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Die Chemische Fabrik Marktredwitz CFM war ein Chemieunternehmen mit Sitz in Marktredwitz Chemische Fabrik Marktredwitz 1860 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sanierung des Fabrikgelandes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Chemische Fabrik Marktredwitz wurde am 24 Juli 1788 von Wolfgang Caspar Fikentscher gegrundet und war die erste Chemiefabrik in Deutschland In der Anfangszeit wurde versucht mit chemischen Reaktionen Gold zu produzieren Alchemie daneben wurden Chemikalien fur die Glasindustrie hergestellt 1822 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Fabrik 1 2 3 1891 verkauften die Nachkommen von Fikentscher die Fabrik an die Bruder Oskar Bruno und Curt Bernhard Tropitzsch 4 Die Bruder Tropitzsch setzten verstarkt auf die Herstellung von Quecksilber Praparaten vor allem verschiedenen Pflanzenschutzmitteln Ab 1907 wurde das von Lorenz Hiltner in Tharandt entwickelte quecksilberhaltige Beizmittel Fusariol hergestellt das als Fungizid diente 1931 firmierte die Chemische Fabrik Marktredwitz in Chemische Fabrik Marktredwitz Aktiengesellschaft um Aufgrund der Kosten der Sanierung der Umweltschaden ging die Firma 1985 unter Die Produktion wurde aufgrund Bescheid des Landratsamtes Wunsiedel i Fichtelgebirge vom 15 Juli 1985 gemass 20 Abs 3 BImSchG eingestellt Teile des Unternehmens wurden durch die Cfm Oskar Tropitzsch GmbH als Handelsbetrieb fortgefuhrt Sanierung des Fabrikgelandes Bearbeiten1985 wurde hier einer der grossten Umweltskandale Deutschlands und Europas aufgedeckt 5 6 Nach 197 Jahren Produktion von anorganischen und organischen Quecksilberpraparaten war die Umgebung der Chemiefabrik so verschmutzt dass das Betriebsgelande und die Umgebung grundlegend saniert werden mussten Die Aufsichtsbehorden entzogen den Betreibern die Produktionserlaubnis und ordneten an die Anlage komplett zu schliessen In den metertief verseuchten Boden wurden bis zu zwei Gramm Quecksilber pro Kilogramm Erdreich gemessen Nahe dem Fabrikgelande auf dem heute ein Einkaufszentrum steht fliesst der Bach Kosseine ein Nebenfluss der Roslau Der kontaminierte Schlamm aus dem Flussbett wurde ebenfalls entsorgt Dennoch wiesen Fische aus dem Bach noch uber zwanzig Jahre nach der Sanierung uberhohte Quecksilberwerte auf 7 Die Firma Harbauer aus Berlin wurde nach dem erfolgten Ruckbau der Gebaudesubstanz und der Tiefenenttrummerung auch mit der Reinigung des kontaminierten Erdaushubs und der Abbruchmassen beauftragt Die Sanierung dieses Objektes umfasste den selektiven Ruckbau der hochgradig mit Quecksilber belasteten Bausubstanz die Demontage und das Verpacken hochkontaminierter Anlagenteile sowie die Errichtung einer nassmechanisch thermisch destillativen Boden und Bauschuttreinigungsanlage am Stadtrand von Marktredwitz im Ortsteil Wolsau als weltweit erste grosstechnische Behandlungsanlage fur quecksilberhaltige Abfalle errichtet Mit dem Bau wurde Mitte 1992 begonnen Ab Oktober 1993 war die Anlage einschliesslich der ersten Optimierungsphase im Einsatz Die Anlage wurde von August 1993 bis August 1996 betrieben Insgesamt wurden in der Marktredwitzanlage etwa 56 000 t kontaminiertes Material gereinigt Das Projekt wurde im Marz 1997 mit der Ubergabe des sanierten Grundstuckes an die Stadt Marktredwitz abgeschlossen Im Nachhinein kann festgestellt werden dass die Marktredwitz Anlage eine der wenigen erfolgreichen Prototypen unter den innovativen Abfallbehandlungsanlagen war und ist Viele der damals in Marktredwitz im Zuge der Prozessoptimierung in der Praxis gefundenen Losungen wie z B die Technologie der relativ aufwandigen Quecksilberabscheidung aus dem Rauchgasstrom und die Entstaubung der Quecksilbergase waren zur Zeit ihrer Errichtung und sind selbst heute noch Gegenstand von Forschungsvorhaben an privaten und wissenschaftlichen Einrichtungen Aufgrund der damals noch relativ auskommlichen Behandlungspreise Anfang der 1990er Jahre waren verfahrenstechnisch bei der Prozessentwicklung und technischen Umsetzung weit weniger Grenzen gesetzt sodass die Marktredwitzanlage obwohl sie nur wenige Jahre im Einsatz war technisch durchaus als eine der besten Behandlungsanlagen weltweit angesehen werden kann 8 Literatur BearbeitenKlaus Kinkeldei Die Chemische Fabrik Marktredwitz Altlastensanierung und Nachfolgenutzung In Hans Georg Bachtold Willy A Schmid Hrsg Altlasten und Raumplanung vdf Hochschulverlag AG Zurich 1995 ISBN 3 7281 2241 6 S 125 135 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Quecksilberverseuchung in der Umgebung von Chemischen Fabriken PDF 256 kB Bundestags Drucksache Nr 11 1768 vom 3 Februar 1988 Umweltbelastung durch die Chemische Fabrik Marktredwitz PDF 442 kB Bundestags Drucksache Nr 11 2893 vom 9 September 1988 Schlussbericht des Untersuchungsausschusses Chemische Fabrik Marktredwitz PDF 3 6 MB Bayerischer Landtag Drucksache 11 17677 vom 18 Juli 1990 Peter Zarbok Untersuchungen zur Reinigung schwermetallhaltiger Boden ausgefuhrt am Beispiel einer Quecksilberkontamination Papierflieger Clausthal Zellerfeld 1999 ISBN 3 89720 346 4 Zugl Diss Techn Univ Clausthal 1999 Rudiger B Richter Processing of mercury contaminated industrial wastes particularly from former chlorine alkali electrolysis facilities and acetaldehyde sites in soil washing plants Lambert Academic Publishing ISBN 978 3 659 94865 7 Oct 2016 Zugl Diss Montanuniversitat Leoben 2011 Weblinks BearbeitenCfm Oskar Tropitzsch Selbstdarstellung der Firmengeschichte Dr G Pedall Ingenieurburo GmbH Ruckbau und Bodensanierung Ehemalige Chemische Fabrik Marktredwitz CFM und Stella Gelande PDF 514 kB Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 1 April 2018 abgerufen am 17 Juli 2020 NATO CCMS Pilot Study PDF 1 12 MB Evaluation of Demonstrated and Emerging Technologies for the Treatment and Clean Up of Contaminated Land and Groundwater Phase II Final Report Appendix IV Project Summaries hier Project No 19 Chemische Fabrik Marktredwitz Juni 1988 Einzelnachweise Bearbeiten Woldemar von Biedermann Goethe und die Fikentscher Teubner Dresden 1878 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dgoeunddiefikent01biedgoog MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Goethe im chemischen Laboratorium zu Marktredwitz Aus Anlass d 150jahr Bestehens der am 24 Juli 1788 gegr ersten dt chem Fabrik W C Fikentscher d heutigen Chem Fabrik Marktredwitz A G Berlin 1938 Gunhild Berg Neue Blicke auf Goethes gewunschte Farbenbilder Ein bislang unedierter Brief von Wolfgang Kaspar Fikentscher an Regina Susanna Johanna Martius vom 28 August 1822 In Goethe Jahrbuch Bd 126 Wallstein Gottingen 2009 ISSN 0323 4207 S 245 259 Cfm Oskar Tropitzsch Wir haben oft alle Augen zugedruckt In Der Spiegel Nr 48 1988 S 81 88 online Erst an der Leiche Ehemalige CFM Beschaftigte kampfen um Anerkennung als Quecksilber Opfer In Der Spiegel Nr 18 1990 S 119 125 online 22 Jahre nach Schliessung der Chemischen Fabrik noch immer Quecksilber im Fisch In Frankenpost 27 September 2007 abgerufen am 1 Oktober 2008 Richter R B Stapelfeldt F Flachberger H and Araujo M D Physikalisch chemische und biologische Verfahren zur Behandlung quecksilberkontaminierter mineralischer Abfalle physico chemical and biological processes for the treatment of mercury contaminated wastes Altlastenspektrum 03 2008 Seite 101 bis 115 50 000719 12 088373 Koordinaten 50 0 2 6 N 12 5 18 1 O Normdaten Korperschaft GND 1706674 8 lobid OGND AKS VIAF 128791067 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chemische Fabrik Marktredwitz amp oldid 230088710