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Die Birnen von Ribbeck ist der Titel einer 1991 erschienenen Erzahlung von Friedrich Christian Delius in der Theodor Fontanes Ballade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland repliziert wird Sie spielt wenige Monate nach dem Ende der DDR 1 Das 1893 errichtete Barockschloss in Ribbeck ist ein Nachfolgebau des Doppeldachhauses in dessen Garten der Birnbaum der ersten Balladenstrophe wuchs Delius Erzahlung beginnt mit der Pflanzung eines Baumes Grafin von Paris seitlich des Schlosses im Marz 1990 2 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Literarische Vorlagen 3 Ein Ribbecker Bauer erzahlt die Geschichte des havellandischen Dorfes 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenHandlung BearbeitenAusgangspunkt der Handlung ist die Pflanzung eines Birnbaums im Garten des Schlosses das von 1956 bis 2004 als Altenpflegeheim genutzt wurde durch eine Gruppe von West Berlinern die anlasslich dieses Ereignisses die Bevolkerung bewirtet Bei diesem Fest tragt ein Einheimischer in einem langen Monolog einem Bewusstseinsstrom stream of consciousness ahnlich zunehmend alkoholisiert die Ribbecker Geschichte aus seiner Perspektive mit entsprechend interpretierten Balladenzitaten vor Delius Erzahlung bietet sich auch als Theatertext fur einen Schauspieler an Die Urauffuhrung fand am 25 Januar 1992 im Theater der Altmark in Stendal statt 3 Literarische Vorlagen Bearbeiten nbsp Bis 1911 stand der alte Ribbecksche Birnbaum neben der Kirche 2010 wurde ein neuer Baum Nr 5 gepflanzt Ein Birnbaum auf der Gruft der Adelsfamilie neben der Kirche des Haveldorfes Ribbeck der im Februar 1911 von einem Sturm umgeworfen wurde ist das Thema einer Sage die sich auf die historische Figur des Hans Georg von Ribbeck 1689 1759 bezieht und erklart wie es zu der sonderbaren Grabbepflanzung kam 4 Der alte Herr der die Dorfkinder alljahrlich mit Obst aus seinem Garten beschenkte soll als Sargbeilage um eine Birne gebeten haben aus der sich auf dem Gottesacker ein Baum mit einer geheimnisvollen Flusterstimme entwickelte die zum Genuss der Fruchte einlud Grund dieser Vorsorge war die Ahnung dass der geizige Sohn die Tradition des Vaters nicht fortsetzen und seinen Garten verriegeln wurde Zum 500 jahrigen Familienjubilaum 1875 schrieb eine Verwandte Hertha von Witzleben uber ihren freigebigen Vorfahren ein Gedicht das mit folgenden Zeilen beginnt Zu Ribbeck an der Kirche ein alter Birnbaum steht der mit den upp gen Zweigen der Kirche Dach umweht 5 Theodor Fontane griff fur seine Ballade 1889 auf Karl Eduard Haases Sagen aus der Grafschaft Ruppin 1887 zuruck 6 s auch Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Wahrend in der Bundesrepublik das Gedicht vom freundlichen Feudalherrn zum festen Bildungs Repertoire gehorte hatte es in der DDR Schulbildung nicht diesen kanonischen Status 7 Ein Ribbecker Bauer erzahlt die Geschichte des havellandischen Dorfes BearbeitenIn der Version des Bauern wird der alte Kinderfreund Herr von Ribbeck 8 in das Reich der Sage verwiesen aus dem Fontane ihn hervorgeholt hat 5 Der historischen Realitat entspreche eher der knausrige Sohn 9 der Park und Birnbaum strenge verwahrt halt Die Geschichte des Havellandes und die Jahre gingen auf und ab 10 sei von Unfreiheit 11 und Katastrophen gepragt durch die Feudalherren denen er allerdings im Gegensatz zur DDR Planwirtschaft Sachkenntnis und eine funktionierende Arbeitsweise zugesteht mit ihrem System der Leibeigenschaft 12 durch verheerende Kriegsfolgen die man uberall flustern horen kann 13 durch die NS Diktatur zu deren Opfer auch der letzte Gutsbesitzer auf Ribbeck zahlt der im KZ Sachsenhausen ermordet wurde und dessen Geschichte der Erzahler in seiner Abneigung gegen Legendenbildungen aus seinem Informationsstand mitteilt 14 15 durch die nach einer fur die kleinen Bauern hoffnungsvollen Bodenreform und den noch uberschaubaren Genossenschaften der sechziger Jahre 16 zunehmende Burokratisierung der DDR Plan und Spitzel Wirtschaft deren verkalkte Arbeiterfursten aus Berlin die ihre Ideale verraten haben 12 das Land ruinierten 12 und zum Gefangnis deformierten 17 Durch diese Erfahrungen ist der Erzahler skeptisch gegenuber der neu proklamierten Freiheit und der Hoffnung auf das bessere Geld die goldene Herbsteszeit 18 Er hat Angst vor den Anspruchen der ehemaligen Grossgrundbesitzer und einer eventuellen Restrukturierung der Eigentumsverhaltnisse 19 20 sieht sich als Zuschauer bei der grossen Prugelei um die Grundstucke 21 und befurchtet eine Notschlachtung der ganzen Wirtschaft und den Verlust seines Arbeitsplatzes durch Anpassung an den dominanten West Markt der alles Alte als Ostschrott deklariert 22 Wie bei der von Westberlinern organisierten Pflanzungsfeier fuhlt er sich als Statist Bauern und Budner mit Feiergesicht 23 des Wende Prozesses da bluht euer Birnbaum in unserem Dorf nun bestimmt ihr das Festprogramm 24 Aber er gesteht auch die eigenen Widerspruche ein 11 das Selbstmitleid so klagten die Kinder das war nicht recht 25 welches die Chancen eines Neubeginns uberlagert was fur ein Gluck dass nicht wir gewonnen haben alles ist offen 26 Er phantasiert ob man den vornehmen neuen Birnbaum Nr 4 mit dem in der DDR Zeit vor der Kirche heimlich gepflanzten krummen Wildling Baum Nr 3 der wenig Schatten und keine Birnen spendet kopulieren konnte dann hatten wir vielleicht eines Tages fette Birnen der Sorte Grafin von Paris an der alten Stelle dann flustert im Baume wieder das alte Flustern zu Madchen und Jungen wir unten ihr oben aus den Rundungen der Birnen spriessende Traume in jeder Kopulation ein Keim fur die nachste Vereinigung Veredelung Vermehrung bis keiner mehr weiss wer wir ist wer ihr 27 Gegen Ende des sprachlich zunehmend schwankenden Vortrags steht eine groteske Vision in der Ribbeck die Birne vermarktet so spendet Segen noch immer Fontane ganz Ribbeck lebt von der Birne 28 und zum Fontane Wallfahrtsort wird mit Autos und Omnibussen und Schiffen ins Fischerdorf an die Anlegestelle im Seehafen Ribbeck aus dem Luch wird wieder ein See ein Ozean Kreuzfahrtdampfer legen an und Hunderte Passagiere schlendern durchs Dorf um den Birnbaum bluhen zu sehen und dann wieder rauf auf die Titanic 29 Am Schluss sinniert der betrunkene Erzahler uber den Fontane Spruch Alles Alte soweit es Anspruch darauf hat sollten wir lieben aber das Neue recht eigentlich leben und fragt den alten Ribbeck oder hab ich die falsche Angst vor dem Neuen oder seh ich Gespenster 30 bevor sich sein Bewusstseinsstrom in Fragmente der Ballade auflost noch immer die Hand noch immer im Havelland 31 Siehe auch BearbeitenWenderomanWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Fontane Quellen und VolltexteEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Delius S 9 Delius Friedrich Christian Die Birnen von Ribbeck Hamburg 1993 S 10 ISBN 3 499 13251 6 Nach dieser Ausgabe wird zitiert Friedrich Christian Delius Die Birnen von Ribbeck Rowohlt Verlag GmbH abgerufen am 21 August 2014 Delius S 72 a b Delius S 54 ff Delius S 55 Delius S 55 ff Delius S 25 56 ff 72 Delius S 15 ff Delius S 18 a b Delius S 65 a b c Delius S 49 Delius S 20 25 32 ff Delius S 28 ff 43 ff 49 Friedrich von Ribbeck ein siebenfacher Enkel des freigebigen Ahnen hat eine andere Darstellung s Familienchronik der Familie von Ribbeck auf seiner Webseite veroffentlicht und die Delius Erzahlung kommentiert s Zum Buch von Herrn Delius Anfrage einer Schulerin Memento vom 2 September 2011 im Internet Archive Delius S 28 38 48 50 ff Delius S 35 ff 39 Delius S 51 Delius S 31 ff 45 50 ff 75 inzwischen gerichtlich durch einen Vergleich geregelt s Ribbeck Nauen Delius S 61 Delius S 52 ff 58 ff 64 70 ff Delius S 11 s Delius 1993 S 60 62 Delius S 60 68 Delius S 60 61 Delius S 40 ff Delius S 41 45 ff Delius S 69 Delius S 73 Delius S 79 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Birnen von Ribbeck amp oldid 235644680