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Die Flucht ist ein Theaterstuck von Ernst Waldbrunn und Lida Winiewicz aus dem Jahr 1965 Seine Urauffuhrung hatte es mit Waldbrunn und Albert Lieven in den Hauptrollen am 8 Oktober 1965 in Wien im Kleinen Theater der Josefstadt im Konzerthaus Regie fuhrte Hermann Kutscher Neben Waldbrunn als Karl Anton Winter und Lieven als Dr Krantz wirkte Heribert Aichinger als Svoboda mit ferner spielten Curt Eilers Adolf Beinell Elfriede Rammhapp Christian Fuchs und Rose Renee Roth Ausschnitt aus dem Frontcover einer Schallplattenfassung 1965 nach der UrauffuhrungDas Stuck das eigene Erlebnisse Ernst Waldbrunns zur Hitlerzeit verarbeitet erhielt nach seiner Urauffuhrung uberschwangliche Rezensionen und ihm wurde ein Siegeszug uber alle Buhnen prophezeit Dieser blieb allerdings aus und es wurde spaterhin kaum noch gespielt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt Form 2 Entstehung 3 Zeitgenossische Kritik 4 Wirkung 5 EinzelnachweiseInhalt Form BearbeitenDie Flucht handelt von den Erlebnissen des den Holocaust uberlebenden sogenannten halbjudischen Komodianten Karl Anton Winter zur Zeit des Dritten Reichs Ausgangspunkt und Zusammenhalt der Szenenfolge ist ein Vortragsabend Winters Humor mit Herz zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch als er von der Buhne aus einen seiner damaligen Peiniger unter den Zuschauern zu entdecken glaubt bzw eine Ahnlichkeit feststellt und daraufhin die Buhne fluchtartig verlasst Stunden spater zuruckkehrend erklart der Schauspieler dem Nachtwachter des Theaters Svoboda einem ausserordentlichen Bewunderer von Winters Kunst seine Beweggrunde gleitet dabei aber bald selbstvergessen in eine Reflexion der sieben schlimmsten Jahre seines Lebens ab Winter der aufgrund seiner teilweisen judischen Herkunft nach dem Anschluss Osterreichs nur aufgrund einer Sondergenehmigung in Wien als Schauspieler wirken darf droht aufgrund der Schliessung seines Theaters die Arbeitslosigkeit und die Deportation in ein Arbeitslager Eine Bekannte legt bei dem Intendanten des Oberschlesischen Theaters in Gleiwitz ein gutes Wort fur ihn ein doch eine Antwort bleibt lange aus Buchstablich im letzten Moment verhindert die doch stattfindende telegrafische Einladung dass Winter in eine beruchtigte Kohlegrube geht In Gleiwitz entsteht dann eine von nervoser Angst gepragte Trinkfreundschaft mit dem Gauleiter und literaturbegeisterten Dr Krantz Doktorarbeit uber Heine einem Bluthund der ob seiner Grausamkeit gefurchtet wird Dieser steht auch dem KZ Auschwitz vor wo Winter mit seinem Theater vor der Belegschaft des Konzentrationslagers auftritt Am Ende kommt der Schauspieler jedoch auch selbst nicht um einen langeren Aufenthalt in einem Arbeitslager herum Als ihm von dort die Flucht gelingt geht er nach Kattowitz wo er in Krantzs Arbeitszimmer gelangt Der Gauleiter unterstutzt nach anfanglicher Emporung die weitere Flucht Winters unter anderem mit einem Pass Winter spurt derweil tief in sich das Verlangen den Gauleiter zu toten nimmt jedoch die Hilfe des Nazis an Nach dem Ende des Dritten Reichs hort Winter inzwischen wieder erfolgreicher Schauspieler in Wien davon dass Dr Krantz als Kriegsverbrecher gesucht wird Wenn nun Krantz der ihm damals das Leben gerettet hatte plotzlich vor seiner Tur stehen wurde und um Hilfe und um sein Leben flehen wurde Winter nimmt sich nach schwerer Uberlegung vor das Monstrum dennoch der ihm drohenden Hinrichtung auszuliefern Dann steht Krantz eines Tages wirklich vor Winters Tur Sein folgendes Handeln bereitet dem Schauspieler fortan Gewissensqualen Er versteckt den Gesuchten bis dieser seine Flucht fortsetzt mehrere Tage in seiner Wohnung Svoboda reisst Winter aus seinen Uberlegungen die qualvoll sein damaliges Tun zu bewerten suchen und rat zu einem Achtel Wein mit einem Schuss Rum dem Saft einer halben Zitrone zwei Loffel Zucker und wenn vorhanden ein paar Gewurznelken Heiss machen ziehen lassen und auf einen Zug herunter Winter jedoch beschaftigt noch eine andere Frage Hatte sein Komodienpublikum das von ihm Humor mit Herz erwartet ihm ebenso zugehort wie der treue Svoboda Entstehung BearbeitenUber die Entstehung des Stucks ausserte sich Ernst Waldbrunn selbst Ich mochte eigentlich dieses Stuck schreiben dachte ich eine Zeitlang Dann wollte ich es schreiben und dann musste ich es schreiben Es sollte einen menschlichen Konflikt nicht im abstrakten Raum politischer Parabel und verfremdeten Humanitatssymbols behandeln sondern eine Gewissensfrage Rache oder Unterlassung ganz konkret und direkt stellen Nach 18 Jahren und der vorsichtig gerechnet zwolften Fassung wollte ich aufgeben Das Stuck war zu lang Das Stuck war zu kurz Es war zu hart Es war zu weich Zu schwarz Zu weiss Es war ein Stuck Gewissenserforschung Ein Stuck Bekenntnis Aber es war kein Stuck Da traf ich Lida Winiewicz Ich zeigte ihr wie meine Menschen zitterten und drohten wie sie sich ans Leben klammerten wie sie hofften und zweifelten wie sie liebten und verachteten wie sie stammelten und aufbrullten was sie redeten und wieviel sie redeten Sie zeigte mir wie sie redeten und wie wenig So entstand Die Flucht 1 Zeitgenossische Kritik BearbeitenRudiger Engerth sprach in Neues Osterreich von einem sensationellen Erfolg des Buhnenstucks das zum erstenmal den Wienern die Erinnerung an jene Tage ins Gedachtnis rief in denen Hitler jene Schauspieler der geschlossenen Buhnen die nicht die Gunst der Reichskulturkammer genossen in die Arbeitslager kommandierte Friedrich Schreyvogl bezeichnete die Szenenfolge quasi als bislang herausragendste Theaterbearbeitung der Hitlerzeit Europas und der Neuen Welt In der Wiener Zeitung urteilte er Seit dem Ende Hitlers hat man versucht das Unfassbare mit den Mitteln der Szene zu erfassen einigen Stucken ist es gegluckt weit mehr blieben auf der Strecke Nun in Wien ist das Unwahrscheinliche zum Ereignis geworden zu einem echten und interessanten Ereignis des Theaters Paul Blaha prophezeite nach der Urauffuhrung im Wiener Kurier Dies Stuck der Ruckschau und Erinnerung wird uber alle Buhnen gehen Laut Piero Rismondos Rezension in Die Presse zeigt es einen armen Menschen in seiner Todesangst und Gewissensnot 2 Wirkung BearbeitenKindlers Literaturgeschichte der Gegenwart nannte Die Flucht 1980 noch das neben Der Herr Karl wohl gelungenste Exempel dramatischer Vergangenheitsbewaltigung auf der osterreichischen Szene seit 1945 3 In Schauspielfuhrern findet es jedoch anders als das Einpersonenstuck von Qualtinger Merz inzwischen keine Erwahnung Die Flucht entstand nach der Inszenierung der Urauffuhrung auch als Schallplatte bei Preiser Records Die Aufnahme ist inzwischen auch als CD erhaltlich 1966 wurde mit denselben Hauptdarstellern zudem eine Fernsehfassung gefilmt ebenfalls unter Kutschers Regie Danach gab es nur noch vereinzelt Auffuhrungen des Stucks Eine Erklarung ist dass da Die Flucht auf Waldbrunn hingeschrieben und er selbst sozusagen eins mit seiner Rolle war andere Schauspieler den Vergleich mit ihm gescheut hatten 4 Bis das Stuck 2008 das Landsberger Stadttheater anlasslich des siebzigsten Jahrestages der Reichspogromnacht in einer Inszenierung von Alexander Netschajew auf den Spielplan nahm war es tatsachlich vierzig Jahre nicht mehr zu sehen gewesen 5 Allerdings sorgte Die Flucht mit ausverkauften Vorstellungen und stehenden Ovationen hier wiederum fur Furore 6 2009 folgte anlasslich einer in Landsberg bevorstehenden NPD Demonstration zur Mahnung eine kurzzeitige Wiederaufnahme Einzelnachweise Bearbeiten Archivlink Memento vom 5 September 2009 im Internet Archive Preiser LW 28 vgl S 422 http www augsburger allgemeine de Home Lokales Landsberg Lokalnachrichten Artikel Die Flucht kommt wieder arid 1539480 regid 10 puid 2 pageid 4500 html http www nicoleoehmig de index php option com content amp task view amp id 13 amp Itemid 23 1 2 Vorlage Toter Link www nicoleoehmig de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann 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