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Unter Kryoskopie von altgriechisch kryos kryos kalt und skopeῖn skopein betrachten versteht man ein Verfahren zur Bestimmung der molaren Masse von Substanzen durch Messung der Gefrierpunktserniedrigung Inhaltsverzeichnis 1 Prinzipielles Vorgehen 2 Verfahren nach Rast 3 Analoge Anwendung Ebullioskopie 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePrinzipielles Vorgehen BearbeitenDer Gefrierpunkt eines Losungsmittels wird durch Zugabe von loslichen oder mischbaren Substanzen erniedrigt Die Erniedrigung D T displaystyle Delta T nbsp des Gefrierpunktes hangt dabei in verdunnten Losungen linear von der molalen Konzentration n m L displaystyle frac n m mathrm L nbsp des zugegebenen Stoffes ab D T E n n m L displaystyle Delta T E n cdot frac n m mathrm L nbsp mit der kryoskopischen Konstanten E n displaystyle E n nbsp des Losungsmittels als Proportionalitatsfaktor der Stoffmenge n displaystyle n nbsp des gelosten Stoffes der Masse m L displaystyle m mathrm L nbsp des Losungsmittels Die Temperaturanderung ist nur von der Anzahl der gelosten Teilchen abhangig nicht von ihrer Art Damit gehort die Gefrierpunktserniedrigung zu den kolligativen Eigenschaften Fur die Stoffmenge des gelosten Stoffes gilt n m M displaystyle n frac m M nbsp mit der Molmasse M displaystyle M nbsp des gelosten Stoffes der Masse m displaystyle m nbsp der zugegebenen Probe wobei gelten muss m m L m m L lt 1 10 displaystyle m ll m mathrm L Leftrightarrow frac m m mathrm L lt frac 1 10 nbsp verdunnte Losung Setzt man n displaystyle n nbsp in die erste Gleichung ein und lost nach der molaren Masse auf so erhalt man M m E n m L D T displaystyle M frac m cdot E n m L cdot Delta T nbsp Aus der Masse der zugegebenen Probe und der daraus resultierenden Gefrierpunktserniedrigung kann man also auf die Molmasse der gelosten Substanz schliessen Zur Bestimmung der Temperaturdifferenz D T displaystyle Delta T nbsp wird wenn notig in einer Kaltemischung erst die Gefriertemperatur des reinen Losungsmittels und dann die der Losung bestimmt z B mit Hilfe des Beckmann Thermometers Hierzu ermittelt man in der Regel jeweils den Temperaturverlauf in der Nahe des Gefrierpunktes und tragt diesen grafisch auf Bei der kryoskopischen Bestimmung muss die eventuelle Dissoziation des zugegebenen Stoffes berucksichtigt werden z B dissoziert Essigsaure in Acetat und Hydroniumionen die Dissoziation erhoht namlich effektiv die Teilchenzahl und damit die Stoffmenge n displaystyle n nbsp Ausserdem muss bei konzentrierten Losungen m m L 1 10 displaystyle left frac m m mathrm L geq frac 1 10 right nbsp die veranderte effektive Konzentration durch die chemische Aktivitat der Teilchen ersetzt werden Grenzen sind dieser Methode fur hochmolekulare Stoffe und kolloidale Losungen gesetzt Verfahren nach Rast BearbeitenCampher hat eine kryoskopische Konstante die betragsmassig besonders gross ist 39 7 K kg mol 1 Daher ist die Gefrierpunktserniedrigung von Losungen in Campher relativ gross und damit leichter messbar Da geschmolzener Campher ausserdem ein gutes Losungsmittel fur viele Substanzen ist eignet es sich besonders gut fur die Molmassenbestimmung Weil die Kryoskopie mit Campher als Losungsmittel und mit kleinen Substanzmengen von dem Physikochemiker Karl Rast ausgearbeitet wurde 2 3 4 wird eine solche kryoskopische Molmassenbestimmung Verfahren nach Rast genannt Karl Rast schrieb zu den Vorteilen der Methode Im Campher wurde nun ein Losungsmittel gefunden dass es die Moglichkeit eroffnet statt des Beckmann Thermometers ein gewohnliches in ganze Grade geteiltes Thermometer zu benutzen und die Messung in einem Schmelzpunktsapparat vorzunehmen durch die minimalen Mengen die hierzu benotigt werden nimmt die Methode den Charakter einer Mikromethode an 2 Diese Vorteile fuhrten dazu dass Campher zum wohl am haufigsten verwendeten Losungsmittel fur die Ermittlung der Molmasse neu gewonnener Substanzen wurde 1 Die Methode eignet sich nur fur Substanzen die beim relativ hohen Schmelzpunkt des Camphers 179 C noch nicht zersetzt werden Fur temperaturempfindlichere Substanzen ist Tetrabrommethan CBr4 meist besser geeignet Es hat zudem mit 80 K kg mol eine noch deutlich gunstigere kryoskopische Konstante 5 6 Analoge Anwendung Ebullioskopie BearbeitenAuch durch das Prinzip der Siedepunktserhohung welches der Gefrierpunktserniedrigung analog ist kann man auf die molare Masse von Substanzen schliessen die in Losungen enthalten sind M m E s m L D T displaystyle M frac m cdot E s m L cdot Delta T nbsp Dieses Ebullioskopie genannte Verfahren ist jedoch etwas ungenauer als die Kryoskopie weil die ebullioskopischen Konstanten E s displaystyle E s nbsp kleiner sind als die kryoskopischen Beispiele E s displaystyle E s nbsp E n displaystyle E n nbsp Wasser 0 515 K kg mol 1 86 K kg molCampher 6 1 K kg mol 39 7 K kg molSiehe auch BearbeitenOsmometrie d h die Bestimmung der Konzentration bzw der Molmasse aus dem osmotischen Druck Die so bestimmte Konzentration wurde auch Osmolaritat genannt Literatur BearbeitenGerhard Jander Ewald Blasius Lehrbuch der analytischen und praparativen anorganischen Chemie 16 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 7776 1388 6 EA Stuttgart 1952 Udo R Kunze Grundlagen der quantitativen Analyse 6 Auflage Wiley VCH Weinheim 2009 ISBN 978 3 527 32075 2 EA Stuttgart 1980 Wolfgang Gottwald Werner Puff Andreas Stieglitz Physikalisch chemisches Praktikum VCH Weinheim 1986 ISBN 3 527 26498 1 S 28 ff G Amarell Molekulargewichtsbestimmung mit dem Beckmann Thermometer In GIT Labor Fachzeitschrift 1961 Oktober ISSN 0016 3538 auch als Sonderdruck erschienen Weblinks BearbeitenVideo Kryoskopie und Ebullioskopie als kolligative Eigenschaften Losung siedet und gefriert spater als das reine Losungsmittel Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15677 Einzelnachweise Bearbeiten a b W B Meldrum L P Saxer T O Jones The Molal Depression Constant for Camphor In ACS Hrsg Journal of the American Chemical Society JACS Band 65 Nr 10 1 Oktober 1943 S 2023 2025 doi 10 1021 ja01250a057 a b Karl Rast Mikro Molekulargewichts Bestimmung im Schmelzpunktsapparat Eingegangen am 3 Marz 1922 In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 55 Nr 4 VCH Weinheim 8 April 1922 S 1051 1054 doi 10 1002 cber 19220550429 Karl Rast Mikro Molekulargewichts Bestimmung im Schmelzpunkts Apparat II Arbeiten mit ausserst geringen Mengen In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 55 Nr 11 VCH Weinheim 9 Dezember 1922 S 3727 3728 doi 10 1002 cber 19220551115 Karl Rast L Fresenius Mikroanalyse Mikromolekulargewichtsbestimmungen In Fresenius Zeitschrift fur analytische Chemie Band 62 Nr 11 Springer November 1923 S 466 467 doi 10 1007 BF02423626 M Brandstatter L Kofler Molekulargewichtsbestimmung unter dem Mikroskop in Microchimica Acta 1949 34 S 364 373 H Keller H von Halban Uber eine Modifikation der mikro kryoskopischen Molekulargewichts Bestimmung nach Rast in Helvetica Chimica Acta 1944 27 S 1439 1443 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kryoskopie amp oldid 232708809 Analoge Anwendung Ebullioskopie