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Brevetoxine Ptychodiscus Toxine PbTx sind neurotoxische Algengifte der Dinoflagellaten der Spezies Karenia Namensgeber der Toxine ist Karenia brevis fruher Gymnodinium breve und Ptychodiscus brevis 1 2 Brevetoxine sind geschmacklos geruchlos Saure und Hitzestabil bis 300 C 1 3 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen und Bedeutung 2 Struktur und Eigenschaften 3 Toxizitat 4 Verwandte Verbindungen 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseVorkommen und Bedeutung Bearbeiten nbsp Red tide vor La Jolla KalifornienKarenia brevis ist eine marine Alge und Bestandteil des Phytoplanktons tropischer Regionen und wird regelmassig in der Karibik und insbesondere im Golf von Mexiko beobachtet Hier tritt sie als einer der Verursacher von Red Tides sogenannten Roten Tiden rote Algenblute die sich durch massenhafte Vermehrung dieser Algen bilden auf Im Zuge solcher Red Tides kommt es immer wieder zum Massensterben von Fischen und Tieren hoherer Trophieebenen z B Delfine verursacht durch giftige Stoffwechselprodukte der Algen insbesondere durch Brevetoxine Neben der Giftwirkung ist jedoch auch die Reduktion des Sauerstoffgehalts der durch die hohe Dichte an Phytoplankton an der Wasseroberflache verursacht wird am Massensterben beteiligt 4 Innerhalb der Nahrungskette kann es zu einer Anreicherung der Brevetoxine kommen Dies fuhrt dazu dass toxinbelastete Fische Muscheln Krebse ihren Weg zum Menschen als Endglied solcher Nahrungsketten finden Beim Menschen wird die Vergiftung als Neurotoxic Shellfish Poisoning NSP bezeichnet 4 Struktur und Eigenschaften BearbeitenBrevetoxine gehoren zu den reduzierten nicht aromatischen Polyketiden Es handelt sich um einen Polyether die Anwesenheit von Tetrahydrofuran und oder Tetrahydropyranringen ist charakteristisch fur diese Polyketide Auch besitzen diese mehrere Etherbindungen Derzeit sind zehn verschiedene Brevetoxine bekannt die sich in die Gruppen A und B unterteilen lassen Die Brevetoxine A haben zehn funf bis neungliedrige Ringe B elf funf bis achtgliedrige Ringe Brevetoxin A Brevetoxin BStrukturformel nbsp Brevetoxin A nbsp Brevetoxin BSubtypen Brevetoxin 1 PbTx 1 R CH2C CH2 CHO Brevetoxin 7 PbTx 7 R CH2C CH2 CH2OH Brevetoxin 10 PbTx 10 R CH2CH CH3 CH2OH Brevetoxin 2 PbTx 2 R CH2C CH2 CHO Brevetoxin 3 PbTx 3 R CH2C CH2 CH2OH Brevetoxin 8 PbTx 8 R CH2COCH2Cl Brevetoxin 9 PbTx 9 R CH2CH CH3 CH2OHWeitere Brevetoxine Brevetoxin 5 PbTx 5 wie PbTx 3 jedoch ist die Hydroxygruppe in Position 38 acetyliert Brevetoxin 6 PbTx 6 wie PbTx 2 an Stelle der Doppelbindung 27 28 findet sich ein EpoxidDie Strukturaufklarung wie auch die Totalsynthese dieser Toxine war kein leichtes Unterfangen 1981 wurde Brevetoxin B als erstes dieser Gifte in seiner Struktur aufgeklart 5 1995 publizierten Nicolaou et al 6 7 8 9 10 dessen Totalsynthese Brevetoxin A wurde 1986 in seiner Struktur aufgeklart 11 und 1998 wiederum von Nicolaou et al 12 erstmals totalsynthetisiert Toxizitat BearbeitenBrevetoxine sind Neurotoxine welche eine Reizung der Schleimhaute und Atemwege verursachen Die Wirkung ahnelt dem von Ciguatoxin aber sie sind weniger toxisch Es bindet an spannungsabhangige Natriumkanale somit bleiben diese auch bei geringerer Spannung geoffnet Das fuhrt so zu einer Depolarisation von Nerven und Muskelzellen und schliesslich zu einer Reizweiterleitung und Aktivierung dieser Zellen Zudem verlangern sie die Depolarisationsphase durch eine Hemmung der Inaktivierung des Natriumkanals Nicht nur beim Baden besteht die Gefahr der Vergiftung insbesondere durch das Einatmen von toxinhaltigen Aerosolen In den Restaurants kann mit Brevetoxinen verseuchter Fisch die neurotoxische Muschelvergiftung Neurotoxic Shellfish Poisoning NSP hervorrufen Neben Magen Darm Beschwerden treten Kribbeln an Lippen und an den Extremitaten Schwindel und Koordinationsstorungen auf Der Herzschlag wird verlangsamt Bradykardie Ebenso sind Heiss Kalt Missempfindungen moglich 4 Aufgrund der Reizung der Atemwege und der Toxizitat gegenuber der korpereigenen Abwehr Immunsystem besteht besonders bei Personen mit Atemwegserkrankungen z B Asthma Bronchitis die Gefahr der Verschlechterung von Symptomen 1 Die Vergiftung mit Brevetoxin gilt als relativ harmlos und hinterlasst keine dauerhaften Schaden In vitro Untersuchungen von John Ramsdell von der National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA in Charleston South Carolina zeigten dass eines der untersuchten Toxine sehr wohl bleibende Schaden verursachen kann Es bindet an der DNA und bildet DNA Addukte die Mutationen und Fehler in der Zellteilung hervorrufen konnen So stuft man sie als moglicherweise karzinogen ein Nach Ansicht der NOAA ist es jedoch zu fruh dies sicher sagen zu konnen denn es besteht die Moglichkeit dass korpereigene Reparaturenzyme die Fehler wieder beseitigen 13 Die Substanz Brevenal ist ein Antagonist der Brevetoxine Es bindet an einer anderen Stelle des Natriumkanals und verdrangt dabei das Brevetoxin Dadurch wird die toxische Wirkung des Toxins gehemmt 4 Brevenal wird ebenfalls von Karenia brevis produziert 1 Brevetoxine stellen auch ein starkes Fischgift Ichthyotoxin dar 3 Verwandte Verbindungen BearbeitenDie Yessotoxine YTX sind eine Gruppe lipophiler schwefelhaltiger Polyketide die mit Ciguatoxinen verwandt sind und den Brevetoxine ahneln 2 14 Sie werden von einer Vielzahl von Dinoflagellaten produziert insbesondere von Lingulodinium polyedrum und Gonyaulax spinifera Wenn die Umgebungsbedingungen das Wachstum von YTX produzierenden Dinoflagellaten fordern akkumulieren die Toxine in der Nahrungskette 15 Dies fuhrt dazu dass toxinbelastete Fische Muscheln Krebse ihren Weg zum Menschen als Endglied solcher Nahrungsketten finden Beim Menschen wird die Vergiftung als Diarrhetic shellfish Poison DSP bezeichnet 2 Der IC50 Wert verschiedener YTX Derivate liegt bei ungefahr 0 5 nM 2 Siehe auch BearbeitenCiguatera AlgentoxineEinzelnachweise Bearbeiten a b c d L E Fleming B Kirkpatrick L C Backer C J Walsh K Nierenberg J Clark Review of Florida Red Tide and Human Health Effects In Harmful algae 10 Jahrgang Nr 2 2011 S 224 233 doi 10 1016 j hal 2010 08 006 a b c d Jean Michel Kornprobst Encyclopedia of Marine Natural Products Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim Germany 2014 ISBN 978 3 527 33585 5 S 246 doi 10 1002 9783527335855 wiley com abgerufen am 11 Juni 2019 a b D G Baden Brevetoxins unique polyether dinoflagellate toxins In The FASEB Journal 3 Jahrgang Nr 7 1989 S 1807 1817 fasebj org a b c d R H Pierce M S Henry Harmful algal toxins of the Florida red tide Karenia brevis natural chemical stressors in South Florida coastal ecosystems In Ecotoxicology London England 17 Jahrgang Nr 7 2011 S 623 631 doi 10 1007 s10646 008 0241 x Yong Yeng Lin Martin Risk Sammy M Ray Donna Van Engen Jon Clardy Jerzy Golik John C James Koji Nakanishi Isolation and Structure of Brevetoxin B from the Red Tide Dinoflagellate Ptychodiscus brevis Gymnodinium breve In Journal of the American Chemical Society Bd 103 Nr 22 1981 S 6773 6775 doi 10 1021 ja00412a053 K C 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Construction of the Dioxepane Region DEFG In Journal of the American Chemical Society Bd 117 Nr 41 1995 S 10239 10251 doi 10 1021 ja00146a009 K C Nicolaou F P J T Rutjes E A Theodorakis J Tiebes M Sato E Untersteller Total Synthesis of Brevetoxin B 3 Final Strategy and Completion In Journal of the American Chemical Society Bd 117 Nr 41 1995 S 10252 10263 doi 10 1021 ja00146a010 Y Shimizu H N Chou H Bando G Van Duyne J C Clardy In J Am Chem Soc 108 514 1986 K C Nicolaou Zhen Yang Guo qiang Shi Janet L Gunzner Konstantinos A Agrios Peter Gartner Total synthesis of brevetoxin A In Nature Vol 392 Nr 6673 1998 S 264 269 doi 10 1038 32623 Peter Nuhn Ludger Wessjohann Naturstoffchemie Mikrobielle pflanzliche und tierische Naturstoffe 4 neu bearbeitete Auflage Hirzel Stuttgart 2006 ISBN 3 7776 1363 0 S 335 A Tubaro V Dell Ovo S Sosa C Florio Yessotoxins A Toxicological Overview In Toxicon 56 Jahrgang Nr 2 2010 S 163 172 doi 10 1016 j toxicon 2009 07 038 PMID 19660487 M D A Howard M Silver R M 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