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Edmund Tilney auch Tylney oder Tyllney 1536 1610 war ein englischer Hofling der als Master of the Revels unter Konigin Elisabeth I und ihrem Nachfolger Jakob I zu Bekanntheit gelangte In dieser Stellung war er verantwortlich fur das Zensurwesen im englischen Theater Er kontrollierte und forderte die Entwicklung des Schauspiels im Elisabethanischen Zeitalter Tilney wandelte zudem das Revels Office welches zuvor nur eine Einrichtung zur Organisation von Festen fur den Hof war in eine bedeutende landesweit agierende Institution mit Genehmigungs und Zensurbefugnis um Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre und familiare Verbindungen 2 Karriere 3 Eigene Werke 4 Privatleben 5 Unzureichende Beleglage 6 In der Popularkultur 7 Literatur 8 EinzelnachweiseFruhe Jahre und familiare Verbindungen BearbeitenEdmund Tilney war der einzige Sohn von Philip Tilney 1541 Gentleman Usher von Konig Heinrich VIII und seiner Frau Malyn Chambre Edmund Tilneys Grossvater war Sir Philip Tilney of Shelley 1533 Schatzmeister wahrend der Schlacht von Flodden Field unter dem Kommando von Thomas Howard 2 Duke of Norfolk Howards erste Ehefrau war Sir Philip Tilneys Kusine Elizabeth Tilney nachdem Elizabeth 1497 starb heiratete Howard die Schwester Tilneys Agnes 1 2 3 Edmund Tilneys Mutter Malyn Tilney war in den Skandal verwickelt der zum Sturz der Stiefenkelin der Herzogin Konigin Catherine Howard fuhrte Sie wurde am 22 Dezember 1541 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt und ihr Besitz eingezogen jedoch nach Hinrichtung der Konigin die am 13 Februar 1542 erfolgte begnadigt 2 Edmund Tilneys Vater wurde am 10 September 1541 in der St Leonard s Church im Londoner Stadtteil Streatham zur letzten Ruhe gebettet Er starb verschuldet und seine Witwe Malyn erhielt seiner Schwester Agnes eine Hilfszusage 4 2 Es gibt keine Aufzeichnung uber die Ausbildung Tilneys Er erlernte womoglich weit mehr als Latein Franzosisch Italienisch und Spanisch da seine fruhen Arbeiten anzeigten dass er nicht nur den Sprachen nahe war sondern auch mit Disziplinen wie Gesetzgebung Geschichte Okonomie und Genealogie vertraut war Es wird angenommen dass er gereist sein musste da Reisen eine der ublichen Bestandteile der damaligen Bildung war 5 Karriere BearbeitenNicht nur weil Tilney wahrscheinlich eine informelle Bildung genoss sondern auch aufgrund seiner familiaren Bindungen zu den Howards und deren Verwandtschaft zum Konigshaus sah er sich einer glanzenden Zukunft gegenuber So war er durch die Ehe seiner Schwester ein entfernter Verwandter von Konigin Elisabeth I In den darauffolgenden Jahren pflegte er auch weiter seine Beziehungen zur Familie der Howards Im Jahr 1572 nahm er als Abgeordneter fur das Borough Gatton in Surrey an den Sitzungen des englischen Parlaments teil Der Sohn des 2 Duke of Norfolk aus dessen zweiter Ehe mit Agnes William Howard wurde 1554 zum Baron Howard of Effingham erhoben Dessen Sohn Charles Howard 1 Earl of Nottingham 2 Baron Howard of Effingham erhielt 1574 das Amt des Lord Chamberlain Das Revels Office befand sich schon immer unter der Regie des Lord Chamberlain und dieser ubertrug nun die Aufgabe des Master of the Revels an seinen anverwandten Edmund Tilney 2 Im Juli 1579 ubernahm Tilney auch offiziell das Amt welches er bereits seit Februar 1578 fuhrte Tilney ubernahm das Amt und begann es zu reformieren und auszubauen Als er mit seiner Arbeit begann bestand es hauptsachlich aus der Planung und Durchfuhrung koniglicher Unterhaltungen als Bestandteil der Aufgaben des Lord Chamberlain Seine erste Hauptaufgabe bestand darin die Konigin und den Hof zufriedenstellend zu unterhalten Dann aber begann er die verschiedenen Lasten die auf dem von ihm ubernommenen Revels Office lagen zu losen So war die Behorde durch eine wirtschaftliche Ineffizienz hervorgerufen durch die Inkompetenz der bisherigen Leiter welche lediglich als Gunstlinge des Hofes in dieses Amt kamen sowie eine daraus resultierende hohe Verschuldung in Verruf geraten Am 24 Dezember 1581 grundete Tilney eine Kommission welche die Finanzkrise losen und die Unterhaltskosten des Buros auf ein moderates Budget reduzieren sollte Der zweite Teil der Kommissionsaufgaben bestand darin offentliche Debatten uber kontroverse Beitrage im Theater zu verhindern Schlicht indem man Theaterstucke zur Auffuhrung nur dann zuliess wenn das Manuskript zuvor uberpruft und die genehmigende Unterschrift des Masters of the Revels enthielt Jeder der zuwider handelte konnte auf Tilneys Befehl eingekerkert werden Auch harte Korperstrafen drohten So erhielt der Master of the Revels alleinig die volle Autoritat uber das Theater in England welche zuvor auf mehrere Beamte und Zustandigkeiten der Institution aufgeteilt war Er wurde so zum Zensor aller Theaterauffuhrungen des gesamten Landes Ein bedeutendes Beispiel ist The Book of Sir Thomas More Es behandelt die fremdenfeindlichen Aufstande wie sie am ersten Mai 1517 in London stattfanden Eval May Day Aufgrund seines explosiven politischen Inhalts unterlag es der strengsten Zensur und wurde nie veroffentlicht Und derart wurden alle anderen politischen Inhalte des Theaters die dem koniglichen Hof missfallen konnten restriktiv gehandhabt Tilneys Zeit als Master of the Revels welche von 1579 bis 1610 wahrte fallt in eine hochst ereignisreiche Zeit in der Geschichte des englischen Dramas 1576 wurden am Rand der Londoner Innenstadt die ersten Theaterzweckgebaude Englands errichtet das The Theatre und The Curtain Das war auch der Beginn vieler weiterer Theaterneubauten im Land und fuhrte zu einer raschen Verbreitung des Schauspielkultur in England Bekannte Dramatiker traten auf den Plan wie Christopher Marlowe oder Thomas Kyd welche die Massen mit ihren Stucken Tamburlaine oder Die Spanische Tragodie anzogen In die Zeit Tilneys fallt auch fast das gesamte Wirken von William Shakespeare Tilney lizenzierte in seiner Zeit 30 seiner Stucke So sehr Tilneys Zensur die Dramatiker einschrankte so schutzte sie sie auch vor dem Ubergriff anderer Behorden Das Konstrukt der aristokratischen Patronage 6 konnte nicht verschleiern dass die Schauspielkompanien letztlich kommerzielle Unternehmungen waren welche durch reisende Auftritte in Innenhofen von Gasthofen Inns und festen Theatern ihr Geld verdienten allerdings brachten diese Patronagekonstrukte die Theaterkompanien unter koniglichen Schutz 1592 benannte der theaterkritische Lord Mayor of London Tilney als ein Hindernis auf dem Weg das offentliche Theaterwesen innerhalb der Stadt zu beenden Tilneys Zensur war jedoch nicht breit angelegter Natur und war nicht ubertrieben streng Wahrend er politisch heikel einzustufende Passagen wie etwa die Enthronungsszene in Richard II oder die Darstellung eines franzosischen Botschafters als Trinker The Conspiracy and Tragedy of Charles Duke of Byron Marshall of France von George Chapman 1608 7 beanstandete liess er die Darstellung des Mordes an Julius Caesar in dem gleichnamigen Stuck von Shakespeare zu Allerdings gilt dies als nicht belegt 8 Am 10 Marz 1583 erliess Queen Elisabeth I an Edmund Tilney die Anordnung eine eigene Theatertruppe zu ihrer Unterhaltung zusammenzustellen Zuvor gastierten fremde Theatertruppen am Hofe oder angestellte wenig talentierte Hofschauspieler unterhielten die Konigin und ihr Gefolge Dieser delegierte sogleich die Aufgabe an Francis Walsingham dem Leiter der Nachrichtendienste am Hofe Elisabeths der durch eine solche durch das Land reisende Theatertruppe zusatzliche Moglichkeiten erkannte sein Spionagenetzwerk auszubauen So rekrutierte er u a aus bestehenden Theaterkompanien wie den Leicester s Men und den Sussex s Men die fur Theaterensembles jener Zeit ungewohnlich grosse Zahl von 12 Schauspielern 9 welche in den folgenden zehn Jahren als Queen Elizabeth s Men sehr erfolgreich sein wurden 10 11 Tilney zeichnete auch verantwortlich fur eine Neuerung des englischen Dramas die der theatralischen Darbietung mehr Raum gab als den bis dahin so erfolgreichen Maskenspielen Letztere waren sehr aufwendig und kamen dem Office teuer zu stehen sodass hier drastische Einsparungen moglich wurden Maskenspiele erfuhren erst wieder unter Elisabeths Nachfolger Jakbob I eine Wiederkehr Am 24 Marz 1603 endete Elisabeths Regentschaft und Jakob I bestieg den Thron Es gab Auseinandersetzungen um Tilneys Stellung als sich John Lyly um den Posten bewarb Auch George Buck unterstutzt von den Howards war ein Mitbewerber Jedoch behielt Tilney auch unter Jakob I seine Stellung als Master of the Revels Um 1606 wurde der Master zudem mit der Befugnis ausgestattet Theaterstucke welche als Buch veroffentlicht werden sollten zu lizenzieren Einige Dokumente deuten darauf hin dass sein spaterer Nachfolger im Amt George Buck hier bereits als leitender Sachbearbeiter acting master eingesetzt wurde 8 Das Zensurwesen wurde mit Thronbesteigung Jakobs I deutlich entspannter In den darauffolgenden Jahren lizenzierte Buck viele Theaterstucke wahrend Tilney die Belange des Office of Revels managte Er blieb im Amt bis zu seinem Tod im Jahre 1610 Eigene Werke BearbeitenEdmund Tilney schrieb in den 1560er Jahren ein Traktat mit dem Namen A brief and pleasant dis course of the duties in Marriage called the Flower of Friendshipp und widmete es der Konigin Dies tat er um am Hofe Anerkennung zu heischen Das Buch erschien zwischen 1567 und 1578 in sieben Ausgaben Es ist in dem traditionellen Genre der kontinentalen conversazione geschrieben Er lasst zwei Tage lang in fiktiven Unterhaltungen mehrere Personen uber die Pflichten eines vorbildlichen Ehemanns und einer vorbildlichen Ehefrau sprechen und fuhrt verschiedene historische Beispiele an 12 Dieses einzige Buch Tilneys ist ein eloquentes schriftstellerisches Werk und lasst Einflusse des Renaissance Humanismus und weiterer philosophischer Richtungen erkennen 13 Topographical Descriptions Regiments and Policies ist ein unveroffentlichtes politisches Werk an dem Tilney bis zuletzt arbeitete Er widmete es Konig Jakob das Werk beinhaltet eine Sammlung von Notizen zu verschiedenen Landern Diese Arbeit belegt auch Tilneys Kenntnisse in verschiedenen Disziplinen wie Topographie Genealogie Geographie Wirtschaft und Gesetzgebung In jenen Werken oder auch in Dokumenten die er selbst unterzeichnete schrieb er seinen Nachnamen stets als Tyllney In allen anderen Dokumenten wird er hingegen Tilney oder Tylney geschrieben 13 Privatleben BearbeitenTilney lebte ein Leben im Spannungsfeld verschiedener Machtbereiche Auf der einen Seite sah er sich dem Lord Treasurer verpflichtet auf der anderen Seite war es der Lord Chamberlain dem er unterstand Nach seiner Ernennung zum Master wurde er bekannter und heiratete 1583 Dame Mary Braye Sie war die vierte Frau des verstorbenen Sir Edmund Braye Es ist jedoch nichts weiter uber diese Ehe bekannt auch nicht ob sie Nachkommen hatten Nicht einmal in Tilneys Testament von 1610 sind seine familiare Verhaltnisse erwahnt 14 Tilney verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in gerichtlichen Auseinandersetzungen und Anspruchsverfahren um Besitz und finanziellen Verpflichtungen Gegen Ende war durch verlorene Prozesse sein Besitz geschrumpft und seine finanzielle Situation sehr angespannt In seinem letzten Willen wunschte er sich ohne Pomp und Zeremonie neben seinem Vater beerdigt zu werden und vermachte sein letztes Geld einigen armen Gemeinden einigen Dienern und seinem Cousin Thomas Tilney Er wurde in der St Leonard s Church im Londoner Stadtteil Streatham beerdigt Ihm zu Ehren wurde ein Grabmonument errichtet Zuvor lebte er in Leatherhead Surrey in einem Haus welches dort als Mansion House bekannt ist In der High Street Leatherheads tragt seit den 1990er Jahren ein Lokal der Pub Kette Wetherspoon seinen Namen Unzureichende Beleglage BearbeitenObwohl das Amt des Master of the Revels eine der einflussreichsten Amter unter Elisabeth I war gibt es kaum Informationen uber das Leben Tilneys der zur Zeiten des Hohepunktes des elisabethanischen Theaters als hochster Leiter der genehmigenden Theaterbehorde wirkte 15 Es existierten verschiedene Quellen von denen die meisten allerdings nur fehlerhafte Informationen bereithielten Von den Gelehrten Malone bis Sidney Lee gab es hierzu verschiedene Darstellungen Tilneys Es gibt aber keine letztlich eindeutigen Details seines Lebens Weder uber seine Person noch uber seine Frau welche in seinem Testament auch keinerlei Erwahnung fand Es gab zudem Spekulationen daruber ob er zum Knight geadelt wurde 15 In der Popularkultur BearbeitenIn dem Spielfilm Shakespeare in Love wurde Tilney durch Simon Callow verkorpert Tilney ist eine Figur in der Alternativweltgeschichte Ruled Britannia von Harry Turtledove Literatur BearbeitenSidney Lee Tilney Edmund In Sidney Lee Hrsg Dictionary of National Biography Band 56 Teach Tollet MacMillan amp Co Smith Elder amp Co New York City London 1898 S 399 englisch Volltext Wikisource Einzelnachweise Bearbeiten David M Head Thomas second duke of Norfolk 1443 1524 magnate and soldier In Oxford Dictionary of National Biography Oxford University Press 2008 S 236 237 a b c d Frederick Samuel Boas 1862 1957 Queen Elizabeth in Drama and Related Studies Books For Libraries Press New York 2008 S 40 41 englisch Douglas Richardson Plantagenet Ancestry A Study in Colonial and Medieval Families Hrsg Kimball G Everingham Genealogical Publishing Company Inc Baltimore Maryland 2004 ISBN 978 0 8063 1750 2 S 236 237 englisch Tilney Edmund 1535 6 1610 courtier In Oxford Dictionary of National Biography Oxford University Press 2008 S 40 41 englisch W R Streitberger On Edmond Tyllney s Biography In The Review of English Studies Ausgabe 29 Nr 113 Februar 1978 S 11 35 18 Als die elisabethanischen Armengesetze mit einem Gesetz von 1572 geandert wurden veranderte sich die Situation von reisenden Schauspielern Wer keine Patronage durch einen Adligen besass konnte als Vagabund eingestuft und mit einer Reihe von Strafen belegt werden Hingegen waren jedoch diejenigen die sich eines solchen Schutzes erfreuten rechtlich sicherer als zuvor Informationen der Neue Shake speare Gesellschaft a b Janet Clare Greater Themes for Insurrection s Arguing Political Censorship of the Elizabethan and Jacobean Stage In The Review of English Studies Ausgabe 38 Nr 50 Mai 1987 S 169 183 173 Scott McMillin Hrsg The Elizabethan Theatre and The Book of Sir Thomas More Cornell University Press 2019 ISBN 978 1 5017 4264 4 S 184 englisch The Elizabethan Theatre and The Book of Sir Thomas More in der Google Buchsuche Edmund Kerchever Chambers The Elizabethan Stage Band 1 Clarendon Press Oxford 1923 S 104 ff Scott McMillin Sally Beth MacLean The Queen s Men and Their Plays Cambridge University Press Cambridge 1998 S 27 Die Kunst der Galanterie Facetten eines Verhaltensmodells in der Literatur herausgegeben von Ruth Florack Rudiger Singer in der Google Buchsuche a b W R Streitberger Hrsg The Masters of the Revels and Elizabeth I s Court Theatre Oxford University Press 2017 ISBN 978 0 19 255228 0 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Frederick Samuel Boas Queen Elizabeth in Drama and Related Studies George Allen amp Unwin New York 2008 ISBN 0 8369 5397 5 S 36 55 englisch a b W R Streitberger On Edmond Tyllney s Biography In The Review of English Studies Ausgabe 29 Nr 113 Februar 1978 S 11 35 Normdaten Person GND 123521750 lobid OGND AKS LCCN n86088435 VIAF 267689260 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tilney EdmundALTERNATIVNAMEN Tylney Edmund Tyllney EdmundKURZBESCHREIBUNG englischer Beamter und SchriftstellerGEBURTSDATUM 1536STERBEDATUM 1610 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmund Tilney amp oldid 229028309