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Dieser Artikel behandelt Dispergatoren zur Olunfallbekampfung Der Stabilisierung von Suspensionen dienende Additive siehe unter Dispergiermittel Dispergatoren sind Stoffgemische die zur Beschleunigung oder auch Ermoglichung der Dispergierung von Olverschmutzungen in Wasser eingesetzt werden Damit wird das Ol von der Wasseroberflache entfernt bei richtigem Einsatz in relativ niedriger Konzentration fein in der Wassersaule verteilt und so fur olabbauende Mikroorganismen verfugbar gemacht Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 2 Einsatz und Wirkungsweise 3 Geschichte 4 Klassifizierung und Zulassung 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseZusammensetzung BearbeitenDispergatoren bestehen aus einem oder mehreren Tensiden die als Emulgatoren wirken einem Losemittel und Stabilisatoren In der Regel enthalten Dispergatoren heute mindestens zwei Tenside mit unterschiedlichen HLB Werten Das Losemittel besteht entweder aus Kohlenwasserstoffen oder ist auf Wasserbasis aufgebaut und enthalt dann in der Regel ausserdem Alkohole Glycole oder Glycolether Das Losemittel ermoglicht die Handhabbarkeit weiteres Verdunnen Verspruhen und hat grossen Einfluss auf die Schnelligkeit und Vollstandigkeit des Transports der Tenside in die Olphase Es hat meist den entscheidenden Anteil an der Okotoxizitat eines Dispergators Stabilisatoren sind notwendig um die Dispergatoren lange lagerfahig zu halten Einsatz und Wirkungsweise BearbeitenDispergatoren wie Corexit werden direkt auf das Ol ausgebracht eine Dosierung entsprechend der Filmdicke ist sinnvoll Einsatzmittel zur Ausbringung sind je nach Umfang der Verschmutzung und Lage des Einsatzortes Flugzeuge Schiffe oder Hubschrauber mit Spruhvorrichtungen oder Handspruhgerate Ausbreitung und Dicke von Olverschmutzungen auf See werden mit speziell ausgerusteten Uberwachungsflugzeugen erfasst Bei der Havarie der Bohrinsel Deepwater Horizon wurde 2010 erstmals ein Dispergator an einem Olaustritt unter Wasser zum Einsatz gebracht Zur eigentlichen Dispergierung ist zusatzlich mechanische Energie erforderlich Auf See wird diese von der Wellenenergie aufgebracht so dass zum sinnvollen Einsatz ein Mindestseegang erforderlich ist Von Schiffen aus konnen jedoch in beschranktem Umfang auch Scherbretter zum Einsatz kommen Bei hohem Seegang ist der Einsatz ebenfalls nicht mehr sinnvoll da hier die naturliche Dispergierung ausreichend schnell ablauft Weitere Einsatzgrenzen sind Wassertiefe und austausch Niedrige Wassertiefen fuhren zunachst zu hoheren Ol und Dispergatorkonzentrationen so dass eine hohere toxische Wirkung auftritt Wo kein ausreichender Wasseraustausch stattfindet kann durch den stark sauerstoffzehrenden Olabbau der gesamte Sauerstoff im Wasser verbraucht werden Diese Faktoren sind in Europa bei den Planungen fur Olbekampfungsmassnahmen berucksichtigt dennoch ist im Katastrophenfall immer eine weitere Abschatzung der Umstande des Einzelfalles erforderlich bei der in der Regel unterschiedliche Folgen abzuwagen sind Durch Dispergatoren kann ortlich und zeitlich begrenzt eine erhohte Konzentration von PAKs auftreten die dann vermehrt von einigen Fischarten aufgenommen werden und sich in diesen anreichern 1 Geschichte BearbeitenDer erste dokumentierte Einsatz von praktisch noch mit Industriereinigern identischen Dispergatoren ca 70 Tonnen erfolgte 1966 bei der Havarie der Anne Mildred Brovig durch das Wasser und Schifffahrtsamt Cuxhaven Erst und letztmals in grosserem Umfang verwendet wurden diese so genannten Dispergatoren der ersten Generation bei der Havarie der Torrey Canyon 1967 vor Cornwall mit freigesetzten 117 000 Tonnen Rohol Von 14 000 Tonnen Reiniger wurden allein 10 000 Tonnen gegen ca 14 000 Tonnen gestrandetes Ol eingesetzt Dieser Einsatz sehr toxischer Mittel fuhrte zu umfangreichen Vergiftungen von Meereslebewesen Die Schaden durch den Einsatz waren grosser als sie durch das Ol gewesen waren Dies fuhrte in den 1970er Jahren zur Entwicklung der zweiten Generation von Dispergatoren mit dem tatsachlich spezifischen Zweck der Olbekampfung die sich durch eine stark reduzierte Toxizitat auszeichnete Das Verhaltnis zum Ol bei der Anwendung betrug aber immer noch 1 2 bis 1 3 Die von Ende der 1970er bis Anfang der 1990er Jahre entwickelten Dispergatoren der dritten Generation ermoglichen mit Anwendungsverhaltnissen von 1 20 bis 1 30 wesentlich langere Einsatzdauern eingesetzter Seefahrzeuge und schliesslich auch den wegen der grossen Flachenleistung besonders wirkungsvollen Einsatz von Flugzeugen Auf Seeschiffen wurden dazu wasserverdunnbare Mittel zunachst im Verhaltnis 1 10 mit Seewasser versetzt und dann im ublichen Verhaltnis ausgebracht Von Flugzeugen werden im unverdunnten Zustand hochviskose Mittel mit eigens entwickelten Spruheinrichtungen ausgebracht Als erfolgreiches Beispiel des Einsatzes von Dispergatoren gilt die Havarie der Sea Empress 1996 an der walisischen Kuste wo mit 446 Tonnen Dispergator die Menge des dispergierten Rohols gegenuber ausschliesslich naturlicher Dispergierung ungefahr verdreifacht werden konnte so dass von den freigesetzten 72 000 Tonnen nur ca 4000 strandeten ca 40 der Gesamtmenge verdunsteten 1500 t wurden auf See aufgenommen Klassifizierung und Zulassung BearbeitenDispergatoren der zweiten Generation kommen als Typ 1 immer noch zum Einsatz Typ 2 bezeichnet verdunnt und Typ 3 unverdunnt angewandte Dispergatoren der dritten Generation Die meisten Produkte konnen heute wahlweise als Typ 2 oder Typ 3 eingesetzt werden Dispergatoren bedurfen zum Einsatz in den meisten Staaten einer behordlichen Zulassung In Europa wird hierzu gefordert dass ihre Toxizitat nicht die der zu bekampfenden Verschmutzung uberschreiten darf Die Toxizitat der Verschmutzung darf sich durch Mischung mit dem Dispergator ausserdem nicht signifikant erhohen Ausserdem ist die Wirksamkeit nachzuweisen Weblinks BearbeitenEuropean Maritime Safety Agency Manual on the Applicability of Oil Spill Dispersants Leitfaden zur Anwendung von Dispergatoren PDF 1 8 MB englisch Einsatzgrundsatze fur Dispergatoren der Vertragsparteien des Bonn Ubereinkommens Memento vom 22 Juli 2007 im Internet Archive PDF 56 kB Literatur BearbeitenZhengkai Li Kenneth Lee Thomas King Michel C Boufadel Albert D Venosa Assessment of chemical dispersant effectiveness in a wave tank under regular non breaking and breaking wave conditions In Marine Pollution Bulletin Band 56 Nr 5 2008 S 903 912 doi 10 1016 j marpolbul 2008 01 031 Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Dispergiermittel In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 6 Juli 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dispergator amp oldid 232633302