www.wikidata.de-de.nina.az
Die carrosses a cinq sols franzosisch deutsch Wagen fur funf Sols bildeten das erste offentliche Nahverkehrssystem der Welt Das Konzept hierzu stammte vom Philosophen und Mathematiker Blaise Pascal Carrosses a cinq solsBasisinformationenStadt ParisEroffnung 18 Marz 1662Stilllegung gegen 1680BetriebLinien 5Linienlange 23 KilometerTakt in der HVZ 7 5 MinutenReise geschwindigkeit ca 9 km h 1 Fahrzeuge ca 50 Pferdekutschen 1 NetzplanDie funf Routen der carrosses a cinq solsFunf mit Pferdeomnibussen bediente Linien verbanden ab dem 18 Marz 1662 mehrere Stadtteile von Paris miteinander Auflagen des Parlement de Paris und Tarifanhebungen fuhrten dazu dass das Unternehmen um 1680 seinen Betrieb einstellte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bedeutung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBis zum 19 Jahrhundert waren die Stadte zumeist noch so kompakt dass sich die Einfuhrung eines offentlichen Nahverkehrs nicht lohnte In Paris wurden allerdings bereits im 17 Jahrhundert erste Versuche in diese Richtung unternommen nachdem bis dahin Pferdedroschken franzosisch fiacres vorherrschten die man stunden oder tageweise mieten konnte 2 Am 29 Oktober 1661 stellten der Herzog von Roannez Artus Gouffier de Roannez der Marquis de Sourches und der Marquis de Crenan Pierre de Perrien bei Konig Ludwig XIV einen Antrag innerhalb der Stadt Paris Wagen betreiben zu durfen die die einzelnen Stadtteile miteinander verbinden 3 Am 6 November wurde dann vom Herzog von Roannez und vom Marquis de Crenan zusammen mit Blaise Pascal und Simon Arnauld de Pomponne dem Marquis de Pomponne ein gemeinsames Unternehmen gegrundet Der Herzog von Roannez hielt hierbei drei Anteile die anderen Teilhaber jeweils einen Anteil 3 Das Unternehmen hatte das Ziel Wagen zu betreiben die regelmassig zu vorgegebenen Zeiten und auf immer demselben Weg die Stadtteile miteinander verbinden und bei denen jeder Passagier immer nur den festgelegten Fahrpreis von funf Sols 4 zu zahlen hat auch wenn er der einzige Fahrgast sein sollte Die originare Idee hierzu stammte unzweifelhaft von Blaise Pascal 5 6 Seine Konzeption sah auch vor armeren Personen einen niedrigeren Fahrpreis von zwei Sols anzubieten 7 was dann aber nicht umgesetzt wurde Die Hauptstadt Frankreichs zahlte damals bereits uber 530 000 Einwohner und war die funftgrosste Stadt der Welt 8 Sie verfugte uber mehr als 500 Strassen 100 Platze neun Brucken und 22 000 Hauser 9 Die Wagen wurden mittels eines Beschlusses des Conseil du Roi vom 19 Januar 1662 genehmigt Konig Ludwig XIV unterschrieb den Antrag und gestattete somit diese zu betreiben und stimmte dem hierbei entstehenden Monopol zu Nachdem am 26 Februar einige Versuche durchgefuhrt wurden wurde der Betrieb nach und nach aufgenommen nbsp Gedenktafel zum 350 Jahrestag der Inbetriebnahme der carrosses a cinq solsAb 18 Marz 1662 verband die erste Linie mit sieben Wagen die Porte Saint Antoine mit dem Palais du Luxembourg 10 Am 11 April kam eine zweite Linie hinzu die von der Rue Saint Antoine uber die Rue Saint Denis zur Rue Saint Honore nahe der Kirche St Roch fuhrte Die dritte Linie verband ab dem 22 Mai das Palais du Luxembourg mit der Rue Montmartre Die vierte Linie nahm am 24 Juni den Betrieb auf Bei dieser handelte es sich um einen Rundkurs der demzufolge auch den Namen Route du Tour de Paris erhielt Diese Linie stellte aber auch dahingehend eine Innovation dar dass ein Teilstreckentarif eingefuhrt wurde bei dem abhangig von der Zahl der Abschnitte ein unterschiedlicher Preis zu zahlen war Es gab sechs Abschnitte 11 und immer wenn ein Fahrgast zwei weitere Abschnittsgrenzen die sog bureaux passiert hatte musste er weitere funf Sols bezahlen Am 5 Juli schliesslich kam die funfte und letzte Linie hinzu die vom Palais du Luxembourg uber Notre Dame bis zur Rue de Poitou fuhrte 12 Pascal hatte ursprunglich noch drei weitere Linien geplant 13 Es ist nicht ganzlich auszuschliessen dass diese spater auch tatsachlich noch in Betrieb genommen wurden Hierzu existieren jedoch keinerlei Dokumente 14 Die Betriebszeit war im Winter von 7 00 Uhr morgens bis 19 30 Uhr abends und im Sommer von 6 00 Uhr morgens bis 21 00 Uhr abends 15 Die Wagen an denen das Wappen der Stadt Paris angebracht war verfugten uber acht Platze und wurden von zwei Pferden gezogen Sie wurden von einem Kutscher und einem Lakaien gelenkt Jeder trug einen blauen Kittel mit Tressen die je nach Linie unterschiedliche Farben hatten 16 Der Betrieb wurde mit grossem Pomp eingefuhrt und von der Bevolkerung gerne angenommen Allerdings wurde am 7 Februar 1662 vom Parlement de Paris ein Erlass herausgegeben der im Gegensatz zum Erlass des Konigs Einschrankungen im Bezug auf die Passagiere enthielt So durften Soldaten Lakaien Pagen Personen in Livree und andere Personengruppen nicht in die Wagen einsteigen um der Bourgeoisie und anderen Personen mit Verdiensten mehr Komfort und Freiheit zuteil kommen zu lassen Diese Einschrankungen entfachten Feindseligkeiten bei der betroffenen Bevolkerung und fuhrten sogar zu gewalttatigen Demonstrationen Die spatere Anhebung des Fahrpreises von funf auf sechs Sols und in den letzten Jahren wohl auch die immer nachlassigere Wartung der Wagen trugen ebenfalls dazu bei dass die Wagen mehr und mehr unpopular wurden Um den Frieden wiederherzustellen drohte eine Polizeiverordnung jedem der den geordneten Betrieb store Peitschenhiebe und grosstmogliche Bestrafung an 17 Das genaue Stilllegungsdatum der carrosses a cinq sols ist nicht dokumentiert es wird jedoch angenommen dass dieses in den Jahren von 1677 bis 1680 liegt 18 Bedeutung BearbeitenDie carrosses a cinq sols verfugten bereits im 17 Jahrhundert uber die wesentlichen Eigenschaften des modernen offentlichen Nahverkehrs Die Wagen waren anfangs fur jedermann zuganglich und fuhren nach einem festen Fahrplan mit Abfahrten in regelmassigen Abstanden auf allen Linien alle siebeneinhalb Minuten 19 Es bestand also bereits ein Taktverkehr wobei die Achtelstunde seinerzeit eine gangige Zeiteinheit war Ebenso gab es bereits einen festen Tarif in Abhangigkeit von der zuruckgelegten Fahrstrecke und ein geordnetes Beschwerdemanagement 20 nbsp Blaise PascalDieses innovative System war fur seine Zeit zu fortschrittlich Nach Anfangserfolgen fuhrte die soziale Hierarchie der damaligen Zeit und die auferlegten Beschrankungen zu zuruckgehenden Fahrgastzahlen Gut Betuchte nutzten private Droschken die Armeren fur die das System letztlich gedacht war ersparten sich den Fahrpreis und gingen weiter zu Fuss Taktstreckungen und Wagenausfalle sowie leere und halbleere Wagen waren die Folge die zu permanenter Kritik und letztendlich zur Stilllegung des Systems fuhrten Der Grossteil der Bevolkerung wohnte auch noch direkt am Ort der Arbeit so dass der Bedarf nach einem offentlichen Verkehrssystem dieser Art dessen Frequenzdichte wohl auch fur die damaligen Verhaltnisse zu hoch war nicht gegeben war 21 Erst eineinhalb Jahrhunderte spater wurde das Verkehrsbedurfnis so akut dass ein solches wieder eingefuhrt wurde im Jahr 1823 nahm der Omnibus in Nantes seinen Betrieb auf und 1828 der in Paris In der Zeit dazwischen gab es keinen offentlichen Stadtverkehr so dass hier Individualverkehrsmittel Sammeltaxen und Mietwagen den Verkehr allein zu tragen hatten 9 Blaise Pascal selbst verstarb bereits am 19 August 1662 also kurz nach Eroffnung der funften Linie Die Eroffnungsfahrt der ersten Linie soll der Anlass zu seinem letzten Ausgang in Paris gewesen sein 7 Dass die Wagen in ihrer Zeit aber tatsachlich en vogue waren zeigt sich unter anderem daran dass sie Gegenstand einer dreiaktigen Komodie L intrigue des Carrosses a cinq sols wurden sie wurde 1662 im Theatre du Marais uraufgefuhrt und 1663 gedruckt 22 Zur Motivation von Pascal zahlte sicherlich auch den armen Bevolkerungsschichten eine Transportmoglichkeit zu geben Er dachte auch bereits daran weitere Systeme in Frankreich und im Ausland zu organisieren 23 Pascal war ein grosser Menschenfreund und half den Armen wo er nur konnte 24 Auch seine Teilhaberschaft an den Carrosses a cinq sols diente diesem Zweck da er die Gewinne aus dem Unternehmen den Hungernden in Blois und dem Pariser Waisenhaus zukommen lassen wollte 25 Um die Hilfe schneller leisten zu konnen wollte er seinen Anteil am Unternehmen schliesslich sogar verpfanden 26 Literatur Bearbeitende Grouchy Les Carrosses a cinq sols ou Les omnibus du XVIIe siecle In H Champion Hrsg Bulletin de la Societe de l histoire de Paris et de l Ile de France 20e annee Societe de l histoire de Paris et de l Ile de France Paris 1893 S 167 170 bnf fr Eric Lundwall Les carrosses a cinq sols Pascal entrepreneur ed Science infuse Paris 2000 ISBN 2 914280 00 9 Alfred Martin Etude historique et statistique sur les moyens de transport dans Paris avec plans diagrammes et cartogrammes Paris 1894 S 68 79 archive org Louis Jean Nicolas Monmerque Les carrosses a cinq sols ou Les omnibus du dix septieme siecle Paris 1828 google fr Auch auf Wikisource Les carrosses a cinq sols Henry Charles Moore Omnibuses amp Cabs Their Origin amp History London 1902 S Chapter I wikisource org Yves Mathieu Josiane de Ridder Gazette du carrosse a cinq sols 333 ans de qualite au sein des transports publics Brussel 1995 webcitation org PDF 3 9 MB abgerufen am 9 Mai 2013 Archiviert vom Original am 7 April 2013 abgerufen am 23 Juli 2017 Des carrosses a cinq sols a la naissance de la Compagnie Generale des Omnibus 1662 1855 In RATP Service des relations exterieures Hrsg Le reseau routier Historique general et statistiques d exploitation Chapitre I Paris August 1969 S 1 5 gouv fr PDF 3 6 MB abgerufen am 23 Juli 2017 F M The Parisian Omnibus of the Seventeenth Century In Sylvanus Urban Hrsg The Gentleman s Magazine Vol III London 1835 S 475 480 google de Patrick d Hauthuille carosse a 5 sols 2008 carosse a 5 sols Memento vom 1 Juli 2013 im Webarchiv archive today abgerufen am 9 Mai 2013 Archiviert vom Original am 1 Juli 2013 abgerufen am 23 Juli 2017 kunstlerische aber gut recherchierte Darstellung einer der Wagen Einzelnachweise Bearbeiten a b Auf der ersten Linie wurden sieben Wagen eingesetzt was bei einer Linienlange von 3 5 Kilometern und einem 7 5 Minuten Takt entsprechend auf alle Linien hochgerechnet zur angegebenen Zahl fuhrt s a RATP Fussnote 1 auf S 2 Omnibus loomings jay blogspot de 18 Marz 2013 abgerufen am 1 Mai 2013 a b de Grouchy S 167f Funf Sols besassen lt RATP S 3 in etwa die Kaufkraft von drei Francs im Jahr 1969 Unter Berucksichtigung der Inflation entsprache dies heute ungefahr dem Gegenwert von 3 20 Euro Der Fahrpreis war somit fur einen grossen Teil der Bevolkerung doch eher abschreckend siehe auch Anne Courtille Les carrosses a cinq sols de Blaise Pascal annecourtille net 12 September 2012 archiviert vom Original am 1 Juli 2013 abgerufen am 18 Marz 2017 franzosisch de Grouchy S 168 Henri Sauval Histoire et recherches des antiquites de la ville de Paris Paris 1724 S 192 a b Les carrosses de Blaise Pascal chrisagde free fr 2003 abgerufen am 18 Marz 2017 franzosisch Im Jahr 1700 waren die funf grossten Stadte Konstantinopel 700 000 Einw Beijing uber 600 000 Isfahan 600 000 London 550 000 und Paris 530 000 Quelle Tertius Chandler Gerald Fox 3000 Years of Urban Growth New York London 1974 S 321 Zitiert nach Dirk Bronger Lutz Trettin Megastadte Global Cities HEUTE Das Zeitalter Asiens Berlin 2011 S 138 a b Marc Gaillard Du Madeleine Bastille a Meteor histoire des transports parisiens Martelle editions 1991 S 10 RATP S 1 Philippe Mellot Paris au temps des fiacres De Boree 2006 ISBN 2 84494 432 9 S 8 OGM S 11 Gedenktafel in Clermont Ferrand Martin S 78 OGM S 17 OGM S 13 Jean Robert Les tramways parisiens 1992 S 29 Die Quellen sind hier allerdings sehr widerspruchlich Eine Quelle behauptet sogar dass das Unternehmen erst im Jahr 1691 seine Aktivitaten endgultig eingestellt hat Siehe Martin In den dort wiedergegebenen Druckfahnen mit den einzelnen Linienbeschreibungen finden sich immer entweder Stellen aquivalent zu tous les demy quarts d heure oder in der Beschreibung zur vierten Linie die Angabe Et sur les dites routes il passera des carrosses allant et venant aussi frequement que dans les autres RATP S 3 Henry Charles Moore Omnibuses amp Cabs Their Origin amp History Chapman amp Hall London 1902 S 6 7 Urban S 480 C E R H A C Centre International Blaise Pascal Connaissez vous Blaise Pascal Memento vom 4 Juni 2013 imInternet Archive 3eme partie Le formulaire Les carrosses a cinq sols La maladie et la mort Memento vom 27 August 2013 imInternet Archive abgerufen am 1 Mai 2013 Emile Boutroux Pascal Memento vom 20 Juni 2013 imInternet Archive PDF 25 9 MB Manchester 1902 S 145 H F Steward The Holiness of Pascal Cambridge 1915 S 15 Jean Mesnard Pascal et la pauvrete In C Biondi C Imbroscio M J Latil et al Hrsg La Quete du bonheur et l expression de la douleur dans la litterature et la pensee francaises Genf 1995 S 195 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carrosses a cinq sols amp oldid 228016948