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Charlotte Paulsen geborene Thornton 4 November 1797 1 in Othmarschen 15 November 1862 in Hamburg war eine deutsche Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Charlotte Paulsen Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Zeiteinflusse 3 Soziales Engagement 4 Texte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenCharlotte wuchs auf als viertes von 14 Kindern des wohlhabenden Bankiers John Thornton 1764 1835 und seiner zweiten Frau Maria Elisabeth Grupen 2 einer Tochter des Consistorialrats Grupen aus Celle Die Familie Thornton war englischer Herkunft und Charlottes Vater wickelte zusammen mit seinem Partner John Power die Finanzaktionen zwischen hamburgischen und englischen Partnern ab Charlotte wurde weitgehend von Gouvernanten erzogen und erlernte nach den Erfordernissen ihres Standes Englisch Franzosisch und gesellschaftliches Benehmen Charlotte selbst sagte einmal sie sei zu einer Anstandsfigur erzogen worden In ihrer Kindheit wurden ihr der Anblick von Armut und Elend erspart so erfuhr sie auch nicht dass uber die Halfte aller Hamburger am Rande des Existenzminimums lebten Nachdem die Franzosen in Hamburg eingezogen waren wurde die Stadt 1810 dem Kaiserreich Frankreich einverleibt s auch Napoleon Bonaparte Da Charlottes Vater Geschaftsbeziehungen zu England hatte wurde er von den Franzosen als Konspirateur verdachtigt Durch Zahlung eines hohen Losegelds entging er der Deportation Als im Marz 1813 die Franzosen vor den heranruckenden russischen Truppen abzogen verliebte sich Charlotte in den Adjutanten des Generals Tettenborn welcher bei den Thorntons logierte Eine rasche Verlobung mit dem jungen Adjutanten Herrn von Lachmann folgte wurde aber sehr bald wieder aufgelost da der Vater dem jungen Mann Leichtlebigkeit vorwarf Kurz darauf kehrten die Franzosen nach Hamburg zuruck und die Familie Thornton floh zu Verwandten nach London Ihren Aufenthalt in London bezeichnete Charlotte ruckblickend als Glanzzeit ihres Lebens Charlotte war beliebt und wurde wegen ihrer Schonheit umschwarmt Als die Familie 1814 nach Hamburg zuruckkehrte hatten sich die Lebensumstande stark verandert Aufgrund finanzieller Note welche zum grossten Teil auf die Kontinentalsperre zuruckzufuhren waren wurde Charlotte kurz vor ihrem 17 Geburtstag mit dem zwanzig Jahre alteren Makler Andreas Christian Paulsen verheiratet Am 1 Oktober 1815 wurde das einzige Kind dieser Konvenienzehe geboren die Tochter Elisabeth Andreas Paulsen bot Charlotte materielle Sicherheit und war auch sonst ein feinfuhliger und toleranter Ehemann Charlotte wurde eine liebevolle Mutter die ihre Tochter personlich unterrichtete und sich selbst weiterbildete Sie fuhrte ein harmonisches Familienleben Die Tochter heiratete 1832 den Apotheker Julius Lorentzen Zeiteinflusse BearbeitenDer Schwiegersohn wurde fur Charlotte zu einem wichtigen Gesprachspartner der ihr die ersten Impulse demokratischer Gedanken und Ideen vermittelte und sie dazu anregte sich Gedanke uber die Zeitlage sowie uber theologische und philosophische Fragen zu machen Nach dem fruhen Tod ihres Schwiegersohns 1837 und einiger ihrer Enkelkinder adoptierten Charlotte und ihr Mann eine weitere Tochter die kleine Marie deren Erziehung sich Charlotte intensiv widmete Es war nicht nur die Zeit des Biedermeier sondern auch des Vormarz Nach der Pariser Julirevolution von 1830 ging eine Protestwelle durch Deutschland Es folgten Burgerproteste und philosophische Freiheitsprogramme politisch denkende Frauen wurden von dieser demokratischen und emanzipatorischen Protestwelle mitgerissen Auch Charlotte Paulsen wurde davon beeinflusst und verspurte den Drang mehr zu tun Sie entschloss sich dem weiblichen Verein zur Armen und Krankenpflege der 1832 nach der Choleraepidemie von Amalie Sieveking gegrundet worden war beizutreten wurde von dieser jedoch wegen ihrer zu freisinnigen Ideen abgewiesen Soziales Engagement BearbeitenSo trat Charlotte Paulsen schliesslich in den Frauenverein der Loge Zur Brudertreue an der Elbe ein Kurz darauf 1848 wurde sie auch Mitglied der Deutschkatholischen Gemeinde Diese Vereinigung gehorte zu den freireligiosen die auf basisdemokratischer Grundlage durch Mitbestimmung aller Gemeindeglieder besonders auch durch Beteiligung der Frauen ein nicht an die Konfession gebundenes tatiges Christentum praktizieren wollten In dieser Gemeinschaft lernte sie unter anderem Emilie Wustenfeld Bertha Traun siehe Bertha Ronge und deren Schwestern Margarete und Amalie sowie Johanna Goldschmidt kennen Zu Emilie Wustenfeld entwickelte sich eine besonders freundschaftliche Beziehung Nachdem die 1848er Revolution gescheitert war beschlossen die Frauen durch bewusste Kindererziehung eine neue freie Generation heranzubilden Friedrich Frobel hatte bereits 1840 die deutschen Frauen zur Grundung allgemeiner deutscher Kindergarten aufgerufen und damit den Anstoss fur die Kindergartenbewegung gegeben die von demokratischen Kreisen getragen fur die burgerliche Frauenbewegung von grosser Wichtigkeit war Es wurden zu dieser Zeit auch Bewahrschulen Kindertagesheime errichtet Ausserdem grundete Charlotte Paulsen im Marz 1849 den Frauenverein fur Armenpflege Sie sammelte bei den wohlhabenden Hamburgern Geld ermoglichte armen Paaren die Eheschliessung versorgte Kranke und Wochnerinnen mit Suppe und vermittelte Arbeitsstellen Amalie Sieveking sah allerdings in Charlotte Paulsen eine Konkurrentin und bezeichnete sie als unsittlich und unglaubig nbsp Grabmal Freilichtmuseum Heckengarten Friedhof OhlsdorfDa es in Hamburg damals noch keine allgemeine Schulpflicht gab wollten die Frauen eine vereinseigene Schule grunden damit auch den armen Kindern die Moglichkeit gegeben war eine Schule zu besuchen So unterrichteten die Frauen Gruppen von uber 20 Kindern was allerdings kurze Zeit spater aufgrund der fehlenden Lehrkonzession verboten wurde Um den Unterricht fortfuhren zu konnen reduzierten sie die Gruppen auf 12 Kinder und unterrichteten sie in privaten Wohnungen die Wohlhabende bereitgestellt hatten Nun wurde den Frauen vorgeworfen dass sie in den Schulkursen keinen Religionsunterricht erteilen wurden worauf sie sich mit dem Hinweis auf ihr Grundprinzip der konfessionellen Unabhangigkeit wehrten Nach langem Hin und Her gelang es den Frauen eine Lehrerin mit der erforderlichen Konzession zu finden um eine Schule zu eroffnen Nun gab es keinen Einwand mehr 1856 wurde die Schule mit 60 Kindern An der Fuhlentwiete neu eroffnet Charlotte Paulsen arbeitete weiterhin mit ganzer Kraft fur ihren Armenverein setzte sich aber gleichzeitig fur konfessionelle und politische Freiheit ein und war eine Verfechterin der Frauenemanzipation Nach dem Tod ihres Mannes am 16 Dezember 1855 3 waren ihre finanzielle Mittel erschopft Sie lebte einige Zeit mit den Kindern in der Bewahranstalt bis sie in eine kleine Wohnung an der Mundsburg zog Einfach gekleidet streifte sie fast taglich durch die Strassen um den Armen und anderen Bedurftigen zu helfen So ging sie als Mutter Paulsen in die Hamburger Erinnerung ein Nach ihrem Tod 1862 wurde sie auf dem St Gertrudenkirchhof in einem Armensarg beerdigt Charlotte Paulsens grosster Wunsch eine gemeinsame Erziehungsanstalt fur Kleinkinder und Schuler zu schaffen konnte erst nach ihrem Tod erfullt werden Am 3 November 1866 wurde diese Anstalt eroffnet Als Erinnerung und Zeichnen der Verehrung erhielt dieses Haus den Namen der Grunderin des Frauenvereins Paulsenstift In dieser Tradition tragt heute das Charlotte Paulsen Gymnasium in Hamburg Wandsbek ihren Namen Texte BearbeitenDer zweite Burger Kindergarten in Hamburger Nachrichten 27 Juli 1850 Seite 3 Digitalisat Die nicht gestorte Ruhe und ein Volks Kindergarten in Hamburger Nachrichten 2 Juni 1849 Seite 6 DigitalisatLiteratur BearbeitenFestschrift zur Hundertjahrfeier der Charlotte Paulsen Schule Gymnasium fur Madchen Hamburg Wandsbek 1966 Staatsarchiv Hamburg Inge Grolle Die freisinnigen Frauen Charlotte Paulsen Johanna Goldschmidt Emilie Wustenfeld Edition Temmen Bremen 2000 ISBN 3 86108 770 7 Weblinks Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link www hh shuttle de Charlotte Paulsen Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2021 Suche in Webarchiven Heimatmuseum Wandsbek Die Schule des Paulsenstifts Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive von Inge Grolle Charlotte Paulsen Frauenbiografien in der Landeszentrale fur politische Bildung HamburgEinzelnachweise Bearbeiten laut Grabmal Inschrift 1798 siehe Vergrosserung Foto rechts Ihre Schwester war die Wohltaterin und gesundheitliche Aufklarerin Charlotte Friederike Amalie verheiratete Klunder 1776 1848 Todes Anzeige In Hamburger Nachrichten 18 Dezember 1855 S 3 Normdaten Person GND 122255194 lobid OGND AKS LCCN no2004010297 VIAF 45178237 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paulsen CharlotteALTERNATIVNAMEN Thornton Charlotte Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Sozialreformerin und FrauenrechtlerinGEBURTSDATUM 4 November 1797GEBURTSORT OthmarschenSTERBEDATUM 15 November 1862STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charlotte Paulsen amp oldid 209103612