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Cheironitis furcifer auch Kruppelpillenkafer 1 ist ein Kafer aus der Familie der Blatthornkafer Scarabaeidae und der Unterfamilie Scarabaeinae 2 Mannchen und Weibchen zeigen erhebliche Unterschiede im Korperbau und wurden deswegen ursprunglich als zwei verschiedene Arten beschrieben Das Mannchen zeichnet sich durch monstrose Fortsatze des Aussenskeletts aus die wahrend der Kopulation einen besseren Halt auf dem Weibchen ermoglichen Cheironitis furciferMannchen von Cheironitis furciferSystematikOrdnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Blatthornkafer Scarabaeidae Unterfamilie ScarabaeinaeGattung CheironitisArt Cheironitis furciferWissenschaftlicher NameCheironitis furciferRossi 1792Abb 1 Weibchen Aufsicht Abb 2 Mannchen UnterseiteAbb 3 Mannchen Portrat Abb 4 Mannchen SeitenansichtAbb 5 Weibchen Kopf Abb 6 Mannchen KopfAbb 7 Brustschild Mannchen Abb 8 Vorderbein oben unten Die in Sudeuropa verbreiteten mittelgrossen Kafer sind Kotfresser koprophag Inhaltsverzeichnis 1 Bemerkungen zum Namen und Systematik 2 Merkmale des Kafers 3 Bemerkungen zur Erklarung des Sexualdimorphismus 4 Biologie 5 Vorkommen 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBemerkungen zum Namen und Systematik BearbeitenEin Mannchen der Art wurde erstmals von dem Italiener Rossi 1792 unter dem Namen Scarabaeus furcifer in der 1 Mantisse zu seiner Fauna Etrusca beschrieben 2 Die einleitende kurze Charakterisierung der Art endet mit den Worten pectore bifurcato lat mit gegabelter Brust in der ausfuhrlichen Beschreibung fuhrt Rossi aus Pectus spinis duabus validis instar furcae armatum lat Die Brust ist mit zwei kraftigen Stacheln einer Gabel ahnlich bewehrt 3 So erklart sich der Artname furcifer von lat furca Gabel und fero ich bringe furcifer eine Gabel tragend den Rossi der neu beschriebenen Art gibt und der sich darauf bezieht dass das Mannchen auf der Korperunterseite hinter den Vorderhuften eine nach unten geoffnete Gabel mit zwei Zinken tragt Abb 2 Rossi beschreibt Scarabaeus furcifer unter der Nr 7 In der gleichen Veroffentlichung direkt daruber beschreibt Rossi unter der Nr 6 einen Kafer mit dem Namen Scarabaeus irrotatus Er selbst vermutet dass furcifer und irrotatus Mannchen und Weibchen der gleichen Art sein konnten und versieht irrotatus nicht wie furcifer mit einem Stern der eine neu beschriebene Art kennzeichnet 3 Charpentier schlagt fur die Art den Namen furcifer vor und stellt sie in die Gattung Onitis 4 Heute wird Cheironitis irrotatus nicht Cheironitis furcifer zugerechnet In die Gattung Scarabaeus bereits altgr skarabos skarabos ist ein Sammelbegriff fur den Grossteil der Kafer 5 stellte Linnaeus und seine unmittelbaren Nachfolger alle Kafer deren Fuhler gegen Ende mit Lamellen keulenformig verdickt und deren Vorderschienen haufig gezahnt sind Antennae clavatae capitualo fissili Tibiae anticae saepius dentatae 6 Bei der mehrfachen Aufspaltung von Scarabaeus wird die Art furcifer dann zu den Mistkafern und in die Gattung Onitis gestellt Lansberge trennt in seiner Monographie des Onites Monographie der Onitini 1875 die neue Gattung Cheironitis von Onitis ab 7 Reitter und die in seiner Tradition stehenden Autoren gebrauchen den Namen in der Schreibweise Chironitis 8 9 Nach der lateinischen Definition der neuen Gattung beginnt Lansberge die ausfuhrliche franzosische Beschreibung mit der Bemerkung Die Anwesenheit von Tarsen an den Vorderbeinen der Weibchen trennen diese Art von allen anderen Onitis 7 So erklart sich der Gattungsnamen Cheironitis aus dem Gattungsnamen Onitis und altgr xeir cheir Hand als Onitis bei dem bei den Weibchen der Fuss des Vorderbeins die Hand nicht fehlt Die Gattung Cheironitis umfasst dreizehn palaarktische Arten zehn afrikanische Arten eine Art ist ein orientalisches Faunenelement In Europa kommen sechs beziehungsweise sieben Arten vor abhangig davon ob Cheironitis irrotatus als Unterart von Cheironitis ungaricus oder als selbstandige Art betrachtet wird 10 11 12 Der Gattungsname wurde bis in die 1970er Jahre meist Chironitis geschrieben 13 Merkmale des Kafers BearbeitenDie Lange der Kafer variiert von dreizehn bis uber zweiundzwanzig Millimeter wobei die Mannchen gewohnlich grosser sind als die Weibchen Der Korper ist glanzend bis matt glanzend schwarz die Flugeldecken matt Der Kafer ist etwa doppelt so lang wie breit relativ flach und wenig abgerundet Der Kopf Abb 5 und 6 ist in der Aufsicht grob doppelt trapezformig Er ist zerstreut punktiert und am Vorderrand etwas aufgeworfen und ausgeschnitten Er tragt drei Querleisten Die erste ist sehr kurz und befindet sich auf dem Kopfschild Clypeus Die zweite befindet sich vor dem Vorderrand der Augen und geht seitlich in die Naht uber die Kopfschild und Wangen gegeneinander abgrenzt Sie ist bei den Weibchen in der Mitte durch einen Hocker unterbrochen Abb 5 Die hintere Querleiste ist breiter als der mittlere Die ersten sechs Glieder der neungliedrigen Fuhler sind kahl die letzten drei sind ineinandergeschachtelt und bilden eine pubeszent behaarte grob kugelformige Keule Die Lippentaster sind dreigliedrig das zweite Glied ist deutlich langer als das erste beide sind stark behaart Das dritte Glied ist kahl und klein aber deutlich zu erkennen Der Halsschild ist beim Mannchen Abb 7 deutlich langer als breit beim Weibchen breiter als lang Abb 1 Beim Weibchen befindet sich in der Mitte uber dem Vorderrand ein Querwulst der beim Mannchen fehlt In beiden Geschlechtern ist der Halsschild seitlich und hinten gerundet Er ist zerstreut punktiert und rundum gerandet An den Seiten ist der Rand gekerbt Der Halsschild tragt vier grubenformige Eindrucke Je eine grossere und flachere befindet sich an der Seite des Halsschilds zwei markantere liegen einander genahert rechts und links vor dem Schildchen Scutellum Das Schildchen ist gut sichtbar und nach hinten stumpf zugespitzt Abb 7 Die Flugeldecken sind in der Aufsicht etwa rechteckig zusammen etwas weniger breit als der Halsschild Sie tragen acht feine Punktstreifen Neben dem siebten sind sie kielartig erhoht wie gefalzt daneben klappt die Aussenseite senkrecht nach unten ab Abb 4 Auch nach hinten fallen die Flugeldecken steil ab Gewohnlich sind die Flugeldecken schwarz sie konnen jedoch auch rotlich sein Am deutlichsten treten die Geschlechtsunterschiede an den Vorderbeinen in Erscheinung Abb 8 Beim Mannchen Abb 8 oben fehlen die Tarsen Die Schienen sind lang schlank und nach aussen gebogen Am Vorderende fehlt der Dorn Auf der Aussenseite befindet sich in der Mitte ein grosserer Zahn davor ein oder zwei kleinere auf der Innenseite sind sie unregelmassig gezahnelt auf der Unterseite tragen sie eine Borstenreihe Am Vorderschenkel befindet sich am Ende ein sehr kraftiger nah vorn gerichteter Zahn in der Mitte ein auffallend langer und flacher lamellenartiger Fortsatz der nach vorn und leicht nach unten gerichtet ist Er ist auf jeder Langsseite etwa zweimal gegeneinander versetzt gebuchtet Die Vorderhuften sind einander stark genahert An der Stelle wo sie das Niveau der Vorderbrust erreichen sitzt hinter den Vorderhuften der namensgebende gabelformige Auswuchs mit den zwei zugespitzten langen Dornen Abb 2 und 4 Diese zeigen nach aussen und unten und bilden einen Winkel von etwas uber 90 zueinander Beim Weibchen entsprechen die Vorderbeine mehr dem Grundtypus eines Grabbeines Abb 8 unten Sie besitzen funfgliedrige eher schwach ausgebildete Tarsen Am Vorderende der Schiene sitzt innen ein kraftiger Dorn Die Schienen sind etwa nur halb so lang wie die der Mannchen und haben auf der Aussenseite drei bis vier abgeflachte kraftige Zahne Die Vorderschenkel sind ohne Auswuchse und an der Basis der Vorderhuften fehlt die Gabel Die Mittelschienen haben zwei Enddornen Die parallelen Mittelhuften sind durch das Metasternum weit voneinander getrennt Die Hinterschienen sind kurz und breit mit einem Enddorn auf der Innenseite Mittel und Hintertarsen sind funfgliedrig die Hintertarsen lang schwarz borstig behaart 3 7 14 12 Bemerkungen zur Erklarung des Sexualdimorphismus BearbeitenDarwin macht in seinem Buch The Descent of Man zwei Bemerkungen zu Cheironites furcifer Zum einen vermutet er dass in Analogie zu anderen Insekten die Gabel und die Fortsatze an den Vorderschenkeln beim Mannchen sich entwickelt haben damit dieses sich bei der Paarung besser am Weibchen anklammern kann Zwei Sonderbildungen des Weibchens erklart Darwin als Rudimente Den Hocker auf der Stirnleiste und den Wulst am Vorderrand des Brustschilds sieht er als Uberbleibsel eines Horns auf dem Kopf und einer deutlichen Vorwolbung des Halsschilds welche bei verwandten Arten noch vorhanden ist und beim Mannchen vollig zuruckgebildet wurde 15 Biologie BearbeitenDas Brutverhalten der Art wird im Vergleich zu anderen Kaferarten die fur die Larven auch Dungvorrate als Nahrungsquelle sichern als primitiv eingestuft Die Kafer graben unter dem Dunghaufen einen Gang senkrecht nach unten An dessen Ende werden verschiedene divergierende Galerien angelegt Die Enden dieser Verzweigungen werden mit Dung aus dem Haufen verfullt wodurch wurstchenformige Dunggebilde entstehen In jede dieser Dungwurste legt das Weibchen ein Ei Dabei arbeiten Mannchen und Weibchen unabhangig aber zusammenwirkend Das Weibchen grabt die Galerien das Mannchen lost den Dung aus dem Exkrementenhaufen und transportiert ihn zum Hauptgang Das Weibchen verfullt die Enden der Galerien 12 Die Larven besitzen die Gestalt von Engerlingen und sind wie diese gefarbt Es gibt drei Larvenstadien 12 Vorkommen BearbeitenDie Art ist rund um das Mittelmeer verbreitet circummediterran Verbreitet von Nordafrika Sud Marokko bis Agypten uber Syrien die Insel Lesbos Thrakien Griechenland und den Westbalkan Italien einschliesslich der Inseln Sizilien und Sardinien die Balearen bis West Spanien 16 Individuen ostlicher Populationen haben haufig braune Flugeldecken 7 Einzelnachweise Bearbeiten Jakob Sturm Catalog der kaefer sammlung Gedruckt auf kosten des verfassers 1843 google de abgerufen am 18 Februar 2019 a b Cheironitis furcifer bei Fauna Europaea Abgerufen am 7 April 2013 a b c P Rossi J Chr L Hellwig Mantissae priore parte adiecta zu Fauna Etrusca Helmstedt 1795 Erstbeschreibung der Art als Nr 7 auf Seite 340 Toussaint de Charpentier Horae entomologicae adjectis tabulis novem coloratis Wratislavia 1825 S 204 Sigmund Schenkling Nomenclator coleopterologus 2 Auflage Jena 1922 Erklarung der wissenschaftlichen Kafernamen Gattung in Kurzform C Linnaeus Systema naturae per regna tria naturae secundum classes ordines genera species cum characteribus differentiis synonymis locis Tomus I Editio decima reformata Stockholm 1758 S 345 Nr 170 a b c d G van Lansberge Monographie des Onitides Annales de la Societe entomologique de Belgique Bd 18 1875 S 19 Sitzung v 11 April 1814 Definition der neuen Gattung S 19 Artbeschreibung S 23 Edmund Reitter Hrsg Catalogus Coelopterorum Europae Editio secunda Berlin Paskau Caen 1906 Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Hrsg Die Kafer Mitteleuropas Band 8 Teredilia Heteromera Lamellicornia Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen 1969 ISBN 3 8274 0682 X Cheironitis bei Fauna Europaea Abgerufen am 7 April 2013 Arten der Gattung Cheironitis bei BioLib a b c d F M Piera J I L Colon Fauna Iberica Superfamilia Scarabaeoidea CSIC Depto de Publicaciones 2000 Tristao Branco amp Stefano Ziani 2005 Cheironitis Lansberge 1875 its correct spelling and validity Coleoptera Scarabaeidae Boletin Sociedad Entomologica Aragonesa 37 267 272 Encyclopedie methodique Histoire naturelle Insectes Paris 1789 1825 S 490 Nr 4 Charles Darwin Decent of man Kap X Secondary sexual characters of insects als html F Martin Piera 1987 Review of the Genus Chironitis Lansberge 1875 I Taxonomy Phylogeny and Zoogeography of the Palearctic Species Col Scarabaeoidea Onitini Entomologische Arbeiten aus dem Museum G Frey Tutzing 35 36 203 243 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cheironitis furcifer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cheironitis furcifer amp oldid 212930330