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Biotenside sind Tensidemolekule mikrobieller Herkunft die auf der Basis von Pflanzenol und Zuckersubstraten hergestellt werden konnen Ebenso wie Tenside nicht mikrobieller Herkunft sind Biotenside amphiphil besitzen also sowohl einen hydrophoben als auch einen hydrophilen Molekulteil Dank dieses amphiphilen Charakters werden sie eingesetzt um Oberflachenspannungen oder Grenzflachenspannungen herabzusetzen Glycolipide stellen die grosste Gruppe der Biotenside dar Hier dargestellt ist die Struktur der Glycolipide sowie der Untergruppen Glycero und Sphingo Glycolipide als Zucker a D Glucopyranose Biotenside werden derzeit nur in sehr geringen Mengen produziert und eingesetzt da sie im Vergleich zu synthetischen Tensiden auf der Basis von Erdol wirtschaftlich nicht konkurrenzfahig sind 1 Ihre Kritische Mizellbildungskonzentration CMC ist jedoch technisch mit derjenigen konventioneller nichtionischer Tenside vergleichbar 2 Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Biotechnologische Herstellung von Biotensiden 3 Anwendungspotential von Biotensiden 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksEigenschaften BearbeitenOberflachenaktive Substanzen mikrobieller Herkunft konnen in chemisch unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden Dabei kommt den Glykolipiden den Lipopeptiden und Lipoaminosauren den Lipoproteinen und Lipopolysacchariden sowie den Phospholipiden Mono und Diglyceriden und Fettsauren besondere Bedeutung zu Die Glykolipide sind die am weitesten verbreitete Gruppe niedermolekularer Biotenside und konnen unterteilt werden in Rhamnoselipide Sophoroselipide Trehalose und andere mycolsaurehaltige Glycolipide Cellobiose und MannosylerythritollipideDer hydrophile Molekulkopf kann sowohl nicht ionischer als auch ionischer Natur sein Hierzu gehoren sowohl Mono Di und Polysaccharide als auch Carbonsaure Aminosaure und Peptidgruppen Der hydrophobe Molekulschwanz besteht normalerweise aus ungesattigten gesattigten oder hydroxylierten Fettsauren Biotechnologische Herstellung von Biotensiden Bearbeiten nbsp Pseudomonas aeruginosa als Hauptproduzent fur Rhamnolipide nbsp Strukturformel eines Rhamnolipids ohne Angaben zur Stereochemie in der Seitenkette Biotenside die mithilfe von Bakterien oder Pilzen hergestellt werden sind von grossem Interesse fur die Industrielle Biotechnologie Ein Vorteil gegenuber der petrochemischen Herstellung von Tensiden ist dass Biotenside auf Basis nachwachsender Rohstoffe z B Pflanzenole Zucker in Form von Dicksaft oder Melasse hergestellt werden konnen Ein hoher tensidischer Wirkungsgrad und gute biologische Abbaubarkeit sind weitere Grunde die fur die Anwendung von Biotensiden sprechen Bereits seit einiger Zeit ist die biotechnologische Herstellung von Biotensiden etabliert jedoch werden sie aufgrund der hohen Produktionskosten bisher nur in Nischenbereichen eingesetzt Dabei werden bsp Rhamnose Lipide Rhamnolipid vor allem von Pseudomonas aeruginosa Surfactin von Bacillus subtilis Emulsan von Acinetobacter calcoaceticus und Liposan von Candida lipolytica sowie Sophorose Lipid Sophorolipid von Torulopsis bombicola produziert Cellobiose Lipide konnen in Anwesenheit von Alkanen oder Triglyceriden von dem Maisbeulenbrand Ustilago maydis gebildet werden wahrend Corynomycolate und Trehalose Lipide durch Bakterien der Gattungen Corynebacterium und Arthrobacter produziert werden Besonders hohe Ausbeuten werden bei der Produktion von Sophorolipiden mit mehr als 400 g l Suspension erreicht wahrend bei den meisten anderen Biotensiden bis zu 110 mg l Suspension erreicht werden konnen 2 Die Prozessoptimierung ist ein Schwerpunkt aktueller biotechnologischer Forschung zu Biotensiden Durch die sehr guten Tensideigenschaften stellt sich vor allem auch das Problem des Schaumens Zwar existieren gute chemische Antischaummittel v a Silikonole diese konnen jedoch Einfluss auf die Produktqualitat nehmen In der aktuellen Forschung sind deshalb Alternativen im Test wie etwa die mechanische Schaumzerstorung 3 Einige Biotensid produzierende Organismen wie beispielsweise Pseudomonas aeruginosa der einzige Produzent signifikanter Rhamnolipidmengen 1 sind opportunistische Krankheitserreger und werden daher als potenziell gefahrliche Mikroorganismen eingestuft Der Umgang mit ihnen ist an entsprechende technische Massnahmen gekoppelt und sehr aufwandig alternative Produzenten befinden sich in der Erforschung 1 Das Surfactin des Bacillus subtilis besitzt sehr gute Tensideigenschaften aufgrund seiner haemolytischen Wirkung wird es allerdings nicht angewendet 2 Anwendungspotential von Biotensiden BearbeitenDie Anwendung von Biotensiden umspannt im Grundlegenden die Anwendungsbereiche chemisch synthetisierter Tenside Aufgrund der potentiell besseren biologischen Abbaubarkeit der Biotenside konnen zusatzlich spezielle umweltrelevante Anwendungsgebiete erschlossen werden welche nicht fur chemisch synthetisierte Tenside moglich sind Entsprechende Anwendungsbereiche fur Biotenside sind bsp Nutzungen im Bereich der Bioremediation oder Umweltsanierung z B nach grosseren Olkatastrophen Behandlung mit Trehalosedicorynomycolat und der Tertiaren Erdolforderung Enhanced Oil Recovery Die Hauptanwendungen entsprechen allerdings denen synthetischer Tenside in Haushalts und Reinigungsprodukten Kosmetik Medizin in der Lebensmittelverfahrenstechnik und in der Landwirtschaft und dem Pflanzenschutz in denen auch Tenside aus der oleochemischen Produktion direkte chemische Umsetzung von Pflanzenolen eingesetzt werden Vor allem Rhamnolipide finden Anwendungen in Haushaltsreinigern Henkel Ecover Sophorolipide werden vor allem in Japan in Hautcremes eingesetzt 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c R Hausmann B Hormann M M Muller V Walter C Syldatk Herstellung mikrobieller Rhamnolipide Abstract zum Vortrag auf der ProcessNet Jahrestagung 27 Jahrestagung der Biotechnologen veroffentlicht in CIT Chemie Ingenieur Technik Band 81 Nr 8 2009 S 1212 a b c d Rolf D Schmid Taschenatlas der Biotechnologie und Gentechnik 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 2006 ISBN 3 527 31310 9 S 58 59 F Leitermann Biotechnologische Herstellung mikrobieller Rhamnolipide Universitat Karlsruhe TH Karlsruhe 2008 Literatur BearbeitenS Lang W Trowitzsch Kienast Biotenside B G Teubner Stuttgart Leipzig Wiesbaden 2002 ISBN 3 519 03615 0 G Georgiou S C Lin u a Surface Active Compounds from Microorganisms In Bio Technology Band 10 Nr 1 1992 S 60 65 F Leitermann Biotechnologische Herstellung mikrobieller Rhamnolipide Universitat Karlsruhe TH Karlsruhe 2008 ISBN 978 3 86644 277 1 S C Lin Bisurfactants Recent Advances In J Chem Tech Biotechnol 66 1996 S 109 120 Weblinks BearbeitenKarlsruher Institut fur Technologie Prozessentwicklung zur Produktion von Biotensiden Projekt Memento vom 15 Juni 2010 im Internet Archive Andrea Hoferichter Kleine Helfer fur umweltfreundliche Waschmittel In Berliner Zeitung 26 April 2007 abgerufen am 14 Juni 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biotenside amp oldid 219395078