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Dieser Artikel beschreibt die Ent Dekarbonisierung in der Wasseraufbereitung Zum gleichnamigen Prozess im Klimaschutz siehe Dekarbonisierung Als Entcarbonisierung auch Entkarbonisierung gemeint ist Entcarbonatisierung werden Verfahren der Wasseraufbereitung bezeichnet bei denen zur Verminderung der Wasserharte die Carbonatharte temporare Harte jedoch nicht die permanente Harte des Wassers vermindert oder beseitigt wird Wasser mit zu hoher Carbonatharte sind fur die Verwendung als Kuhl und Prozesswasser ohne vorherige Aufbereitung schlecht geeignet Erwarmung des Wassers fuhrt zur Fallung von Calciumcarbonat Kesselstein was zu vielfaltigen Schadigungen in Rohrsystemen und auf Oberflachen von Warmeaustauschern fuhrt Trinkwasser mit Carbonatharte deutlich uber 5 8 dH sind fur viele praktische Verwendungen nachteilig Inhaltsverzeichnis 1 Verfahren 1 1 Entcarbonisierung durch Zusatz von Sauren 1 2 Kalkentcarbonisierung 1 3 Sonstige Fallungs Verfahren 1 3 1 Heissentkieselung 1 3 2 Kalk Soda Verfahren 1 3 3 Lauge Fallung 1 4 Wasserstoff Entcarbonisierung 2 Technische Anwendungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVerfahren BearbeitenFur die teilweise oder weitgehende Verminderung der Carbonatharte von Wassern wurden verschiedene Verfahren entwickelt Mit einigen Verfahren kann nur die Carbonatharte entfernt und mit anderen auch die Gesamtharte Die wichtigsten Verfahren fur die Entcarbonisierung werden im Folgenden erklart Entcarbonisierung durch Zusatz von Sauren Bearbeiten Durch die Dosierung von Salz oder Schwefelsaure wird die Carbonatharte in permanente Harte entsprechend der folgenden Reaktionsgleichung umgewandelt C a H C O 3 2 2 H C l C a C l 2 2 C O 2 2 H 2 O displaystyle mathrm Ca HCO 3 2 2HCl longrightarrow CaCl 2 2CO 2 2H 2 O nbsp Calciumanteil der Carbonatharte also das geloste Calciumhydrogencarbonat und Salzsaure reagieren zu gelostem Calciumchlorid und gelostem Kohlenstoffdioxid der so genannten freien Kohlensaure Der Vorteil dieses Verfahrens ist der geringe apparative Aufwand Durch die gebildete freie Kohlensaure sind diese Wasser fur viele Werkstoffe aber korrosiv Vor einer Verwendung als Brauchwasser muss die aggressive freie Kohlensaure deshalb moglichst weitgehend entfernt werden Dies geschieht zum Beispiel indem das Zusatzwasser vor dem Kuhlturm in den Kuhlkreislauf eingespeist wird Nachteilig bei diesem Verfahren ist dass der Gesamtsalzgehalt praktisch unverandert bleibt da die Carbonat in Nichtcarbonatharte umgewandelt wird Bei der Verwendung von Schwefelsaure ist die Bildung des relativ schwer loslichen Calciumsulfat Dihydrates Gips zu beachten das deshalb die Anwendung dieser Saure begrenzt Kalkentcarbonisierung Bearbeiten Bei der Kalkentcarbonisierung wird Kalkmilch normalerweise eine Aufschlammung von Calciumhydroxid Kalkhydrat in Wasser dem Wasser zudosiert und dadurch Calciumcarbonat entsprechend der folgenden Gleichung ausgefallt C a H C O 3 2 C a O H 2 2 C a C O 3 2 H 2 O displaystyle mathrm Ca HCO 3 2 Ca OH 2 longrightarrow 2CaCO 3 downarrow 2H 2 O nbsp Calciumanteil der Carbonatharte und Calciumhydroxid reagieren zu Calciumcarbonat und Wasser Man unterscheidet zwei unterschiedliche Verfahren und zwar die Langzeit Entcarbonisierung und die Schnell Entcarbonisierung nbsp 1 Behalter 2 Reinwassersammler 3 Rohwasser 4 Reinwasser 5 Schlammraumer 6 Rohwasserinjector 7 Schlammableitung 8 Kalkmilch 9 Flockungsmittel 10 Wasserspiegel 11 Antrieb mit Motor M 12 SchlammsammlerDie vereinfachte Verfahrensskizze zeigt einen Reaktor fur eine Langzeit Entcarbonisierung Von den verschiedenen gebrauchlichen Ausfuhrungen wird ein Reaktor mit Wasserinjektor dargestellt Bei diesem Typ erfolgt die Mischung von Rohwasser mit den Chemikalien fur die Fallung und mit bereits gebildetem Carbonatschlamm durch einen Injektor Statt eines Injektors fur die Mischung werden bei anderen Bauweisen hierfur Ruhrwerke verwendet Weiteres Zubehor wie beispielsweise eine Raumerbrucke an der die Inneneinbauten mit dem Schlammraumer befestigt werden sind in der Skizze nicht dargestellt Bei allen Langzeit Reaktoren wird das gebildete Calciumcarbonat als Schlamm ausgefallt Dies geschieht in drucklosen Behaltern die bei grosseren Durchsatzmengen uberwiegend aus dem Material Beton bestehen Die Reaktoren werden Klarbehalter Klarer oder Flocker genannt Weiterhin werden Firmenbezeichnungen des Anlagenerbauers wie zum Beispiel Pulsator verwendet die spezielle Eigenschaften oder Bauformen betreffen 1 Haufig wird neben der Kalkmilch auch ein Flockungsmittel zum Beispiel Eisen III chlorid und ein Flockungshilfsmittel zugesetzt Hierdurch wird die Klarung das heisst das Absetzverhalten der ungelosten Substanzen erhoht und verbessert Bei verschmutzten Oberflachenwassern werden neben dem gebildeten Calciumcarbonat auch die Feststoffe und kolloidale Verunreinigungen des Rohwassers im Schlamm mit abgeschieden Zu beachten bei der Kalkentcarbonisierung ist dass uberwiegend nur Calciumcarbonat ausgeschieden wird Magnesium Ionen werden wegen der deutlich grosseren Loslichkeit des Magnesiumcarbonates nicht ausgefallt Durch einen hoheren Zusatz an Kalkmilch konnte zwar schwer losliches Magnesiumhydroxid gebildet werden Dieses Hydroxid ist jedoch sehr feinflockig und neigt zudem zur zeitverzogerten Ausflockung Auf die Fallung von Magnesium wird deshalb bei normalen Temperaturen verzichtet Der minimal erreichbare Gehalt an Restcarbonatharte nach der Entcarbonisierung betragt lt 2 dH 2 Dieser niedrige Restwert ist jedoch nur bei Rohwassern ohne nennenswerten Anteil an Magnesium Carbonatharte erreichbar Durch die Ausfallung des Calciumcarbonates wird der Salzgehalt vermindert und das Wasser damit teilentsalzt Bei der Langzeit Entcarbonisierung nach Reaktor sind Feststoffgehalte von 3 6 mg l 3 erreichbar Besonders bei Trinkwasser und einer weitergehenden Wasser Aufbereitung erfolgt nach der Entcarbonisierung eine anschliessende Filtration Bei der Schnell Entcarbonisierung wird dem Rohwasser ebenfalls Kalkmilch zudosiert Zusatzlich wird jedoch feiner Sand als Kristallisationskeime periodisch zugesetzt 4 Das Calciumcarbonat kristallisiert an der Oberflache des Sandes aus und bildet feste kristallisationsaktive Carbonatkugeln auch Hartkorn genannt In dem von unten nach oben durchstromten Reaktoren bilden die Carbonatkugeln ein Schwebebett Nach Erreichung von etwa 10 15 mm Durchmesser werden die Kugeln hydraulisch periodisch ausgeschleust Nachfolgend eine Skizze fur einen kegelformigen Schnellreaktor mit den verfahrenstechnischen Einbauten und notwendigen Rohranschlussen nbsp 1 2 Roh und Reinwasser 3 Rohwasserverteilung 4 Behalter 5 Kalkmilch 6 Flockungsmittel 7 Feinsandsuspension 8 1 Probe Schwebebett 8 2 Probe Schwebebett 9 Entnahme Hartkorn 10 Entnahmetrichter Reinwasser 11 Entluftung 12 SchwebebettDie Entcarbonisierung wird in etwa 8 20 m hohen kegelformigen oder zylindrischen Druckbehaltern durchgefuhrt Vorteilhaft bei diesem Verfahren im Vergleich zum Langzeitverfahren sind die deutlich geringeren Abmessungen bei gleicher Anlagenleistung und die Durchfuhrung unter Druck Die Bildung eines festen Abfallproduktes statt voluminosem Schlamm bei gleichem Rest Carbonatgehalt ist ebenfalls ein Vorteil Allerdings konnen nur relativ feststoffarme Rohwasser aufbereitet werden Rohwasser mit hoheren Gehalten an gelostem Eisen und Mangan behindern wie hohere Feststoffgehalte die Anlagerung des Calciumcarbonates an die Oberflache der Carbonatkugeln Der Feststoffgehalt hinter dem Reaktor ist hoher als bei der Langzeit Entcarbonisierung Eine anschliessende Filtration ist deshalb fast immer vor einer Verwendung erforderlich Bei dieser Filterung kommt es durch Nachreaktionen noch zu einer weiteren messbaren Reduzierung der Carbonatharte Sonstige Fallungs Verfahren Bearbeiten Ausser den vorstehenden aktuellen gibt es weitere altere Verfahren die durch neue Entwicklungen und aus wirtschaftlichen Grunden kaum oder nur noch selten angewendet werden Zu diesen Verfahren gehoren Heissentkieselung Bearbeiten Bei der Heissentkieselung die normalerweise bei etwa 65 C 5 erfolgt wird sowohl die Carbonatharte wie auch der Gehalt an Kieselsauren in einem Wasser vermindert Die Fallung wird mit einer Suspension von geloschtem und gebrannten Magnohydrat durchgefuhrt Die Gleichung fur diese Reaktion lautet C a O H 2 M g O C a H C O 3 2 S i O 2 displaystyle mathrm Ca OH 2 cdot MgO Ca HCO 3 2 SiO 2 longrightarrow nbsp 2 C a C O 3 M g S i O 3 2 H 2 O displaystyle mathrm 2 CaCO 3 downarrow MgSiO 3 downarrow 2 H 2 O nbsp Magnohydrat reagiert mit Carbonatharte Kieselsaure zu ungelostem Calciumcarbonat Magnesiumsilikat WasserNach einer vorgeschalteten grundlichen Mischung des erwarmten Rohwassers mit der Magnohydrat Suspension und ruckgefuhrtem Schlamm erfolgt die Fallung in zylindrischen Reaktoren Nach dem Reaktor wird eine Filterung vorgenommen die uber eine kieselsaurefreie Masse wie beispielsweise ungebranntes Dolomit durchgefuhrt wird An Restgehalte fur die Carbonatharte und die Kieselsaure werden Werte von 2 0 dH und 1 mg l SiO2 erreicht 6 Da Calciumcarbonat und Magnesiumsilikat ausfallt wird auch bei der Heissentkieselung das Wasser teilentsalzt Kalk Soda Verfahren Bearbeiten Eines der altesten Verfahren zur weitgehenden Entfernung der Carbonat und Nichtcarbonatharte ist das Kalk Soda Verfahren Weitere Angaben hierzu unter Wasserenthartung Lauge Fallung Bearbeiten Bei Verwendung von Natriumhydroxid Losung Natronlauge statt Kalkmilch sind vergleichbare Fallungen moglich Sowohl die Langzeit wie auch die Schnell Entcarbonisierung konnen durchgefuhrt werden Da Kalk aber preisgunstiger als Natronlauge ist uberwiegen bei Verwendung von Kalk die wirtschaftlichen Vorteile Ein weiterer Nachteil ist die teilweise Umsalzung statt der reinen Teilentsalzung da ein Teil des CO2 aus der Carbonatharte in gelostes Natriumcarbonat umgewandelt wird Wasserstoff Entcarbonisierung Bearbeiten Wird auch H Entcarbonisierung H von Hydrogenium Wasserstoff genannt Bei diesem Verfahren werden Kationenaustauschharze fur die Reduzierung der Carbonatharte verwendet Hierbei werden die Erdalkali Ionen der Hydrogencarbonate Carbonatharte von den Sauregruppen der Ionenaustauschharze gegen Abgabe des Wasserstoffes entsprechend der nachfolgenden Reaktionsformel ausgetauscht 2 C H 2 C H x C O O H C a H C O 3 2 displaystyle mathrm 2 CH 2 CH x COOH Ca HCO 3 2 longrightarrow nbsp C H 2 C H x C O O 2 C a 2 C O 2 2 H 2 O displaystyle mathrm CH 2 CH x COO 2 Ca 2CO 2 2H 2 O nbsp Carbonsauregruppe des schwach sauren Acrylatharzes reagiert mit Calciumanteil der Carbonatharte zum Calciumsalz des Harzes Kohlendioxid und WasserDer Vorgang dieser Entcarbonisierung ist vergleichbar mit der Sauredosierung Das entcarbonisierte Wasser enthalt den stochiometrischen Gehalt an freier aggressiver Kohlensaure Da jedoch keine geloste Erdalkaliverbindung gebildet wird erfolgt keine Umsalzung Entsprechend der Reduzierung der Carbonatharte wird das Wasser teilentsalzt Im Gegensatz zur Kalk Entcarbonisierung werden bei diesem Verfahren auch eventuelle Magnesiumanteile der Carbonatharte problemlos entfernt Technische Anwendungen BearbeitenDie aufgefuhrten Verfahren werden sowohl fur die Umsalzung und Teilentsalzung von Rohwassern vor der Verwendung wie auch als Vorstufe fur eine weitergehende Entsalzung eingesetzt Besonders die Kalk Entcarbonisierung wird da Kalkhydrat relativ preisgunstig ist aus wirtschaftlichen Grunden haufig als Vorstufe grosseren Entsalzungsanlagen vorgeschaltet Weiterhin wird eine starkere Aufsalzung der anfallenden Abwasser vermieden da festes Calciumcarbonat abgetrennt wird Die Zusatzwasser fur grossere Brauch und Kuhlwassersysteme in der Industrie und Grosskraftwerken werden falls erforderlich uberwiegend kalkentcarbonisiert Die Heissentkieselung war bis zur Entwicklung der stark basischen Anionenaustauscher das wichtigste grosstechnische Verfahren mit dem der Gehalt an Kieselsaure in einem Wasser vermindert werden konnte Dies war besonders fur Kondensation Kraftwerke erforderlich Hohere Kieselsauregehalte im Kesselwasser verursachen wegen der Dampffluchtigkeit von SiO2 bei hoheren Drucken eine Verkieselung der Turbinenschaufeln Mit der Einfuhrung der stark basischen Anionenaustauscher in den 1950er Jahren verlor dieses Verfahren aber stark an Bedeutung Inzwischen wird es nur noch in Sonderfallen angewandt Es wurde auch ein H Entcarbonisierungs Verfahren CARIX Verfahren entwickelt und in die Praxis eingefuhrt bei dem die Ionenaustauschharze mit Kohlensaure Einleiten von CO2 regeneriert werden 7 Auch Trinkwasser wird in grosstechnischen Anlagen zentral teilentcarbonisiert Dies ist bei Wassern des Hartebereiches IV GH 3 8mmol l sinnvoll Hierfur werden auch Membranentsalzungsanlagen wie die Umkehrosmose UO bzw Nanofiltration NF eingesetzt Neben den Hartebildnern Calcium und Magnesium konnen mit dieser Technik auch die Neutralsalze Chlorid Nitrat und Sulfat sowie Huminstoffe und organische Mikroverunreinigungen entfernt werden Literatur BearbeitenPaul Pracht Wasser Babcock Handbuch Babcock amp Wilcox Oberhausen 1962 Kapitel Enthartung nach dem Fallungsverfahren 8 VGB Kraftwerkstechnik Technische Vereinigung der Grosskraftwerksbetreiber Essen 1985 Heft Nr 6 ISSN 1435 3199 ab Seite 600 GWF Wasser Abwasser Wasser Abwasser 1989 Nr 11 ISSN 0016 3651 ab Seite 569 Bbr Leitungsbau Brunnenbau Geothermie Wirtschafts u Verlagsgesellschaft Gas und Wasser Koln 1994 Heft Nr 8 ISSN 1611 1478 ab Seite 28Einzelnachweise Bearbeiten R Kretzer K Schluck Erfahrungen bei der Kombination von Verfahrensschritten zur Aufbereitung von Kuhlturmzusatzwasser In VGB Kraftwerkstechnik 57 1977 Jan Heft 1 S 35 36 Heinz Bedford Zentrale Trinkwasserenthartung mittels Schnellentkarbonisierung mit Kalk In cbr Fachtechnik Wasseraufbereitung 45 1994 8 94 S 31 K Spindler H Blochl A Bursik Flockung und Entcarbonisierung von Wasser in einem Hochleistungsklarer In VGB Kraftwerkstechnik 65 1985 Heft 6 S 604 Paul Pracht Wasser Babcock Handbuch Babcock amp Wilcox Oberhausen 1962 S 59 Paul Pracht Wasser Babcock Handbuch Babcock amp Wilcox Oberhausen 1962 S 61 Paul Pracht Wasser Babcock Handbuch Babcock amp Wilcox Oberhausen 1962 S 62 Klaus Hagen Wolfgang Hoell Das CARIX Verfahren eine langjahrig erprobte Technologie 2009 Sondernummer GWF Wasser Abwasser S W44 bis W48 gwf spezial 1 2009 DNB 453830986 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Entcarbonisierung amp oldid 227912005