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Der philosophische Diskurs der Moderne Zwolf Vorlesungen ist ein Buch von Jurgen Habermas Der erstmals 1985 bei Suhrkamp erschienene Band sammelt Vorlesungen die Habermas in den Jahren 1983 1984 am College de France sowie an der Cornell University und am Boston College hielt Habermas erganzte die Texte durch einen schon veroffentlichten Aufsatz und ein neu geschriebenes Schlusskapitel In ihm geht es um die Aporie die eine subjektzentrierte Vernunft bei der Begrundung der Moderne erzeugt Vor allem stellt er in den Vorlesungen diese Probleme dar und vergebliche Bemuhungen insbesondere durch die von ihm so bezeichneten Nietzsche Nachfolger ihnen zu entkommen Habermas beschrankt sich in Der philosophische Diskurs der Moderne vor allem auf die negative Kritik wahrend er sein Gegenmodell in der Theorie des kommunikativen Handelns darstellt Habermas geht der Frage nach inwieweit die Moderne in der Lage ist sich aus vernunftigen Grunden selbst zu begrunden Dazu ist es notwendig ein Prinzip zu finden das der Moderne selbst innewohnt das die Moderne als vernunftig erweist das zudem dieselbe stabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft hat wie in der Vormoderne die Religion Auf dieser Basis geht es ihm um die Begrundung einer europaischen Identitat die mit dem Europa der Verteidigungsminister und der Wettbewerbsfahigkeit bricht und entschieden das Erbe der okzidentalen Rationalitat in sich aufnimmt 1 In den Vorlesungen schlagt Habermas einen Bogen von Hegel uber die Linkshegelianer und Nietzsche bis hin zur Postmoderne Mit Hegel begann die moderne Philosophie sich ihrer selbst bewusst zu werden und nach Antworten fur das moderne Begrundungsproblem zu suchen Hegel konstruierte die subjektzentrierte Vernunft als Prinzip um die drei genannten Bedingungen zu erfullen Diese allerdings besitzt eine Tendenz zur Verabsolutierung der Zweckrationalitat und der jeweiligen erreichten Stufe der Reflexion Es bedarf einer Dialektik der Aufklarung Das Begrundungsprinzip braucht es als vierte Bedingung es muss eine Selbstkritik der Moderne erlauben Versucht aber die subjektzentrierte Vernunft sich selbst zu kritisieren kritisiert sie auch den Vernunftbegriff an sich und verstrickt sich in hoffnungslose Paradoxien 2 Habermas untersucht verschiedene Denkmodelle um mit diesen Paradoxien umzugehen Neokonservative begrussen die Lage und versuchen die kulturelle Moderne samt einiger Merkmale der Aufklarung Demokratie Gleichheit zu verabschieden Die Praxisphilosophie versucht der gesellschaftlichen Arbeit Prioritat vor dem Einzelnen zuzusprechen zeigt sich aber als Kind der subjektzentrierten Philosophie und bleibt in deren Widerspruchen verhaftet 2 Die beiden anderen Ansatze haben nicht Hegel sondern Nietzsche als Ursprung In seiner Vernunftkritik verkurzte Nietzsche einerseits die Vernunft auf den Willen zur Macht Andererseits hielt Nietzsche eine philosophische Vernunftkritik fur moglich indem es die Wurzeln des metaphysischen Denkens ausgrabt ohne sich als Philosophie auszugeben Dem zweiten Programm folgen dabei Martin Heidegger und Jacques Derrida Diese konnen die Metaphysik nicht uberwinden Ihre Theorien fuhren zum Fatalismus und sie ebnen die Unterschiede zwischen Welterschliessung und Problemlosung ein 3 In den Kapiteln 9 und 10 einem zentralen Text der Foucault Habermas Debatte beschaftigt er sich mit Michel Foucaults Entwurf einer Genealogie Habermas charakterisiert sie als gelehrsam positive Geschichtsschreibung die als Anti Wissenschaft auftritt Aber auch Foucault konne nicht Macht kritisieren ohne sich in den Aporien seiner Selbstbezuglichkeit zu verfangen worauf insbesondere der irritierende Grundbegriff der Macht in Foucaults Theorie hinfuhrt 3 Habermas kritisiert mit Foucault die Normalisierungstendenzen der disziplinierten Gesellschaften ebenso wie Wissenshierarchien innerhalb der Gesellschaft die Moglichkeiten des kritischen Denkens unterminieren Anders als Foucault aber sieht Habermas diese Fehlentwicklungen nicht philosophisch begrundet sondern in bestimmten Sozialpathologien spatkapitalistischer Gesellschaften Anders als Foucault sieht er den Humanismus nicht als Problem sondern als notwendigen Massstab um die Dehumanisierung kritisieren zu konnen Gleichzeitig verdachtigt er Foucault ein verkappter Humanist zu sein der nur danach strebe ein einfacheres philosophisches Paradigma zu finden in dem er die alten Menschenrechte reformulieren kann 4 Abweichend von den vier genannten Strategien halt Habermas eine Selbstbegrundung der Vernunft aus Hegelschen Prinzipien weiterhin fur moglich Dem liege aber keine subjektzentrierte sondern eine kommunikative Vernunft zugrunde die Habermas in der Theorie des kommunikativen Handelns darstellt 3 Ausgaben BearbeitenJurgen Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Zwolf Vorlesungen Suhrkamp Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 518 57722 0 PDF des InhaltsverzeichnisLiteratur BearbeitenRaymond Geuss Reviewed work s Der philosophische Diskurs der Moderne by Jurgen Habermas Zeitschrift fur philosophische Forschung Bd 41 H 4 Oct Dec 1987 pp 682 685 David B Ingram Foucault and Habermas in Gary Gutting Hg The Cambridge Companion to Foucault Cambridge University Press 2003 ISBN 978 0 521 60053 8 S 240 283 Steven T Ostowoch Review Der philosophische Diskurs der Moderne in German Studies Review Vol 10 No 3 Oct 1987 pp 631 632Anmerkungen Bearbeiten Geuss S 682 a b Geuss S 683 a b c Geuss S 684 Ingram S 251 252 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der philosophische Diskurs der Moderne amp oldid 228293504