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Der Tod des Dichters russ Smert Poeta Smert poeta ist ein Gedicht von Michail Lermontow 1814 1841 auf den Tod von Alexander Puschkin der am 29 Januarjul 10 Februar 1837greg an den Folgen eines Duells mit Georges Charles de Heeckeren d Anthes gestorben war Michail Jurjewitsch Lermontow Vergeltung Majestat Vergeltung Ich falle dir zu Fussen Sei gerecht und bestrafe den Morder 1 Das Motto wurde von Lermontow nachtraglich hinzugefugt und weist auf den Charakter des Gedichtes hin Es ist nicht nur ein literarischer Nachruf auf den russischen Nationaldichter sondern auch der Ruf nach Rache und ein Aufschrei der durch Puschkins Tod zutiefst gekrankten Russen 2 Lermontow kritisierte leidenschaftlich und in scharfen Worten die Umstande die zu diesem Duell gefuhrt hatten und wurde dafur in ein Militarregiment in den Kaukasus strafversetzt Inhaltsverzeichnis 1 Das Duell 2 Das Gedicht 3 Hintergrund 4 Trivia 5 Ubersetzungsvergleich 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDas Duell Bearbeiten nbsp Alexander Puschkin 1836 lachelnd verachtete er frech Sprache und Sitte des fremden Landes konnte ihn der unser Ruhm war nicht verschonen 3 Alexander Puschkins Gegner im Duell war der Franzose Georges Charles de Heeckeren d Anthes ein Gardeoffizier in russischen Diensten und Adoptivsohn des hollandischen Botschafters in Sankt Petersburg Er machte Puschkins Frau Natalja in einer auffallenden und provozierenden Weise den Hof die fur den Dichter beleidigend war Geruchte uber die Art der Beziehung d Anthes zu Natalja Puschkina und anonyme Briefe die den vermeintlich betrogenen Ehemann verspotteten brachten Puschkin in eine unhaltbare Lage Ein Duell konnte durch die Vermittlung seines Freundes Wassili Schukowski zunachst noch verhindert werden vor allem deshalb weil d Anthes uberraschend die Absicht kundgetan hatte Katharina Gontscharowa die altere Schwester Nataljas zu heiraten 4 Diese Heirat anderte jedoch nichts an seiner aufdringlich zur Schau gestellten Verehrung fur seine nunmehrige Schwagerin Das Amusement der Petersburger Gesellschaft in deren Augen Natalja Puschkina schuldig war 5 sowie das herausfordernde Auftreten des Franzosen versetzten Puschkin erneut in Wut Er schrieb einen beleidigenden Brief an den Adoptivvater Heeckeren so dass der Sohn zu einer Duellforderung gezwungen war Umgekommen ist der Dichter Als Sklave der Ehre ist er gefallen verleumdet vom Gerucht mit Blei in der Brust und dem Durst nach Rache 6 Puschkins Sekundant war Konstantin Danzas ein ehemaliger Schulkamerad aus dem Lyzeum Zarskoje Selo D Anthes beauftragte den Vicomte d Archiac einen Angehorigen der franzosischen Botschaft Die Duellbedingungen wurden von den Sekundanten ausgehandelt und schriftlich festgelegt 7 Am 27 Januarjul 8 Februar 1837greg wurde der Zweikampf in der Nahe von Sankt Petersburg am sogenannten Schwarzen Fluss ausgetragen Die Kontrahenten nahmen in der vereinbarten Distanz voneinander Aufstellung und ruckten auf ein Startzeichen vor D Anthes schoss als Erster und traf Puschkin in den Leib Am Boden liegend die Waffe war ihm aus der Hand gefallen und man musste ihm eine andere reichen gab auch der schwer verwundete Puschkin einen Schuss ab verletzte seinen Gegner jedoch nur leicht 8 9 Er selbst erlag zwei Tage spater im Alter von siebenunddreissig Jahren seiner Verletzung Das Gedicht Bearbeiten nbsp Natalja Puschkina 1831 Der plotzliche und gewaltsame Tod des russischen Nationaldichters noch dazu verursacht durch einen Auslander loste in Russland Trauer und Wut aus Bereits wenige Tage nach Puschkins Tod verfasste Michail Lermontow sein beruhmtes und fur ihn selbst folgenreiches Gedicht Es wurde zunachst nicht gedruckt sondern in Tausenden Exemplaren handschriftlich verbreitet 10 Ihr aber ihr hochmutigen Nachkommen eurer fur ihre notorische Schurkerei beruhmten Vater Ihr die ihr am Thron steht als gierige Schar Henker von Freiheit Genie und Ruhm Ihr verbergt euch hinter dem schutzenden Gesetz vor euch mussen Gericht und Wahrheit muss alles schweigen Lermontow emporte sich leidenschaftlich gegen die Petersburger Gesellschaft deren Anfeindungen und Intrigen Puschkin ausgesetzt war und beschuldigte sie den Dichter in infamer Weise gejagt zu haben Er beklagte das hinterhaltige Gefluster hohnischer Ignoranten und drohte den Lieblingen des Lasters mit dem gottlichen Gericht Er kritisierte die Hofgesellschaft in scharfer Form und machte sie fur den Tod des beruhmten aber politisch unbequemen Dichters verantwortlich Michail Lermontow wurde verhaftet und anschliessend in ein Militarregiment in den Kaukasus strafversetzt Dort fand er jedoch nicht den Tod in einem Gefecht gegen aufstandische Stamme sondern starb vier Jahre spater in Pjatigorsk gefallen in einem Duell am 15 Juli 1841 im Alter von sechsundzwanzig Jahren Hintergrund Bearbeiten nbsp Zar Nikolaus I 1852 Die Seele des Dichters hatte die Schmach kleinlicher Krankungen nicht mehr ertragen er hatte sich erhoben gegen die Meinung der Gesellschaft allein wie schon immer und er wurde getotet Alexander Puschkin hatte nach seiner Begnadigung durch Zar Nikolaus I und seiner Ruckkehr aus der Verbannung unter standiger Uberwachung durch die Geheimpolizei gestanden deren Chef Alexander Benckendorff ihm zahlreiche Einschrankungen auferlegte Seine Werke mussten dem Zaren personlich zur Zensur vorgelegt werden Reisen musste er bewilligen lassen Briefe wurden geoffnet 11 Das Misstrauen der Hof und Regierungskreise wurde verstarkt durch die Freundschaft die Puschkin mit vielen Teilnehmern des Dekabristenaufstandes verbunden hatte dazu kamen noch erdruckende Schulden und schliesslich die Geruchte und die Hame die ihn und seine Frau trafen Die Hintergrunde des Duells wurden niemals restlos aufgeklart und so entstanden bald zahlreiche Spekulationen und Mutmassungen Die Thesen reichen von gesuchtem Selbstmord 12 bis zu gezieltem Mordversuch von Verschworung d Anthes und seines Adoptivvaters 13 bis zu gezielter Intrige der Hofkreise mit d Anthes als Werkzeug um den politisch unbequemen Puschkin loszuwerden Fur all diese Thesen gibt es allerdings keine Belege oder gar Beweise Trivia Bearbeiten nbsp Wassili Schukowski Puschkins Freund und Forderer 1815 Welchem Russen ist nicht durch seinen Tod etwas Verwandtes vom Herzen gerissen 14 Der Dichter Wassili Andrejewitsch Schukowski einer der engsten Freunde und fruhesten Forderer Alexander Puschkins schrieb einen Brief der auch fur die Offentlichkeit bestimmt war an den Vater Sergej Lwowitsch Puschkin Darin schilderte er das qualvolle Sterben des Dichters sein Abschiednehmen von Freunden und seiner Familie und die grosse Anteilnahme der Menschen die zu Tausenden gekommen waren um ihm die letzte Ehre zu erweisen Der Sarg mit Puschkins Leichnam wurde aus Sorge vor gegen den Zaren gerichteten Sympathiekundgebungen fur den Dichter bei Nacht aus Sankt Petersburg abtransportiert Puschkin fand wie er das selbst gewunscht hatte seine letzte Ruhestatte auf dem Friedhof des Swjatogorski Klosters in der Nahe der Stadt Pskow Georges Charles de Heeckeren d Anthes wurde nach dem Duell aus Russland ausgewiesen er kehrte nach Frankreich zuruck und machte unter Napoleon III politische Karriere Der deutsche Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt der Lermontow in Sankt Petersburg personlich kennengelernt hatte gelangte nach dessen Tod in den Besitz einer Abschrift des bis dahin unveroffentlichten Gedichtes 15 ubersetzte es in den Versmassen der Urschrift ins Deutsche und nahm es 1852 unter dem Titel Lermontoff s Klagegesang am Grabe Alexander Puschkin s Beim Tode des Dichters 1837 in die Sammlung Michail Lermontoff s Poetischer Nachlass auf Ausserdem wurden in dieser Ausgabe einige Gedichte Lermontows erstmals vollstandig und ohne Lucken der russischen Zensur veroffentlicht Ubersetzungsvergleich BearbeitenIm Folgenden ein Vergleich einzelner Verse in unterschiedlichen Ubersetzungen Links die Nachdichtung von Friedrich von Bodenstedt in der Mitte die Ubersetzung aus Ausgewahlte Werke Rutten amp Loning Berlin 1987 2 rechts die Ubertragung ins Deutsche der aktuellen Reclam Ausgabe von Kay Borowsky Der Dichter wollte seine Ehre rachen Die er durch giftges Wort verletzt geglaubt Da traf ihn selbst das Blei sein Herz zu brechen Zu beugen sein gewaltig Haupt Und Manche jetzt frohlocken dass er fiel Und ruhmen gar den Morder der sein Ziel So gut getroffen und im kalten Muthe Fest ohne Zittern that den Morderschuss Der unser Land gerothet mit dem Blute Des liederreichen Genius Ein Abenteurer kam er aus der Ferne Er nahm kein Herz mit sich liess keins zuruck Rang sucht er bei uns Titel Ordenssterne Denn unverstandlich war ihm andres Gluck Er fand was er gesucht in unsrer Mitte Er fand bei uns ein zweites Vaterland Sein Dank war dass er sonst auf jedem Schritte Was ihm begegnete verachtlich fand Fremd blieb er unsrer Sprache unsrer Sitte Das Volk war ihm ein Gegenstand des Hohnes Er suchte keine Gunst als die des Thrones Der Dichter fiel von Schurken wahnte Er seiner Ehre sich beraubt Er traf ins Herz der ihn verhohnte Und sterbend sank sein stolzes Haupt Der ihn gemordet kalten Blutes Hat er s getan Er schoss gewandt Sein leeres Herz war rohen Mutes Und nicht gezittert hat die Hand Aus fernen Reichen Kam er als Abenteurer her Und hundert andre so wie er Sich Gluck und Amter zu erschleichen Er schatzte unser Land gering Sein Recht und Brauch sein Wort und Wissen Hatt gern uns Ruhm und Ehr entrissen Wie konnte er bei Abschuss wissen An wem sich seine Hand verging Umgekommen ist der Dichter Als Sklave der Ehre ist er gefallen verleumdet vom Gerucht mit Blei in der Brust und dem Durst nach Rache beugend sein stolzes Haupt Kaltblutig hat sein Morder den Schlag gefuhrt eine Rettung gab es nicht Gleichmassig schlagt das leere Herz die Pistole zittert nicht in der Hand Und was ist daran auch so erstaunlich aus der Ferne Hunderten anderen Fluchtlingen gleich wurde er auf der Jagd nach Gluck und Karriere nach dem Willen des Schicksals zu uns verschlagen lachelnd verachtete er frech Sprache und Sitte des fremden Landes konnte ihn der unser Ruhm war nicht verschonen vermochte in jenem blutigen Augenblick nicht zu bergreifen wogegen er seine Hand erhob Literatur BearbeitenFriedrich Bodenstedt Michail Lermontoff s Poetischer Nachlass Zweiter Band Verlag der Deckerschen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei 1852 Friedrich Bodenstedt Alexander Puschkin s poetische Werke Dritter Band Verlag der Deckerschen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei Berlin 1855 Otto Hauser Weltgeschichte der Literatur Zweiter Band Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1910 Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2001 ISBN 3 458 34482 9 Michail Lermontow Gedichte Reclam Verlag Stuttgart 2000 ISBN 3 15 003051 X Uwe Schultz Hrsg Das Duell Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1996 ISBN 3 458 33439 4 Friedrich Bodenstedt Michail Lermontoff s Poetischer Nachlass Zweiter Band Berlin 1852 books google de PDF 3 3 MB abgerufen am 2 November 2010 Friedrich Bodenstedt Alexander Puschkin s poetische Werke Dritter Band Berlin 1855 books google com PDF 6 1 MB abgerufen am 2 November 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Michail Lermontow Gedichte 2000 S 143 a b Ota Filip oder war es Mord Alexander Puschkin stirbt im Duell In Uwe Schultz Hrsg Das Duell 1996 S 206 Michail Lermontow Gedichte 2000 S 67 Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben 2001 S 429 Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben 2001 S 437 Anm Die Anordnung der ausgewahlten Verse im Artikel entspricht nicht der eigentlichen Reihenfolge im Gedicht Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben 2001 S 441 Anm D Anthes durfte nach dem ersten Schuss seine Position nicht mehr verlassen er legte schutzend seine rechte Hand auf die Brust und wurde durch einen Streifschuss am Arm und an der Brust verletzt Ota Filip oder war es Mord 1996 S 203 Otto Hauser Weltgeschichte der Literatur 1910 S 419 Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben 2001 S 386 Ota Filip oder war es Mord 1996 S 208 Rolf Dietrich Keil Alexander Puschkin Ein Dichterleben 2001 S 428 Friedrich Bodenstedt Alexander Puschkin s poetische Werke 1855 S 236 books google com PDF 6 1 MB abgerufen am 2 November 2010 Friedrich Bodenstedt Michail Lermontoff s Poetischer Nachlass 1852 S 314 books google de PDF 3 3 MB abgerufen am 2 November 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Tod des Dichters Lermontow amp oldid 213766128