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El Badari ist eine agyptische Stadt mit 42 770 Einwohnern Stand 2006 im Gouvernement Asyut Sie liegt am ostlichen Nilufer nahe der Stadt Assiut und ist vor allem durch die prahistorische Badari Kultur bekannt geworden die in dieser Region verbreitet war Inhaltsverzeichnis 1 Archaologie 1 1 Forschungsgeschichte 1 2 Fundorte 1 3 Badari Kultur 1 3 1 Graber 1 3 2 Datierung 1 4 Tasa Kultur 1 5 Spatpradynastische Zeit 1 5 1 Siedlungsstrukturen 1 6 Naqada III Phase 2 Pharaonische Zeit 3 Literatur 4 EinzelnachweiseArchaologie BearbeitenForschungsgeschichte Bearbeiten Samtliche heutigen Erkenntnisse uber die pradynastische Zeit in el Badari basieren im Wesentlichen auf den Arbeiten von Guy Brunton der hier in den 1920er und fruhen 1930er Jahren umfangreiche Ausgrabungen vornahm und auf Gertrude Caton Thompsons grundlicher Untersuchung in Hemamieh in der Saison 1924 25 1 Zur Zeit von Brunton bestand der Ausgrabungsbezirk aus einem 16 km langen Wustenstreifen der sich zwischen den modernen Dorfern el Etmania Qau el Kebir und Naga Wissa erstreckte Er arbeitete sich dann in zwei Bereiche vor die er Mostagedda und Matmar nannte Diese werden heute lediglich als Erweiterung des Badari Bezirks angesehen Die Badari Region umfasst heute auch noch die beiden etwa 60 km langen Wadis el Asyuti und Qau Bay 1 Zwischen 1922 und 1931 legte Brunton in seinen drei Bereichen von el Badari uber 100 pradynastische Friedhofe und Siedlungen frei Seine Kollegin Caton Thompson entschied sich eine etwas grundlichere Ausgrabung etwa 3 km nordlich des modernen Dorfes el Hemaniah durchzufuhren in einem Wustenstreifen den Brunton aufgrund seiner Schmalheit ausliess weil er dort keinen Friedhof vermutete Die Arbeiten von Caton Thompson und Brunton liessen viele grundlegende Fragen bezuglich der Badari Kultur unbeantwortet so dass 1989 und 1992 ein kleines Team unter der Leitung von Diana L Holmes vom archaologischen Institut des University College London neue Untersuchungen vornahm 1 Fundorte Bearbeiten Alle bekannten pradynastischen Fundorte liegen im flachen Wustengebiet zwischen dem Fruchtland und dem Kalksteinplateau In der Region von el Badari ist dieser Wustenstreifen sehr schmal und uberschreitet nur selten einige hundert Meter Die Fundstellen sind in der Regel flach und haben durchschnittliche Depottiefen von 0 5 bis 2 Meter Die uberwiegende Mehrheit war zu verschiedenen Zeiten belegt wobei sich spatpradynastische und dynastische Graber in altere Siedlungsschichten schneiden Die Ablagerungen der Siedlungsphase setzen sich aus losen Sandsedimenten durchmischt mit Asche Holzkohle Pflanzenresten und Tierknochen zusammen Tonscherben und Steinartefakte kommen reichlich vor obwohl Hinweise auf Siedlungsstrukturen eher selten sind Da samtliche Fundorte Palimpseste verschiedener Phasen sind wird die pradynastische Kultur der el Badari Region am besten zusammenhangend in Zeitraumen anstatt durch die Behandlung einzelner Fundorte beschrieben 1 Badari Kultur Bearbeiten nbsp Figur der Badari Kultur aus geschnitztem Elfenbein ca 4000 v Chr Hauptartikel Badari Kultur Wahrend seiner ersten Feldsaison stiess Brunton auf einen neuen dunnwandigen Keramiktyp mit Wellen oder Kammmuster auf der Aussenseite Brunton bescheinigte der Keramik ein hohes Alter und wies ihr eine Kultur zu die den anderen bekannten pradynastischen Kulturen vorausging Seine Vermutung wurde durch die Ausgrabungen von Caton Thompson in Hemamieh bestatigt Thompson trug die Sedimente dieser kleinen Siedlung in 15 cm dicken Schichten ab Als sie tiefer kam stiess sie auf bekannte Nagada I II Keramik und auf unterster Schicht schliesslich auf Exemplare geriffelter Tonkruge zusammen mit anderen Typen die Brunton in den Grabern bei seinen Ausgrabungen fand Die Kultur mit der geriffelten Keramik erhielt nun den Namen Badari 1 Die Badari Kultur ist die alteste bekannte landwirtschaftliche Kultur im Niltal Oberagyptens Sie war etwa zeitgleich mit einer fruhen Phase der Naqada Kultur in der Region von Armant Die Menschen der Badari Kultur pflanzten Weizen und Gerste an und hielten Rinder Schafe und Ziegen Allerdings ist nicht bekannt in welchem Ausmass sie von diesen Ressourcen abhingen Sie betrieben auch Fischfang am Nil und gingen auf Gazellenjagd Uber die Art ihrer Behausung ist so gut wie nichts bekannt Bei Dair Tasa wurden Stumpfe verschiedener Holzpfosten gefunden die die Uberreste einer leichten Hutte oder eines Unterstandes darstellen konnten Abgesehen davon weisen alle Badari Siedlungen mehrere tiefe Gruben auf die nach Brunton als Kornspeicher zu interpretieren sind 2 Graber Bearbeiten Neben den uber 50 Badari Siedlungen raumte Brunton mehr als etwa 750 Begrabnisstatten frei die sich auf 45 Platze verteilten Die Graber bestanden aus flachen etwa ovalformigen Gruben Die Korper lagen auf der linken Seite in kontrahierter Position mit dem Kopf nach Suden und dem Gesicht nach Westen ausgerichtet Position und Orientierung der Toten sollten charakteristisch fur die Bestattungen in Oberagypten wahrend der pradynastischen Zeit werden Die Grabbeigaben waren relativ einfach Die Leiche wurde fur gewohnlich in Matten oder Tierhaute gewickelt und auf eine Schilfmatte gelegt Meist wurde personlicher Schmuck wie etwa Halsketten aus Muscheln oder Steinperlen zugegeben Zu den restlichen Artefakten gehoren ublicherweise ein einzelnes Gefass und gelegentlich eine Schieferplatte oder einige Werkzeuge aus Feuerstein 3 Datierung Bearbeiten Obwohl die Badari Kultur ohne Zweifel als fruhzeitig eingestuft wurde dauerte es lange Zeit bis eine genaue absolute Datierung feststand In den fruhen 1970er Jahren wurden fur acht Keramikscherben von Caton Thompsons Ausgrabungen in Hemamieh Thermolumineszenz TL Bestimmungen vorgenommen jedoch erharteten diese nur die bereits bekannte relative Zeitfolge ohne Aufschluss uber eine realistische absolute Datierung zu geben Funf spatere Radiokarbondatierungen von Proben aus neuen Ausgrabungen bei Hermanieh und Deir Tasa haben erst gezeigt dass die Badari Kultur eindeutig in den Zeitraum 4500 4000 v Chr einzuordnen ist 3 Andere pradynastische Fundorte in Oberagypten aus der Zeit vor 4000 v Chr gibt es nur noch in der Region Gurna Armant Diese gehoren jedoch nicht zur Badari Kultur sondern werden von Archaologen der Naqada Kultur zugerechnet Obwohl es bei den Keramiken einige Ubereinstimmungen zwischen den Armant und Badari Funden gibt reichen diese nicht aus um eine sudliche Ausdehnung der Badari Kultur bis nach Armant zu stutzen Weitere Fundorte ausserhalb der Badari Region die von einigen Forschern immer wieder mit der Badari Kultur in Zusammenhang gebracht wurden enthielten meist nur einige Scherben mit Rifflungen die hochstens auf einen Handel mit der Badari Region hindeuteten 3 Tasa Kultur Bearbeiten Als Brunton mit seiner Arbeit nahe Deir Tasa begann glaubte er Beweise fur eine noch altere Kultur gefunden zu haben die er Tasian nannte Nur wenige Forscher die sich mit seinen Forschungsergebnissen im Detail befassten haben diese sogenannte Tasa Kultur anerkannt Brunton ging bei seinen Ausgrabungen nicht stratigraphisch vor und machte nie Tasian Funde bei denen nicht auch Funde dabei waren die man der Badari Kultur zuordnen konnte 3 Nach heutigem Forschungsstand sind alle Artefakte die Brunton als Tasian eingestuft hat als Teil der materiellen Badari Kultur anzusehen Die eingeritzten glockenformigen Becher die Brunton fur typisch Tasian hielt konnten von ausserhalb importiert worden sein moglicherweise von einem Volk aus der Ostwuste oder dem Nordsudan 3 Spatpradynastische Zeit Bearbeiten Viele Fundplatze in Badari zeigen Anzeichen dass sie in spaterer pradynastischer Zeit als Siedlungen oder Friedhofe wiederbenutzt wurden Obwohl Brunton die Graber nach Flinders Petries Sequenzierungsmethode datierte konnten nicht fur alle pradynastischen Siedlungen relative Zeitangaben bestimmt werden Dennoch ordnete er viele spate Graber ins Gerzean Naqada II ein wahrend die Siedlungen hauptsachlich ins Amratian Naqada I datiert wurden 3 Eines der uberraschendsten Ergebnisse der letzten von Holmes durchgefuhrten Grabungen in den 1990er Jahren war das fast vollstandige Fehlen von Keramik und anderen Objekten aus der Naqada I Phase Die untersuchten pradynastischen Fundstellen wiesen leicht zu identifizierende Keramik der Badari und Naqada II Kultur auf Tonscherben aus Naqada I kamen jedoch ausserst selten zu Tage Der Mangel an Naqada I Material kann bis jetzt noch nicht vollstandig erklart werden eine Unterbrechung in der Besiedelung der Badari Region zwischen der Badari und Naqada II Phase erscheint jedoch unwahrscheinlich Die Ausgrabungen von Caton Thompson und Holmes bei Henamieh deuten darauf hin dass dieser Fundplatz wahrend der pradynastischen Zeit mehr oder weniger durchgangig von der Badari bis zur Naqada II Phase besiedelt war Abgesehen davon deuten die Hemamieh Sequenz und die Resultate der Untersuchungen von 1989 bis 1992 darauf hin dass sich die materielle Kultur der el Badari Region wahrend der Naqada I Phase 3900 3300 v Chr deutlich von anderen Siedlungsplatzen in Oberagypten unterscheidet Bereits 1956 schlug Werner Kaiser vor die Badari Phase der el Badari Region grosstenteils zeitgleich mit der Naqada I Phase in anderen Teilen des Niltales zu setzen Dies ist aber nur teilweise richtig auch wenn noch mehr Daten benotigt werden um eine genauere Aussage zu treffen Die Ergebnisse der letzten Felduntersuchungen aus den 1990er Jahren deuten darauf hin dass sich die Badari Kultur nach 4000 v Chr in eine fortgeschrittene Badari Kultur oder Badari Naqada I Ubergangskultur entwickelte die im Kern noch Badari war aber bereits einige Naqada I Elemente aufwies Diese entwickelte Badari Kultur ebnete den Weg fur eine eindeutige Naqada II Phase mit Artefakten aus Siedlungen und Friedhofen die man auch an anderen Stellen in Oberagypten wahrend dieser Phase vorfindet Eine Ausnahme bilden Feuerstein Artefakte die eine lokale Tradition widerzuspiegeln scheinen und in der Fachliteratur einer Mostagedda Industrie zugeordnet werden 4 Siedlungsstrukturen Bearbeiten Hinweise fur pradynastische Siedlungsstrukturen nach der Badari Phase gibt es in Hemamieh und nordlich von Sheikh Esa Bei Hemamieh fand Caton Thompson neun Huttenkreise die sie ins Amratian Naqada I datierte Es handelt sich hierbei um kleine Lehmbauten mit ein bis zwei Metern im Durchmesser von denen einige einen Oberbau aus Flechtwerkwanden besassen Nur die grosseren Hutten konnten vielleicht als Behausung gedient haben die anderen waren vermutlich Vorratskammern oder Unterstande fur junge Tiere 5 Bei Sheikh Esa legte Brunton an verschiedenen Stellen mehrere kreisformige lehmverputzte Boden frei Diese hatten einen etwa drei Meter grossen Durchmesser und wurden von niedrigen Wanden oder Fensterbanken aus Lehm begrenzt Bei einer Hutte fanden sich Uberreste von Holzpfosten Die Siedlungen werden nach heutigen Erkenntnissen in die Naqada I Phase datiert 5 Naqada III Phase Bearbeiten Wahrend der Naqada III Phase wurde der Wustenstreifen bei Badari ausschliesslich fur Begrabnisse genutzt Die Siedlungen befanden sich vermutlich im Fruchtland Eine rechteckige Konstruktion aus Lehmziegeln mit zwei Raumen 3 6 2 Meter scheint wahrend Naqada III oder der 1 Dynastie als Tempel gedient zu haben da diese von den Uberresten zweier dynastischer Tempel uberlagert wurde 5 Pharaonische Zeit BearbeitenDie Friedhofe in der Region sind auch weiterhin in den folgenden Epochen pharaonischer Geschichte belegt worden Vor allem aus der Zeit vom Ende des Alten Reiches und der Ersten Zwischenzeit stammen zahlreiche einfache doch oftmals relativ reich ausgestattete Bestattungen Die Toten sind meist in einfachen Schachten beigesetzt worden die manchmal eine kleine Kammer hatten Es kann davon ausgegangen werden dass die Toten in einem Sarg lagen doch sind organische Materialien nicht gut erhalten so dass sich von den Sargen meist nur noch Verfarbungen im Sand fanden Vor allem junge Frauen sind oftmals reich mit Schmuck ausgestattet worden dazu gehoren auch zahlreiche Goldamulette Der Schmuck fand sich meist auf den Leichen daneben gab es oftmals aber auch noch eine Truhe in der sich weiterer Schmuck und auch Toilettenutensilien fanden Weitere Beigaben waren vor allem Keramikgefasse Es kann davon ausgegangen werden dass es sich hier um die Bestattungen der Bauern die in dieser Region lebten handelte 6 Bei El Badari fanden sich auch die Reste eines Tempels Brunton konnte drei Schichten unterscheiden Einige wenige Reste datieren in die pradynastische Zeit Ein grosserer Bau datiert ins Alte Reich Es konnte ein Hof mit Altar und dahinter das Allerheiligste ausgegraben werden Daruber wurde wiederum im Neuen Reich ein grosserer Bau errichtet Es handelte sich wahrscheinlich um einen Umgangstempel Im Osten befanden sich zwei Allerheiligste davor diverse Raume Von Parallelen kann erschlossen werden das der Bau von Pfeilern umgeben war doch fand Brunton nur noch Lehmziegelfundamente Die hier verehrten Gottheiten sind unbekannt 7 Literatur BearbeitenGay Brunton Gertrude Caton Thompson The Badarian civilisation and predynastic remains near Badari by Guy Brunton O B E and Gertrude Caton Thompson Quaritch London 1928 Gay Brunton Mostagedda and the Tasian culture by Guy Brunton with a chapter by G M Morant Quaritch London 1937 Gay Brunton Qau and Badari I British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account Band 44 Quaritch London 1927 Gay Brunton Qau and Badari II British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account Band 45 Quaritch London 1928 Guy Brunton Qau and Badari III British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account Band 50 Quaritch London 1930 Diane L Holmes The Predynastic lithic industries of Badari Middle Egypt new perspectives and inter regional relations In World Archaeology Band 20 1988 S 70 86 Diane L Holmes R F Friedman Survey and test excavations in the Badari region Middle Egypt In Proceedings of the Prehistoric Society Band 60 1994 S 105 142 Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 161 163 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 161 Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 161 162 a b c d e f Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 162 Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 162 163 a b c Diane L Holmes el Badari district Predynastic sites In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 163 Stephan Johannes Seidlmayer Graberfelder aus dem Ubergang vom Alten zum Mittleren Reich SAGA 1 Heidelberg 1990 ISBN 3927552011 S 123 210 Brunton Qau and Badari I 18 20 Tafel XXIIINormdaten Geografikum GND 1119267137 lobid OGND AKS 26 9925 31 4156 Koordinaten 27 0 N 31 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title El Badari amp oldid 236927464