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Der Eisenbahnunfall von Hordorf ereignete sich am 29 Januar 2011 in der Nahe des Haltepunkts Hordorf auf der Bahnstrecke Magdeburg Thale Ein Personenzug stiess mit einem entgegenkommenden Guterzug zusammen Durch den Zusammenstoss kamen zehn Menschen ums Leben 23 weitere Personen wurden zum Teil lebensgefahrlich verletzt 1 2 Bahnstrecke Magdeburg Thale Inhaltsverzeichnis 1 Unfallgeschehen 2 Opfer und Rettungsmassnahmen 3 Gedenken 4 Gerichtsverhandlung 5 Hintergrund 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUnfallgeschehen Bearbeiten nbsp Situationsskizze vom UnfallortAm Abend des 29 Januar 2011 war der HarzElbeExpress HEX Zugnummer 80876 von Veolia Verkehr fahrplanmassig von Magdeburg in Richtung Halberstadt unterwegs Auf dem eingleisigen Streckenabschnitt kurz vor dem Haltepunkt Hordorf wo an einer Uberleitstelle die von Halberstadt kommende zweigleisige Strecke eingleisig wird stiess er bei dichtem Nebel bei Streckenkilometer 42 702 um ca 22 28 Uhr mit dem rund zwei Stunden verspatet verkehrenden Guterzug 69192 frontal zusammen nachdem dieser unzulassig am haltzeigenden Blocksignal B vorbeigefahren war 2 Der aus Rubeland kommende Guterzug der Verkehrsbetriebe Peine Salzgitter bestand aus 32 mit Kalk beladenen Wagen und war mit den zwei Diesellokomotiven 1703 und 1704 vom Typ Vossloh G 1700 2 BB bespannt Die Geschwindigkeit des Zuges mit 2700 Tonnen Gesamtmasse betrug 69 km h 3 Der mit etwa 50 Reisenden besetzte HEX Triebwagen hatte seine Geschwindigkeit durch eine vom Triebfahrzeugfuhrer eingeleitete Schnellbremsung 135 m 3 vor der Kollision bereits von 98 auf 66 km h verringert 4 der Guterzug von 69 auf 68 km h 3 Wahrend der schwere 580 m 5 lange Guterzug abgesehen vom demolierten ersten Triebfahrzeug 6 nur leicht beschadigt wurde und erst etwa 500 Meter hinter der Unfallstelle zum Stehen kam wurde der zweiteilige Nahverkehrstriebwagen VT 810 des Typs LINT 41 mit einer Leermasse von 63 5 Tonnen durch den Aufprall auf die linke Seite gekippt Der vordere Teil des Triebwagens wurde fast vollstandig zerstort 7 8 Der wegen des Unfalls gesperrte Streckenabschnitt Oschersleben Halberstadt wurde in den Abendstunden des 1 Februar 2011 wieder fur den Verkehr freigegeben Opfer und Rettungsmassnahmen BearbeitenZehn Menschen wurden getotet darunter der Triebfahrzeugfuhrer des Personenzuges und die Zugbegleiterin Der Triebfahrzeugfuhrer des Guterzugs erlitt leichte Verletzungen 9 In einem ersten Bericht des Bundesverkehrsministeriums war von 18 Menschen mit schweren und 25 mit leichten Verletzungen ausgegangen worden 10 11 In dem abschliessenden Untersuchungsbericht werden von den 32 Personen des Personenzugs 23 Personen mit zum Teil schweren Verletzungen genannt 2 Wegen starken Nebels konnten keine Hubschrauber zum Abtransport der Verletzten eingesetzt werden An den Rettungsmassnahmen waren rund 100 Einsatzkrafte aus der ganzen Region beteiligt 8 Gedenken BearbeitenAm Samstag dem 5 Februar 2011 fand im Dom zu Halberstadt ein Gottesdienst statt bei dem der Opfer des Unfalls gedacht wurde An ihm nahmen rund 1000 Menschen teil darunter auch Sachsen Anhalts damaliger Ministerprasident Wolfgang Bohmer der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG Rudiger Grube und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer 12 Ein von den Angehorigen mitgestalteter Gedenkstein wurde am 27 Januar 2012 an der Unglucksstelle enthullt 13 Dem getoteten Lokfuhrer des Personenzuges wurde die Rettungsmedaille des Landes Sachsen Anhalt verliehen 14 Zudem wurde ein Bericht Das Zugungluck von Hordorf Katastrophe auf eingleisiger Strecke im deutschen Privatfernsehen mit Interviews von Augenzeugen und Helfern sowie Unfallbildern gezeigt Gerichtsverhandlung BearbeitenAm 8 Oktober 2012 begann am Landgericht Magdeburg der Prozess gegen den Triebfahrzeugfuhrer des Guterzuges Zum Prozessauftakt wurde durch den Verteidiger eine schriftliche Erklarung verlesen in der der Angeklagte bei den Verletzten und Hinterbliebenen um Entschuldigung bat und angab die Haltesignale nicht wahrgenommen zu haben 15 Zuvor wurden durch die Bundespolizei das Landeskriminalamt Sachsen Anhalt die Eisenbahn Unfalluntersuchungsstelle des Bundes und die Staatsanwaltschaft Magdeburg Ermittlungen gegen den 41 jahrigen Lokfuhrer durchgefuhrt 10 Die Staatsanwaltschaft Magdeburg erhob am 2 Januar 2012 Anklage wegen zehnfacher fahrlassiger Totung fahrlassiger Korperverletzung in 22 Fallen und fahrlassiger Gefahrdung des Bahnverkehrs 13 16 In einem ersten Bericht des Bundesministeriums fur Verkehr Bau und Stadtentwicklung vom 1 Februar 2011 wurde festgestellt dass der Guterzug vor Hordorf am haltzeigenden Blocksignal B die Fahrt des Personenzuges vom ein in den zweigleisigen Streckenabschnitt abwarten sollte Der Guterzug habe das Halt erwarten zeigende Vorsignal passiert ohne die Geschwindigkeit zu verringern und am Hauptsignal zum Stehen zu kommen Die bereits fur den Personenzug gestellte Weiche habe der Guterzug aufgefahren Nachdem der Fahrdienstleiter im Stellwerk Hordorf durch den Auffahrvorgang alarmiert wurde habe dieser nach eigener Aussage noch uber Zugfunk einen Nothaltauftrag abgegeben 10 Ein weiterer Bericht nach der ersten Auswertung beider Datenaufzeichnungen bestatigte dass sowohl das Vor als auch das Hauptsignal durch den Triebfahrzeugfuhrer des Guterzuges nicht beachtet wurden und eine erste Reaktion erst unmittelbar vor dem Zusammenstoss erfolgte 3 Die Vermutung dass der Triebfahrzeugfuhrer des Guterzugs nicht auf der ersten sondern auf der zweiten Lokomotive gewesen sei wurde mit der Begrundung zuruckgewiesen dass die Steuerung des Zugs von der ersten Lokomotive aus erfolgte 3 Am 14 September 2011 veroffentlichte die Eisenbahn Unfalluntersuchungsstelle des Bundes ihren Untersuchungsbericht Sie kommt zu dem Schluss dass alle anderen moglichen Ursachen ausser menschlichem Versagen ausgeschlossen werden konnen Weiterhin schliesst sie nicht aus dass der Nebel das Ungluck begunstigte Aufgrund der Eigenschaft von Nebel auf kurze Distanz und zeitlich sehr unterschiedlich aufzutreten kann zu den tatsachlichen Verhaltnissen zur Unfallzeit keine klare Aussage getroffen werden Der Triebfahrzeugfuhrer eines vorher fahrenden Zuges gab eine Sichtweite von 100 bis 150 Metern an 2 Am 28 November 2012 wurde der Triebfahrzeugfuhrer vom Landgericht Magdeburg zu einem Jahr Haft auf Bewahrung verurteilt Das Gericht folgte damit den Forderungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung Ein Vertreter der Nebenklage der funf Jahre Haft gefordert hatte kundigte Revision vorm Bundesgerichtshof an da die Aufklarung des Unglucks nicht ausreichend erfolgt sei 17 18 Am 6 August 2013 wies der BGH die Revision der beiden Nebenklager zuruck und das Urteil wurde rechtskraftig 19 Hintergrund BearbeitenDie 58 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Halberstadt ist auf 37 Kilometern eingleisig fur eine Hochstgeschwindigkeit von 100 km h zugelassen und war zum Unfallzeitpunkt nur teilweise mit punktformiger Zugbeeinflussung PZB die eine Zwangsbremsung des Guterzuges hatte auslosen konnen ausgerustet 20 Eine rechtliche Verpflichtung zum Einbau einer Zugbeeinflussungseinrichtung bestand nach 15 Absatz 2 der Eisenbahn Bau und Betriebsordnung zum Unfallzeitpunkt erst bei Strecken mit einer zugelassenen Hochstgeschwindigkeit von uber 100 km h 21 In der Nahe des Haltepunkts Hordorf geht ein eingleisiger Streckenabschnitt in einen zweigleisigen uber Diese Uberleitstelle wird mit Signalen gesichert die von einem ortlichen Stellwerk bedient werden 20 Der Einbau der PZB Streckeneinrichtung in Hordorf war im Zug des Ausbaus der Strecke auf Fahrgeschwindigkeiten von 120 km h fur Marz 2011 vorgesehen 22 23 Die Umrustung anderer Abschnitte der Strecke hat hingegen laut Angaben der Deutschen Bahn bereits stattgefunden Die noch nicht durchgefuhrte Ausrustung sollte bis spatestens Ende 2008 erfolgen hiess es in einem Vermerk Als Hinderungsgrund wird eine fehlende Bewilligung der erforderlichen Gelder fur die Ausrustung der 52 Kilometer langen Strecke Halberstadt Magdeburg in Hohe von 533 000 Euro durch das Eisenbahn Bundesamt genannt 24 Ende Mai 2011 vier Monate nach dem Unfall wurde in Oschersleben sowie an der Unfallstelle in Hordorf die punktformige Zugbeeinflussung in Betrieb genommen 25 Mit der Anderung der Eisenbahn Bau und Betriebsordnung vom 25 Juli 2012 wurde die Ausrustung aller deutschen Haupt und vieler Nebenbahnen mit punktformiger Zugbeeinflussung bis zum 31 Dezember 2014 vorgeschrieben 26 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eisenbahnunfall von Hordorf 2011 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikinews Zugungluck mit mindestens 10 Toten in Sachsen Anhalt Nachricht Dossier zum Zugungluck in Spiegel Online Video von der UnfallstelleEinzelnachweise Bearbeiten Schweres Zugungluck bei Oschersleben mit mehreren Toten In Magdeburger Nachrichten 31 Januar 2011 archiviert vom Original am 11 Februar 2013 abgerufen am 24 Januar 2016 a b c d Untersuchungsbericht Zugkollision Uberleitstelle Hordorf Strecke Magdeburg Hbf Halberstadt am 29 01 2011 PDF 841 kB Eisenbahn Unfalluntersuchungsstelle des Bundes 14 September 2011 abgerufen am 14 Februar 2016 a b c d e Alexander Schierholz Amt bestatigt Haltesignale uberfahren Untersuchungen zur Ursache dauern an In Mitteldeutsche Zeitung 17 Februar 2011 S 3 Mitteldeutscher Rundfunk Guterzug Lokfuhrer uberfahrt Haltesignal Memento vom 3 Februar 2011 im Internet Archive vom 1 Februar 2011 abgerufen am 1 Februar 2011 um 11 18 Uhr bild de von 18 Februar 2011 Bild des demolierten Triebfahrzeugs des Guterzugs In Bild 30 Januar 2011 archiviert vom Original am 10 Februar 2013 abgerufen am 24 Januar 2016 Bild des zerstorten Personenzugs Zugungluck von Hordorf Lokfuhrer muss vor Gericht In Mitteldeutsche Zeitung 2 Januar 2012 abgerufen am 2 Februar 2011 a b Norbert Claus Wolfgang Schonwald Schweres Zugungluck in Sachsen Anhalt Nicht mehr online verfugbar In Sachsische Zeitung 30 Januar 2011 ehemals im Original abgerufen am 31 Januar 2011 1 2 Vorlage Toter Link www sz online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Zugungluck Unfassbare Kollision sieben Kilometer weit zu horen In Welt Online 30 Januar 2011 abgerufen am 31 Januar 2011 a b c Erster Bericht des Bundesverkehrsministeriums Lokfuhrer des Ungluckszuges uberfuhr zwei Signale In Volksstimme 1 Februar 2011 abgerufen am 2 Februar 2011 http www zeit de gesellschaft zeitgeschehen 2011 01 zugunglueck sachsen anhalt abgerufen am 25 Oktober 2011 Trauerfeier fur die 10 Toten von Hordorf 31 Januar 2011 abgerufen am 5 Februar 2011 a b Alexander Schierholz Lokfuhrer muss vor Gericht In Mitteldeutsche Zeitung 2 Januar 2012 abgerufen am 10 November 2017 Gedenken Ein Jahr nach der Zugkatastrophe von Hordorf Memento vom 7 September 2012 im Webarchiv archive today dpa Prozesse Hordorf Prozess Lokfuhrer entschuldigt sich Memento vom 18 Juni 2016 im Internet Archive In Zeit Online 8 Oktober 2012 Nach Zugungluck bei Hordorf Anklage gegen Lokfuhrer erhoben In mdr de Mitteldeutscher Rundfunk 3 Januar 2012 archiviert vom Original am 14 Januar 2012 abgerufen am 24 Januar 2016 Zugungluck von Hordorf Revision gegen Lokfuhrer Urteil angekundigt Memento vom 5 Januar 2013 im Internet Archive Mitteldeutscher Rundfunk 28 November 2012 Lokfuhrer zu Bewahrungsstrafe verurteilt In Spiegel Online 28 November 2012 Urteil gegen Unglucks Lokfuhrer von Hordorf rechtskraftig In Braunschweiger Zeitung 6 August 2013 abgerufen am 10 August 2013 a b Manuela Pfohl Ermittlungen zum Zugungluck in Hordorf Routinefahrt in den Tod In stern 31 Januar 2011 abgerufen am 1 Februar 2011 Oliver Schumacher Strecke Halberstadt Magdeburg entspricht gultigen Sicherheitsstandards Presseinformation 003 2011 In deutschebahn com DB Mobility Logistics 31 Januar 2011 archiviert vom Original am 11 Februar 2011 abgerufen am 14 Februar 2016 Christian Esser und Astrid Randerath Beitrag Vermeidbare Zugkatastrophe Bahn spart bei der Sicherheit PDF Manuskript In Frontal21 1 Februar 2011 abgerufen am 1 Februar 2011 Todesstrecke sollte 2011 saniert werden Zugungluck bei Hordorf Bahn und Ministerium wussten seit Jahren von Gefahren der Strecke In Spiegel Online 5 Februar 2011 abgerufen am 5 Februar 2011 Automatisches Bremssystem fur Unfallstrecke In Mitteldeutsche Zeitung 3 Juni 2011 Online abgerufen am 30 Juni 2021 Sechste Verordnung zur Anderung eisenbahnrechtlicher Vorschriften In Bundesgesetzblatt Teil I Jahrgang 2012 Nr 37 vom 20 August 2012 S 1703 f 52 000551 11 191635 Koordinaten 52 0 2 N 11 11 29 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Hordorf amp oldid 238858840