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Erfahrungssatze sind in Gerichts und Verwaltungsverfahren eine Grundlage des mittelbaren Beweises Sie erlauben den Schluss von einer m oder mehreren bewiesenen Tatsachen Indizien auf einen noch zu beweisenden Sachverhalt Erfahrungssatze konnen der allgemeinen Lebenserfahrung entstammen aber auch dem Erfahrungsschatz von Experten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Deterministische und statistische Erfahrungssatze 3 Das Induktionsproblem 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten Erfahrungssatze sind die aufgrund allgemeiner Lebenserfahrung oder wissenschaftlicher Erkenntnisse gewonnenen Regeln die keine Ausnahme zulassen und eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit zum Inhalt haben 1 Die Anwendung der Lebenserfahrung ist eine Aufgabe tatrichterlicher Wurdigung die keiner Rechtskontrolle des Revisionsgerichts unterliegt Allerdings bedurfen offenkundig erfahrungswidrige Tatsachenfeststellungen kraft Lebenserfahrung der Uberprufung im Revisionsverfahren 2 Deterministische und statistische Erfahrungssatze BearbeitenErfahrungssatze konnen deterministischer oder statistischer Natur sein Von einem deterministischen Erfahrungssatz spricht man wenn dieser fur alle zu erwartenden Falle Geltung hat und damit eine eindeutige Stellungnahme erlaubt wie etwa die Erfahrung dass Wasser bei null Grad Celsius auf Normalhohennull gefriert Naturgesetz Aber auch ein deterministischer Erfahrungssatz kann fehlerhaft sein er wird dann durch den Nachweis eines einzigen ihm zuwiderlaufenden Geschehens widerlegt Uber lange Zeit unwiderlegt konnen deterministische Erfahrungssatze aber zu ausgesprochen sicheren Schlussen verhelfen Statistische Erfahrungssatze hingegen machen nicht eine eindeutige Aussage uber alle zu erwartenden Falle sondern nur uber die statistische Verteilung von in der Vergangenheit beobachteten Geschehensablaufen So besteht etwa ein der allgemeinen Lebenserfahrung entstammender statistischer Erfahrungssatz dafur dass ein Autofahrer der mit seinem Wagen auf den Gehsteig gerat in den meisten Fallen ein Verschulden tragt Zweifellos gibt es aber auch Falle in denen kein Verschulden vorliegt etwa im Falle einer plotzlichen Bewusstlosigkeit Auf statistischen Erfahrungssatzen beruhende Schlusse sind daher mit einer ebenfalls im Erfahrungssatz ausgedruckten Unsicherheit behaftet Das Induktionsproblem Bearbeiten Hauptartikel Induktionsproblem Erfahrungssatze machen genau betrachtet ausschliesslich Aussagen uber bekannte Tatsachen Auf Erfahrungssatze gestutzte Schlusse auf unbekannte Tatsachen Induktionsschlusse sind eigentlich nicht zulassig denn ein unbekanntes Einzelereignis kann fruher gemachten Erfahrungen immer zuwiderlaufen mehr zum Induktionsproblem Dass bei der Beweisfuhrung Induktionsschlusse aber dennoch zur Anwendung gelangen liegt daran dass ein unmittelbarer Beweis fur Geschehensablaufe vielfach nicht zu fuhren ist und ein Beharren darauf oft zu Beweislosigkeit fuhrte Das Induktionsproblem fuhrt indessen dazu dass ein Induktionsschluss immer nur zu einer Hypothese uber einen Geschehensablauf fuhren kann und niemals zu einem sicheren Beweis Gerade ein auf statistischen Erfahrungssatzen basierender Beweis muss daher bereits durch relativ schwache Indizien welche die Hypothese als unwahrscheinlich erscheinen lassen zu widerlegen sein Mehr kann vom Beweisgegner nicht verlangt werden Siehe auch BearbeitenVermutung AnscheinsbeweisLiteratur BearbeitenHans Joachim Koch Helmut Russmann Juristische Begrundungslehre Eine Einfuhrung in Grundprobleme der Rechtswissenschaft Beck Munchen 1982 ISBN 3 406 03452 7 S 277ff Juristische Schulung Schriftenreihe 22 Hanns Prutting Gegenwartsprobleme der Beweislast Eine Untersuchung moderner Beweislasttheorien und ihrer Anwendung insbesondere im Arbeitsrecht Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09846 0 Schriften des Instituts fur Arbeits und Wirtschaftsrecht der Universitat zu Koln 46 Zugleich Erlangen Nurnberg Univ Habil Schr 1981 Oliver Romme Der Anscheinsbeweis im Gefuge von Beweiswurdigung Beweismass und Beweislast Heymann Koln u a 1989 ISBN 3 452 21357 9 S 7ff Prozessrechtliche Abhandlungen 71 Zugleich Saarbrucken Univ Diss 1988 Einzelnachweise Bearbeiten BGH Beschluss vom 8 September 1999 Az 2 StR 369 99 StV 2000 69 Bernhard Wieczorek Rolf A Schutze Grosskommentar ZPO 355 510c ZPO Band 6 2013 402 Rn 75 f S 502Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erfahrungssatz amp oldid 200241016