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Der Mann im roten Rock englischer Originaltitel The Man in the red coat ist ein 2019 veroffentlichtes Essay von Julian Barnes Die deutsche Ubersetzung von Gertraude Krueger erschien 2021 bei Kiepenheuer amp Witsch Barnes beschreibt hierin die Biografie des franzosischen Arztes Samuel Pozzi und geht zugleich auf den medizinischen Fortschritt im ausgehenden 19 und beginnenden 20 Jahrhundert ein Er zeichnet dabei ein gesellschaftliches und kulturelles Bild der Belle Epoque in Paris nach und verweist auf deren internationale Verflechtungen Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezensionen 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten nbsp John Singer Sargent Dr Pozzi at Home Das Gemalde war Ausgangspunkt fur die Recherchen von Julian BarnesDer Titel Der Mann im roten Rock ist eine Umschreibung fur das 1881 entstandene Gemalde Dr Pozzi at Home des amerikanischen Gesellschaftsmalers John Singer Sargent Barnes hatte das Bild 2015 in einer Ausstellung in der Londoner National Portrait Gallery gesehen und war fasziniert von der lebensgrossen Darstellung des 35 jahrigen Samuel Pozzi 1 Barnes recherchierte daraufhin zur Vita von Pozzi der Ende des 19 Jahrhunderts zu den fuhrenden Arzten und zur gesellschaftlichen Elite in Paris gehorte 2 Das titelgebende Gemalde wird im Buch zwar kurz beschrieben der eigentliche Inhalt ist jedoch das Portrat der Belle Epoque in dem sich die Lebensstationen von Pozzi wiederfinden In seinem Essay schildert Barnes zu Beginn eine Reise Pozzis nach London die er 1885 zusammen mit dem Schriftsteller Robert de Montesquiou und dem Komponisten Edmond de Polignac unternimmt Seine beiden Reisebegleiter waren homosexuell Pozzi hatte den Ruf eines Frauenhelden Barnes begleitet die drei Reisenden beim Einkauf von Stoffen ins Kaufhaus Liberty zu einem Handel Konzert in den Crystal Palace und zu einer Begegnung mit dem in London weilenden amerikanischen Schriftsteller Henry James Der Besuch der drei Manner in der britischen Hauptstadt unterstreicht die engen kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Grossbritannien die sich danach immer wieder thematisch durch das Buch ziehen So widmet sich Barnes mal der englischen Malerei des 19 Jahrhunderts dann geht er auf den in Paris lebenden Schriftsteller Oscar Wilde ein oder begleitet Pozzi zu einem Medizinerkongress nach Schottland Einen grossen Raum nimmt die Rolle des Dandys in England und Frankreich ein wofur sowohl Wilde wie auch de Montesquiou und de Polignac anschauliche Beispiele geben Barnes fuhrt die Leser in das reale Geschehen der Zeit ein und nimmt sie zugleich mit in eine Welt der literarischen Figuren etwa aus Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde aus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust oder aus dem Roman Gegen den Strich von Joris Karl Huysmans Dabei trifft es sich dass Robert de Montesquiou der bei Barnes neben Pozzi zur zweiten Hauptfigur wird als Vorlage fur den Baron de Charlus in Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit diente und ebenso Pate fur Des Esseintes in Huysmans Gegen den Strich stand Zu den zahlreichen weiteren Personlichkeiten deren Wege Barnes in seinem Essay streift gehoren der Politiker Georges Clemenceau der judische Offizier Alfred Dreyfus der Antisemit Leon Daudet die Schriftsteller Jean Lorrain Guy de Maupassant und die Bruder Goncourt Dazwischen unternimmt Barnes immer wieder gedankliche Ausfluge etwa wenn er sich uber das Wesen des Duellierens in Frankreich aussert oder die Kolonialpolitik kritisch ins Auge fasst Weiterhin widmet sich Barnes ausfuhrlich den Frauen aus Pozzis Umfeld Dazu gehoren die Grafin Greffulhe Anna de Noailles und vor allem die Schauspielerin Sarah Bernhardt die Pozzis Patientin war und ihn Doctor Dieu nannte Ob sie wie wiederholt vermutet auch seine Geliebte war bleibt offen Eindeutiger ist Pozzis langjahrige Beziehung zu Emma Fischhof Sie war wie Pozzi verheiratet was beide nicht davon abhielt gemeinsame Reisen durch Europa zu unternehmen Pozzis Familie seine Frau und seine Kinder sind ebenso immer wieder Gegenstand von Barnes Betrachtungen Er verwebt die Spannungen in der Familie mit dem Zeitgeschehen und mit Pozzis Erfolgen als Mediziner Dabei werden detailreich medizinische Fortschritte aufgefuhrt und Pozzis Rolle als erster Gynakologe in Frankreich geschildert Rezensionen BearbeitenIn den deutschen Medien wurde Der Mann im roten Rock durchgangig gelobt Den Inhalt des Buches beschrieb Gerrit Bartels im Tagesspiegel als Bild einer Epoche der Schonen Epoche der Belle Epoque und attestiert dem Werk kaleidoskopischen Charakter 3 Ahnlich ausserte sich Sylvia Staude in der Frankfurter Rundschau Sie sieht im grossartigen wie reichhaltigen Buch ein faszinierendes Portrat eines Pariser Arztes und der Belle Epoque das kein Sachbuch im engeren Sinn kein Roman am ehesten eine Biografie sei 4 Sigrid Loffler bezeichnete das Buch im Deutschlandfunk Kultur als Wimmelbild der Belle Epoque und sah darin Barnes sehr personliche Meditation uber dieses Zeitalter fur das Pozzi den Turoffner spiele Sie lobte die grundliche Recherche Arbeit des Autors und den eleganten Plauderton dieses Grossessays 5 Elke Schmitter fasste ihren Eindruck von dem Buch im Magazin Der Spiegel zusammen Der 75 jahrige Autor breitet die Ergebnisse seiner Recherche so elegant wie pointenreich vor dem Publikum aus verliert allerdings oft den seidenen roten Faden auf den er Anekdoten und Einsichten reiht Fur Freunde des gelehrten Schlenderns ein unbedingtes Vergnugen fur strukturierte Gemuter eine Herausforderung 6 Im Horfunksender rbbKultur wies Jorg Magenau auf den europaischen Charakter von Pozzi hin dessen Wahlspruch Chauvinismus ist eine Erscheinungsform der Ignoranz war Fur Julian Barnes sei dies ein Vorbild das er dem englischen Brexit Chauvinismus der ihn entsetzt entgegenstellen mochte 7 Im Radiosender WDR 3 wurdigte Ulrich Rudenauer das Buch als ein geistreicher fulminanter Essay uber die Kunst und das Leben und zugleich das Pladoyer fur ein weltoffenes Europa Der Mann im roten Rock sei randvoll mit hinreissenden Anekdoten scharfsinnigen Beobachtungen satirischen Spitzen herrlich skurrilen Fundstucken die von Barnes in einem ganz eigenwilligen Rhythmus episodenhaft aneinanderreiht wurden 8 In der Zeit hob Susanne Mayer hervor der Autor setze die Erzahlebenen facettenhaft an und gegeneinander sodass sie sich spiegelnd ihre Sinnhaftigkeit entfalten Barnes prasentiere dies mit einer Erzahlstimme die zuruckhaltend ist nie ohne Witz 9 Auch die englischsprachige Literaturkritik nahm das Buch positiv auf So schrieb Tessa Hadley im Guardian es sei heilsam mit Barnes in die Belle Epoque einzutauchen da die Vergangenheit uns von der Oberflachlichkeit unserer Versenkung in die Gegenwart befreie 10 In der New York Times lobte Leo Damrosch Barnes gelange es brillant Pozzi und seine Zeitgenossen zum Leben zu erwecken Fur ihn sei es ein Vergnugen gewesen das Buch zu lesen 11 Weblinks BearbeitenJulian Barnes Website uber das Buch Man in the red coat englisch Literatur BearbeitenJulian Barnes Der Mann im roten Rock deutsch von Gertraude Krueger Kiepenheuer amp Witsch Koln 2021 304 S ISBN 978 3 462 05476 7 Einzelnachweise Bearbeiten Gerrit Bartels Der Mann im roten Rock von Julian Barnes Artikel in Der Tagesspiegel vom 13 Januar 2021 Auf die umfangreiche Recherchearbeit geht ein Sigrid Loffler Julian Barnes Der Mann im roten Rock Wimmelbild der Belle Epoque Buchkritik in Studio 9 Der Tag mit im Deutschlandfunk vom 12 Januar 2021 Gerrit Bartels Der Mann im roten Rock von Julian Barnes In Der Tagesspiegel 13 Januar 2021 Sylvia Staude Der Doktor der die Frauen verstand Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 1 Februar 2021 Sigrun Loffler Julian Barnes Der Mann im roten Rock Wimmelbild der Belle Epoque Beitrag im Deutschlandfunk Kultur vom 12 Januar 2021 Elke Schmitter Herz und Uterus In Der Spiegel 19 Februar 2021 Jorg Magenau Biografie der Belle Epoque Julian Barnes Der Mann im roten Rock Beitrag im rbbKultur vom 14 Januar 2021 Ulrich Rudenauer Julian Barnes Der Mann im roten Rock Beitrag in WDR 3 vom 14 Januar 2021 Susanne Mayer Julian Barnes Eine glanzende Epoche In Die Zeit 18 Marz 2021 Originalzitat And indeed it is salutary to be so thoroughly submerged even sometimes to the point of drowning in abundant detail from the distant decadent hectic violent narcissistic and neurotic Belle Epoque with all its fascination and its difference from us aus der Buchbesprechung von Tessa Hadley The Man in the Red Coat by Julian Barnes review a belle epoque womaniser In The Guardian 6 November 2019 Originalzitate Yet Julian Barnes succeeds brilliantly in bringing them to life together with their Parisian contemporaries in what is often remembered nostalgically as the Belle Epoque und The book is a pleasure to read in every way aus dem Artikel von Leo Damrosch The man in the red coat by Julian Barnes In The New York Times 21 Februar 2020 Normdaten Werk GND 1227965990 lobid OGND AKS VIAF 4729160310458758300006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Mann im roten Rock Barnes amp oldid 236761990