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Berliner Strassenszene ist der Titel eines Gemaldes aus dem Zyklus der Strassenszenen des expressionistischen Malers Ernst Ludwig Kirchner aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bis 1915 Die Reihe stellt Kokotten mit ihren Freiern dar dieses Bild ist 1913 in Berlin entstanden Die Serie gilt als eines der bedeutendsten Werke des Expressionismus 1 Nach einem Restitutionsverfahren befindet sich das Bild seit 2006 in der New Yorker Neuen Galerie Berliner StrassenszeneErnst Ludwig Kirchner 1913Ol auf Leinwand121 95 cmNeue Galerie New York New York CityVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Interpretation und Rezeption 3 Causa Kirchner 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenBildbeschreibung BearbeitenDas Bild ist in der Technik Olmalerei auf Leinwand ausgefuhrt Es hat die Masse 121 95 cm Zur Provenienz des Bildes siehe Causa Kirchner Im Bildvordergrund erkennt der Betrachter zwei Freier in Vorder und Ruckenansicht Als Modell fur die Freier diente oft der Kunstlerfreund Kirchners Otto Mueller Es ist aber auch moglich dass Kirchner versuchte sich selbst darzustellen Die zwei Kokotten stellen die Schwestern Erna und Gerda Schilling dar Die Frauen sind in betont auffallender und farbiger Kleidung mit aufwendigen Spitzenkragen und hochmodischen Huten dargestellt Sie treten vor dem Hintergrund einer gedrangt vollen Strasse auf Sie blicken die beiden Manner im Vordergrund herausfordernd an Die Freier reagieren hierauf mit betonten Wegsehen oder Zuwendung des Kopfes Im Hintergrund ist ein Menschengedrange eine Pferdedroschke und das Schild der Strassenbahnlinie 15 zu erkennen die uber Hallesches Tor Anhalter Bahnhof Potsdamer Bahnhof und Brandenburger Tor direkt durch das Zentrum Berlins verkehrte Nach Ansicht des amerikanischen Kunsthistorikers Donald E Gordon dem Herausgeber des kommentierten Kirchner Werkverzeichnisses handelt es sich um eine zweispannige Pferdebahn 2 Der Ausschnitts und Momentcharakter des Werkes wird durch die angeschnittenen Vordergrundfiguren der Manner betont Der rechts stehende Mann blickt aus dem Bild heraus als wolle er den Betrachter auf das Bildgeschehen aufmerksam machen 3 Donald E Gordon vermutet dass es sich bei den beiden mannlichen Passanten mit Hut im Vordergrund des Gemaldes um ein und dieselbe Person handelt die Kirchner in zwei verschiedenen Bewegungsstadien dargestellt hat was auf den Einfluss des Futurismus auf Kirchner hinweist und einen stroboskopischen Effekt erzeugt Er verwandte wie in den anderen Strassenszenen Architekturelemente um den Grossstadtcharakter darzustellen Hier wurden sie allerdings auf zwei spitzbogige Hauseingange im oberen Bildhintergrund beschrankt In fruheren Bildern ordnete er die Fusse der Figuren in der Form einer Raute an hier sind es nur die Kopfe der vier Hauptpersonen Kirchner schrieb dazu dass aus dieser geometrischen Grundform Leben und Bewegung wird er schrieb auch dass zum Entstehen dieses Bildes die Erregung als auch der Verstand notwendig waren 4 Interpretation und Rezeption BearbeitenIm Bild sind Einflusse der italienischen Futuristen zu erkennen wie die Schnelligkeit und Dynamik in der Arbeit Die eckige Formsprache ist dem Kubismus angelehnt Auf den Futurismus aufmerksam wurde der Kunstler durch eine Ausstellung in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm die vom 12 April bis zum 21 Mai 1912 stattfand Kirchner selbst lebte einen bewusst bohemenhaften Lebensstil in dem die Ubergange zwischen Vergnugung wie Variete Tingeltangel und Prostitution fliessend waren 5 Kirchner notierte Sie die Strassenszenen entstanden in den Jahren 11 14 in einer der einsamsten Zeiten meines Lebens in der mich qualvolle Unruhe Tag und Nacht immer wieder hinaustrieb in die langen Strassen voller Menschen und Wagen Ahnlich wie viele expressionistische Dichter beschaftigte sich auch Kirchner intensiv mit dem Thema Prostitution und dem Verhaltnis der Prostituierten zu den Freiern Er versuchte aber nicht mit seinen Bildern Sozialkritik zu uben sondern verarbeitete seine Vorstellung von einem neuen unabhangigen Frauentyp In diesen Frauen sahen die Kunstler des Expressionismus die typischen Vertreterinnen des Grossstadtlebens und als abseits des burgerlichen Lebens am Rand der Gesellschaft existierende Menschen die attraktiv als Thema fur ihre Arbeiten waren die teilweise uber die Erotik hinaus bis zur Pornografie reichten 5 6 Causa Kirchner Bearbeiten Hauptartikel Causa Kirchner Im Jahre 2006 verlangte Anita Halpin die Enkelin des judischen Kunstsammler Ehepaars Alfred Hess und Thekla Hess geb Pauson die Herausgabe des aus der Sammlung Alfred amp Thekla Hess stammenden Gemaldes welches davor im Brucke Museum Berlin ausgestellt war Der Herausgabe wurde vom Kultursenat stattgegeben Danach wurde das Bild im Auktionshaus Christie s fur 30 Millionen Euro versteigert und ging dann vom Privateigentum Ronald Lauder und Serge Sabarsky in den Bestand der Neue Galerie in New York uber Die rechtliche Grundlage der Ruckgabe war die 1998 von Deutschland unterzeichnete Washingtoner Erklarung in der sich Deutschland verpflichtete in der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmte Gemalde an die rechtmassigen Erben zuruckzugeben 7 Die offentliche Reaktion auf die Herausgabe war sehr negativ Es wurde generell angezweifelt dass die Witwe von Alfred Hess das Gemalde aus Zwang verkauft hat Die Familie war nach der Weltwirtschaftskrise 1929 in finanzielle Not geraten und deswegen wurde der Verkauf von vielen als Reaktion auf die Anderung der finanziellen Lage interpretiert Jedoch sind die Umstande uber den Verkauf nicht endgultig geklart Thekla Hess hatte das Gemalde an den Kolner Kunstverein 1936 ubersendet Dort wurde es unter ungeklarten Umstanden an den Kunstsammler Carl Hagemann verkauft Es wurde trotzdem von vielen angezweifelt dass die Washingtoner Erklarung hier greift Der Verkauf hatte nichts mit der Verfolgung von Juden zu tun gehabt Ausserdem soll die Washingtoner Erklarung nicht rechtsbindend gewesen sein und die Herausgabe nicht einklagbar gewesen sein weswegen ein Zwang dazu nicht bestanden hatte Es wurden Anzeigen gegen Berliner Politiker wegen Untreue gestellt die mit der Herausgabe verbunden waren Jedoch weigerte sich die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren aufzunehmen weil sie eine Strafbarkeit nicht als gegeben ansah 8 Der Forderkreis des Berliner Brucke Museums bezeichnet den Vorgang bis heute als Skandal und verlangt die Ruckgabe des Gemaldes 9 Literatur BearbeitenMagdalena M Moeller Ernst Ludwig Kirchner Die Strassenszenen 1913 1915 Hirmer Munchen 1993 ISBN 3 7774 6190 3Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten vgl Magdalena M Moeller Ernst Ludwig Kirchner Die Strassenszenen 1913 1915 Munchen 1993 Eine fragliche Beschreibung denn in der Zeit als das Bild entstand gab es in Berlin keine Pferdebahnen mehr Piper Galerie Ernst Ludwig Kirchner Grossstadtbilder R Piper amp Co Verlag Munchen Kempten 1979 ISBN 3 492 02501 3 S 15 Donald E Gordon Ernst Ludwig Kirchner Mit einem kritischen Katalog samtlicher Gemalde Prestel Verlag Munchen 1968 S 97 f a b Kirchners Berliner Strassenszene In Die Welt WeltN24 GmbH 4 Mai 2007 abgerufen am 1 Oktober 2016 Magdalena M Moeller Ernst Ludwig Kirchner Die Strassenszenen 1913 1915 Hirmer Munchen 1993 ISBN 3 7774 6190 3 S 21 ff Pressemitteilung der Senatsverwaltung fur Wissenschaft Forschung und Kultur vom 17 August 2006 artnet de PDF 38 kB abgerufen am 8 Mai 2009 Spiegel online 30 Mai 2007 Presseerklarung des Forderkreises Brucke Museum vom 13 Marz 2008 fkbm org beide abgerufen am 8 Mai 2009 Frankfurter Rundschau 1 August 2008 Berliner Strassenszenen in New York eingesehen am 27 Dezember 2019 Normdaten Werk GND 7583531 9 lobid OGND AKS LCCN n2009005893 VIAF 179195877 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Strassenszene amp oldid 238254740