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Das Jahr magischen Denkens englisch The Year of Magical Thinking ist ein autobiografisches Buch der amerikanischen Schriftstellerin Joan Didion Didion beschreibt den plotzlichen Tod ihres Mannes John Dunne und die lebensbedrohliche Krankheit ihrer Tochter Quintana sowie ihre Trauer ihre Gedanken und Empfindungen in der Folgezeit Verknupft mit den personlichen Erlebnissen werden allgemeine Betrachtungen uber den Umgang der Menschen mit Trauer und Tod The Year of Magical Thinking 2005 Das Jahr magischen Denkens erschien erstmals im Oktober 2005 beim amerikanischen Verlag Alfred A Knopf Inc die deutsche Ubersetzung von Antje Ravic Strubel im September 2006 beim Claassen Verlag Das Buch wurde in den USA zum Bestseller gewann den National Book Award und erhielt sowohl in den amerikanischen wie den deutschsprachigen Feuilletons sehr positive Rezensionen Im Jahr 2007 adaptierte Didion das Buch als Theaterstuck Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Stil 3 Entstehungsgeschichte 4 Rezeption 5 Ausgaben 6 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenAm 25 Dezember 2003 wird Joan Didions und John Dunnes Adoptivtochter Quintana Roo Dunne Michael auf die Intensivstation eines New Yorker Krankenhauses eingeliefert Die Siebenunddreissigjahrige hatte in dem Jahr den Musiker Gerry Michael 1 geheiratet Die Symptome einer Grippe weiten sich zu einer Lungenentzundung und einem septischen Schock aus Am 30 Dezember 2003 zuruckgekehrt von einem Besuch der kranken Tochter erleidet Didions Mann John Dunne wahrend der Vorbereitung des Abendessens einen Herzinfarkt und stirbt Joan Didion beschreibt ihre folgenden Wochen und Monate die Leere in ihrer Wohnung nach dem Fehlen des Partners eines 40 jahrigen gemeinsamen Lebens ihre Einbildung sie hatte ihren Mann retten mussen ihr Versuch mit magischem Denken gegen die Realitaten anzukampfen indem sie alles so belasst dass fur den Toten eine jederzeitige Ruckkehr moglich bleibt Immer wieder werden gemeinsame Erlebnisse und zusammen besuchte Ortlichkeiten zu Erinnerungsfallen die die Vergangenheit aufbrechen lassen Immer wieder stellt sich auch die Frage ob andere Entscheidungen das Leben hatten anders verlaufen lassen Didion spiegelt ihr eigenes Erleben in medizinischen und psychoanalytischen Fachbuchern in der Kulturgeschichte und der Literatur Wahrend sie beklagt wie wenig Platz fur Trauer und Trauernde in der modernen Welt des 21 Jahrhunderts bleibt fuhlt sie sich in den einfachen und geradlinigen Ratschlagen eines Benimmbuchs aus den 1920er Jahren verstanden und aufgehoben Neben dem Verlust des Ehemannes fullt der Kampf um die schwer kranke Tochter ihre folgenden Wochen und Monate aus Didion eignet sich medizinische Fachkenntnisse an um die Behandlung ihrer Tochter mitbestimmen zu konnen und erfahrt gleichzeitig wie geschickt sie dabei taktieren muss um die zustandigen Arzte nicht zu bruskieren Mehrmals muss Didion ihrer Tochter die Todesnachricht des Mannes uberbringen weil Quintanas Erinnerung immer wieder aussetzt Erst nach der Entlassung der Tochter aus dem Krankenhaus wird die Trauerzeremonie fur Dunne nachgeholt Am Ende gelingt es Didion sich von der Trauer um den verstorbenen Mann zu losen Sie begreift dass keine ihrer Taten den chronisch Herzkranken hatte retten konnen keine ihrer Unterlassungen schuld an seinem Tod ist Sie fuhlt dass sie den Toten loslassen muss um selbst weiterzuleben Am 31 Dezember 2004 blickt Didion zum ersten Mal auf ein ganzes Jahr zuruck an dem sie keinen einzigen Tag gemeinsam mit ihrem Mann verbracht hat Stil BearbeitenLaut Robert Pinsky ist Joan Didions Buch mit einem grossen Gespur von Timing geschrieben das sich im Aufbau der Szenen wie der einzelnen Satze niederschlagt Ihr Stil sei gleichzeitig skrupellos und akribisch genau frei von Banalitaten und immer wieder voll trockenen Humors Sie vermeide jeden Prunk und verwende nur wenig Adjektive Die zuruckgenommene Sprache offenbare ihre Emotionen die innere Erstarrung des Schocks durch stilistische Wiederholungen und genaue Beobachtungen Dabei erkannte Pinsky mehrere Sprachebenen die das Buch durchziehen die innere Stimme des magischen Denkens die aus der Verzweiflung der Erzahlerin in eine Welt der Omen und Rituale flieht eine aussere Stimme der Gesellschaft die die Trauernde in Konventionen pressen und ihren gewohnten Ablauf nicht storen lassen will schliesslich der medizinische Jargon und die Geheimsprache der Krankenhauser 2 Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Joan Didion 2008Wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes im Januar 2004 schrieb Joan Didion einige wenige Satze nieder die Das Jahr magischen Denkens einleiten Das Leben andert sich schnell Das Leben andert sich in einem Augenblick Man setzt sich zum Abendessen und das Leben das man kennt hort auf Die Frage des Selbstmitleids 3 Danach schrieb Didion uber Monate hinweg nichts mehr Der Impuls zu dem Buch entstand als sie am Krankenbett ihrer Tochter Quintana Notizen anfertigte Erst beim Wiederlesen erkannte Didion dass ihre Aufzeichnungen uber rein praktische Notizen hinausgingen 4 Das eigentliche Buch schrieb sie in 88 Tagen nieder vom 4 Oktober bis zum 31 Dezember 2004 Der Prozess des Schreibens half ihr bei der Verarbeitung der Trauer 5 Sie habe sich aus den Ereignissen heraus schreiben mussen Dinge niederzuschreiben sei fur sie der einzige Weg sie zu verstehen Dabei entfernte sie sich von ihrem ublichen Stil Ich wollte es wirklich roh Ich wollte es nicht so verschleiert wie mein Stil in der Regel ist 4 Nach der Fertigstellung des Buches starb Didions Tochter Quintana am 26 August 2005 an einer akuten Bauchspeicheldrusenentzundung 6 Joan Didion veranderte das Manuskript des Buches nicht mehr Gegenuber der Presse verkundete sie Es ist beendet The Year of Magical Thinking erschien am 4 Oktober 2005 ein Jahr nachdem Didion mit der Arbeit am Buch begonnen hatte 7 Rezeption BearbeitenThe Year of Magical Thinking wurde in den Vereinigten Staaten zum Bestseller Das Buch verkaufte sich allein im ersten Jahr uber 600 000 mal 8 Es gewann im Jahr 2005 den National Book Award in der Kategorie Nonfiction und gehorte zu den Finalisten des National Book Critics Circle Awards in der Kategorie Autobiography sowie des Pulitzer Preises in der Kategorie Biography Autobiography Sowohl in den amerikanischen wie den deutschsprachigen 9 Feuilletons wurde es sehr positiv besprochen So wertete Michiko Kakutani in der New York Times Es ist ein zutiefst erschutterndes Buch das dem Leser ein unausloschliches Portrat von Verlust Trauer und Leid bietet festgehalten bis ins kleinste Detail mit dem unerschutterlichen journalistischen Blick der Autorin 10 Jonathan Yardley sprach in der Washington Post von einem Werk von uberragender Klarheit und Ehrlichkeit 11 John Leonard gestand in The New York Review of Books Ich kann mir kein Buch vorstellen das wir dringlicher brauchten als ihres Ich kann mir nicht vorstellen ohne dieses Buch zu sterben 12 Beinahe alle Rezensionen bezogen den Tod von Didions Tochter in die Besprechung mit ein und Claire Messud bekannte in LA Weekly Es ist beinahe unmoglich uber dieses Buch zu schreiben ganz besonders jetzt 13 Nur wenige Kritiker schlossen sich allerdings dem skeptischen Urteil Adam Begleys uber Didion an Gefangen im Strudel oder darum kampfend ihm zu entkommen ist sie nicht in der Lage an den Leser zu denken Es ist einfach zu fruh 14 Andrew O Hehir fuhrte das Medien Ereignis das Didions Buch ausloste zuruck auf die Besessenheit der amerikanischen Gesellschaft von wahren Geschichten als Ausgleich fur die eigenen Erlebnisarmut Zudem beschreibe Didion ein Schicksal das allen Lesern bevorstehe Er deutete Didions Familientragodie auch als Signal des Machtverlustes der Generation der Baby Boomer Wenn genau jene Frau deren Aufgabe es gewesen sei der Offentlichkeit durch ihre Werke die amerikanische Gesellschaft und Kultur zu erklaren den Zusammenbruch ihres privaten Kosmos hinnehmen musse eroffne sich in der Welt ein erkenntnistheoretischer Riss 15 Auf Basis des Buches verfasste Joan Didion eine Theateradaption die am 29 Marz 2007 am Broadway uraufgefuhrt wurde Unter der Regie von David Hare spielte Vanessa Redgrave die einzige Rolle des Einpersonenstucks Der Tod von Didions Tochter Quintana wurde in einem abschliessenden Kapitel in das Stuck aufgenommen 16 Diese Inszenierung wurde auch in Europa aufgefuhrt so vom 11 bis 13 August 2008 an den Salzburger Festspielen 17 Die europaische Erstauffuhrung hatte zuvor am 17 Januar 2008 im Hamburger Ernst Deutsch Theater stattgefunden In der deutschsprachigen Fassung spielte Daniela Ziegler die Solorolle Regie fuhrte Boris von Poser 18 Ausgaben BearbeitenJoan Didion The Year of Magical Thinking Knopf New York 2005 ISBN 1 4000 4314 X Joan Didion Das Jahr magischen Denkens Claassen Berlin 2006 ISBN 3 546 00405 1 Sekundarliteratur BearbeitenJeffrey Berman Companionship in Grief Love and Loss in the Memoirs of C S Lewis John Bayley Donald Hall Joan Didion and Calvin Trillin University of Massachusetts Press Amherst MA 2010 ISBN 9781558498044 Marta Bladek A Place None of Us Know Until We Reach It Mapping Grief and Memory in Joan Didion s The Year of Magical Thinking In Biography 37 4 2014 S 935 952 Ethan Campbell An Eye on the Sparrow Joan Didion and C S Lewis Read the Prayer Book In Christianity And Literature 59 3 2010 S 411 435 F Brennan und M Dash The Year of Magical Thinking Joan Didion and the Dialectic of Grief In Medical Humanities 34 1 2008 S 35 39 Sandra M Gilbert The Year of Magical Thinking Review In Literature and Medicine 25 2 2006 S 553 557 Frank Kelleter Die Kunst am Ende Joan Didions Bucher uber das Sterben In Merkur Deutsche Zeitschrift fur Europaisches Denken 757 Juni 2012 S 542 549 Peter D Kramer The Anatomy of Grief In slate 17 Oktober 2005 John Leonard The Black Album In The New York Review of Books 20 Oktober 2005 Roger Luckhurst Reflections on Joan Didion s The Year of Magical Thinking In New Formations 67 2009 S 91 100 James Phelan Rhetoric Ethics Aesthetics and Probability in Fiction and Nonfiction Pride and Prejudice and The Year of Magical Thinking PDF 60 kB In Reception 2 2010 S 1 21 James Phelan The Implied Author Deficient Narration and Nonfiction Narrative Or What s Off kilter in The Year of Magical Thinking and The Diving Bell and the Butterfly In Style 45 1 2011 S 119 37 Floyd Skloot Turning to Memoir In Virginia Quarterly Review 82 3 2006 S 253 62 Judith Wilt Unending Acts of Retrieval in Pearl Gilead and The Year of Magical Thinking In Literature and Belief 31 1 2011 S 1 21 Weblinks BearbeitenLeseprobe PDF Datei 21 kB aus Das Jahr magischen Denkens auf der Seite der Ubersetzerin Antje Ravic Strubel Horprobe bei Literaturport Joan Didion After Life Auszug aus The Year of Magical Thinking in The New York Times vom 25 September 2005 Robert McCrum The 100 Best Nonfiction Books No 2 The Year of Magical Thinking by Joan Didion 2005 in The Guardian Onlineausgabe 8 Februar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Jerry Michael website Robert Pinsky The Year of Magical Thinking Goodbye to All That In The New York Times Book Review vom 9 Oktober 2005 Joan Didion Das Jahr magischen Denkens 2006 S 7 a b Emma Brockes Q How were you able to keep writing after the death of your husband A There was nothing else to do I had to write my way out of it In The Guardian vom 16 Dezember 2005 Sean O Hagan The years of writing magically In The Observer vom 20 August 2006 Quintana Roo Dunne Michael 39 Daughter of Joan Didion J G Dunne in Los Angeles Times 3 September 2005 Jesse McKinley Joan Didion s New Book Faces Tragedy In The New York Times vom 29 August 2005 Thomas Sperr Sterben leben In Frankfurter Rundschau vom 2 Oktober 2010 Das Jahr magischen Denkens bei perlentaucher It is an utterly shattering book that gives the reader an indelible portrait of loss and grief and sorrow all chronicled in minute detail with the author s unwavering reportorial eye Michiko Kakutani The End of Life as She Knew It In The New York Times vom 4 Oktober 2005 a work of surpassing clarity and honesty Jonathan Yardley A celebrated writer recalls the devastating emotions unleashed by death and illness In The Washington Post vom 2 Oktober 2005 I can t think of a book we need more than hers I can t imagine dying without this book John Leonard The Black Album In The New York Review of Books vom 20 Oktober 2005 It is almost impossible to write about this book especially now Claire Messud Dark Irony In LA Weekly vom 29 September 2005 caught in the vortex or struggling to avoid it she s in no condition to worry about the reader It s simply too soon Adam Begley Didion s Annus Horribilis How Grief Looks on the Page In The New York Observer vom 9 Oktober 2005 Andrew O Hehir The long goodbye Auf Salon com vom 18 Oktober 2005 Ben Brantley The Sound of One Heart Breaking In The New York Times vom 30 Marz 2007 Peter Iden fr online de Memento vom 9 Januar 2016 imInternet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt In Frankfurter Rundschau vom 15 August 2008 Anja Michalke Der Schmerz des Verlustes kommt auf die Buhne In Die Welt vom 12 Januar 2008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Jahr magischen Denkens amp oldid 218460150