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Als Cercadilla auch Palastanlage von Cercadilla wird ein palastartiger romischer Monumentalbau in der spanischen Stadt Cordoba bezeichnet dessen genaue Funktion und Bestimmung unklar ist Teils wird eine Interpretation als Palast des romischen Kaisers Maximian 286 305 vertreten es ware aber auch eine Deutung als Residenz des spatantiken romischen Statthalters oder des Bischofs von Cordoba denkbar Luftbild der Palastanlage von Cercadilla wahrend der AusgrabungenPlan der Palastanlage von Cercadilla Inhaltsverzeichnis 1 Befund 2 Deutung 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBefund BearbeitenDer Palastkomplex wurde bei Notgrabungen 1991 entdeckt die aufgrund der Anlage des neuen Hauptbahnhofes von Cordoba durchgefuhrt wurden Das Areal befindet sich einige hundert Meter vor den antiken Mauern von Cordoba lateinisch Corduba das in romischer Zeit Hauptstadt der Provinz Baetica war Bei den Ausgrabungen wurde eine Palastanlage von ungewohnlich grossen Ausmassen freigelegt deren Entstehung auf die Zeit um 300 n Chr datiert werden kann Kern des Bauwerks war eine halbrunde Saulenhalle Portikus mit einem Aussendurchmesser von 109 Metern die einen unbebauten Innenhof einschloss Aussen an die Portikus waren strahlenformig die meisten Raumlichkeiten angebaut Ihre beiden nach Osten zeigenden Enden enthielten kleinere Reprasentationsraume wahrend in der Mitte des Halbrundes nach Westen hin eine grosse Empfangshalle Aula mit einer Grundflache von 48 5 22 5 Metern lag Der halbkreisformige Innenhof wurde nach Osten durch ein langgezogenes schmales Bauwerk mit zentraler Tordurchfahrt abgeschlossen An diesen Bau schlossen sich nach Osten zwei parallele mehrere hundert Meter lange Baustrukturen an von denen nur die Fundamente erhalten sind und die einen grossen rechteckigen Vorplatz einschlossen 1 Archaologisch lasst sich eine relativ lange Nutzung des Areals nachweisen Um den Palast scheint im Laufe der Zeit ein neues Siedlungsareal entstanden zu sein Zu einem nicht genau fixierbaren Zeitpunkt in der Spatantike wandelte sich das Gebaude jedoch zu einer christlichen Kult und Grabstatte deren Entstehung und Nutzung wohl mit der Verehrung von Martyrern zusammenhangt Aus dieser Zeit stammen zahlreiche christliche Grabinschriften darunter auch die eines Bischofs von Cordoba namens Lampadius Die Belege fur eine Nutzung in dieser Spatphase konzentrieren sich im nordlichen Bereich des Palastes mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Empfangshalle am dortigen Ostende der Saulenhalle Chronologisch verteilen sie sich uber die Zeit vom 6 bis zum 10 11 Jahrhundert 2 nbsp Raume im Westen des Palastes die in der Beschilderung als kaiserliche Privatgemacher gedeutet werden nbsp Raume im Westen des Palastes die in der Beschilderung als kaiserliche Privatgemacher gedeutet werden nbsp Rechts die nordliche Mauer der zentralen Empfangshalle links die anschliessende Thermenanlage nbsp Thermenanlage nordlich der zentralen Empfangshalle nbsp Nordliche Halfte der kleinen Empfangshalle mit drei Halbrunden Apsiden am Nordende des Palastes nbsp Grabstein des Bischofs LampadiusDeutung BearbeitenDie Grosse des Bauwerks lasst die Schlussfolgerung zu dass der Bauherr ein hochrangiger Amtstrager war Ein Teil der Forschung geht konkret davon aus dass es sich um den Palast eines romischen Kaisers gehandelt haben musse Als Argument dafur werden zwei epigraphische Funde auf der Ausgrabungsstatte angefuhrt einerseits einige vergoldete Buchstaben die auf eine prachtige Monumentalinschrift schliessen lassen 3 andererseits eine stark fragmentierte Steininschrift deren erhaltener Text die von 293 bis 305 amtierenden Unterkaiser Constantius I und Galerius nennt 4 Zudem erinnere auch die Monumentalitat der Architektur an andere Kaiserresidenzen des 4 Jahrhunderts etwa in Augusta Treverorum heute Trier 5 Andere Forscher haben dagegen angefuhrt dass weder prachtige staatliche Inschriften noch die Bauart der Anlage derart einzigartig seien dass sie zwingend auf einen kaiserlichen Bauherrn hindeuten Vielmehr sei durchaus auch moglich dass es sich um den Palast beispielsweise des in Cordoba residierenden Statthalters der Baetica handele 6 Bei einer Deutung als Kaiserpalast wird die Anlage haufig dem Kaiser Maximian zugeschrieben von dem bekannt ist dass er sich Ende 296 und oder Anfang 297 kurzzeitig auf der spanischen Halbinsel aufgehalten hat Allerdings ist nicht bekannt in welcher Stadt er in dieser Zeit uberhaupt residierte 7 Eine dritte Deutung besagt dass es sich um den Palast des Bischofs von Cordoba handele Dieses Amt bekleidete zur fraglichen Zeit Ossius von Cordoba 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palacio de Maximiano Herculeo Sammlung von Bildern Abbildung einer Rekonstruktion des Palastes von CercadillaLiteratur BearbeitenRafael Hidalgo Prieto Espacio publico y espacio privado en el conjunto palatino de Cercadilla El aula central y las termas Coleccion arqueologia Cercadilla Band 1 Consejeria de Cultura Junta de Andalucia Sevilla 1996 ISBN 84 87826 15 6 Rafael Hidalgo Prieto Der Palastkomplex Cercadilla in Cordoba und seine Umnutzung als christliche Kultstatte In Sabine Panzram Hrsg Oppidum Civitas Urbs Stadteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al Andalus Geschichte und Kultur der Iberischen Welt Band 13 Lit Berlin 2017 ISBN 978 3 643 13750 0 S 429 464 Beate Bruhlmann Die feinen Unterschiede Zur suburbanen Anlage von Cercadilla und ihrer Stellung innerhalb der spatantiken Villen und Palastarchitektur In Sabine Panzram Hrsg Oppidum Civitas Urbs Stadteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al Andalus Geschichte und Kultur der Iberischen Welt Band 13 Lit Berlin 2017 ISBN 978 3 643 13750 0 S 465 491 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe die Datierung und Baubeschreibung bei Rafael Hidalgo Prieto Der Palastkomplex Cercadilla in Cordoba und seine Umnutzung als christliche Kultstatte In Sabine Panzram Hrsg Oppidum Civitas Urbs Stadteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al Andalus Geschichte und Kultur der Iberischen Welt Band 13 Lit Berlin 2017 ISBN 978 3 643 13750 0 S 429 464 hier S 431 436 Zur christlichen Umnutzung des Areals Rafael Hidalgo Prieto Der Palastkomplex Cercadilla in Cordoba und seine Umnutzung als christliche Kultstatte In Sabine Panzram Hrsg Oppidum Civitas Urbs Stadteforschung auf der Iberischen Halbinsel zwischen Rom und al Andalus Geschichte und Kultur der Iberischen Welt Band 13 Lit Berlin 2017 ISBN 978 3 643 13750 0 S 429 464 hier S 436 448 AE 1994 927a CIL II2 7 260a Fur eine Deutung als Kaiserresidenz etwa Rafael Hidalgo Prieto Angel Ventura Villanueva Sobre la cronologia e interpretacion del palacio de Cercadilla en Corduba In Chiron Band 24 1994 S 221 240 Evan W Haley A palace of Maximianus Herculius at Corduba In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Band 101 1994 S 208 214 PDF Eine Deutung als Statthalterresidenz halten zum Beispiel fur moglich Javier Arce Emperadores palacios y villae A proposito de la villa romana de Cercadilla Cordoba In Antiquite tardive Band 5 1997 S 293 302 Christian Witschel Trier und das spatantike Stadtewesen im Westen des romischen Reiches In Trierer Zeitschrift Band 67 68 2004 2005 S 223 272 hier S 233 f Christian Witschel Trier und das spatantike Stadtewesen im Westen des romischen Reiches In Trierer Zeitschrift Band 67 68 2004 2005 S 223 272 hier S 234 Pedro Marfil Ruiz Cordoba de Teodosio a Abd Al Rahman III In Luis Caballero Zoreda Pedro Mateos Cruz Hrsg Visigodos y Omeyas Un debate entre la anteguedad tardia y la alta edad media Merida abril de 1999 Consejo Superior de Investigaciones Cientificas Madrid 2000 S 117 141 hier S 120 123 37 8878 4 79253 Koordinaten 37 53 16 1 N 4 47 33 1 W Normdaten Geografikum GND 1052825087 lobid OGND AKS VIAF 309603651 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cercadilla amp oldid 232616868