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British Airways Flug 009 war ein Linienflug der British Airways von London Heathrow nach Auckland Neuseeland mit Zwischenstopps in Bombay Madras Kuala Lumpur Perth und Melbourne Am 24 Juni 1982 flog die City of Edinburgh eine Boeing 747 200 236B mit dem Kennzeichen G BDXH nachts in eine Wolke aus Vulkanasche die von der Eruption des Vulkans Gunung Galunggung herruhrte Beim Durchfliegen der Aschewolke fielen alle vier Triebwerke aus Nach langerem Gleitflug gelang es der Besatzung die keinerlei Informationen uber den Vulkanausbruch hatte und sich daher in Unkenntnis der Ursache die Triebwerksausfalle und die anderen aufgetretenen Phanomene nicht erklaren konnte die Triebwerke wieder zu starten und schliesslich mit drei laufenden Triebwerken auf dem Flughafen Jakarta Halim Perdanakusuma notzulanden British Airways Flug 009Die betroffene Maschine im Jahr 1980Unfall ZusammenfassungUnfallart Ausfall aller Triebwerke wegen VulkanascheOrt Vulkan Galunggung Jakarta IndonesienDatum 24 Juni 1982Todesopfer 0Uberlebende 263 alle Verletzte 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Boeing 747 236BBetreiber British AirwaysKennzeichen G BDXHName City of Edinburgh Abflughafen Vereinigtes Konigreich London HeathrowZwischenlandung Indien MumbaiIndien ChennaiMalaysia Kuala LumpurAustralien PerthAustralien MelbourneZielflughafen Neuseeland AucklandPassagiere 248Besatzung 15Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf des Zwischenfalls 2 Auswertung 3 Literatur 4 Weblinks 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseVerlauf des Zwischenfalls BearbeitenErste Anzeichen traten gegen 20 40 Uhr Ortszeit das entspricht 13 40 Uhr UTC uber dem Indischen Ozean in einer Flughohe von 37 000 ft ca 11 300 Meter sudlich der indonesischen Insel Java auf Wahrend der Kapitan Eric Moody auf der Toilette war bemerkten zuerst der Erste Offizier Roger Greaves und Flugingenieur Barry Townley Freeman einen Effekt ahnlich dem Elmsfeuer an den Cockpitscheiben Sie hatten den Eindruck als ob Leuchtspurmunition auf die Scheiben trafe Obwohl sie auf dem Wetterradar nichts erkennen konnten schalteten sie als Vorsichtsmassnahme die Enteisung ein und aktivierten die Anschnallzeichen in der Kabine In der Passagierkabine begann sich Rauch in der Luft zu sammeln Zuerst wurde angenommen dass es sich um Zigarettenrauch handelte als dieser jedoch dichter wurde kam es unter den Passagieren zur Unruhe Passagiere die aus einem Fenster schauen konnten bemerkten dass die Triebwerke ungewohnlich hell erschienen als ob etwas durch die Triebwerkschaufeln hindurch leuchten wurde Um 13 42 Uhr UTC kam es in Triebwerk Nr 4 aussen rechts zu einem Flammabriss Der Erste Offizier und der Flugingenieur leiteten sofort die notwendigen Gegenmassnahmen ein Der Kapitan glich mit der Seitenruder Trimmung den asymmetrischen Schub aus Passagiere bemerkten gelbliches Leuchten das aus den verbliebenen Triebwerken austrat Weniger als eine Minute nach dem ersten Triebwerksausfall trat bei Triebwerk Nr 2 innen links ebenfalls ein Flammabriss auf Kurz darauf versagten fast gleichzeitig die beiden noch verbliebenen Triebwerke 1 Die Boeing 747 befand sich nun im Gleitflug Eine 747 besitzt eine ungefahre Gleitzahl von 15 Das bedeutet dass sie fur einen Kilometer Flughohenverlust 15 km im Gleitflug zurucklegen kann 2 Die City of Edinburgh ware daher in der Lage gewesen von ihrer aktuellen Flughohe etwa 11 300 Meter circa 169 Kilometer 91 sm im Gleitflug zuruckzulegen Durch die statische Aufladung der Aschepartikel kam es zu elektrischen Entladungen die mit Elmsfeuer Ahnlichkeit hatten und den Funkverkehr beeintrachtigten 3 Um 13 44 Uhr UTC erklarten die Piloten des Fluges BA009 eine Luftnotlage bei der zustandigen Flugsicherung Inhalt der Nachricht war dass alle vier Triebwerke ausgefallen seien Jakarta Area Control verstand die Nachricht dahingehend falsch dass sie glaubten nur Triebwerk Nr 4 sei ausgefallen Erst nachdem die Nachricht von einem Flugzeug der Garuda Indonesia weitergereicht wurde war man sich in Jakarta uber das volle Ausmass der Notlage im Klaren Der Verlust aller Triebwerke war von den Passagieren nicht unbemerkt geblieben Wahrend einige resignierten und sich dem Schicksal ergaben schrieben andere Abschiedsbriefe an ihre Angehorigen Bemerkenswerterweise gab es jedoch wenig Panik selbst nachdem spater der Kabinendruck aufgrund der ausgefallenen Triebwerke absank und die Sauerstoffmasken von der Decke fielen 2 Im Cockpit versuchte man immer noch die Fluglotsen in Jakarta zu erreichen um eine Radarfuhrung zu erhalten Diese hatten jedoch keinen Radarkontakt mit der Boeing deren Piloten inzwischen den fur einen Luftnotfall international ublichen Transpondercode 7700 gesetzt hatten Trotz der Anspannung und des Zeitdrucks gelang es dem Kapitan eine Ansage zu machen die als eine Meisterleistung der Untertreibung in die Luftfahrtgeschichte eingegangen ist Ladies and Gentlemen this is your Captain speaking We have a small problem All four engines have stopped We are doing our damnedest to get them going again I trust you are not in too much distress Meine Damen und Herren hier spricht Ihr Kapitan Wir haben ein kleines Problem Alle vier Triebwerke sind ausgefallen Wir geben unser Ausserstes um sie wieder zu starten Ich vertraue darauf dass Sie nicht allzu beunruhigt sind 4 Da die Sauerstoffmaske des Copiloten Greaves defekt war entschied sich der Kapitan dazu mit einer Sinkrate von 1800 Metern pro Minute auf eine Flughohe zu sinken auf der auch ohne eine externe Sauerstoffversorgung fast normal geatmet werden konnte 2 In 13 500 ft 4100 Meter versuchte die Crew ein letztes Mal die Triebwerke zu starten Danach ware man umgekehrt und hatte eine sehr riskante Notwasserung versucht Obwohl es dafur Verfahren gibt hatte bis dahin noch niemand mit einer Boeing 747 eine Notwasserung machen mussen auch bis heute hat es noch nie einen solchen Versuch mit einer Boeing 747 gegeben Triebwerk Nr 4 liess sich um 13 56 Uhr UTC starten und sogleich begann der Kapitan mit dem Schub dieses Triebwerks den Sinkflug zu reduzieren Kurz danach liess sich Triebwerk Nr 3 wieder starten gefolgt von den anderen beiden Triebwerken Auch wenn sie nicht mehr rund liefen war die Besatzung von dieser glucklichen Wendung uberrascht und erbat auf eine Flughohe von 15 000 ft 4600 Meter steigen zu durfen 5 Als sie die angestrebte Hohe erreicht hatten zeigte sich erneut der Leuchtspureffekt Der Kapitan reduzierte daraufhin den Schub Es kam jedoch zu Storungen in Triebwerk Nr 2 weshalb es abgeschaltet wurde Daraufhin entschied man sich wieder auf 12 000 ft 3700 Meter zu sinken Beim nachtlichen Landeanflug auf Jakarta fand die Besatzung es trotz des guten Wetters schwierig durch die quasi sandgestrahlten Cockpitscheiben Einzelheiten zu erkennen Daher musste der gesamte Landeanflug im Instrumentenflug durchgefuhrt werden obwohl eine Komponente des Instrumentenlandesystems ILS der Gleitwegsender des Flugplatzes nicht in Betrieb war 2 Die Besatzung konnte durch einen kleinen durchsichtig gebliebenen Fleck der Windschutzscheibe die Landebahnlichter erkennen jedoch nicht den Lichtstrahl der eigenen Landescheinwerfer und vermutete dass diese defekt seien Nach der Landung war es aufgrund der sehr eingeschrankten Sicht nicht moglich uber die Rollwege zur Parkposition zu rollen da sich die Flutlichter des Vorfelds zu stark in der Frontscheibe brachen und dadurch zu sehr blendeten Daher musste die City of Edinburgh auf einen Schlepper warten Auswertung Bearbeiten nbsp Einige beschadigte Triebwerksteile ausgestellt im Auckland MuseumUntersuchungen nach dem Zwischenfall ergaben dass der vierfache Triebwerksausfall der City of Edinburgh von dem Durchfliegen einer Wolke aus Vulkanasche verursacht wurde Diese Wolke stammte von einer heftigen Eruption des Vulkans Gunung Galunggung Da die Aschewolke trocken war erzeugte sie kein Echo auf dem Wetterradar das nur in der Lage ist Feuchtigkeit z B in Form von Wolken zu entdecken Beim direkten Durchfliegen der Wolke wurden die feinen Aschepartikel in grossen Mengen von den Triebwerken angesaugt schmolzen und brachten sie durch Verstopfung zum Stillstand Nach dem Abschalten kuhlten die Triebwerke aus die geschmolzene Asche erstarrte und loste sich wieder Daher konnten die Triebwerke nach einiger Zeit wieder gestartet werden 2 Nach neueren Ansichten kann auch ein verringerter Sauerstoffanteil in der Vulkanwolke zum Ausfall der Triebwerke beigetragen haben 6 Passagiere hatten in der Vulkanwolke uber Gestank in der Kabinenluft geklagt was auf eine veranderte Luftzusammensetzung schliessen lasst 2 Wegen der Beschadigungen mussten die Triebwerke 1 bis 3 sowie die Frontscheiben noch in Jakarta ausgetauscht werden Zudem mussten die Kerosintanks entleert und anschliessend gereinigt werden da die feine Asche durch die pressurisation ducts eingedrungen war und den Treibstoff verunreinigt hatte Nach einem Uberfuhrungsflug zuruck nach London wurde auch noch Triebwerk 4 ausgetauscht Zudem wurden erhebliche Reparaturen durchgefuhrt um das Flugzeug wieder in Betrieb nehmen zu konnen Von der Reparaturmannschaft wurde die City of Edinburgh danach nur noch Der fliegende Aschenbecher the flying ashtray genannt Die Maschine erhielt einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde fur den langsten Gleitflug eines nicht fur den Segelflug konzipierten Flugzeuges bis sie von einem Airbus A330 Flug 236 der Air Transat abgelost wurde Der Luftraum um den Vulkan Galunggung wurde vorubergehend geschlossen man gab ihn nach einigen Tagen jedoch wieder frei Erst nachdem die Flugbesatzung einer Boeing 747 der Singapore Airlines ebenfalls drei Triebwerke nach Durchqueren des Luftraumes ausschalten musste wurde der Luftraum von den indonesischen Behorden dauerhaft gesperrt und man leitete den gesamten Luftverkehr um Eine Uberwachung wurde eingerichtet die dann die Bewegung der Aschewolke verfolgte Die Cockpit Besatzung erhielt zahlreiche Auszeichnungen unter anderem Her Majesty The Queen s Commendations for Valuable Service in the Air und Medaillen der British Air Line Pilots Association Im Nachgang zum Zwischenfall grundeten die Passagiere und die Besatzung den Segelflugverein Galunggung Galunggung Gliding Club um in Kontakt zu bleiben 7 Die Passagierin Betty Tootell schrieb ein Buch uber den Flug dessen Cockpit Crew trotz des Zwischenfalls alle Insassen wieder sicher zur Erde bringen konnte Die G BDXH City of Edinburgh Seriennummer 21635 spater in City of Elgin umbenannt flog nach dem Zwischenfall noch 20 Jahre lang fur British Airways bis sie 2002 an die European Aviation Air Charter verkauft und im Jahre 2006 ausser Dienst gestellt wurde Das Flugzeug wurde im Juli 2009 auf dem Flughafen in Bournemouth verschrottet 8 9 aus dem Aluminium seines Rumpfes wurden 150 000 Anhanger fur die britische Anti Kohlendioxid Kampagne 10 10 hergestellt 10 Die ICAO beschloss aufgrund dieses Zwischenfalls und des von KLM Flug 867 im Jahr 1989 uber Alaska die Schaffung von neun Volcanic Ash Advisory Centers die den Luftraum weltweit uberwachen und den Luftverkehr warnen Die Luftraumsperrungen die nach dem Ausbruch des Eyjafjallajokull 2010 uber Europa verhangt wurden waren nicht zuletzt mit den Erkenntnissen aus dieser Beinahe Katastrophe begrundet worden 11 Literatur BearbeitenBetty Tootell All Four Engines Have Failed Andre Deutsch 1985 ISBN 0 330 29492 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons British Airways Flug 009 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Unfallbericht B 747 200 G BDXH Aviation Safety Network englisch abgerufen am 1 November 2018 Hoffentlich zerschellen wir an einem Berg einestages auf Spiegel Online Bericht von Passagierin Angelika Niall Website des Kapitans Eric Moody englisch mit Schilderung der Ereignisse Siehe auch BearbeitenGleitfluge von VerkehrsmaschinenEinzelnachweise Bearbeiten Stanley Stewart Emergency Krisensituationen im Cockpit Kosler Verlag 1999 ISBN 978 3 924208 18 9 a b c d e f Episode Falling from the Sky dt 747 im Sturzflug Memento vom 5 Februar 2013 im Webarchiv archive today aus der US Serie Mayday Air Emergency Air Crash Investigation TV Dokumentarserien n tv Reportage BA Flug 009 ausgestrahlt am 18 Januar 2009 BBC News When volcanic ash stopped a Jumbo at 37 000ft 28 years later Capt Mood shows the sort of understatement characteristic of those in his profession It was yeah a little bit frightening vom 15 April 2010 geladen am 24 November 2016 Betty Tootell All Four Engines Have Failed Andre Deutsch 1985 ISBN 0 330 29492 X Jorg Handwerg Flugkapitan und Odilo Muhling Pressesprecher MTU uber Sauerstoffmangel als allgemeinen Ausfallgrund fur Jet Triebwerke abgerufen am 25 April 2010 Zoe Brennan The story of flight 009 and the words every passenger dreads Daily Mail 27 Januar 2007 Zugegriffen am 22 Marz 2014 Boeing 747 MSN 21635 Airfleets net abgerufen am 23 August 2009 englisch Flickr Fotogalerie From Order to Disorder The Sad Sad Death of G BDXH abgerufen am 18 Mai 2023 Introducing G BDXH 10 10 s very own Boeing 747 Jumbo Jet englisch Memento vom 20 April 2010 im Internet Archive abgerufen am 17 April 2010 vgl z B Gletschervulkan Eyjafjallajokull meldet sich zuruck 15 April 2010 archiviert vom Original am 21 April 2010 abgerufen am 28 April 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title British Airways Flug 009 amp oldid 237075922