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Christoph Eschenfelder wahrscheinlich 1470 in Gross Gerau 27 April 1547 in Boppard war ein kurtrierischer Zollbeamter Amtmann und Humanist 1518 begegnete er dem durchreisenden Erasmus von Rotterdam dessen Werke er mit Begeisterung studiert hatte Es entstand eine Brieffreundschaft bis zum Tode von Erasmus der ihm sein letztes Werk widmete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Eschenfelders Brief und Erasmus Widmung 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEschenfelder wurde in Gross Gerau in der Grafschaft Katzenelnbogen heute in Hessen wahrscheinlich 1470 geboren 1502 wird er als Notar in Limburg erwahnt Ab 1504 war er in der kurtrierischen Verwaltung tatig wurde 1508 kurtrierischer Notar und 1513 Amtmann und Zollschreiber in Boppard Damit war Eschenfelder Vorsteher des Bopparder Zollhauses und gleichzeitig Leiter der Verwaltung des kurtrierischen Amtes Boppard 1 Im September 1518 reiste Erasmus von Rotterdam mit dem Schiff auf dem Rhein Als er sich in Boppard aufhielt wo sein Schiff an der kurtrierischen Zollstation inspiziert wurde machte einer der Zollner Eschenfelder auf den Reisenden aufmerksam Eschenfelder begrusste Erasmus begeistert und lud ihn in sein Haus zu seiner Familie ein wahrend er die auf Weiterreise drangenden Schiffer mit Wein und dem Versprechen ihnen bei der Ruckreise den Zoll zu erlassen besanftigte Erasmus fand in Eschenfelders Haus zwischen den Zollunterlagen seine eigenen Werke vor 2 3 Beide blieben danach dauerhaft in brieflichem Austausch Ihre Briefe verfassten sie auf Latein Erasmus nannte Eschenfelder darin Cinicampianus latinisiert aus Aschenfelder 1 Einige der Briefe sind verschollen aber mindestens einer der Briefe Erasmus aus dem Jahr 1518 und zwei Eschenfelders aus den 1530er Jahren blieben erhalten 3 4 Gemeinsam mit dem ebenfalls in Boppard tatigen Geistlichen Johann Flaming wurde Eschenfelder zur Anlaufstelle fur den Rhein entlangreisende Humanisten 1 Im Mai 1520 war Ulrich von Hutten bei ihm zu Gast Eschenfelder schenkte ihm eine Sammlung von Sendschreiben aus der Zeit des Kirchenschismas im spaten 14 Jahrhundert an denen Hutten sich interessiert gezeigt hatte Hutten veroffentlichte die Briefsammlung noch im gleichen Jahr als scharfe Kritik am Papsttum unter dem Namen De schismate extinguendo 5 6 Ebenfalls im Jahr 1520 unterstutzte Eschenfelder den durchreisenden Albrecht Durer indem er ihm den Zoll erliess 7 In einem Brief hatte Eschenfelder Erasmus um die Auslegung eines Psalms gebeten 1536 vollendete Erasmus sein letztes Werk De puritate tabernaculi sive ecclesiae christianae dt Von der Reinheit des Zeltes oder der christlichen Kirche 8 eine Auslegung von Psalm 14 Psalm 15 EU nach heutiger Nummerierung die er Eschenfelder personlich widmete 1 In der Widmung schrieb Erasmus dass wahrend Matthaus durch Christus vom Zollneramt zum Evangelium gerufen wurde Eschenfelder dagegen selbst Christus und das Evangelium zum Zollneramt gefuhrt habe 9 1547 starb Eschenfelder im Alter von 77 Jahren und wurde in der Kirche St Severus in Boppard bestattet Das Grabdenkmal ist nicht erhalten 1773 zeichnete aber der Geistliche Conrad d Hame Propst des Benediktinerinnen Klosters Marienberg die Grabinschrift und das Familienwappen ab und erhielt sie so fur die Nachwelt 10 1 Eschenfelders Brief und Erasmus Widmung Bearbeiten nbsp Eschenfelders Brief an Erasmus 12 Marz 1535 nbsp Erasmus Widmung 27 Januar 1536Eschenfelder Mit grosser Freude wurde ich erfullt durch deinen jungsten Brief hochgelehrter Erasmus durch den ich erfuhr dass du dich bis heute der fruheren und richtigen Gesundheit erfreust Ich bin namlich ganzlich der Meinung zu glauben dass nicht nur die literarische Welt sondern Deutschland selbst hochbegluckt sein wird wenn es dich sein Licht und seine Zierde so lange wie moglich bei sich behalt Ich freue mich tatsachlich nicht weniger daruber dass es dir glucklich und richtig gut geht als den mir so teuren Meinen das heisst meiner Frau und den Kindern denen auch du Dank sei dir so sehr Wohlergehen wunscht Im Ubrigen werde ich jenen Konrad Nyder nicht im Stich lassen schon deinetwegen weil dein Brief ihn mir empfahl wo die Gelegenheit sich ergibt Durfte ich dich doch nur um dieses Eine bitten worum ich dich schon fruher durch deinen Mitarbeiter bat es moge dir nicht zuwider sein jenen Psalm den ich mehr als alle anderen mag Glucklich der Mann der den Herrn furchtet etc deine Frau wird wie ein Weinstock sein etc Psalm 128 Vulgata 127 mir und den Meinen zuliebe mit einer angemessenen Deutung zu erlautern Dadurch wurdest du zugleich etwas mir hochst Erfreuliches tun und alle Guten wurden erkennen dass ich in mehr als gewohnlichem Mass von Erasmus geliebt werde Bleibe gesund hochgelehrter Mann bleibe uns und ganz Deutschland lange erhalten Meine Frau grusst dich mit Verehrung und Liebe Boppard 12 Marz 1535 deiner Verfugung ganzlich ergeben Christoph Eschenfelder eigenhandigdem wohl gelehrtesten aller Manner Herrn D Erasmus von Rotterdam seinem Herrn und Gebieter Erasmus Desiderius Erasmus von Rotterdam dem Christophorus Eschenfelder Zolleinnehmer in BoppardChristus rief Matthaus vom Zollhaus weg zum Evangelium du Christophorus hast Christus und das Evangelium ins Zollhaus eingefuhrt da du den Auftrag eines irdischen Fursten so ausubst dass zwischen den weltlichen Schuldscheinen immer eines von jenen Buchern vorhanden ist die deinen Geist in der himmlischen Philosophie unterrichten damit du wahrhaftig ein Trager deines Namens pheronymus seist das heisst durch Taten deinem Namen entsprichst namlich kein Goldtrager Chrysophoros wie es die meisten dieses Berufsstandes sind sondern ein Christustrager Christophoros Weit entfernt namlich bist du von der Ansicht mancher die meinen Christus sei nirgends ausser in den Klostern da er doch vielmehr allen gemeinsam ist wie die Sonne und gleichermassen der ganzen Welt leuchtet Sowohl an den Hofen der Fursten wie in den Lagern der Soldaten wie auf den Ruderbanken der Seeleute ist Platz fur Christus wenn dort ein frommes Herz ist Obgleich du aber mich in Christus nicht nur uber mein Verdienst sondern fast uber jedes Mass liebst so genugt es doch deiner Liebe nicht dass ich es dir in der gegenseitigen Liebe gleichtue du willst ein eigenes und dauerhaftes Pfand unserer Freundschaft bei dir haben durch das du dir Erasmus den Liebenswurdigen Spiel mit dem eigenen Vornamen als gegenwartig vorstellen und die Sehnsucht desiderium Spiel mit dem eigenen Vornamen nach dem abwesenden erleichtern kannst Dies so gibst du zu verstehen konne geschehen wenn ich einen Psalm mit meiner Auslegung zu dir sende Dem Menschen zuerst dann dem Freund gefiel es nicht dem Bittenden eine Sache abzuschlagen die schliesslich fromm und zudem leicht ist Sei du gewiss dass dir nicht ein papierenes Geschenk aus Erasmus armseliger Studierstube sondern ein kostbares Kleinod aus der Welt des Heiligen Geistes gesandt ist das du nicht mit Fingern tragen sondern im Herzen bewahren sollst Ob du den Psalm bezeichnet hast erinnere ich mich nicht genau Denn dein Brief ist unter einem Haufen versteckt Darum habe ich nach dem gegriffen den das Schicksal anbot Leb wohl Basel 6 der Kalenden des Februar 27 Januar im Jahr seit der Geburt des Herrn 1536 Familie BearbeitenEschenfelder war laut seiner Grabinschrift 50 Jahre mit seiner Frau Elisabeth geborene Merten verheiratet 1 Zusammen hatten sie drei Sohne Der alteste Christoph II 1557 trat ebenfalls in die kurtrierische Finanzverwaltung ein und wurde Rentmeister in Koblenz 11 Balthasar der mittlere war zunachst Sekretar beim Trierer Kurfursten und wurde spater Richter in Siegen 12 13 Der jungste Sohn Gabriel wurde 1526 an der Universitat Heidelberg immatrikuliert wo er 1528 seinen Baccalaureus erhielt 3 1532 berichtete sein Vater Christoph an Erasmus dass Gabriel in einen Orden eingetreten sei 12 Eine Tochter Eschenfelders namens Elisabeth lebte 1511 im Bopparder Kloster Marienberg 1 Literatur BearbeitenHansgeorg Molitor Christoph Eschenfelder In Peter G Bietenholz Thomas Brian Deutscher Hrsg Contemporaries of Erasmus A Biographical Register of the Renaissance and Reformation Band I University Press Toronto 1985 S 443 Google Books eingeschrankte Vorschau Eberhard J Nikitsch Die Deutschen Inschriften Band 60 Die Inschriften des Rhein Hunsruck Kreises I Wiesbaden 2004 S 186 187 www inschriften net Weblinks BearbeitenChristoph Eschenfelder in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Eberhard J Nikitsch Die Deutschen Inschriften Band 60 Die Inschriften des Rhein Hunsruck Kreises I Wiesbaden 2004 S 186 187 Walter Kohler Hrsg Erasmus von Rotterdam Briefe Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Wiesbaden 1947 S 209 a b c Peter G Bietenholz Thomas B Deutscher Hrsg Contemporaries of Erasmus V 1 A E University of Toronto Press 1985 S 443 Desiderius Erasmus R A B Mynors D F S Thomson Peter G Bietenholz The Correspondence of Erasmus Letters 842 to 992 1518 1519 University Press Toronto 1982 S 150 151 Arnold Becker Ulrichs von Hutten polemische Dialoge im Spannungsfeld von Humanismus und Politik Bonn University Press 2013 S 171 174 Carlheinz Grater Ulrich von Hutten Ein Lebensbild K Theiss Stuttgart 1988 S 154 Anton Springer Albrecht Durer Grote sche Verlagsbuchhandlung Berlin 1892 S 124 125 De puritate online Willehad Paul Eckert Erasmus von Rotterdam Humanismus und Reformation Wienand Koln 1967 S 488 Text und Ubersetzung inschriften net Eschenfelder Manfred In Thesaurus Personarum Pfalzische Personengeschichte des 16 bis 18 Jahrhunderts PDF a b Desiderius Erasmus Clarence H Miller James M Estes The Correspondence of Erasmus Letters 2635 to 2802 April 1532 April 1533 University Press Toronto 1974 S 153 Heinz Scheible Melanchthons Briefwechsel Bd 11 Personen A E Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 2003 S 419 Normdaten Person GND 1081648082 lobid OGND AKS VIAF 7145424475886830989 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eschenfelder ChristophKURZBESCHREIBUNG kurtrierischer Zollbeamter Amtmann und 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