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Der Campo Santo in Berlin war eine pompose Friedhofshalle mit Begrabnisplatzen am Berliner Dom im Lustgarten Die nie vollstandig fertiggestellte Anlage bestand von ca 1848 bis zum Neubau des Doms 1894 1 Blick vom Berliner Schloss auf den Schinkel Dom und den links davon liegenden Campo Santo Graphik von R Meinhardt 1860 Der Entwurf von F A Stuler fur den Neubau des Berliner Doms sah neben der in die Spree hineinragenden Basilika einen quadratischen Begrabnisplatz fur die konigliche Familie vor Campo Santo Zeichnung von F A Stuler 1844 Ansicht des Berliner Doms mit dem Campo Santo links hinter der Reiterstatue der von einer mehrere Meter hohen fensterlosen Mauer umgeben war Foto um 1850 Blick von der Spree auf die Ruckseite des Berliner Doms Hinter den Ruinen des unvollendeten Domneubaus von F A Stuler sind rechts die Arkaden des Campo Santo sichtbar Foto 1891 Inhaltsverzeichnis 1 Campo Santo 2 Plane fur einen neuen Dom 3 Vom Waschhaus zum Campo Santo 4 20 Jahre vergebliche Arbeit 5 Die Furstengruft im neuen Berliner Dom 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenCampo Santo BearbeitenAls Campo Santo von lat campus sanctus heiliges Feld ein geweihter Acker in der Bedeutung Gottesacker Friedhof wird im Italienischen insbesondere der Vorhof eines Friedhofs bezeichnet ein nach aussen geschlossener nach innen durch Arkaden offener ins Viereck gebauter Umgang mit den Begrabnisstatten um das Gemeinwesen verdienter Manner 2 Der beruhmteste Campo Santo datiert aus dem 13 Jahrhundert als die Stadt Pisa eine solche Anlage dem Gedachtnis grosser um die Republik verdienter Pisaner weihte Plane fur einen neuen Dom BearbeitenIm Rahmen der Planungen fur den Abriss des 1750 von Johann Boumann errichteten und 1821 von Karl Friedrich Schinkel umgestalteten Domes und eines Domneubaus an derselben Stelle am Berliner Lustgarten beabsichtigte Konig Friedrich Wilhelm IV am Anfang der 1840er Jahre neben dem Dom einen koniglichen Begrabnisplatz einzurichten Ahnlich wie der Campo Santo in Pisa sollte der Friedhof der koniglichen Familie mit einer Halle umgeben werden welche sich nach innen ahnlich den mittelalterlichen Kreuzgangen offnete nach aussen aber geschlossene Mauern hatte 3 Sie sollte als Grablege fur die Familie der Hohenzollern dienen Der Entwurf des Architekten Friedrich August Stuler fur den Neubau des Domes in Form einer funfschiffigen Basilika mit angeschlossenem Campo Santo wurde 1844 von Konig Friedrich Wilhelm IV gebilligt vgl Entwurfszeichnung 4 Vom Waschhaus zum Campo Santo BearbeitenAls einleitende Massnahme fur diese Umgestaltung des Domgelandes und den Domneubau der von dem Architekten Friedrich August Stuler durchgefuhrt werden sollte wurde 1845 bereits das neben dem alten Dom bestehende profane und unansehnliche Konigliche Waschhaus abgerissen in dem die personliche Leibwasche der koniglichen Familie gewaschen wurde Fur den geplanten Campo Santo wie der Konig selbst die Anlage gerne nannte wurde in den Folgejahren auf dem Platz des alten Waschhauses bereits eine mehrere Meter hohe fensterlose Umfassungsmauer errichtet vgl Abbildungen Weiterhin wurde bis 1848 an der Spreeseite an den Fundamenten fur die neue Basilika gearbeitet Der alte Dom sollte dabei so lange wie moglich weiter genutzt werden 20 Jahre vergebliche Arbeit BearbeitenKonig Friedrich Wilhelm IV beauftragte auch den fur seine Monumentalbilder beruhmten Maler Peter von Cornelius mit der kunstlerischen Ausgestaltung der Anlage Cornelius sollte die gewaltigen Wandflachen des Campo Santo mit Fresken schmucken Der Kunsthistoriker Gorling urteilt Ein grossartigerer Auftrag ist selten oder nie seit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle und der Stanzen des Vaticans einem einzigen grossen Kunstler zu Theil geworden und es ist begreiflich dass das Bewusstsein von der Grosse der Aufgabe erhebend auf die Kraft des Meisters wirkte der mit diesem Cyklus sich selbst das ehrenvollste Denkmal setzen und seiner kunstlerischen Laufbahn das letzte Siegel aufdrucken sollte 5 Cornelius arbeitete schliesslich zwischen 1844 und 1863 an einem monumentalen Freskenzyklus fur den geplanten Stulerschen Dom und insbesondere fur den Campo Santo 6 Wegen der Revolution von 1848 und der sich anschliessenden langwierigen und kontroversen offentlichen Diskussionen uber die Gestaltung des Domgelandes konnten die Plane von Konig Friedrich Wilhelm IV der am 2 Januar 1861 verstarb nicht verwirklicht werden Die von Peter von Cornelius erstellten Entwurfe nach Einschatzung von Kunsthistorikern sein bedeutendstes Werk waren damit durch die Entwicklung uberholt Sie werden heute zum Teil als Kartons in der Nationalgalerie in Berlin aufbewahrt 7 Peter von Cornelius Entwurfe zum Freskenzyklus Kartons nbsp Parabel von den klugen und thorichten Jungfrauen nbsp Christus als Richter Untergang Babels Nackte kleiden Obdachlose herbergen nbsp Die sieben Engel mit den Schalen des Zornes Die apokalyptischen Reiter Gefangene besuchen Trauernde trosten Verirrte geleiten nbsp Erscheinung Gott Vaters Auferstehung des Fleisches Kranke pflegen Todte bestatten nbsp Satans Sturz Herabkunft des neuen Jerusalem Hungrige speisen Durstige tranken nbsp Selig sind die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit nbsp Selig sind die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden denn das Himmelreich ist ihr nbsp Thomas Unglauben nbsp Ausgiessung des heiligen GeistesDie Furstengruft im neuen Berliner Dom BearbeitenEin Neubau des Berliner Doms erfolgte erst viel spater nach Planen des Architekten Julius Raschdorff 1894 Dabei wurde der von Stuler entworfene Campo Santo abgerissen Fur die Grabdenkmaler der Familie Hohenzollern wurde im Untergeschoss des neuen Berliner Doms eine Furstengruft eingerichtet 8 Literatur BearbeitenElke Blauert Katharina Wippermann Hg Neue Baukunst Berlin um 1800 Nicolai Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 89479 401 9 Rolf Bothe u a Stadtbilder Berlin in der Malerei vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Verlage Willmuth Arenhovel Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1987 ISBN 3 87584 212 X Frank Buttner Peter Cornelius Fresken und Freskenprojekte Band 2 Wiesbaden 1999 Karl Heinz Klingenburg Der Berliner Dom Bauten Ideen und Projekte vom 15 Jahrhundert bis zur Gegenwart Union Verlag 1 Aufl Berlin 1987 ISBN 3 372 00113 3 Hubert Stier Der neue Dom zu Berlin und die Ausstellung der Konkurrenz Entwurfe zu demselben In Deutsche Bauzeitung Wochenblatt des Architekten Vereins zu Berlin Jg III Hefte 6 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Campo Santo Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Einen kurzen Abriss der Planungen und der Bauentwicklung rund um den Berliner Dom findet man bei Hubert Stier Der neue Dom zu Berlin und die Ausstellung der Konkurrenz Entwurfe zu demselben In Deutsche Bauzeitung Wochenblatt des Architekten Vereins zu Berlin Jg III Heft 6 1869 S 57 f vgl F Steger Erganzungs Conversationslexikon Band 1 Rombergs Verlag Leipzig 1846 S 57 ff Adolph Gorling Geschichte der Malerei Bd 2 Leipzig 1866 S 223 ff vgl Karl Heinz Klingenburg Der Berliner Dom Bauten Ideen und Projekte vom 15 Jahrhundert bis zur Gegenwart Union Verlag 1 Aufl Berlin 1987 S 113 Adolph Gorling Geschichte der Malerei Bd 2 Leipzig 1866 S 225 Eine Beschreibung der Entwurfe findet sich bei F Steger Erganzungs Conversationslexikon Band 1 Rombergs Verlag Leipzig 1846 S 57 ff Zu Cornelius Frank Buttner Peter Cornelius Fresken und Freskenprojekte Band 2 Wiesbaden 1999 vgl Karl Heinz Klingenburg Der Berliner Dom Berlin 1987 S 185 193 52 519583 13 400445 Koordinaten 52 31 10 5 N 13 24 1 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Campo Santo Berlin amp oldid 228602889