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Cadix eigentlich PC Cadix war der Tarnname einer geheimen nachrichtendienstlichen Einrichtung der Alliierten die sich erfolgreich mit der Entzifferung des von der deutschen Wehrmacht mithilfe der Rotor Schlusselmaschine Enigma verschlusselten Nachrichtenverkehrs befasste Das Kurzel PC steht fur den franzosischen Ausdruck poste de commandement deutsch Kommandoposten oder Gefechtsstand Cadix existierte wahrend des Zweiten Weltkriegs in der Zeit nach der Niederlage Frankreichs ab September 1940 und der damit verbundenen Auflosung der Vorlauferorganisation PC Bruno bei Paris Sein Standort war das Chateau des Fouzes deutsch Schloss Fouzes nahe der sudfranzosischen Gemeinde Uzes Es beherbergte die nach dem Treffen von Pyry und dem kurz darauf erfolgten deutschen Uberfall auf Polen geflohenen polnischen Kryptoanalytiker des Biuro Szyfrow BS deutsch Chiffrenburo Dazu gehorten Marian Rejewski Jerzy Rozycki Henryk Zygalski ihre Chefs Gwido Langer und Maksymilian Ciezki sowie weitere Mitarbeiter des BS und auch des AVA Werks wie Antoni Palluth und Edward Fokczynski Mit der vollstandigen Besetzung der bis dahin freien sudlichen Zone Frankreichs im November 1942 musste Cadix aufgegeben werden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten Hauptartikel PC Bruno Nachdem die deutsche Wehrmacht die Niederlande Belgien und Luxemburg besetzt hatte Fall Gelb begann im Juni 1940 die Offensive gegen Frankreich Fall Rot Hierdurch geriet die franzosische Hauptstadt und damit auch der nur wenige Kilometer davon entfernte Stutzpunkt PC Bruno in akute Gefahr Kurz nach Mitternacht am 10 Juni entschloss sich daher der Leiter der Einrichtung Gustave Bertrand zur Evakuierung und flog mit seinen Mitarbeitern nach Oran in Algerien Kurz darauf kapitulierte Frankreich und wurde geteilt Wahrend der nordliche und westliche Teil unter deutsche Besatzung kam blieb der sudliche unbesetzt und wurde zur Zone libre deutsch Freie Zone erklart Im September kamen Bertrand und seine Mannschaft heimlich nach Frankreich zuruck Geschichte BearbeitenAls neuen Standort wahlten sie am 1 Oktober 1940 das Chateau des Fouzes nahe der sudfranzosischen Gemeinde Uzes in der Zone libre und gaben ihm den Tarnnamen Cadix den franzosischsprachigen Namen fur die sudspanische Stadt Cadiz Die aus Polen gefluchteten funfzehn Mitarbeiter des BS wurden verstarkt durch neun franzosische und sieben spanische Experten Sie nahmen ihre kryptanalytische Arbeit gegen die Enigma wieder auf wobei anders als zuvor im PC Bruno die Polen nun eine eigene Section bildeten genannt die Ekspozytura Nr 300 deutsch Zweigstelle Nr 300 Wahrend die Polen weiter an der Kryptanalyse des deutschen Funkverkehrs arbeiteten konzentrierten sich ihre spanischen Kollegen auf italienische und spanische Funkspruche Wie die deutsche Wehrmacht benutzten namlich auch die deutschen Verbundeten wie das faschistische Italien und auch das franquistische Spanien die deutsche Maschine fur ihren geheimen Nachrichtenverkehr Auch die Zusammenarbeit mit den britischen Codebreakers im englischen Bletchley Park B P 1 wurde fortgesetzt kuhlte allerdings merklich ab Grund waren Befurchtungen des Chefs der G C amp C S Government Code and Cypher School deutsch etwa Staatliche Code und Chiffrenschule in B P Commander Alastair Denniston bezuglich der Geheimhaltung der als kriegswichtig erkannten alliierten Fahigkeit zur Entzifferung der Enigma Deckname Ultra Aus britischer Sicht war Cadix nur ein Aussenposten den sie als nur knapp ausserhalb der Reichweite der Deutschen und jederzeit sehr zugriffsgefahrdet einstuften Tatsachlich verheimlichten die Briten ihren Verbundeten auf dem europaischen Festland zunehmend wichtige Informationen und eigene Entzifferungserfolge Auch erhielt Cadix von ihnen keine maschinelle Unterstutzung insbesondere keine ihrer hochmodernen und besonders effizienten Knackmaschinen genannt Bombes Ebenfalls aus Geheimhaltungsgrunden wurde keiner der hochtalentierten und ausserst erfahrenen polnischen Kryptoanalytiker nach B P eingeladen obwohl sie dort vermutlich von grossem Nutzen hatten sein konnen Niemand von ihnen erfuhr wahrend des Krieges etwas von den britischen Methodiken und Ergebnissen Im Juli 1941 erhielten die polnischen Spezialisten Rejewski und Zygalski einen ganz besonderen Auftrag namlich die Sicherheit der eigenen polnischen Maschine zu uberprufen Diese war von ihren Chefs Gwido Langer La und Maksymilian Ciezki Ci beziehungsweise Kollegen Leonard Danilewicz sowie seinem Bruder Ludomir Danilewicz Da erfunden worden und hatte nach den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen die Bezeichnung Lacida erhalten Man gab Rejewski und Zygalski einige mit der Lacida verschlusselte Funkspruche die sie auf Unbrechbarkeit zu analysieren hatten Zum Erschrecken der Verantwortlichen brauchten die beiden erfahrenen Codeknacker keine zwei Stunden um die Spruche zu lesen Daraufhin wurde der weitere Einsatz der Lacida sofort verboten und nach kryptographischen Verbesserungen gesucht nbsp Jerzy Rozycki ca 1928 1942Cadix besass eine Aussenstelle in Algerien die Ciezki leitete Von Zeit zu Zeit wechselten einige seiner Mitarbeiter ihren Standort zwischen Frankreich und Algerien Auf einer der Schiffspassagen sank am 9 Januar 1942 auf ungeklarte und tragische Weise das Passagierschiff Lamoriciere und zog einige der polnischen Codeknacker in den Tod unter ihnen der junge Familienvater und Kryptoanalytiker Jerzy Rozycki Nach der am 8 November 1942 begonnenen britisch amerikanischen Invasion Franzosisch Nordafrikas Deckname Operation Torch deutsch Operation Fackel besetzte die Wehrmacht die bis dahin freie sudliche Zone Frankreichs Unternehmen Anton woraufhin sich Bertrand gezwungen sah seine Mannschaft zu evakuieren und Cadix aufzulosen Rejewski und Zygalski gelang es uber Spanien ins Vereinigte Konigreich zu entkommen Langer Ciezki Palluth Fokczynski und Kazimierz Gaca hingegen wurden beim Versuch in der Nacht vom 10 auf den 11 Marz 1943 uber die Grenze in den Pyrenaen zu fluchten gefangen genommen Langer und Ciezki wurden als Kriegsgefangene behandelt und uberlebten mit viel Gluck den Krieg Palluth und Fokczynski hatten weniger Gluck Sie wurden ins KZ Sachsenhausen gebracht und kamen dort beide im Jahr 1944 zu Tode 2 Niemand verriet das Enigma Geheimnis so dass die Deutschen bis zum Kriegsende und noch lange danach der irrigen Uberzeugung waren ihre Enigma sei unknackbar Literatur BearbeitenFriedrich L Bauer Entzifferte Geheimnisse Methoden und Maximen der Kryptologie 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2000 ISBN 3 540 67931 6 Gustave Bertrand Enigma ou la plus grande enigme de la guerre 1939 1945 Librairie Plon Paris 1973 Chris Christensen Review of IEEE Milestone Award to the Polish Cipher Bureau for The First Breaking of Enigma Code Cryptologia Rose Hulman Institute of Technology Taylor amp Francis Philadelphia PA 39 2015 2 S 178 193 ISSN 0161 1194 Ralph Erskine The Poles Reveal their Secrets Alastair Dennistons s Account of the July 1939 Meeting at Pyry Cryptologia Rose Hulman Institute of Technology Taylor amp Francis Philadelphia PA 30 2006 4 S 294 395 ISSN 0161 1194 John Gallehawk Third Person Singular Warsaw 1939 Cryptologia Rose Hulman Institute of Technology Taylor amp Francis Philadelphia PA 3 2006 3 S 193 198 ISSN 0161 1194 Francis Harry Hinsley Alan Stripp Codebreakers The inside story of Bletchley Park Oxford University Press Reading Berkshire 1993 ISBN 0 19 280132 5 David Kahn The Code Breakers The Story of Secret Writing Macmillan USA Reissue 1974 ISBN 0 02 560460 0 David Kahn Seizing the Enigma The Race to Break the German U Boat Codes 1939 1943 Naval Institute Press Annapolis MD USA 2012 ISBN 978 1 59114 807 4 Wladyslaw Kozaczuk Enigma How the German Machine Cipher Was Broken and How It Was Read by the Allies in World War Two Editiert und ubersetzt durch Christopher Kasparek Frederick MD University Publications of America 1984 ISBN 0 89093 547 5 Wladyslaw Kozaczuk Enigma How the German Machine Cipher Was Broken and How It Was Read by the Allies in World War Two Editiert und ubersetzt durch Christopher Kasparek Frederick MD University Publications of America 1984 ISBN 0 89093 547 5 Wladyslaw Kozaczuk Jerzy Straszak Enigma How the Poles Broke the Nazi Code Hippocrene Books 2004 ISBN 0 7818 0941 X Wladyslaw Kozaczuk Geheimoperation Wicher Bernard u Graefe Koblenz 1989 Karl Muller Erlangen 1999 ISBN 3 7637 5868 2 ISBN 3 86070 803 1 Wladyslaw Kozaczuk Im Banne der Enigma Militarverlag Berlin 1987 ISBN 3 327 00423 4 Hugh Sebag Montefiore Enigma The battle for the code Cassell Military Paperbacks London 2004 ISBN 0 304 36662 5 Dermot Turing X Y amp Z The Real Story of how Enigma was Broken The History Press Stroud 2018 ISBN 978 0 7509 8782 0 Gordon Welchman The Hut Six Story Breaking the Enigma Codes Allen Lane London 1982 Cleobury Mortimer M amp M Baldwin Shropshire 2000 ISBN 0 947712 34 8 Weblinks BearbeitenFoto von Zygalski Rozycki und Rejewski in Cadix Gruppenfoto aus Cadix Foto des SchlossesEinzelnachweise Bearbeiten Gordon Welchman The Hut Six Story Breaking the Enigma Codes Allen Lane London 1982 Cleobury Mortimer M amp M Baldwin Shropshire 2000 S 11 ISBN 0 947712 34 8 Hugh Sebag Montefiore Enigma The battle for the code Cassell Military Paperbacks London 2004 S 330 ISBN 0 304 36662 544 0216 4 4341 Koordinaten 44 1 17 8 N 4 26 2 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cadix Geheimdienst amp oldid 220269527