www.wikidata.de-de.nina.az
Der Doppelkastenschlussel auch Doppelkassettenschlussel engl Two square cipher oder double Playfair war ein wahrend des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht in der Zeit zwischen 1941 und 1944 eingesetztes Handschlusselverfahren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verfahren 3 Beispiel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Doppelkastenschlussel basiert auf dem im Jahr 1854 von Sir Charles Wheatstone erfundenen Playfair Verfahren das zur Verschlusselung und Entschlusselung die Grossbuchstaben des lateinischen Alphabets in einer quadratischen Matrix zu 5 5 Buchstaben anordnet dem Schlusselquadrat Da dies nur 25 Platze bietet es aber 26 Grossbuchstaben ohne Umlaute gibt wurde der Buchstabe J weggelassen und im Bedarfsfall durch I oder II ersetzt Bereits im Krimkrieg 1853 1856 wurde dieses Verfahren von den Briten eingesetzt und im Ersten Weltkrieg von beiden Seiten den Briten und den Deutschen verwendet und gegenseitig gebrochen Zur Steigerung der kryptographischen Sicherheit erweiterten die deutschen Stellen im Zweiten Weltkrieg das Verfahren von einem einzigen auf zwei Schlusselquadrate Damit wird die kombinatorische Komplexitat des Verfahrens und der Schlusselraum erheblich vergrossert Die Schlussellange wird nahezu verdoppelt was zu einer verbesserten Sicherheit beitragt Im Gegensatz zum klassischen Playfair Verfahren das zumeist ein Kennwort zur Erzeugung des Schlusselquadrats benutzt und die restlichen Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge auffullt mit dem kryptographischen Nachteil dass es haufig auf WXYZ endet wurden beim Doppelkastenschlussel stets vollig unregelmassig aufgefullte Kasten Schlusselquadrate genutzt die taglich zuweilen sogar im Dreistunden Rhythmus gewechselt wurden Auch dies trug zur kryptographischen Starkung bei Verfahren BearbeitenBei der Verschlusselungsmethode handelt es sich prinzipiell um eine monoalphabetische bigraphische bipartite Substitution Das heisst der zu verschlusselnde Klartext wird in Bigramme zerlegt die einzeln durch Geheim Bigramme ersetzt werden Dazu wird der erste Buchstabe eines Bigramms im ersten linken Kasten gesucht und der zweite Buchstabe eines Bigramms im zweiten rechten Kasten Dabei sind zwei mogliche Falle zu unterscheiden Erstens beide Buchstaben liegen in derselben Zeile Dann wird das Geheimbigramm durch die beiden jeweils rechts neben den Klarbuchstaben liegenden Buchstaben gebildet Verschiebeschritt Zweitens beide Buchstaben liegen in unterschiedlichen Zeilen Dann wird gedanklich ein Rechteck gebildet in dessen zwei Ecken die beiden Klarbuchstaben liegen und in dessen zwei restlichen Ecken die Geheimbuchstaben abgelesen werden Uberkreuzschritt 2 Es gab Variationen dieser Verschlusselungsvorschrift in der Form der Reihenfolge des Ablesens der beiden Geheimbuchstaben Zumeist wurde der erste Geheimbuchstabe im rechten Kasten und der zweite im linken Kasten abgelesen Auch eine Kaskadierung des beschriebenen Verschlusselungsschrittes wird beschrieben Die beiden Ergebnisbuchstaben wurden dann als Zwischenergebnis aufgefasst und nach derselben Verfahrensvorschrift ein zweites Mal verschlusselt Ublich war es zusatzlich eine Seriation des Klartextes vorzunehmen Dazu wurde er in Zeilen von beispielsweise 21 Buchstaben geschrieben und anschliessend nicht die in einer Zeile benachbarten Buchstaben verschlusselt sondern die in zwei Zeilen senkrecht untereinanderstehenden Buchstaben 3 Beispiel BearbeitenAusgehend von zwei zufalligen Schlusselkasten die allen Teilnehmern eines Schlusselnetzes taglich neu vorgelegt wurden soll der folgende Klartext verschlusselt werden Dies ist nur ein Beispieltext und er dient hier in unserer Wikipedia zur Illustration des Doppelkastenschlusselverfahrens Der Text besteht nach Ersetzung des Umlauts u durch ue aus 107 Buchstaben Fur das bigraphische Verfahren wird eine gerade Buchstabenanzahl benotigt was durch Anhangen eines X am Schluss leicht erreicht werden kann Der so zur Verschlusselung vorbereitete Klartext wird ohne Wortzwischenraume in eine gerade Anzahl von Zeilen mit jeweils 21 Buchstaben geschrieben und bei den letzten beiden Zeilen so dass diese gleich lang sind also Klartext DIESISTNUREINBEISPIEL TEXTUNDERDIENTHIERINU NSERERWIKIPEDIAZURILL USTRATIONDESDOPPELKAS TENSCHLUESSE LVERFAHRENSX Schlusselkasten OSQWD BRYME EPKUZ OHCGL FCGLM TAQZF IRHTN SUWDP AXBVY XNIVK Beginnend mit dem ersten Bigramm DT den beiden in der ersten Spalte in den beiden ersten Zeilen direkt untereinanderliegenden Buchstaben wird nun der Klartext verschlusselt Als weitere Klarbigramme folgen IE EX ST IU und so weiter Jeweils wird der erste Buchstabe eines Bigramms wie D fur das erste im linken Kasten und der zweite Buchstabe hier T im rechten Kasten gesucht und nach dem oben erlauterten Verfahren verschlusselt Aus DT wird so BM Uberkreuzschritt Aus IE wird PO aus EX wird OA aus ST wird BC ebenfalls Uberkreuzschritte Beim funften Bigramm IU tritt hier erstmals ein Verschiebeschritt auf und es wird so zu WR Insgesamt erhalt man den folgenden Geheimtext der ublicherweise im Morsecode als Funfergruppen per Funk ubertragen wurde Geheimtext BMPOO ABCWR RXPNP DHWPH CAPOU YXGCP WABQH SWAHA ATWIB ROFUS HFSCY VSEHB PRLSO IMNSE KILNL WPPPA QMTTP UGAPD YQTGU GAUHW LORXB ROA Der Empfanger dieser Geheimnachricht schreibt den Text in Doppelzeilen von jeweils 21 Buchstaben Lange abwechselnd in die obere und untere Zeile und macht so die Seriation ruckgangig Danach benutzt er die auch ihm vorliegenden beiden Schlusselkasten und entschlusselt unter Umkehrung der Verfahrensschritte Nach Entschlusselung ergibt sich der ursprungliche Klartext diesistnureinbeispieltextunderdienthierinunsererwikipediazurillustrationdesdoppelkastenschluesselverfahrensxLiteratur BearbeitenFriedrich L Bauer Entzifferte Geheimnisse Methoden und Maximen der Kryptologie 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2000 ISBN 3 540 67931 6 S 68 Charles David A World War II German Army Field Cipher and How We Broke It Cryptologia Vol 20 1 Januar 1996 S 55 76 Rudolf Kippenhahn Verschlusselte Botschaften Geheimschrift Enigma und Chipkarte Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1999 S 134 ISBN 3 499 60807 3 Fred B Wrixon Codes Chiffren amp andere Geheimsprachen Konemann 2000 S 219 221 ISBN 3 8290 3888 7 Weblinks BearbeitenGraphische Erlauterung der Verfahrensschritte Abgerufen 29 Januar 2016 Merkbl geh 10b 1 Entwurf Schlusselanleitung zum Doppelkastenschlussel 2 12 1940 Abgerufen 29 Januar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich L Bauer Entzifferte Geheimnisse Methoden und Maximen der Kryptologie 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2000 S 68 Charles David A World War II German Army Field Cipher and How We Broke it Cryptologia Vol 20 1 Januar 1996 S 61 Charles David A World War II German Army Field Cipher and How We Broke it Cryptologia Vol 20 1 Januar 1996 S 62 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Doppelkastenschlussel amp oldid 213466228