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Cyanidin ist ein zur Gruppe der Anthocyanidine zahlender kationischer Pflanzenfarbstoff An unterschiedliche Kohlenhydrate Zucker glycosidisch gebunden ist Cyanidin Bestandteil zahlreicher Anthocyane z B von Cyanidin 3 O glucosid die auch in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen StrukturformelAllgemeinesName CyanidinAndere Namen 2 3 4 Dihydroxyphenyl 3 5 7 trihydroxychromeniumchlorid 3 5 7 3 4 Pentahydroxyflavyliumchlorid CyanidinchloridSummenformel C15H11O6 Kurzbeschreibung violetter Feststoff Chlorid 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 13306 05 3 chinoide Form 528 58 5 Hydrochlorid PubChem 128861ChemSpider 114193Wikidata Q417606EigenschaftenMolare Masse 287 24 g mol 1322 70 g mol 1 Chlorid Aggregatzustand fest Chlorid Schmelzpunkt gt 300 C Chlorid Zersetzung 2 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser Chlorid 3 loslich in Ethanol Chlorid 3 loslich in Methanol und 0 1 iger Salzsaure 4 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 Chlorid keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 1 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vorkommen 3 Gewinnung und Herstellung 4 Eigenschaften 4 1 Cyanidin als Indikator 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBlaufarbene Bluten und Fruchte waren fur Naturforscher schon immer faszinierende Objekte So untersuchten die franzosischen Chemiker E Fremy und S Cloez die blauen Pflanzenfarbstoffe der Kornblume des Veilchens und der Schwertlilie und bezeichneten diese mit dem Namen Cyanin gr cyanos kyanos blau 5 Richard Willstatter und Arthur E Everest legten 1913 eine umfangreiche Abhandlung uber Anthocyane vor in der sie u a uber den Farbstoff der Kornblume Centaurea cyanus L berichteten Sie fanden dass Cyanin ein Glycosid ist genauer ein Glucosid Es wird durch Hydrolyse mit Mineralsauren in Glucose und die eigentliche Farbstoffkomponente das Aglykon gespalten welches von den Autoren als Cyanidin bezeichnet wurde 6 Das Aglykon wurde daraufhin auch in den Blutenblattern der Winteraster Chrysanthemum indicum L der Stiefmutterchen Viola species sowie der Lowenmaulchen Antirrhinum majus Klassikern der Pflanzengenetik nachgewiesen und isoliert welches die Autoren folglich Chrysanthemin bzw Antirrhinin nannten 7 8 9 Vorkommen BearbeitenAbgesehen von der Kornblume und den obengenannten Pflanzen ist Cyanidin in Glycosidform als Anthocyan in vielen Pflanzen enthalten darunter Rotkohl roten Rosen Hibiskus Blaubeeren Himbeeren Pflaumen Holunderbeeren Brombeeren Blutorangen und Rhabarber 10 nbsp Cyanin Cyanidin 3 5 O diglucosid nbsp Chrysanthemin Kuromanin Cyanidin 3 O glucosid nbsp Antirrhinin Keracyanin Prunicyanin Sambucin Cyanidin 3 O rutinosid nbsp Sambicyanin Cyanidin 3 O sambubiosid nbsp Cyanidin 3 O glycoside in HolunderMethylether des Cyanidins Peonidin und Rosinidin kommen ebenfalls in der Natur als Glycoside vor nbsp Peonidin Paeonidin nbsp Peonidin 3 O glucosid nbsp RosinidinGewinnung und Herstellung BearbeitenCyanidin wurde durch Extraktion und hydrolytische Abspaltung der Kohlenhydrat Zucker Komponente gewonnen Zur Isolierung wird das Chlorid Cyanidinchlorid hergestellt Den Arbeitskreisen von Willstatter und Robinson gelangen Synthesen die damals zum Strukturbeweis dienten siehe auch Pelargonidin nbsp Eine Synthese von CyanidinDas Chlorid des Cyanidins liess sich aus verdunnter alkoholischer Salzsaure d h einer Losung von Chlorwasserstoff in 96 prozentigem Ethanol in Kristallform als Monohydrat ausfallen Eigenschaften BearbeitenDas Salz bildet braunrote Nadeln die metallisch glanzen Entfernt man das Kristallwasser durch Erhitzen so schmilzt die wasserfreie Verbindung nicht unter 300 C Cyanidinchlorid ist praktisch unloslich in Wasser 3 Es lost sich gut in Ethanol mit violetter Farbung in wassriger Natriumcarbonat Losung mit blauer Farbe siehe unten In verdunnter Salzsaure oder Schwefelsaure ist die Loslichkeit gering In saurer Losung absorbiert das Cyanidin Kation Licht im Bereich von ca 450 580 nm mit einem Absorptionsmaximum bei 535 nm 11 Dies entspricht der roten Farbe des Flavylium Kations Bei einem pH Wert von 6 6 5 wird es zu einem rotvioletten Produkt mit chinoider Struktur deprotoniert 2 Bis pH 8 wandelt sich diese Farbe durch weitere Deprotonierung in konigsblau Bei noch hoherem pH zeigen Extrakte von schwarzem Holunder oder Rotkohl auch Grunfarbungen Cyanidin als Indikator Bearbeiten Da sich die Struktur von Cyanidin je nach pH Wert der Umgebung andert und jede Struktur eine andere Farbe besitzt kann eine Cyanidin beinhaltende Losung zur Bestimmung des pH Wertes uber nahezu die gesamte pH Skala benutzt werden eignet sich daher als Indikator 12 Die 3 O Glycoside und 3 5 O Diglycoside des Cyanidins verhalten sich prinzipiell genauso nbsp pH Wert bedingte Reaktionen der Anthocyanidine die die Farbumschlage hervorrufen nbsp nbsp ungefahrer pH Wert 1 3 5 7 8 9 10 11 13 In den Pflanzen Kornblume Stiefmutterchen liegt Cyanidin nicht als solches vor sondern als Komplex mit Aluminium und Eisen Ionen Seine Struktur ist kompliziert 13 Der Farbstoff besteht aus einem Chelat Komplex in dessen Zentrum sich ein Al3 und ein Fe3 Ion befinden welche unter anderem von Cyanin und Flavon Molekulen umgeben sind Der Komplex besteht aus 6 Anthocyan Cyanin und Succinylcyanin und 6 Flavon Molekulen sowie 2 Metall Ionen Fe III und Al III 14 Literatur BearbeitenNorbert Welsch und Claus Chr Liebmann Farben Natur Technik In Kunst 2 Auflage 2006 Spektrum Akademischer Verlag ISBN 3 8274 1563 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Datenblatt Cyanidin chloride 95 HPLC bei Sigma Aldrich abgerufen am 12 Februar 2019 PDF a b Eintrag zu Anthocyane In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 26 April 2014 a b c Sujata V Bhat B A Nagasampagi Meenakshi Sivakumar Chemistry of Natural Products Springer Science amp Business Media 2005 ISBN 978 3 540 40669 3 S 602 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Axxora com Cyanidin chloride Memento vom 11 Marz 2007 im Internet Archive abgerufen am 11 September 2013 E Fremy S Cloez In Journal fur Praktische Chemie Jg 1854 Bd 62 S 269 Zitiert nach Willstatter amp Everest Richard Willstatter Arthur E Everest Uber den Farbstoff der Kornblume In Justus Liebigs Annalen der Chemie Jg 1913 Bd 401 S 189 Richard Willstatter E K Bolton Justus Liebigs Annalen der Chemie Jg 1917 Bd 412 S 136 Currey Geoffrey Sauders The colouring matter of the blue pansy In Proceedings of the Royal Society B London Jg 1924 Heft 678 Bd 96 S 374 382 doi 10 1098 rspb 1924 0033 Rose Scott Moncrieff Natural Anthocyanin Pigments The magenta flower pigment of Antirrhinum majus In Biochemistry Jg 1930 S 748 766 Albert Gossauer Struktur und Reaktivitat der Biomolekule Verlag Helvetica Chimica Acta Zurich 2006 S 422 ISBN 978 3 906390 29 1 Rose Scott Moncrieff Natural Anthocyanin Pigments The magenta flower pigment of Antirrhinum majus In Biochemistry Jg 1930 S 748 766 dort Abbildung des Spektrums Peter Keusch Universitat Regensburg Anthocyane als pH Indikatoren und Komplexbildner Memento vom 9 Juli 2009 im Internet Archive Ernst Bayer Uber den blauen Farbstoff der Kornblume I Naturliche und synthetische Anthocyan Metallkomplexe In Chemische Berichte Jg 1958 Bd 91 Heft 5 S 1115 1122 DOI 10 1002 cber 19580910539 Ernst Bayer H Egeter A Fink K Nether K Wegmann Komplexbildung und Blutenfarben In Angewandte Chemie Jg 1966 Bd 78 S 834 841 DOI 10 1002 ange 19660781803 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyanidin amp oldid 237379866