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Erich Otto Wilhelm Gnewuch 9 November 1903 in Berlin Charlottenburg 20 Juli 1961 in Berlin war ein deutscher SA Mann und Gaswagenfahrer 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 1909 1933 1 2 1933 1945 1 3 1945 1961 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten1909 1933 Bearbeiten Gnewuch war das dritte Kind von insgesamt vier Geschwistern Die Eltern Carl Gnewuch 1875 1946 und Bertha Gnewuch geb Muller 1872 1962 stammten beide aus einfachen Verhaltnissen Erich Gnewuch besuchte von 1909 bis 1913 die Volksschule und war anschliessend bis 1920 als Laufbursche tatig Von 1920 bis 1928 ubte er die Tatigkeit eines Expedienten in einer Berliner Firma aus Gnewuch war von 1928 bis Sommer 1940 fur das Bezirksamt Berlin Charlottenburg als Kraftfahrer tatig 1929 heiratete er zum ersten Mal seine Frau verstarb fruh Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor 1933 1945 Bearbeiten Gnewuch trat zum 1 Mai 1933 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 2 826 263 2 Am 15 Juni 1933 wurde er Mitglied in der SA Ortsgruppe Wilhelmplatz Staffel 16 Dort gab er seinen NSDAP Eintritt mit dem Datum 3 Marz 1933 an Als Adresse wurde die Wohnung seiner Eltern in Alt Lietzow in der Lutzowerstr 8 a in Charlottenburg aufgefuhrt Seine Berufsbezeichnung war Kraftfahrer mit der Fuhrerscheinklasse II IIIb Er erlangte den Rang eines SA Scharfuhrers 3 In der Berliner Tagespresse wurde Gnewuch 2 Tage nach seinem Selbstmord als SS Mann bezeichnet 4 Am 1 Juli 1939 wurden von ihm auf dem Parteistatistischen Erhebungsbogen der NSDAP folgende Mitgliedschaften angegeben NSKK Nationalsozialistischer Kraftfahrerkorps mit dem Vermerk darin fuhrend tatig Deutsche Arbeitsfront und NS Volkswohlfahrt Ausserdem besass er das SA Sportabzeichen welches als Wehrsportzeichen einen vormilitarischen Ausbildungscharakter besass und u a 50 Meter Kleinkaliberschiessen beinhaltete 5 Anfang 1936 zog Erich Gnewuch mit seiner Familie in die Rosinenstrasse 10 spater Gatschkestr 22 nahe Alt Lietzow in Charlottenburg Mitte 1937 1947 erfolgte durch die Nationalsozialisten die Umbenennung der Rosinenstrasse in Gatschkestrasse nach dem Nationalsozialisten Herbert Gatschke 1908 1932 Sie heisst heute Loschmidtstrasse In unmittelbarer Nachbarschaft zum Wohnhaus der Familie Gnewuch befand sich in der Rosinenstr 3 das ehemalige Volkshaus das den Sozialdemokraten der Gewerkschaft der Konsumgenossenschaft und der Ortskrankenkasse als Arbeits und Versammlungshaus diente Der SA Sturm 33 hatte es besetzt und in ein wildes KZ umgewandelt in dem politische Gegner inhaftiert und gefoltert wurden Eine Mitgliedschaft im SA Sturm 33 Erich Gnewuchs ware auf Grund der raumlichen Nahe durchaus denkbar Ab Sommer 1940 wurde er als Kraftfahrer zur Sicherheitspolizei nach Mulhausen Mulhouse im Elsass notdienstverpflichtet Im Herbst 1941 musst er sich als Kraftfahrer beim Reichssicherheitshauptamt Dienststelle II D 3a in Berlin melden Dort erhielt er seine Kommandierung zur Sipo nach Minsk Weissrussland Einsatzgruppe B welche ab 6 Juli 1941 in Minsk war Am 13 Dezember 1941 bekam Erich Gnewuch vom RSHA eine P P K Pistole 7 65 mm mit der Fabriknummer 301 306 k inkl Zubehor ausgehandigt und wurde mit der Amtsbezeichnung Kriminal Angestellter gefuhrt 6 Noch vor Weihnachten 1941 wurden von Gnewuch und einem Kollegen nach einer technischen Einweisung zwei Gaswagen der ersten Serie des kleineren Typs Diamond nach Riga gebracht Von dort ging es weiter nach Minsk wo sie spatestens im Juni 1942 eintrafen und sich bei dem Fahrdienstleiter meldeten Bereits ab Juli 1941 existierte in Minsk das Judische Ghetto welches am 21 Oktober 1943 vollstandig liquidiert wurde Ab November 1941 trafen in Minsk Deportationszuge mit Juden aus Berlin anderen deutschen Stadten aus Wien und aus Theresienstadt ein Wie oft genau Erich Gnewuch mit dem Gaswagen Menschen in Minsk aus dem Ghetto oder vom Gefangnis abholte und dadurch zum tausendfachen Morder wurde oder aber Juden mit dem Gaswagen oder dem LKW von den ankommenden Deportationszugen zur Exekutionsstelle nahe dem Vernichtungslager Maly Trostinez brachte kann nachtraglich nicht recherchiert werden Auch wurde Erich Gnewuch vorgeworfen 100 Juden vergast zu haben die bei Enterdungsarbeiten eingesetzt worden waren Die Befehle fur die Gaswageneinsatze erteilte laut Erich Gnewuch SS Hauptsturmfuhrer Wilhelm Madeker Kommandeur der Sipo und des SD Sicherheitsdienstes in Minsk Erich Gnewuch wurde auch als Pkw Chauffeur fur die Kripo eingesetzt Chauffeurdienste durch Gnewuch fur Heinrich Himmler vermutlich bei dessen Besuch in Minsk im August 1941 sind denkbar Nach dem 21 Oktober 1943 hatte Erich Gnewuch Urlaub beantragt und war im November 1943 wieder in Berlin Wahrend dieser Zeit wurde sein Wohnhaus in der Gatschkestr 22 vollstandig zerstort Um fur sich und seine Familie eine neue Bleibe suchen zu konnen bat er beim RSHA um Aufhebung seiner Kommandierung nach Minsk Seiner Bitte wurde stattgegeben und er zog anfangs zu seinem alteren Bruder in die Alte Schutzenstr 10 spater in die Alte Schutzenstr 5 nordlich vom Alexander Platz Er war wahrend des Krieges weiter fur das RSHA in Berlin als Kraftfahrer tatig 1945 1961 Bearbeiten Am 27 August 1945 wurde Erich Gnewuch zum Verhor in die russische Kommandantur ins Neue Stadthaus in die Parochialstrasse Berlin Mitte bestellt Es erfolgte die Festnahme durch den Sowjetischen Geheimdienst NKWD nach eigener Aussage Gnewuchs wegen meiner Zugehorigkeit zur Sicherheitspolizei Sipo und zum NSKK Laut Aussage der Gedenkstatte Sachsenhausen wurden ihm seine NSDAP Blockwart Tatigkeit und seine Position als SA Scharfuhrer angelastet Zunachst kam Gnewuch ins sowjetische Speziallager Nr 3 Berlin Hohenschonhausen Am 6 September 1945 wurde er ins sowjetische Speziallager Nr 7 1 in Oranienburg Sachsenhausen gebracht Am 20 Juli 1948 erfolgte von dort die Entlassung im Rahmen einer grosseren Entlassungsaktion die im Zusammenhang mit dem offiziellen Ende der Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands SBZ stand Erich Gnewuch verweigerte anschliessend konsequent die Auskunft uber Aufenthaltsort und Grunde seiner Inhaftierung und zog wieder in die Alte Schutzenstrasse 5 Erich Gnewuch heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau noch im gleichen Jahr ein zweites Mal Diese Ehe blieb kinderlos 1951 siedelte er nach West Berlin uber und fand erneut Beschaftigung beim Bezirksamt Berlin Charlottenburg als Hausmeister an einer Berufsschule Er liess sich mit seiner neuen Frau in Westend Lykallee 33 nieder wo er im Souterrain einer herrschaftlichen Villa lebte und dort ebenfalls als Hausmeister und Gartner tatig war Am 19 Juli 1961 erfolgte die Verhaftung Erich Gnewuchs Er wurde im Auftrag der Staatsanwaltschaft Koblenz als Beschuldigter im Verfahren gegen Angehorige der KdS Kommandantur der Sicherheitspolizei Dienststelle Minsk in Berlin vernommen und anschliessend in Untersuchungshaft genommen 7 Am 20 Juli 1961 wurde Erich Gnewuch tot in seiner Zelle der JVA Moabit aufgefunden Man hatte ihn am 19 Juli 1961 gegen 19 Uhr das letzte Mal lebend gesehen Er hatte sich durch Erhangen mit dem Bettlaken das Leben genommen Erich Gnewuch hatte am 20 Juli 1961 dem Haftrichter beim Amtsgericht Tiergarten zur Eroffnung des Haftbefehls wegen Mordes vorgefuhrt werden sollen Literatur BearbeitenWalter Kornfeld Verbrechen der Einsatzgruppen Strafverfolgung vor osterreichischen Geschworenengerichten am Beispiel des Prozesses gegen Josef Wendl Diplomarbeit Uni Wien 2012 S 32 ff Totung durch Gas und S 39 ff Tatorte Maly Trostinez Petra Rentrop Tatorte der Endlosung Das Ghetto Minsk und die Vernichtungsstatte von Maly Trostinez Metropol Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 86331 038 7 Der Vernichtungsort Trostenez in der Europaischen Erinnerung Materialien zur internationalen Konferenz vom 21 24 Marz 2013 in Minsk IBB Internationales Bildungs und Begegnungswerk Dortmund Dorothee Hochstetter Motorisierung und Volksgemeinschaft Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps NSKK 1931 1945 Studien zur Zeitgeschichte 68 Munchen 2005 ISBN 3 486 57570 8 Volltext digital verfugbar Martin Schuster Die SA in der nationalsozialistischen Machtergreifung in Berlin und Brandenburg 1926 1934 Dissertation TU Berlin Berlin 2005 DNB 974966436 E Kogon H Langbein A Rueckerl Hrsg Nazi Mass Murder A Documentary History of the Use of Poison Gas Yale University Press 1993 ISBN 0 300 05441 6 S 57 59 Matthias Beer Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 35 Jg 1987 H 3 Juli S 403 ff PDF Franz W Seidler Das nationalsozialistische Kraftfahrkorps und die Organisation Todt im Zweiten Weltkrieg Die Entwicklung des NSKK bis 1939 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jg 32 1984 Heft 4 S 625 ff Vernichtungsort Malyj Trostenez Geschichte und Erinnerung Eine deutsch belarussische Wanderausstellung des Internationalen Bildungs und Begegnungswerks gGmbH IBB Dortmund sowie der Internationalen Bildungs und Begegnungsstatte Johannes Rau Minsk IBB Minsk in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal fur die ermordeten Juden Europas Ausstellungskatalog Deutsch Russisches Museum Berlin Karlshorst 2017 ISBN 978 3 942240 25 3 Dort Erwahnung des Einsatzes von Gaswagen auf Seite 87 99 112 113 114 119 133 151 175 Weblinks BearbeitenNS Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus Gaswagen Geheime Reichssache II D 3 a 9 Nr 214 42 g Ra v 5 Juni 1942 The Einsatzgruppen and Gas Vans in the Eastern Territories englisch Einzelnachweise Bearbeiten Geburtsurkunde Charlottenburg Nr 2974 im Landesarchiv Berlin 553 611 und Sterbeurkunde Nr 1164 Berlin im Landesarchiv Berlin 820 162 und Bundesarchiv Ludwigsburg B 162 967 Bl 1 1999 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 11190814 SA Mitgliedskarte Erich Gnewuch im Bundesarchiv Berlin Lichterfelde ehem Document Center Berliner Tageszeitungen Berliner Kraftfahrer erhangte sich in der Haftzelle Er fuhr den Todes Bus von Minsk In Berliner Zeitung 22 Juli 1961 Mit Bettlaken erhangt Selbstmord eines ehemaligen SS Mannes in der Zelle In Abend 22 Juli 1961 Berlin SS Mann beging Selbstmord In Spandauer Volksblatt 22 Juli 1961 Mehr als 100000 Menschen starben qualvoll in den Gaswagen der SS In Die Welt 8 Dezember 1965 Prozesse Gaswagen Der Nerven wegen In Der Spiegel 21 1966 16 Mai 1966 S 60 Tagespresse Ausland Jew Slaye hangs self In Kentucky New Era Vol 73 Nr 211 24 Juli 1961 Bundesarchiv Berlin Lichterfelde R 9361I 937 Erich Gnewuch Parteistatistische Erhebung vom 1 Juli 1939 Bundesarchiv Berlin Lichterfelde R58 1152 Reichssicherheitshauptamt Karteikarte Erich Gnewuch Abschrift des Verhorprotokolls im Auftrag der Staatsanwaltschaft Koblenz 9 Js 716 59 vom 19 Juli 1961 in Berlin Kripo Tempelhofer Damm im Staatsarchiv Munchen StanW Mu I 33049 8Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 3 Dezember 2017 PersonendatenNAME Gnewuch ErichALTERNATIVNAMEN Gnewuch Erich Otto Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SA Mann und GaswagenfahrerGEBURTSDATUM 9 November 1903GEBURTSORT Berlin CharlottenburgSTERBEDATUM 20 Juli 1961STERBEORT Berlin Charlottenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Gnewuch amp oldid 233326132