3 Herausgeberschaft 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErich Wulff wuchs als Sohn eines Lungenarztes in Tallinn in der damaligen Republik Estland auf wo er auch das Gymnasium besuchte Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurde er 1939 mit seiner Familie als Baltendeutscher nach Posen umgesiedelt wo er auf die Hindenburgschule ging Nach Absolvierung des Reichsarbeitsdienstes 1943 wurde Wulff 1944 zur Wehrmacht einzogen und war 1944 45 Kriegsteilnehmer an der Ostfront wurde wegen einer Lungenerkrankung in das Heimatlazarett Lingen Ems verlegt und kam anschliessend als Kriegsgefangener in das franzosische Lazarett Tournai In Lippstadt wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen Er machte 1947 sein Abitur in Lippstadt und studierte von 1947 bis 1953 Medizin und Philosophie an der Universitat zu Koln gefolgt von einem Studienaufenthalt in Frankreich In Koln freundete er sich mit Karlheinz Stockhausen an Seine Ausbildung zum Psychiater machte er nach dem Staatsexamen 1953 an den Universitaten von Marburg mit einem Stipendium 1953 1954 an der Sorbonne 1956 als Assistent einer Bayreuther Privatklinik und 1957 als Volontar und Assistent in Freiburg im Breisgau an der Psychiatrischen und Neurologischen Universitats Klinik wo er 1960 promoviert wurde Von 1961 bis 1967 erfullte er im Team unter Horst Gunther Krainick einen Lehrauftrag an der medizinischen Fakultat der Universitat Huế in Vietnam Das Engagement Wulffs fur Mitglieder der sudvietnamesischen Opposition fuhrte zu einer schwierigen Lage das Projekt stand kurz vor dem Scheitern Wulff wurde ausgewiesen Nach einem Regierungswechsel konnte er zuruckkehren Ende 1967 spitzte sich die Sicherheitslage zu Wulff reiste als erster aus Seine Kollegen und die Ehefrau Krainicks wurden wenig spater wahrend der Tet Offensive in der Zeit der Besetzung Hues durch vietnamesische Einheiten entfuhrt und ermordet Die deutsche Hilfe wurde daraufhin eingestellt Zeitlich parallel zur Entfuhrung nahm Wulff in Berlin am Vietnamkongress teil 1 Unter dem Pseudonym Georg W Alsheimer berichtete er in einem damals vielbeachteten Buch uber seine Erlebnisse In Deutschland engagierte er sich in der antiimperialistischen Vietnam und Friedensbewegung Als erster Psychiater in leitender Position offnete er Ende der 1960er Jahre weit vor jeder Psychiatriereform die Turen einer geschlossenen Abteilung Fruh unterhielt er Kontakte zu Franco Basaglia und einer internationalen Gruppe von Psychiatern die eine Reformierung der Psychiatrie fur dringend erforderlich hielten Von 1968 bis 1974 arbeitete er als Oberarzt der Psychiatrie Klinik am Universitatsklinikum Giessen wo er sich 1969 habilitierte und wurde Professeur associe an der Universitat Paris VIII 1974 wurde er auf die neu geschaffene Professur fur Sozialpsychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover berufen Wulff ist einer der Mitbegrunder der deutschen Psychiatriereform Seine speziellen Interessensgebiete waren Ethnopsychiatrie und Strukturanalyse des Wahnsinns angeregt von Georges Devereux Er war Redaktionsmitglied der marxistischen Zeitschrift Das Argument und der Zeitschrift Sozialpsychiatrische Informationen Von 1979 bis 1989 gehorte er zum Kreis der Herausgeber der Zeitschrift Demokratisches Gesundheitswesen 1994 erfolgte seine Emeritierung 2003 zog Erich Wulff mit seiner Ehefrau nach Paris Veroffentlichungen BearbeitenMonografien Bearbeiten Georg W Alsheimer Pseudonym Vietnamesische Lehrjahre Sechs Jahre als deutscher Arzt in Vietnam 1961 1967 Suhrkamp Frankfurt am Main 1968 Psychiatrie und Klassengesellschaft Zur Begriffs und Sozialkritik der Psychiatrie und Medizin Athenaum Frankfurt am Main 1972 ISBN 3 7610 5813 6 Georg W Alsheimer Pseudonym Eine Reise nach Vietnam Suhrkamp Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 518 37128 2 Psychisches Leiden und Politik Ansichten der Psychiatrie Campus Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 593 32940 9 Wahnsinnslogik Von der Verstehbarkeit schizophrener Erfahrung Psychiatrie Verlag Bonn 1995 ISBN 3 88414 193 7 Irrfahrten Autobiographie eines Psychiaters Psychiatrie Verlag Bonn 2001 ISBN 978 3 88414 301 8 Das Ungluck der kleinen Giftmischerin und zehn weitere Geschichten aus der Forensik Psychiatrie Verlag Bonn 2005 ISBN 3 88414 390 5 Vietnamesische Versohnung Tagebuch einer Reise 2008 zu Buddhas und Ho Chi Minhs Geburtstag Argument Verlag Hamburg 2009 ISBN 978 3 88619 473 5Aufsatze Bearbeiten Grundfragen transkultureller Psychiatrie In Das Argument H 50 1969 S 227 247 online Nachdruck in Argument Studienhefte H 23 Berlin 1979 Der Arzt und das Geld In Das Argument H 69 1971 Nachdruck in Argument Studienhefte SH 11 Berlin 1978 Psychopathie Soziopathie In Das Argument H 71 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