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Blick in die Zeit war eine regimekritische sozialdemokratische Wochenzeitschrift die vom 16 Juni 1933 bis Ende August 1935 in Berlin erscheinen konnte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beilage 3 Dokumentation 4 Literatur 5 Quelle 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Wochenzeitschrift Blick in die Zeit erschien im Zeitschriftverlag Dr A Ristow mit dem Geschaftssitz in Berlin Halensee Alfred Ristow ehemals Nachrichtenoffizier im Deutschen Heer war Inhaber eines Betriebes fur Fernmeldetechnik und er liess bei Kurt Hermann Mendel 1900 1983 das Mitteilungsblatt eines Offiziersbundes drucken Der Werbefachmann Mendel hatte eine Beteiligung an der Berolina Druckerei und von ihm ging die Initiative zur Grundung der Zeitschrift Blick in die Zeit aus Im Aussenverhaltnis trat Ristow als Herausgeber und Verleger auf im Innenverhaltnis beteiligte sich Mendel mit 50 Prozent der Einlage als stiller Teilhaber am Verlag Dr A Ristow 1 Mendel hatte das journalistische Konzept entwickelt das der Untertitel Pressestimmen des In und Auslandes fur Wirtschaft Politik und Kultur deutlich machte Es kamen also keine eigenen Artikel sondern bereits in anderen Presseerzeugnissen publizierte Textausschnitte zum Abdruck Die Kritik am Regime entstand durch die Auswahl und Zusammenstellung der Textausschnitte Hauptberuflich tatig waren fur die Zeitschrift Geschaftsleitung Kurt Exner vor 1933 Gewerkschaftssekretar beim ADGB in Berlin Schriftleitung Andreas Gayk vor 1933 Redakteur bei der Schleswig Holsteinischen Volkszeitung in Kiel Vertrieb Hans Weinberger vor 1933 Geschaftsfuhrer der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Zwischen Ristow und Mendel gab es zur Grundung und zum Betrieb des Verlages keine schriftliche sondern nur eine mundliche Vereinbarung nach der sie sich die Beteiligung und Geschaftsfuhrung im Verhaltnis 50 50 teilten Ristow zeichnete allein verantwortlich fur die Herausgabe der Zeitschrift den Inhalt die Schriftleitung und den Verlag Mendel war zustandig fur die Finanzierung des Projektes einschliesslich einer Haftung fur mogliche Verluste Diese Konstruktion diente dem personlichen Schutz der beteiligten Akteure vor einer moglichen Verfolgung durch die Gestapo Die Auflage betrug 100 000 Exemplare zum Einzelpreis von 0 15 RM Die Zahl der Leser soll ca 400 000 bis 500 000 betragen haben Diese relativ hohe Verbreitung ergab sich aus der personlichen Verteilung innerhalb der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Organisationen die von den Machthabern verboten waren Die Pflege eines Netzwerkes im Untergrund schuf eine Basis auf der nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiedergrundung der SPD und der Gewerkschaften aber auch ein Aufbau der Verfassungsorgane geschehen konnte So ubernahmen Personen die in der Redaktion mitgearbeitet hatten nach 1945 politische okonomische oder kulturelle Positionen Michael Freund Professor an der Universitat Kiel Rudolf Kustermeier Chefredakteur der Zeitung Die Welt bis 1950 und seit 1957 Israel Korrespondent der Deutschen Presse Agentur Friedrich Mandelkow Dezernent in der Stadtverwaltung Kiel bis 1952 Ludwig Preller Wirtschaftsminister im 1 Kabinett Hermann Ludemann in Schleswig Holstein August Rathmann Tatigkeiten in der Stahltreuhandervereinigung und in der Gesellschaft fur soziale Betriebspraxis Dusseldorf Otto Suhr Regierender Burgermeister von Berlin 1955 1957 Der Journalist Karl Rickers konnte in einem Ruckblick feststellen dass die Wochenzeitschrift ohne grossere Einflusse der Zensurbehorden geblieben war Erst ein Artikel zum Thema Die Zukunft des Krieges fuhrte im August 1935 zum Verbot der Zeitschrift Beilage BearbeitenKarl Rickers gewann seinen umfassenden Gesamteinblick in die Arbeitsweise des Herausgebers der Redaktion und des Vertriebes weil er die parallel erscheinende Beilage Kurze Pause redigierte 2 Das einzeln nicht verkaufliche Unterhaltungs Blatt erschien jeden Sonnabend zum Blick in die Zeit An der grafischen Gestaltung wirkten mit Grafiker Niels Brodersen Maler Gottfried Brockmann satirischer Zeichner Karl Holtz Grafiker Richard GruneTextbeitrage lieferte Hans Adam der spatere Direktor der Kieler Ingenieurschule Die Beilage Kurze Pause auch KP genannt wurde ebenfalls im August 1935 verboten Dokumentation BearbeitenNach 1945 hat es bislang einen nur geringen Dokumentationsumfang der Aktion Blick in die Zeit gegeben Erste Darstellungen gab es 1974 von den Autoren Michael Freund August Rathmann und Ludwig Preller in dem Erinnerungsbuch uber Andreas Gayk Sie berichteten als mitwirkende Redakteure uber ihre eigenen Tatigkeiten sowie uber das gesamte Konzept 1980 folgte ein Bericht von Henning Harmsen in der Badischen Zeitung unter dem Titel Widerstand mit Schere und Klebstoff In dem von der Friedrich Ebert Stiftung 1980 herausgegebenen Begleitband zur Ausstellung Widerstand 1933 bis 1945 Sozialdemokraten und Gewerkschaften gegen Hitler heisst es zur Wochenzeitschrift Blick in die Zeit Eine der eigenartigsten Erscheinungen des deutschen Widerstandes 3 Eine Reprintausgabe erschien 1988 Literatur BearbeitenMichael Freund Der Journalist In Jurgen Jensen und Karl Rickers Hrsg Andreas Gayk und seine Zeit 1893 1954 Erinnerungen an den Kieler Oberburgermeister Wachholtz Neumunster 1974 S 51 64 Ludwig Preller Ein entlarvender Pressespiegel Beispiele aus Blick in die Zeit von 1934 Ebenda S 69 74 August Rathmann Gegen den Nationalsozialismus Die Berliner Wochenzeitschrift Blick in die Zeit 1933 bis 1935 Ebenda S 65 68 A Ristow Hrsg Blick in die Zeit Pressestimmen des In und Auslandes zu Politik Wirtschaft und Kultur 1 bis 3 Jahrgang 1933 bis 1935 Drei Bande im Schuber Reprintausgabe mit einem Vorwort von Herta Mendel und einer Einfuhrung von Peter Losche und Michael Scholing Frankfurt Main 1988 Bund VerlagQuelle BearbeitenKurt Hermann Mendel Die Aktion Blick in die Zeit Onlinefassung PDF 3 4 MB Einzelnachweise Bearbeiten A Rathmann Gegen den Nationalsozialismus S 65f A Rathmann Gegen den Nationalsozialismus S 67 Zitiert nach K H Mendel Die Aktion Blick in die Zeit S 18 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blick in die Zeit amp oldid 226154692