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Die Cresta Siedlung deutsch Hugelsiedlung ist eine wahrend der Bronzezeit 2300 800 v Chr lange bewohnte Felsspalte am Heinzenberg bei Cazis im schweizerischen Kanton Graubunden Der Ort wird in der Liste der Kulturguter von nationaler Bedeutung im Kanton Graubunden gefuhrt Lage der SiedlungFelsspalte Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Lage 2 Tierknochen 3 Umgestaltungen der Viehwirtschaft wahrend der Bronzezeit 3 1 Bedeutung Haustierarten 3 2 Nutzung der Haustiere 4 Grossenentwicklung des Schweins 5 Bedeutung der Wildtiere 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksEntdeckung und Lage BearbeitenDer Heinzenberg ist ein durch die Erosion von Wildbachen wiederholt zergliederter Hohenzug Einer seiner nordlichsten Sporne ist die Cresta deren Plateau sudlich von Cazis 70 100 Meter uber der Talsohle liegt 1942 fuhrte der Kreisforster Walo Burkart eine erste archaologische Sondierung auf dem Plateau durch und wurde fundig Die Resultate zeigten dass die Fundstelle ein enormes Potential barg Die mehrere Meter machtige Stratigraphie erforderte mehrmonatige Grabungskampagnen unter der Leitung von Emil Vogt die sich uber 24 Jahre erstreckten Die Auswertung der reichhaltigen Funde dauert an Auf dem Plateau des Hugels gibt es zwei funf bis acht Meter breite schluchtartige Felsspalten die die ersten Siedler vor mehr als 4000 Jahren als Wohnplatze wahlten Angepasst an diese Topographie wurde die Siedlung als einzeiliges Reihendorf angelegt Die Lange der Spalte bot Platz fur elf Hauser in denen durchschnittlich 30 50 Menschen lebten Die Topographie des Ortes fuhrte dazu dass die aufeinanderfolgenden Dorfer tellartig auf dem Schutt der vorangegangenen Siedlung gebaut werden mussten So entstand eine machtige Stratigraphie die etwa 1500 Jahre dokumentiert Die dank der Lage in der Felsspalte guten Konservierungsbedingungen machen Cazis Cresta zu einer bedeutenden Fundstelle im Alpenraum Vom Hugelplateau hatten die Dorfbewohner die Talschaft im Blick Die Cresta Siedlung lag einerseits am Ausgangspunkt der Nord Sud Alpenpasse San Bernardino Splugen und Julier und bot andererseits Verbindungen nach Osten Die Handelswege bedeuteten fur die Crestabewohner Kontakte und Austausch der mit dem Norden Suden und Osten erfolgte Die gefundene Terramare Keramik aus der fruhen Bronzezeit verweist auf die fruhe Begehung der Passe nbsp Tontassen und spulen nbsp TongefassTierknochen BearbeitenWie anderes archaologisches Fundgut gelangten die in Cazis Cresta geborgenen tierischen Reste wahrend der Bronzezeit als Abfall in den Boden Die 300 000 Knochenfragmente bergen Informationen uber Tierart Skelettelement Fragmentteil Geschlecht individuelles Alter Anomalien und Pathologien Erhaltung Tierfrass Bearbeitungs Brand und Schlachtspuren Gewicht und Grosse Durch statistische Auswertung gewinnt man Einblicke in Bereiche des Alltags der Bewohner Die gewaltige Menge an Knochenresten von Nutztieren zeugt vom land und viehwirtschaftlich gepragten Leben Die Jagd spielte kaum eine Rolle Umgestaltungen der Viehwirtschaft wahrend der Bronzezeit BearbeitenBedeutung Haustierarten Bearbeiten Zwar deckte das Rind aufgrund seiner Korpermasse bereits in der Fruhbronzezeit auf dem Cresta den grossten Teil des Fleischbedarfes ab aber die Herdengrosse war etwas geringer als die der Schafe und Ziegen Das Schwein war mit einem durchschnittlichen und relativ konstanten Anteil von elf Prozent das drittwichtigste Haustier Die fruhbronzezeitliche Viehwirtschaft in der Cresta Siedlung war also hauptsachlich 90 und etwa gleichmassig auf Rinder und Schafe Ziegen 1 ausgerichtet Reste von Hunden kommen in geringer Zahl vor Ab der Mittelbronzezeit wuchs die Bedeutung der Rinder sie werden die wichtigsten Haustiere Bis in die Spatbronzezeit stieg ihr Anteil am Tierartenspektrum kontinuierlich von 45 auf 67 an Die Schafe Ziegen fielen analog zuruck da die Schweinezucht konstant blieb Nutzung der Haustiere Bearbeiten Wahrend der Fruhbronzezeit sind im Knochenmaterial der Spaltensiedlung etwa je 30 alte Rinder alter als sechs Jahre sowie Jungkalber vertreten Es wurden also ofter auch Jungtiere verspeist Der relativ kleine Anteil an uber sechs Jahre alten Tieren deutet darauf hin dass die Dorfbewohner primar am Fleisch interessiert waren wahrend die Sekundarnutzung des lebenden Tieres wie z B Milch und Arbeitskraft eine untergeordnete Rolle spielten Auch bei den Schafen Ziegen sind die Altersgruppen bei denen das Verhaltnis zwischen Ertrag Fleischmenge und Investition Futterungsaufwand eine optimale Ausbeute verspricht mit uber 60 vertreten Die Schafe Ziegen 33 waren wahrend der Mittelbronzezeit ebenfalls noch Hauptnahrungsmittel Daneben wurde wohl das Haarkleid und eventuell die Milch verwertet Die Schweinenutzung war noch einseitiger auf die Fleischausbeute ausgerichtet Mehr als zwei Drittel von ihnen wurde bis zum jungadulten Stadium geschlachtet Aus den Schlachtalteranalysen ist zu ersehen dass der Altrinderanteil ab der Mittelbronzezeit im gleichen Masse anstieg wie der Anteil der jungeren Kalber abnahm Dieser Trend setzte sich in der Spatbronzezeit fort so dass am Ende der Epoche knapp 50 alte Rinder noch gut 10 jungere Kalber gegenuberstanden Die Veranderungen im Altersprofil deuten auf eine wachsende Bedeutung der Sekundarnutzung als Arbeitstiere und Milchproduzenten Das gehaufte Auftreten von Gelenkabnutzungen Arthrose am Huftgelenk von Kuhen und wenn auch weniger Ochsen ab der Mittelbronzezeit bestatigt diese Resultate Ahnlich lasst der kontinuierliche Zuwachs der alten Schafe Ziegen eine vermehrte Hinwendung zur Nutzung des lebenden Tieres Haarkleid Milch auf Kosten der Fleischwirtschaft annehmen Ahnliche Tendenzen lassen sich in Siedlungen der Ostalpen wie beispielsweise in Sudtirol Naturns Schnalserhof Sotciastel Nossing beobachten Grossenentwicklung des Schweins BearbeitenBis zum Ende der Fruhbronzezeit vermitteln die Schweineknochen ein einheitliches Bild was die Grosse und den Wuchs der Tiere betrifft Sie waren von mittlerer Statur Wahrend der Mittelbronzezeit nahm der Anteil von Schweinen mit stammigem kraftigem Korperbau zu Gleichzeitig ist die Abnahme der zierlichen Schweine zu beobachten Handelt es sich bei den stammigen Schweinen um Einkreuzungen von Wildschweinen Geht man davon aus dass die Bauern aus dem Spaltendorf eine Vermischung bewusst zugelassen oder gar forciert haben um robustere Tiere zu erhalten Auffrischung des Erbguts interessiert ob sie diese Erkenntnis ubernommen haben Beim Vergleich von Messdaten fur Schweineknochen mittelbronzezeitlicher Stationen im Alpenraum und im benachbarten Flachland zeigte sich dass fur einen Einfluss von aussen hauptsachlich der Ostalpenraum in Frage kommt Bedeutung der Wildtiere BearbeitenDer hochste Wildtieranteil im Knochenmaterial liegt mit rund 4 in den Anfangsphasen der Siedlung Das ist nicht aussergewohnlich fur ein Bergdorf dieser Zeit aber ausserst wenig im Vergleich zum Schweizer Mittelland wo der Jagdtieranteil zwischen 15 und 30 pendelte Der Stellenwert der Jagd nahm wahrend der Fruhbronzezeit kontinuierlich ab Auffallig ist die mannigfache Artenzusammensetzung Bar Hirsch Steinbock Wildschwein Wolf Wildkatze verschiedene Vogelarten Dabei schien man fleischreiche Arten zu bevorzugen die zugleich den kleinstmoglichen Jagdaufwand erforderten Hinweise auf Reh oder Gamse fehlen Auch Trophaen wie Fell Flugel Krallen Zahne etc hatten wohl eine Bedeutung Der geringe Jagdanteil lasst sich damit erklaren dass keine langeren Notsituationen Anlass fur eine intensive Jagdtatigkeit gaben und sich die Bewohner von Cazis Cresta auf ihre landwirtschaftliche Produktion verlassen konnten Mit dem Beginn der Mittelbronzezeit nahm neben der Haufigkeit auch die Artendiversitat bei den Wildtieren deutlich ab Die Bauern aus Cazis gingen nun noch seltener auf die Jagd als in den vorangegangenen Epochen Ab der Spatbronzezeit beschranken sich die Wildtierfunde ausschliesslich auf Wildschweine was angesichts eventueller Ackerschaden eine Schutzjagd gewesen sein kann Der Petrushugel am selben Berghang wie die Cresta Siedlung nordlich von Cazis war schon im Neolithikum bewohnt Siehe auch BearbeitenCrestaultaLiteratur BearbeitenPetra Pluss Die bronzezeitliche Siedlung Cresta bei Cazis GR Die Tierknochen Chronos 2011 Stefanie Jacomet Cazis Cresta ein vorgeschichtlicher Siedlungsplatz uber dem Rheintal 1978 Einzelnachweise Bearbeiten Die Zusammenveranschlagung erfolgt weil sich die beiden Arten am Knochenmaterial nicht immer trennen lassen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cresta Siedlung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tierknochenuntersuchung PDF 6 7 MB 46 710045 9 431527 Koordinaten 46 42 36 2 N 9 25 53 5 O CH1903 752375 175139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cresta Siedlung amp oldid 223501302