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Der steinerne Gast russisch Kamennyj gost Kamenny gost ist eine dreiaktige Oper von Alexander Dargomyschski Das Libretto basiert auf Alexander Puschkins gleichnamiger Tragodie von 1830 die auf der Geschichte des Don Juan basiert Das Werk blieb unvollendet und wurde von den Komponisten Cesar Cui und Nikolai Rimski Korsakow fertiggestellt bzw erganzt Die Oper wurde am 16 Februarjul 28 Februar 1872greg im Mariinski Theater in Sankt Petersburg uraufgefuhrt OperndatenTitel Der steinerne GastOriginaltitel Kamennyj gost Kamenny gost Alexander Jakowlewitsch Golowin Skizze zum Buhnenbild 1917Form Oper in drei AktenOriginalsprache RussischMusik Alexander DargomyschskiLibretto Alexander Sergejewitsch PuschkinUrauffuhrung 16 Februarjul 28 Februar 1872greg Ort der Urauffuhrung Sankt PetersburgSpieldauer ca 1 StundenOrt und Zeit der Handlung Spanien 17 JahrhundertPersonenDon Juan Tenor Leporello sein Diener Bass Donna Anna Witwe des Komturs Sopran Don Carlos Bruder des Komturs Bariton Laura eine Schauspielerin Mezzosopran Ein Monch Bass Erster Gast Tenor Zweiter Gast Bass Statue des Komturs der steinerne Gast Bass Gaste Lauras Dienerschaft Wachen Chor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Akt 1 2 Zweiter Akt 1 3 Dritter Akt 2 Geschichte 3 Gestaltung 3 1 Libretto 3 2 Musik 4 Aufnahmen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenErster Akt Bearbeiten Don Juan war zur Strafe fur die Ermordung des Komturs aus Madrid verbannt worden Nun ist er heimlich zuruckgekehrt und betritt zusammen mit Leporello den Ort seines damaligen Verbrechens den Friedhof des Klosters Sant Antonio Leporello rat zur Vorsicht Ein Monch erzahlt dass Donna Anna die schone Witwe des Komturs taglich verschleiert sein Grab besucht Don Juan beschliesst sie zu verfuhren Das zweite Bild spielt in einem Zimmer der Schauspielerin Laura einer fruheren Geliebten Don Juans die zum Abendessen geladen hat und ihre Gaste mit einer von Don Juan gedichteten Canzonetta unterhalt Don Carlos ein anderer ihrer Geliebten und der Bruder des Komturs ist daruber verargert Es gelingt Laura zunachst ihn zu besanftigen Als jedoch Don Juan eintrifft wendet sie sich diesem zu Don Carlos fordert ihn zum Duell und wird getotet Laura ist zunachst entsetzt gibt sich aber schliesslich Don Juan hin Zweiter Akt Bearbeiten Auf dem Friedhof wartet Don Juan auf Donna Anna Er hat sich als Monch verkleidet und erklart ihr unter dem falschen Namen Diego del Calvado seine Liebe bis sie bereit ist ihn fur den folgenden Abend in ihr Haus zu laden Trotz der Warnungen Leporellos befiehlt er diesem ubermutig auch das Standbild des Komturs einzuladen Als die Statue zustimmend nickt fliehen die beiden vom Friedhof Dritter Akt Bearbeiten Don Juan betritt die Wohnung Donna Annas noch immer unter dem Namen Diego Sie erzahlt ihm dass sie den Komtur nicht aus Liebe sondern ihrer Armut wegen geheiratet hatte Daraufhin gibt er sich als der Morder ihres Mannes zu erkennen Anna ist entsetzt aber zugleich fasziniert Sie erliegt seiner Verfuhrungskunst In diesem Moment erscheint die Statue des Komturs als Racher des Mordes und des Ehebruchs Sie ergreift die Hand Don Juans und versinkt mit ihr in den Tod 1 2 Geschichte BearbeitenDer steinerne Gast ist Dargomyschskis letzte Oper Er begann die Komposition von Puschkins Text bereits 1863 Ab 1868 als er bereits durch eine Herzkrankheit stark geschwacht war und seinen Tod nahen fuhlte 3 stellte er die Oper den Mitgliedern der Komponistengruppe des Machtigen Hauflein Mili Balakirew Alexander Borodin Cesar Cui Modest Mussorgski und Nikolai Rimski Korsakow als Modell zur Erneuerung der Oper vor und entwickelte sie in Gesprachen mit diesem Kreis weiter Nach Dargomyschskis Tod erganzte Cesar Cui das Vorspiel und den Schluss des ersten Aktes nach seinen Anweisungen Nikolai Rimski Korsakow fuhrte die Instrumentierung durch 3 Die Urauffuhrung fand am 16 Februarjul 28 Februar 1872greg in Petersburg als Benefiz fur den Dirigenten Eduard Napravnik statt 1 und war ein grosser Erfolg 3 Fjodor Komissarschewski sang die Rolle des Don Juan Ossip Petrow den Leporello Julija Platonowa die Donna Anna und Iwan Melnikow den Don Carlos 4 1898 begann Rimski Korsakow mit einer Neufassung der Instrumentierung 5 die er 1902 fertigstellte Darin uberarbeitete zudem die Musik der Duellszene im zweiten Akt und das Arioso des Don Juan im dritten Akt 1903 erganzte er ein Vorspiel auf Basis verschiedener Motive der Oper Diese Fassung wurde am 19 Dezember 1906jul 1 Januar 1907greg unter der Leitung von Vaclav Suk im Bolschoi Theater in Moskau uraufgefuhrt 4 Eine der bemerkenswertesten Auffuhrungen erfolgte 1917 am Mariinski Theater unter der musikalischen Leitung von Nikolai Malko und der Regie von Wsewolod Meyerhold Die Rolle des Don Juan sang Ivan Alchevsky 1928 wurde die Oper bei den Salzburger Festspielen in einer Inszenierung des Opernstudios des Leningrader Konservatoriums gezeigt 1952 wurde sie beim Festival Maggio Musicale Fiorentino aufgefuhrt 6 Gestaltung BearbeitenLibretto Bearbeiten Alexander Puschkin schrieb seine Tragodie Der steinerne Gast 1830 unter dem Eindruck einer zwei Jahre zuvor in Sankt Petersburg aufgefuhrten russischen Fassung von Mozarts Don Giovanni Er ubernahm zwar einige Elemente darunter auch die Gestalt des Leporello aber schuf dennoch ein eigenstandiges Werk Wahrend die meisten Fassungen des Don Juan Themas abgesehen von der Schlussszene den Schwerpunkt auf die Komik legen ist sein Drama eine romantische Tragodie die lediglich durch Leporello aufgelockert wird Donna Anna ist hier nicht die Tochter des Komturs sondern seine Witwe Dadurch wird die Abscheulichkeit seiner Ermordung durch Don Juan verstarkt Dennoch verhalt sich Puschkins Don Juan grosstenteils passiv Die Ereignisse geschehen nicht durch seinen Willen Am Duell mit Don Carlos nimmt er nur gezwungenermassen teil und er triumphiert auch nicht uber seinen Sieg Als er Donna Anna seine wahre Identitat offenbart scheint er dies aus echter Liebe zu tun Abgesehen von der Duellszene enthalt das Werk nur wenig dramatische Handlung Es wurde daher wohl nicht fur die Buhne geschrieben sondern ist als lyrische Betrachtung uber die Themen Liebe und Tod gedacht Die Schonheiten liegen in den Details 4 Musik Bearbeiten Gerade dieser wenig opernhafte Text war die ideale Wahl fur Dargomyschskis Reformoper 4 Er behielt den Text von Puschkins Schauspiel nahezu unverandert bei verzichtete auf ariose Formen und schuf so die erste durchkomponierte Literaturoper 1 Um Wahrheit und echte Emotionen abzubilden sollte die Musik das Wort direkt d h ohne aufgezwungene musikalische Form ausdrucken Ob diese Haltung ausschliesslich in Dargomyschskis Hinwendung zum Russischen Realismus begrundet war oder ob sie eine Reaktion auf die Ablehnung war die er als Autodidakt erlebt hatte lasst sich nicht sicher sagen Letzteres spielte aber sicher eine Rolle 4 Es handelt sich um eine in seiner Zeit musikalisch experimentelle Arbeit Das Werk ist gekennzeichnet durch kuhne Harmonien und Modulationen insbesondere in der Duellszene deren Scharfe jedoch von Rimski Korsakow abgemildert wurde und in der Musik der Statue am Ende 4 Nach einem symphonischen Vorspiel sind die Vokalstimmen im Sinne eines musikalischen Realismus der rhythmischen und melodischen Sprachfuhrung und der Textverstandlichkeit untergeordnet Die Technik des melodischen Rezitativs wie Cesar Cui diesen Stil nannte die Dargomyschski bereits in seiner Oper Russalka eingefuhrt hatte ist hier perfektioniert 1 Nur selten entwickeln sich lyrische Kantilenen Im zweiten Teil des ersten Akts fallt ein an Mozart erinnerndes Menuett auf Im zweiten Akt herrscht eine dustere geisterhafte Stimmung vor Es kommt zu dramatischen Spannungen die auch vom Orchester abgebildet werden Der dritte Akt erinnert mit seinen ruhigen Dreiklangen zunachst stilistisch an den ersten Zum dramatischen Hohepunkt kommt es schliesslich bei der Erscheinung des steinernen Gastes Die Musik wird symphonischer und endet mit harten und strengen Klangen 7 Hier verwendet Dargomyschski fur die damalige Zeit ungewohnte Ganztonharmonien 4 Aufnahmen Bearbeiten1946 Studio Aufnahme Alexander Orlow Dirigent USSR State Radio Symphony Orchestra USSR State Radio Chorus Dimitri Tarkhow Don Giovanni Alexei Korolev Don Karlos Natalia Roschdestvenskaja Donna Anna N Alexandrinskaja Laura G Abramow Leporello Melodia M10 47021 2 LP 8 1954 Live Florenz Emidio Tieri Dirigent Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino Coro del Maggio Musicale Fiorentino Fausto Flamini Don Giovanni Gino Orlandini Don Karlos Kyra Vayne Donna Anna Marianne Radev Laura Jorge Algorta Leporello Cetra DOC 80 2 LP 8 1963 Studio Boris Chaikin Dirigent Moskow Radio Symphony Orchestra Alexei Maslennikow Don Giovanni Vladimir Zacharov Don Karlos Galina Wischnewskaja Donna Anna Irina Archipowa Laura Georgij Pankov Leporello Alexei Korolev Monch Gennady Troitzkij Statue Ultraphone Mono 2 LP Melodia 0299 2 LP 8 Juni 1977 Studio Filmsoundtrack Mark Ermler Dirigent Orchestra of the Bolshoi Theatre Moscow Vladimir Atlantov Don Giovanni Vladimir Valaitis Don Karlos Tamara Milaschkina Donna Anna Vitalij Vlassov Gast Vitalij Nartov Gast Vladimir Filippow Komtur Tamara Sinjavskaya Laura Alexander Vedernikov Leporello Lew Wernigora Monch Le Chant du Monde 2781039 40 CD Melodia Eurodisc 25 808 XFR 2 LP Premiere Opera DVD 5929 DVD 8 16 23 Januar 1995 Studio Andrei Tschistjakow Dirigent Orchestra of the Bolshoi Theatre Moscow Nicolai Vassiliev Don Giovanni Nicolai Rechetniak Don Karlos Marina Lapina Donna Anna Alexander Archipov Gast Piotr Gluboky Gast Mikhail Agafonov Gast Wladislav Pachinski Gast Nicolai Nizienko Komtur Tatiana Erastowa Laura Viacheslav Potschapski Leporello Boris Bejko Monch HMF RUS 288113 CD 8 Literatur BearbeitenGunter Hausswald Das neue Opernbuch 2 Auflage Henschelverlag Berlin 1953 S 590 ff Heinz Wagner Dargomyshski Alexander Sergejewitsch Der steinerne Gast In Das grosse Handbuch der Oper 2 Auflage Florian Noetzel Verlag Wilhelmshaven 1995 ISBN 3 930656 14 0 S 152 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons The Stone Guest Dargomyzhsky Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Stone Guest Dargomyzhsky Aleksandr Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Le convive de pierre franzosische Ubersetzung des Librettos PDF auf odb opera comEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Der steinerne Gast In Reclams Opernlexikon Digitale Bibliothek Band 52 Philipp Reclam jun 2001 S 2435 Radiomanuskript WDR 3 vom 7 Marz 2010 Sendung der CD Aufnahme von Mark Ermler a b c Dargomyshski Alexander Sergejewitsch In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Barenreiter Verlag 1986 Digitale Bibliothek Band 60 S 15888 vgl MGG Bd 3 S 9 a b c d e f g Richard Taruskin Stone Guest The Kamenniy gost In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Gunter Hausswald Das neue Opernbuch 2 Auflage Henschelverlag Berlin 1953 S 590 Opera Dargomyzhskogo Kamennyj gost russisch auf classic online ru abgerufen am 2 Juni 2015 Gunter Hausswald Das neue Opernbuch 2 Auflage Henschelverlag Berlin 1953 S 592 f a b c d e Aleksandr Sergeevic Dargomyzskij In Andreas Ommer Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen Zeno org Band 20 S 3239 ff Normdaten Werk GND 300768931 lobid OGND AKS LCCN n81118766 VIAF 180635899 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der steinerne Gast Oper amp oldid 225534293