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Energieumwandlung und Warme beim Spanen haben einen wichtigen Einfluss auf die entstehende Temperatur und den Verschleiss beim Spanen Die mechanische Energie die beim Zerspanen der Wirkstelle zugefuhrt wird wird genutzt um Trenn Scher und Reibungsarbeit zu verrichten Sie wird dabei fast vollstandig in Warme umgewandelt Der grosste Teil der Warme bleibt im Span kleinere Anteile gehen in das Werkzeug und das Werkstuck Die hohen Temperaturen von 300 C bis uber 1000 C begunstigen dabei thermisch aktivierte Vorgange wie Diffusion und tragen so zum Werkzeugverschleiss bei Die Temperaturmessung stellt hierbei eine besondere Herausforderung dar da die Temperaturen auf sehr kleinem Raum auftreten sehr hoch sind und sich sehr schnell verandern konnen Messungen bei denen die Werkzeuge als Thermoelemente verwendet werden und solche mit Pyrometern und Warmebildkameras haben sich daher etabliert Temperaturverteilung und Warmefluss an einem Zerspanungswerkzeug aus Hartmetall beim Spanen von Stahl mit einer Schnittgeschwindigkeit von 60 m min Inhaltsverzeichnis 1 Energieumwandlung 1 1 Energieanteile 1 2 Analytische Abschatzung der Energieanteile 1 2 1 Umformung 1 2 2 Spanflachenreibung 1 2 3 Stofftrennung 1 2 4 Stoffumlenkung 1 2 5 Eigenspannungen 2 Warme 3 Berechnung der Warmestrome 4 Temperaturen 5 EinzelnachweiseEnergieumwandlung Bearbeiten nbsp Spanbildungsprozess schematische Darstellung mit mehreren Scherzonen Die beim Spanen benotigte Leistung ergibt sich aus der Schnittleistung P c displaystyle P c nbsp der Schnittgeschwindigkeit v c displaystyle v c nbsp und der Schnittkraft F c displaystyle F c nbsp zu P c F c v c displaystyle P c F c cdot v c nbsp Und die Schnittarbeit oder energie mit dem Schnittweg l c displaystyle l c nbsp zu W c F c l c displaystyle W c F c cdot l c nbsp Die zugefuhrte mechanische Energie wird dabei genutzt um bei der Spanbildung Arbeit zu verrichten Es kann grundsatzlich unterschieden werden zwischen der Reibungsarbeit und der Verformungsarbeit 1 Die Reibungsarbeit wird sowohl aufgewendet um die Reibung zwischen Span und Spanflache des Werkzeuges zu uberwinden als auch die Reibung zwischen Werkstuck und der Freiflache des Werkzeuges Die Verformungsarbeit wird genutzt um den Span vom Werkstuck abzutrennen und um ihn abzuscheren Ausserdem wird ein sehr geringer Teil der gesamten Energie benotigt um den Span umzulenken Ein sehr kleiner Anteil wird als elastische Energie und Eigenspannung im Span und im Werkstuck gespeichert Der grosste Teil jedoch wird in Warme umgewandelt 2 Energieanteile Bearbeiten Die Anteile dieser Energien sind sehr verschieden und hangen von der Spanungsdicke ab Die Energien fur die Stoffumlenkung und Eigenspannungen sind vernachlassigbar klein Die Trennarbeit und die Arbeit zum Uberwinden der Freiflachenreibung sind bei geringen Spanungsdicken dominant aber unabhangig von der Spanungsdicke Die zur Uberwindung der Spanflachenreibung aufgewendete Energie und jene fur die Scherarbeit steigen mit steigender Spanungsdicke an die Scherarbeit ist dabei immer hoher Beide steigen degressiv an also langsamer als linear Daher steigt ihr Anteil an der gesamten umgesetzten Energie mit steigender Spanungsdicke Ab einer Dicke von 0 4 mm andern sich die Anteile nur noch unwesentlich Die Scherarbeit hat dann einen Anteil von etwa 60 und die Spanflachenreibung etwa 20 3 Analytische Abschatzung der Energieanteile Bearbeiten Die Grosse der jeweiligen Energien lasst sich auch mit analytischen Methoden grob abschatzen Dazu wird das Scherebenenmodell verwendet das vom sogenannten freien orthogonalen Schnitt ausgeht Dabei ist nur die Hauptschneide im Eingriff frei und der Werkzeug Einstellwinkel betragt 90 orthogonal Ausserdem wird unterstellt dass die Umformung ausschliesslich in der Scherebene stattfindet Der vom Span durchlaufene Flacheninhalt wird als Scherflache A ϕ displaystyle A phi nbsp bezeichnet und der Winkel zwischen ihr und der Werkzeug Schneidenebene mit ϕ displaystyle phi nbsp Von Interesse sind dabei jedoch nicht die absoluten Energien sondern die spezifische Schnittenergie als die auf das abgespante Volumen V displaystyle V nbsp bezogenen Schnittenergie k c displaystyle k c nbsp Die Schnittleistung ergibt sich auch mit dem Zeitspanvolumen Q displaystyle Q nbsp als P c k c Q displaystyle P c k c cdot Q nbsp Es kann mathematisch gezeigt werden dass die spezifische Energie mit der spezifischen Schnittkraft identisch ist Sie ergibt sich als Summe der verschiedenen Energieanteile zu k c k ϕ k g k T k M k e l displaystyle k c k phi k gamma k T k M k el nbsp Hierbei bezeichnet k ϕ displaystyle k phi nbsp den Anteil der fur die Umformung in der Scherebene benotigt wird k g displaystyle k gamma nbsp denjenigen fur die Spanflachenreibung angelehnt an den Spanwinkel g displaystyle gamma nbsp k T displaystyle k T nbsp den fur die Trennarbeit k M displaystyle k M nbsp den fur die Stoffumlenkung und k e l displaystyle k el nbsp den fur die Eigenspannungen 4 Bei den fur die industrielle Praxis typischen Werten bei der Zerspanung von Stahl liegen die Werte fur die spezifischen Energien fur das Umformen und die Reibung jeweils bei mehreren hundert Newton je Quadratmillimeter die ubrigen in der Grossenordnung von einem Newton je Quadratmillimeter Diese Werte sind somit etwa 40 niedriger als nach der experimentell bestatigten Kienzle Formel Der Grund dafur liegt in den Vereinfachungen des Scherebenen Modells Die Umformung findet beispielsweise in Wahrheit in einer raumlich ausgedehnten Scherzone statt Die Anteile fur die Trennarbeit und die Stoffumlenkung gewinnen erheblich an Bedeutung fur das Mikrozerspanen mit Spanungsdicken von etwa 10 Nanometern und das Hochgeschwindigkeitszerspanen mit Schnittgeschwindigkeiten von etwa 10 000 m min 5 Umformung Bearbeiten Die fur die Umformung benotigte spezifische Energie ergibt sich aus der Scherflache der Scherspannung t displaystyle tau nbsp die in ihr wirkt und dem Anteil der Spangeschwindigkeit senkrecht zur Scherebene v ϕ displaystyle v phi nbsp zu 6 k ϕ t A ϕ v ϕ Q t cos g sin ϕ cos ϕ g displaystyle k phi frac tau cdot A phi cdot v phi Q tau cdot frac cos gamma sin phi cdot cos phi gamma nbsp Spanflachenreibung Bearbeiten Fur die Spanflachenreibung ergibt sich durch das Coulombsche Reibungsgesetz mit dem Reibkoeffizienten m displaystyle mu nbsp und dem Reibwinkel r displaystyle rho nbsp zwischen der Zerspankraft F displaystyle F nbsp und ihrem auf der Spanflache stehenden Anteil F N g displaystyle F N gamma nbsp zu 7 k g t cos ϕ r g sin ϕ sin ϕ displaystyle k gamma tau cdot frac cos phi rho gamma cdot sin phi sin phi nbsp Stofftrennung Bearbeiten Fur die Stofftrennung wird Oberflachenenergie T displaystyle T nbsp benotigt Sie ist proportional zur gebildeten Oberflache Die Pro Zeit am Werkstuck gebildete Oberflache A Wst displaystyle dot A text Wst nbsp ergibt sich uber die Spanungsbreite b displaystyle b nbsp und die Schnittgeschwindigkeit zu A Wst b v c displaystyle dot A text Wst b cdot v c nbsp Wegen der Spandickenstauchung l h h Span h cos ϕ g sin ϕ displaystyle lambda h frac h text Span h frac cos phi gamma sin phi nbsp ergibt sich die Oberflache am Span als 8 A Sp b v c l h displaystyle dot A text Sp b cdot frac v c lambda h nbsp Daraus lasst sich die spezifische Energie fur die Stofftrennung berechnen k T b v c l h T Q 1 1 l h T h displaystyle k T frac b cdot frac v c lambda h cdot T Q left 1 frac 1 lambda h right cdot frac T h nbsp Stoffumlenkung Bearbeiten Die fur die Stoffumlenkung benotigte Energie kann abgeschatzt werden indem der Impulssatz fur Rohrstromungen auf den Zerspanvorgang angewandt wird Dabei ergibt sich die Energie mit der Dichte r displaystyle rho nbsp nicht zu verwechseln mit dem Reibwinkel der dasselbe Formelzeichen tragt zu 9 k M F M v ϕ Q r v ϕ 2 r cos 2 g cos 2 ϕ g v c 2 displaystyle k M frac F M cdot v phi Q rho cdot v phi 2 rho cdot frac cos 2 gamma cos 2 phi gamma v c 2 nbsp Eigenspannungen Bearbeiten Die Energien die fur den Aufbau von Eigenspannungen aufgewendet werden lassen sich mit dem Hookeschen Gesetz abschatzen Dabei wird unterstellt dass sich der Werkstoff wie eine Feder verhalt die sich im einachsigen Spannungszustand befindet Die spezifische Energie lasst sich dann berechnen mit der Fliessgrenze k f displaystyle k f nbsp und dem Elastizitatsmodul E displaystyle E nbsp 10 k e l 1 2 E k f 2 displaystyle k el frac 1 2E cdot k f 2 nbsp Warme BearbeitenBei den wichtigen Energieumwandlungen der Umformung und der Reibung entsteht Warme Nur bei den weniger bedeutenden Effekten entsteht keine Warme sondern elastische Federenergie Die wichtigsten Zonen in denen Warme entsteht sind daher die Scherzone und die Reibzone an der Spanflache Die Freiflachenreibung und die Trennzone an der Schneide haben nur geringe Bedeutung Etwa 50 bis 75 der Warme entsteht im Span davon verbleiben etwa 95 dort Weitere 18 entstehen als Reibungswarme zwischen Span und Werkzeug Wegen der hohen Schnittkraft treten auf der Spanunterseite ebenfalls hohe Verformungen auf die sogar noch grosser sind als diejenigen in der Scherzone Daher entsteht ein grosser Teil der Warme dort Da diese Fliesszone an der Spanunterseite jedoch sehr dunn ist wird insgesamt weniger Energie umgesetzt als in der Scherzone Der Anteil der Reibungswarme der in das Werkzeug wandert hangt von der Beruhrzeit zwischen Span und Werkzeug ab er ist also bei hohen Schnittgeschwindigkeiten kleiner Der Energieanteil im Span liegt bei niedrigen Schnittgeschwindigkeiten von 25 75 m min bei etwa 25 50 Die Anteile im Werkzeug liegen dann bei etwa 65 bis 85 Der Rest entfallt auf das Werkstuck Bei Schnittgeschwindigkeiten ab 250 m min andern sich die Anteile nur noch unwesentlich Im Span bleiben dann etwa 80 und weitere 10 jeweils im Werkstuck und Werkzeug 11 12 Berechnung der Warmestrome BearbeitenFalls mit Kuhlschmiermitteln gearbeitet wird nehmen diese einen Teil der Warme auf und fuhren ihn ab Die sonstige Umgebung in Form von Luft nimmt keinen nennenswerten Anteil auf Die Warmestrome in das Werkzeug den Span und das Werkstuck lassen sich uberschlagig berechnen Die Warmestrome q W Z displaystyle q WZ nbsp in das Werkzeug und q Wkst displaystyle q text Wkst nbsp in das Werkstuck entstehen durch Warmeleitung Sie lassen sich allgemein berechnen durch q l D x 1 d l 8 0 8 displaystyle q lambda cdot Delta x cdot frac 1 delta cdot l cdot theta 0 theta nbsp Hierbei sind l displaystyle lambda nbsp die Warmeleitfahigkeit D x l displaystyle Delta x cdot l nbsp die Flache die der Warmestrom durchfliesst d displaystyle delta nbsp die Dicke der Schicht die erwarmt wird 8 0 displaystyle theta 0 nbsp die Temperatur im Quellvolumen Span Scherzone und 8 displaystyle theta nbsp die Temperatur im angrenzenden Korper Werkstuck oder Werkzeug Ausserdem gilt naherungsweise dass die zugefuhrte mechanische Leistung der Summe der Warmestrome entspricht k c Q k Wkst k W Z k S p displaystyle k c cdot Q k text Wkst k WZ k Sp nbsp mit q Sp displaystyle q text Sp nbsp als Warmestrom in den Span Beim Spanen mit kontinuierlichem Schnitt wie beim Drehen und Bohren heizen sich die Spanflachen so stark auf dass ihre Temperatur an der Oberflache der der Spanunterseite entspricht Da der Ausdruck 8 0 8 displaystyle theta 0 theta nbsp dann gleich Null ist ist auch der Warmestrom q W k s t displaystyle q Wkst nbsp gleich Null Beim Spanen mit unterbrochenem Schnitt wie beim Frasen hat jede Schneide des Werkzeugs nur kurzzeitig Kontakt mit dem Span und heizt sich daher nicht so stark auf Die Temperatur in der Scherzone 8 0 S Z displaystyle theta 0 SZ nbsp ergibt sich aus der Warmekapazitat c p displaystyle c p nbsp der Dichte r displaystyle rho nbsp und der spezifischen Schnittenergie k c displaystyle k c nbsp zu 8 0 S Z k c c p r l S Z D x l d Q displaystyle theta 0 SZ frac k c c p cdot rho lambda SZ cdot frac Delta x cdot l delta cdot Q nbsp Mit Werten die fur die industriellen Zerspanung von Stahl typisch sind ergibt sich eine Temperatur von etwa 500 Kelvin uber der Umgebungstemperatur Der Warmestrom in das Werkstuck hat demzufolge eine Grosse von etwa 250 Joule je Sekunde Der Warmestrom in den Span lasst sich durch die Warmekapazitat und das Zeitspanvolumen Q displaystyle Q nbsp berechnen q Sp c p r Q 8 0 S Z displaystyle q text Sp c p cdot rho cdot Q cdot theta 0 SZ nbsp Daraus ergibt sich ein Warmestrom von etwa 750 Joule je Sekunde 13 Temperaturen BearbeitenDie zugefuhrten Warmemengen heizen beim kontinuierlichen Schnitt die jeweiligen Korper so lange auf bis die zugefuhrte Warme gleich der abgefuhrten ist Dann stellt sich ein Gleichgewicht ein mit konstanten Temperaturen Beim unterbrochenen Schnitt kuhlen die Schneiden zwischen zwei Schnitten wieder aus sodass sich ein periodisch schwankender Verlauf der Temperaturen ergibt Die grossten Temperaturen treten auf der Spanflache des Werkzeuges auf jedoch nicht direkt an der Schneide sondern etwas dahinter Beim Zerspanen von Stahl betragen sie etwa 350 C bei niedrigen Schnittgeschwindigkeiten und bis uber 1100 C bei etwa 200 m min Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Schnittgeschwindigkeit ist wegen der Aufbauschneidenbildung im niedrigen und mittleren Geschwindigkeitsbereich jedoch nicht linear Die Warme wird dann im Werkzeug weitergeleitet sodass sich ein Temperaturfeld ausbildet Die Temperatur an der Freiflache ist etwa 200 bis 300 niedriger als die auf der Spanflache 14 15 Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Bohren Frasen 8 Auflage Springer 2008 ISBN 978 3 540 23458 6 S 65 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 87 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 90 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 87 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 90 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 87f Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 88 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 30 88 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 88 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 89 Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Bohren Frasen 8 Auflage Springer 2008 ISBN 978 3 540 23458 6 S 65f Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 90f Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 90f Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Bohren Frasen 8 Auflage Springer 2008 ISBN 978 3 540 23458 6 S 65 68 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen Springer 3 Auflage 2011 S 93 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Energieumwandlung und Warme beim Spanen amp oldid 222188690