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Bedrich Loewenstein 20 Juni 1929 in Prag 11 Mai 2017 in Berlin war ein deutsch tschechischer Historiker Er lehrte von 1979 bis 2004 als Professor fur Neuere Europaische Geschichte am Friedrich Meinecke Institut der Freien Universitat Berlin Thematisch befasste er sich vor allem mit der burgerlichen Gesellschaft Nationalismus Ideengeschichte sowie der Wirtschafts und Soziallehre des 18 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenBedrich Loewenstein war der Sohn eines deutsch judischen Prager Augenarztes und einer tschechischen Mutter Er musste das Gymnasium wegen der nationalsozialistischen Rassegesetze mit vierzehn Jahren verlassen und wahrend der deutschen Okkupation in einer Fabrik arbeiten Im Jahr 1949 konnte er das Abitur nachholen Die kommunistische Administration verweigerte ihm das Studium Er leistete seinen Wehrdienst ab und musste sich als Bauarbeiter durchschlagen Erst im Jahr 1953 wurde er zum Studium der Philosophie und Geschichte aufgenommen Das Studium schloss er 1956 ab In den 1960er Jahren war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Historischen Instituts der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften CSAV und dort fur deutsche Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts zustandig Er zahlte in den 1960er Jahren zu den Wegbereitern des Prager Fruhlings Nach dessen Unterdruckung wurde er im Jahr 1969 aus der CSAV ausgeschlossen und mit einem Berufsverbot belegt Er verfasste daraufhin Essays zu Themen der europaischen Zivilisation Einige dieser Texte erschienen 1973 in Hamburg mit einem Vorwort von Golo Mann 1 Seinen Lebensunterhalt verdiente er in den kommenden Jahren durch Ubersetzungstatigkeiten fur die deutsche Botschaft Kleinere Texte schmuggelte er mit Hilfe des Kurierdienstes der deutschen Botschaft aus dem Land und veroffentlichte sie unter Pseudonym in westdeutschen Zeitungen unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Die westdeutsche Offentlichkeit erhielt dadurch Einblicke in den Sozialismus hinter der politischen Fassade 2 Er lehrte als Nachfolger von Reinhard Rurup von 1979 bis zu seiner Pensionierung 1994 am Friedrich Meinecke Institut in Berlin auf einer Professur fur neuere europaische Geschichte Mit Annahme der Berufung wurde er 1979 von der Tschechoslowakei ausgeburgert Seine Arbeitsschwerpunkte waren die burgerliche Gesellschaft und der Nationalismus in Europa die Ideengeschichte im engen Kontext mit Staat und Gesellschaft im Mittelpunkt sowie Wirtschafts und Soziallehren des 18 Jahrhunderts In Deutschland wurde er besonders mit seinen Darstellungen zur europaischen Moderne und Ideengeschichte bekannt In der Tschechoslowakei galt er als Experte der deutschen Geschichte Seine 1968 veroffentlichte Biographie zu Otto von Bismarck wurde auf dem tschechischen Markt zu einem Erfolg Er organisierte noch unmittelbar nach dem Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei 1968 eine von renommierten Historikern besuchte internationale Tagung uber Faschismus und Europa In seinen letzten Lebensjahren verfasste er eine biographische Annaherung uber seinen 2005 verstorbenen Freund Kurt Sontheimer Mit seiner Darstellung Der Fortschrittsglaube Geschichte einer europaischen Idee veroffentlichte er einen Abriss des europaischen Geschichtsdenkens von der Antike bis ins 20 Jahrhundert 3 Er wurde mit der Palacky Medaille und von der Karls Universitat mit der Silbermedaille geehrt Bedrich Loewenstein war mit der 1931 geborenen Schriftstellerin Marie Loewenstein Stryjova verheiratet die sich 1977 das Leben nahm 4 Schriften BearbeitenMonographien Der Fortschrittsglaube Geschichte einer europaischen Idee V amp R Unipress Gottingen 2009 ISBN 978 3 89971 521 7 Problemfelder der Moderne Elemente politischer Kultur Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1990 ISBN 3 534 11282 2 Kurt Sontheimers Republik V amp R Unipress Gottingen 2013 ISBN 978 3 8471 0034 8 Literatur BearbeitenBernd Ulrich Bedrich W Loewenstein 1929 2017 In Historische Zeitschrift Bd 306 2018 S 721 727 abgerufen uber De Gruyter Online Tomas Hermann Central European historian Bedrich Loewenstein In Soudobe dejiny Bd 25 2018 S 13 22 online Bedrich Loewenstein Auf der Suche nach burgerlicher Gesellschaft Zwischen Schrumpfburgertum und theoretischer Besinnung In Manfred Hettling Bernd Ulrich Hrsg Burgertum nach 1945 Hamburger Edition Hamburg 2005 ISBN 3 936096 50 3 S 61 84 autobiographisch Weblinks BearbeitenLiteratur und andere Medien von und uber Bedrich Loewenstein im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Literatur von und uber Bedrich Loewenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bernd Sosemann Bedrich Loewenstein in memoriam Nachruf der Freien Universitat Berlin 26 Juni 2017 Martin Schulze Wessel Prof Dr Bedrich Loewenstein verstorben 1929 2017 Nachruf des Collegium Carolinum Anmerkungen Bearbeiten Bedrich Loewenstein Pladoyer fur die Zivilisation Hamburg 1973 Bernd Ulrich Bedrich W Loewenstein 1929 2017 In Historische Zeitschrift Bd 306 2018 S 721 727 hier S 724 Vgl dazu die Besprechung von Wolfgang Hardtwig in H Soz Kult 24 Februar 2012 online Golo Mann Briefe 1932 1992 Herausgegeben von Tilmann Lahme und Kathrin Lussi Gottingen 2006 S 416 Normdaten Person GND 117169234 lobid OGND AKS LCCN n88076392 VIAF 109884574 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Loewenstein BedrichKURZBESCHREIBUNG deutsch tschechischer HistorikerGEBURTSDATUM 20 Juni 1929GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 11 Mai 2017STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bedrich Loewenstein amp oldid 223069907