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Dona Leonor de Almeida Portugal de Lorena e Lencastre Marquesa de Alorna 31 Oktober 1750 in Sao Jorge de Arroios Lissabon 11 Oktober 1839 in Lissabon war eine portugiesische Adelige und Lyrikerin Sie war in den intellektuellen und literarischen Kreisen der portugiesischen Neoklassik unter ihrem Pseudonym Alcipe bekannt Franz Joseph Pitschmann Portrat von Dona Leonor de Almeida Portugal Marquesa de Alorna Wien 1780 Selbstportrat um 1788 D Leonor de Almeida Portugal Marquesa de Alorna entstammte mutterlicherseits dem Adelshaus von Tavora Dieses war im 18 Jahrhundert eine der bekanntesten und einflussreichsten Adelsfamilien in Portugal Die Tavoras wurden fur den versuchten Konigsmord an den Konig Joseph I am 3 September 1758 verantwortlich gehalten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben und Gefangenschaft 1 2 Korrespondenz in der Gefangenschaft 1 3 Ehe 1 3 1 Leben in Wien 1 4 Umzug nach Frankreich 1 5 Ruckkehr nach Portugal 1 6 Witwenschaft und Exil 1 7 Prominenz 2 Werk 3 Rezeption 4 Quellen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenFruhes Leben und Gefangenschaft Bearbeiten Dona Leonor war das alteste der drei Kinder von Don Joao de Almeida Portugal zweitem Marquis von Alorna und viertem Grafen von Assumar und Dona Leonor de Lorena e Tavora Sie war die Enkelin der Marquisen von Tavora die 1759 wegen des Verdachts auf Beteiligung am Attentat an Konig Joseph I offentlich hingerichtet wurden Dona Leonor uberlebte das Erdbeben von Lissabon in 1755 Als Folge des Attentats wurde ihr Vater Don Joao de Almeida Portugal am 13 Dezember 1758 in ein Gefangnis in Junqueira geworfen obwohl er nie offiziell eines Verbrechens angeklagt worden war 1 Dona Leonor sowie ihre Mutter und Schwester Dona Maria Rita wurden am 14 September 1758 im Kloster von Sao Felix de Chelas eingesperrt Korrespondenz in der Gefangenschaft Bearbeiten Um 1763 begann eine verbotene und geheime briefliche Korrespondenz zwischen D Joao und seine Ehefrau D Leonor de Lorena e Tavora die dann auf die Tochter ausgebreitet wurde Diese Briefe dokumentieren wie D Leonor geleitet vom Rat ihres Vaters ihre Personlichkeit entwickelte und sich der Literatur und dem Lernen von Sprachen wie Franzosisch Italienisch English Latein und Arabisch sowie der Kunst des Malens und der Musik widmete Im Kloster schrieb D Leonor Oden Idyllen und andere lyrischen Werke Auch dokumentierten ihre zahlreichen Korrespondenzen wie die verbotenen Bucher im Portugal des 18 Jahrhunderts zirkulierten D Leonor wurde in ihrer Zeit im Kloster von prominenten Autoren besucht wie etwa von D Teresa de Mello Breyner Grafin von Vimeiro oder von Francisco Manuel do Nascimento der auch als Filinto Elisio bekannt war und ihr das Pseudonym Alcipe gegeben hatte Diese verbreiteten ihre Texte in den literarischen Kreisen der Zeit So wurde D Leonors Talent fur Lyrik schon wahrend ihrer Gefangenschaft bekannt Im Jahre 1777 wurde D Leonors gesamte Familie in Folge des Todes von Joseph I aus der Gefangenschaft befreit Die Konigin D Maria I begnadigte politische Gefangene Die Marquisen von Alorna wurden fur unschuldig erklart und ihre adeligen Privilegien wiederhergestellt Ehe Bearbeiten Im Jahre 1778 entscheidet Dona Leonor gegen den Willen ihres Vaters den deutschen lutheranischen Grafen von Oeynhausen zu heiraten Dieser gibt seinen lutheranischen Glauben in einer Taufzeremonie am 15 Februar 1778 ab in der die Konigin D Maria I und der Konig D Pedro III Paten waren 2 Im Februar 1779 heiratet das Paar und zieht nach Porto wo der Graf von Oeynhausen bis 1780 eine militarische Position hielt Hier wurde ihre alteste Tochter D Leonor Benedita die spater den sechsten Marquis von Fronteira heiratete geboren 3 Dank der Beziehung von D Leonor zur Konigin wurde ihr Ehemann zum bevollmachtigten Minister von Wien ernannt wohin sie 1780 zogen Leben in Wien Bearbeiten In Wien war die Grafin von Oeynhausen eine hochangesehene Person in adeligen Kreisen Der Papst Pius VI der Philosoph Moses Mendelssohn und der portugiesische Musiker Abade Costa sind einige Personen zu denen sie Beziehungen pflegte Vom Kaiser Joseph II wurde D Leonor mit dem Sternkreuzorden ausgezeichnet In ihrer Korrespondenz mit der Grafin von Vimeiro wahrend ihrer Zeit in Wien beschreibt sie haufige Besuche in Wiener Salons und eine Freundschaft mit der Grafin von Thun Hohenstein Ihre Integration in den hocharistokratischen Kreisen der Stadt wird dadurch bestatigt dass der Name des Grafen von Oeynhausen auf der Liste der Abonnenten der Konzerte von Wolfgang A Mozart des Jahres 1784 zu finden ist 4 Zwischen 1780 und 1784 kamen drei weitere Kinder von D Leonor und dem Grafen von Oeynhausen zur Welt Maria Regina Frederica und Juliana die kurz nach ihrem ersten Geburtstag verstarb 5 Umzug nach Frankreich Bearbeiten Im Jahre 1784 zog D Leonor mit ihrer Familie nach Avignon Frankreich Zwischen 1784 und 1786 gebar D Leonor zwei weitere Kinder Mario Calors Augusto der mit vier Jahren verstarb und Henriqueta Die Oeynhausen Familie verbrachte sechs Jahre im Suden Frankreichs und kehrte 1790 nach Portugal zuruck Ruckkehr nach Portugal Bearbeiten Nach der Ruckkehr nach Portugal im Jahre 1790 wurden zwei weitere Kinder geboren Ulrico und Luisa Der Graf von Oeynhausen wurde zum Militargouverneur von der Algarve ernannt eine Position die er nie ausubte da er am 3 Marz 1793 verstarb Witwenschaft und Exil Bearbeiten Nach dem Tod ihres Ehemannes zog sich Dona Leonor in die Familienresidenzen zuruck und widmete sich der Erziehung ihrer Kinder Zwischen 1793 und 1802 pflegte sie Beziehungen literarischen Austauschs mit einigen Dichtern der Academia de Belas Letras auch als 2 Arcadia Lusitana bekannt wo sie unter dem Pseudonym Alcipe schrieb wie etwa Francisco Joaquim Bingre Auch hatte sie eine Freundschaft zu Manuel Maria Barbosa du Bocage der ihr seinen dritten Band im Jahre 1804 widmete 5 Im Jahre 1801 wurde D Leonor zur Ehrendame der Konigin D Carlota Joaquina ernannt Im folgenden Jahr wurde sie offiziell eingeladen die Themen vorzuschlagen die die Dekoration des Ajuda Palastes regeln sollten Am 6 Oktober 1802 wurde D Leonor vom Generalintendanten der Polizei Pina Manique dazu aufgefordert das Land zu verlassen Die Grunde dafur sind bis heute unklar jedoch wird angenommen dass dies mit D Leonors Grundung des geheimen Verbands Sociedade da Rosa zusammenhangt So verbringt D Leonor die Zeit von 1803 bis 1814 im Exil Bis 1804 lebte sie in Spanien und dann in England wo sie in politischen Kreisen aktiv war Am 1 Juli 1814 kehrte sie einige Zeit nach dem Tod ihres Bruders am 2 Januar 1813 nach Portugal zuruck Dona Leonors Bruder war oberster Kommandant der Portugiesischen Legion die in der napoleonischen Armee integriert war Er war wegen Untreue verurteilt worden Es gelang Dona Leonor das Urteil ruckgangig zu machen und die Adelstitel Marquis von Alorna und Graf von Assumar zuruckzuerlangen die sie als einzige Erbin ihres Bruders fur sich beanspruchen konnte Prominenz Bearbeiten Nach der Ruckkehr aus England nahm D Leonor eine zentrale Position in prominenten Kreisen der Intellektuellen in Lissabon ein Sie hatte bis zum Ende ihres Lebens finanzielle Schwierigkeiten und verbrachte daher Zeit in ihren Residenzen in Almada und bei ihrem Enkel Marquis von Fronteira im Palast von Sao Domingos de Benfica wo sie von prominenten literarischen Figuren besucht wurde D Leonor wurde zur zentralen Figur in den literarischen Versammlungen der Hauptstadt und diente als Vermittlerin zwischen Dichtern verschiedener Generationen die D Leonors Rat als Zeichen des Prestiges und der Legitimierung betrachteten 2 Werk BearbeitenIn ihrer Lebenszeit publizierte die Marquesa de Alorna nur Ubersetzungen 2 Poetica de Horacio e Ensaio sobre a Critica de Alexandre Pope por uma portugueza T Harper London 1812 De Bonaparte e dos Bourbons Imprensa Regia Lissabon 1814 Paraphrase a varios psalmos Imprensa Regia Lissabon 1817 Ensaio sobre a indifferenca em materia de religiao Imprensa Regia Lissabon 1820 Paraphrase dos Psalmos tomo I Imprensa Regia Lissabon 1833 In 1844 funf Jahre nach dem Tod von D Leonor veroffentlichten ihre Tochter Henriqueta und Frederica ihre Lyrik in einer Publikation Obras Poeticas de D Leonor d Almeida Portugal Lorena e Lencastre Marqueza d Alorna Condessa d Assumar e d Oeynhausen conhecida entre os poetas portuguezes pello nome de Alcipe 6 Bande Na Imprensa Nacional Lissabon 1844 Das Werk von D Leonor dient als Informationsquelle uber die asthetischen Parameter die die portugiesische Poesie in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts und zu Beginn des 19 Jahrhunderts leiteten Auf stilistischer Ebene konvergieren darin Praktiken die von der Reformvision der Dichter von Arcadia Lusitana beeinflusst wurden mit anderen alteren formalen Optionen die in spateren Jahren von den Dichtern der Academia de Belas Letras 1789 aufgegriffen werden wurden wie die Improvisation in redondilha Strophen und das acbc Kreuzreimschema Die Marquesa de Alorna ist von der Aufklarung beeinflusst und versteht die poetische Praxis als eine Tatigkeit von moralischem und padagogischem Nutzen In ihrem Werk macht sie zahlreiche Referenzen zu den wissenschaftlichen Erneuerungen wie z B in Ausfuhrungen uber die Vereinbarkeit von katholischem Glauben und Naturgesetzen Sie wird als Lyrikerin der Vorromantik beschrieben da ihr Lyrisches Ich als vom Ungluck verfolgtes Wesen dargestellt wird und ihre Beschreibungen der Natur melancholisch und unheimlich sind Der Tod die Nacht die Krankheit der Schmerz und die Tranen sind gangige Motive ihrer Poesie Ihr Werk ist von einer Weltanschauung gepragt die sich an den zivilisatorischen Parametern der Aufklarung orientiert die Vernunft und Tugend als Einheiten betrachtet die Zuneigungen und Poesie als eine Aktivitat im Dienste des padagogischen Ideals der Erziehung zur Staatsburgerschaft sieht 4 Rezeption BearbeitenErscheinung in historischen Romanen Maria Joao Lopo de Carvalho Marquesa de Alorna Oficina do Livro Lissabon 2011 ISBN 978 9896602468 Maria Teresa Horta As Luzes de Leonor Dom Quixote Lissabon 2011 ISBN 9789722046510 Ausserdem ist der Palacio von Sao Domingos de Benfica wo sie nach in ihren letzteren Jahren teilweise lebte heute noch Wohnsitz ihrer Nachkommen und kann besichtigt werden Quellen BearbeitenMaria Helena Villas Boas e Alvim Die Marquise de Alorna 1750 1839 von der Aufklarerin sur Agentin des Gegenrevolution In Revue der Iberischen Halbinsel 15 Juni 1989 S 32 35 Vanda Anastacio Leonor de Almeidas Bericht uber den Tod Maria Theresias Eine portugiesische Perspektive auf weibliche Herrschaftsausubung In Thomas Wallnig Hrsg Maria Theresia Neu Perspektiven der Forschung Das Achtzehnte Jahrhundert und Osterreich Jahrbuch der Osterreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Achtzehnten Jahrhunderts Verlag Dr Dieter Winkler Verlag Bochum 2017 S 135 147 Vanda Anastacio Sonetos da Marquesa de Alorna Editora 7Letras Rio de Janeiro 2008 Vanda Anastacio coord Cartas de Lilia e Tirse 1771 1777 Fundacao das Casas de Fronteira e Alorna Lissabon 2007 Hernani Cidade Ineditos Cartas e outros Escritos Sa da Costa Lissabon 1941 Hernani Cidade Poesias Sa da Costa Lissabon 1960 Palmira Fontes da Costa Women and the Popularization of Botany in Early Nineteenth Century Portugal The Marquesa de Alorna s Botanical Recreations In Faidra Papanelopoulou Agusti Nieto Galan Enrique Perdiguero Hrsg Popularisation of Science and Technology in the European Periphery Ashgate 2009 S 43 63 Manuela Delille Zu den Anfangen der Stael Rezeption in der portugiesischen Literatur In Udo Schoning Frank Seemann Hrsg Madame de Stael und die Internationalitat der europaischen Romantik Fallstudien zur interkulturellen Vernetzung Wallstein Verlag Gottingen 2003 S 51 73 Marion Erhardt Die Marquesa de Alorna und die deutsche Literatur In Hans Flasche Hg Aufsatze zur portugiesischen Kulturgeschichte Aschendorff Munster 1970 S 89 97 Einzelnachweise Bearbeiten Vanda Anastacio Marquesa de Alorna Obras Poeticas Antologia Hrsg Vanda Anastacio Imprensa Nacional Casa da Moeda Lissabon 2015 ISBN 978 972 27 2362 6 S 3 a b c Vanda Anastacio D Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencastre In Zilia Osorio de Castro Antonio Ferreira de Sousa Hrsg Dicionario no Feminino seculos XIX XX Livros Horizonte Lissabon 2005 ISBN 972 24 1368 6 S 506 Vanda Anastacio Marquesa de Alorna Obras Poeticas Antologia Hrsg Vanda Anastacio Imprensa Nacional Casa da Moeda Lissabon 2015 S 4 a b Vanda Anastacio D Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencastre In Zilia Osorio de Castro Antonio Ferreira de Sousa Hrsg Dicionario no Feminino seculos XIX XX Livros Horizonte Lissabon 2005 ISBN 972 24 1368 6 S 504 a b Vanda Anastacio Marquesa de Alorna Obras Poeticas Antologia Hrsg Vanda Anastacio Imprensa Nacional Casa da Moeda Lissabon 2015 ISBN 978 972 27 2362 6 S 4 Weblinks BearbeitenPoezias da Ex ma Senhora D Leonor de Almeida e Lorena 1745 1818 in der Nationalbibliothek von Portugal Obras poeticas de D Leonor d Almeida Portugal Lorena e Lencastre Lisboa 1844 in der Nationalbibliothek von PortugalNormdaten Person GND 118644440 lobid OGND AKS LCCN no93016278 VIAF 62342066 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Almeida Portugal Leonor deALTERNATIVNAMEN Alorna Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencaste Marquesa de Alcipe Pseudonym KURZBESCHREIBUNG portugiesische Adelige und LyrikerinGEBURTSDATUM 31 Oktober 1750GEBURTSORT Sao Jorge de Arroios LissabonSTERBEDATUM 11 Oktober 1839STERBEORT Lissabon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonor de Almeida Portugal amp oldid 238392699