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Die Kindheit eines Chefs ist eine 1938 geschriebene Erzahlung von Jean Paul Sartre In Die Kindheit eines Chefs beschreibt Sartre die Entwicklung der Hauptperson Lucien Fleurier des Sohns eines Fabrikbesitzers der auf seine spatere Aufgabe als Chef vorbereitet wird Sartre veranschaulicht daran einige Gedanken die erst sein spateres philosophisches Werk vollstandig zur Klarheit bringen Lucien Fleurier erlebt die erste Verunsicherung auf der Suche nach sich selbst schon in fruhester Kindheit Da er ein sehr schones Kind mit blonden Locken ist bezeichnen ihn die Erwachsenen hin und wieder im Scherz als kleines Madchen So steigt in ihm die Angst auf sie konnten ihn plotzlich zum Madchen erklaren Ein paar Jahre spater stellt er sich nachdem er von seinem Cousin als Angeber bezeichnet wurde konkret die Frage nach seiner Existenz Wer bin ich Ich sehe den Schreibtisch an ich sehe das Heft an Ich heisse Lucien Fleurier aber das ist nur ein Name Ich gebe an Ich gebe nicht an Ich weiss nicht das hat keinen Sinn Schliesslich kommt er zu der Einsicht dass er nicht existiert ja dass nichts und niemand existiert Der Verweis seines Philosophielehrers auf Descartes Cogito ergo sum uberzeugt ihn nicht er denkt sogar an Selbstmord um die anderen Menschen aufzurutteln und ihnen ebenso klarzumachen dass sie nicht existieren Erst seine Freundschaft mit Berliac einem neuen Schuler seiner Klasse bringt ihn von diesem Gedanken ab Er fuhrt ihn in die Psychoanalyse ein wodurch Lucien zu der Ansicht gelangt dass der wirkliche Lucien tief im Unbewussten vergraben war und man uber ihn nachsinnen musste ohne ihn jemals sehen zu konnen Schliesslich stellt Berliac ihn seinem erwachsenen Freund Bergere vor mit dem Lucien ebenfalls uber die Psychoanalyse spricht der ihn aber zu einem homosexuellen Abenteuer verfuhrt Auf Grund dieser Erfahrung wendet sich Lucien von der Psychoanalyse ab und ist wieder auf seine alte Frage danach wer er ist zuruckgeworfen In dieser Situation lasst er sich erneut von einem Schuler seiner Klasse beeinflussen Lemordant ein militanter Antisemit wirbt ihn fur eine Kampagne mit dem Argument Du bist Franzose du hast das Recht deine Meinung zu sagen Spater schliesst sich Lucien ganz der rechtsradikalen Gruppe der Camelots an Damit ist die Verwandlung des Lucien vom unsicheren Kind das nach dem Wesen seiner selbst sucht zum gefestigten Mann und zukunftigen Chef perfekt Dort wo ich mich suchte dachte er konnte ich mich nicht finden Erster Grundsatz sagte sich Lucien nicht versuchen in sich hineinzusehen es gibt keinen gefahrlicheren Fehler Den wahren Lucien das wusste er jetzt musste man in den Augen der anderen suchen im furchtsamen Gehorsam von Pierrette und Guigard zwei Kinder der Arbeiter seines Vaters in der hoffnungsvollen Erwartung all dieser Wesen die fur ihn heranwuchsen und reiften In dieser Erzahlung sind sehr deutlich einige Elemente aus Sartres Philosophie erkennbar So zum Beispiel die Suche nach dem eigenen Wesen das es ja nicht zu suchen sondern zu erschaffen gilt Lucien der diese Unsicherheit nicht ertragt lost sein Identitatsproblem mit der Ubernahme der faschistischen Ideologie Er unterdruckt seine Zweifel indem er einem Juden bewusst nicht die Hand gibt Dies ist es was Sartre als Unaufrichtigkeit bezeichnet Lucien ersehnt die Starre der Steine und will sie dem Menschsein vor dem er sich furchtet vorziehen Er stellt sich nicht mehr die Frage wer er ist sondern definiert sich uber seine ihm von Geburt an gegebenen festen Rechte das Recht seine Meinung zu sagen spater einmal seine Arbeiter zu befehligen Die Erzahlung schliesst damit dass Lucien sich in einer Fensterscheibe betrachtet Aber die Scheibe warf ihm nur ein eigensinniges hubsches kleines Gesicht zuruck das noch nicht schrecklich genug war Ich werde mir einen Schnurrbart wachsen lassen Werk BearbeitenDie Kindheit eines Chefs Rowohlt Verlag Tb 11 Auflage ISBN 3499155176 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Kindheit eines Chefs amp oldid 216707582