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Das sogenannte Welpersche Badehaus auf der Museumsinsel in Berlin war eine private Badeanstalt die von etwa 1805 bis 1865 bestand Ihr Bau war von dem Berliner Stadtphysikus und Geheimen Obermedizinalrat Dr Georg Adolph Welper 1762 1842 initiiert worden der damit zum Begrunder des neuzeitlichen Badewesens in Berlin wurde Das Welpersche Badehaus lag auf der Berliner Museumsinsel an der Friedrichsbrucke Grafik von Friedrich August Calau nach 1804 Inhaltsverzeichnis 1 Georg Adolph Welper 2 Das Badeschiff 3 Das Badehaus auf der Museumsinsel 4 Baubeschreibung 5 Badeleben und Service des Badehauses 6 Vorbild fur andere Badehauser 7 Abriss in den 1870er Jahren 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeorg Adolph Welper BearbeitenGeorg Adolph Welper 1 Mai 1762 in Kandern Baden 29 Mai 1842 in Berlin liess sich nach dem Medizinstudium an der Universitat Jena in Berlin nieder Er wurde 1803 Ober Medizinalrat und Stadtphysikus 1810 Geheimer Ober Medizinalrat 1840 ging er in den Ruhestand Das Badeschiff Bearbeiten nbsp Das Welpersche Badeschiff lag in der Nahe der Langen Brucke in der Spree vor Anker Unbekannter Grafiker 1802Um 1800 gab es in Deutschland nur wenige private Bader die auch Duschen oder Raumlichkeiten fur Dampfbader besassen Grosse Badeanstalten wie etwa das Pariser Vauxhall Badhaus oder das Wiener Dianabad bestanden nirgends Der Berliner Arzt Georg Adolph Welper der von den Wohltaten des Schwimmens und des grundlichen Waschens uberzeugt war leistete deshalb Pionierarbeit als er 1802 ein schwimmendes Badehaus im klassischen Stil in Berlin an der Langen Brucke in der Spree vor Anker gehen liess um auch dem Badebedurfnis des Durchschnittsberliners der sich Reisen zu entfernten mondanen Badeorten nicht erlauben konnte entgegenzukommen Durch allerhochste Kabinettsordre vom 2 Oktober 1801 war Welper genehmigt worden eine solche schwimmende Badeanstalt in Form eines Badeschiffs an der Spree zwischen Lange Brucke und den Muhlen am Ende der Burgstrasse einzurichten Das Badeschiff war in der Mitte nach unten offen und nicht als geschlossenes Bassin konstruiert so dass sich die Badenden direkt im Spreewasser befanden In der Mitte waren Badezellen installiert Diese waren auf den Breit und Schmalseiten des Schiffes durch einen Umgang verbunden den zum Wasser hin dorisch ionische Saulen schmuckten Die Baderaume waren in vier Klassen eingeteilt Die erste Klasse bot den Luxus von Papiertapeten und gemalten Decken Lampen aus Alabaster und bis zum Boden reichenden Spiegeln In einzelnen Kabinen waren auch Wannenbader mit warmem Wasser moglich 1 Das Badehaus auf der Museumsinsel Bearbeiten nbsp Das Welpersche Badehaus lag auf der Berliner Museumsinsel an der Friedrichsbrucke Ausschnitt aus dem Stadtplan von Selter 1846 nbsp Blick von der Berliner Alten Borse am Lustgarten auf das Welpersche Badehaus Mitte Links davon ist das alte Orangerie Haus zu sehen das seit 1749 als Packhof diente Graphik von Laurens und Dietrich nach einer Vorlage von Friedrich August Calau 1830 nbsp Blick auf die Friedrichsbrucke und das Welpersche Badehaus vom ostlichen Spreeufer aus Grafik von A Schmidt 1835Nach dem Erfolg des Badeschiffs wurde einige Zeit danach von Welper eine grossere Badeanstalt auf dem festen Land an der Friedrichsbrucke auf der spater als Museumsinsel bezeichneten Spreeinsel nordlich des Berliner Lustgartens eingerichtet Dafur liess Welper ein an dieser Stelle wie die alten Stadtplane zeigen bereits bestehendes Haus von dem Architekten Ludwig Catel der aus einer Hugenotten Familie stammte umbauen Das Welpersche Badehaus lag direkt an der Spree neben der Friedrichsbrucke Baubeschreibung BearbeitenDie gesamte Anlage bestand aus einem Haupt und einem daneben befindlichen gesonderten Nebengebaude Beide Gebaude waren massiv gebaut und mit einem Zinkdach gedeckt Das Hauptgebaude war im ionischen Stil mit Saulen verziert Am vorderen Giebel des Hauptgebaudes uber dem mit vier ionischen Saulen eingeschlossenen Bogenfenster stand die werbende Inschrift in balneis salus Baden ist gesund Eine frei liegende Treppe am Ende des Gebaudes fuhrte zwischen zwei ionischen Wandsaulen zum Eingang und in einen mit Blumen geschmuckten Korridor aus welchem man in einen kleinen Garten zwischen der Spree und dem Hause weitergehen konnte Vom Korridor nach rechts trat man in das Gesellschaftszimmer wo der Besucher die Karte zu dem bestimmten Bad in Empfang nehmen konnte Das Hauptgebaude bestand aus einem Keller und zwei oberirdischen Geschossen Das Nebengebaude das wie alte Stiche zeigen zunachst eingeschossig war erhielt spater zwei weitere Geschosse Badeleben und Service des Badehauses BearbeitenDas Welpersche Badehaus bot seinen Kunden Bader verschiedener Art an darunter auch russische Dampfbader 2 Zu diesen Badern wurde einfaches Spreewasser verwendet Die Bader der Manner waren im ersten und die der Frauen im zweiten Geschoss untergebracht im Kellergeschoss befanden sich die Bader der vierten Klasse Nach diesen verschiedenen Klassen richteten sich auch die damit verbundenen Bequemlichkeiten so wie die in den Zimmern herrschende Eleganz der Mobel wie der Sofas Spiegel usw Desgleichen waren die Badewannen erster Klasse aus glasiertem Ton aus der Berliner Feilnerschen Ofenfabrik die der zweiten Klasse waren aus Zink die der ubrigen Preisklassen von schlichtem Holz In jedem der beiden obern Geschosse befanden sich elf Bader im unteren aber zwolf Im untern Geschoss waren drei Bader ausschliesslich fur die Armen bestimmt welche unentgeltlich benutzt werden durften Im Nebengebaude befanden sich vier Schwefelbader ein Schwefeldampfbad und Wasserdampfbader Samtliche Zimmer der beiden Geschosse des Hauptgebaudes waren tapeziert sie wurden im Winter durch die im Souterrain befindliche Dampfmaschine auf eine angenehme und gleichmassige Art erwarmt die Warme verbreitete sich durch das Innere der ganzen Anstalt Dies war in anderen spater entstandenen Anstalten nicht immer der Fall Besonders angenehm war es fur den Besucher dass nicht nur jedes Geschoss sondern auch jede Seite desselben nach Willkur mehr oder weniger erwarmt werden konnte Sowohl fur die Damen als auch fur die Herren war jeweils ein Eintrittszimmer vorhanden in dem Erfrischungen genossen werden konnten Der kleine Garten an der Spree diente zum Spazierengehen vor oder nach dem Bad Unter dem Dache des Hauptgebaudes befanden sich zwei grosse Wasserbehalter fur das aus der Spree heraufgepumpte Wasser Hierfur waren Rohren unter dem Bett des Flusses entlang bis unter den dritten Bogen der Friedrichsbrucke in den Hauptstrom gefuhrt worden Personen mit zweifelhaftem Ruf war es untersagt das Haus zu betreten und Bader zu nehmen 3 Vorbild fur andere Badehauser BearbeitenDas Welpersche Badehaus an der Friedrichsbrucke wurde zum Vorbild fur andere Einrichtungen der gleichen Art in Berlin Bald gab es in fast allen Theilen der Stadt dergleichen Anstalten zu einfachen und kunstlichen Wannen Badern und sodann auch zu russischen Dampfbadern 4 So durften diejenigen Einwohner Berlins die sich die Eintrittspreise leisten konnten ausser im Welperschen Badehaus an der Friedrichsbrucke sich bald auch in Pochhammers Mariannenbad im Carlsbad oder im Albertinenbad reinigen oder sich in den Neanderschen Schlammbadern verwohnen lassen Die meisten der etwa 265 000 Berliner jener Zeit mussten allerdings wie die grosse Mehrheit der Bewohner anderer deutscher Stadte mit der einfachen Waschschussel auskommen 2 Abriss in den 1870er Jahren Bearbeiten nbsp Das Welpersche Badehaus 1865 links das aufgestockte Nebengebaude rechts das Hauptgebaude Fotografie von Friedrich Albert SchwartzDas Welpersche Badehaus an der Cantianstrasse auf der Museumsinsel wurde 1871 oder wenig spater abgerissen da das Gelande fur den Bau der spreeseitigen Kolonnaden benotigt wurde Literatur BearbeitenW Mila Berlin oder Geschichte des Ursprungs der allmahligen Entwickelung und des jetzigen Zustandes dieser Hauptstadt Nicolaische Buchhandlung Berlin und Stettin 1829 J D Rumpf Berlin und Potsdam Eine Beschreibung aller Merkwurdigkeiten dieser Stadte und ihrer Umgebungen 5 Auflage Berlin 1833 J Welke R Steeg Geschichte der Spreebader PDF Datei Udo Wiesmann Historische Impressionen bei einer Spreefahrt durch Berlin Acatech Materialien Nr 2 Wasserhistorische Schifffahrt am 16 November 2009 acatech Projekt Georessource Wasser Herausforderung Globaler Wandel PDF Datei Weblinks BearbeitenSpreeufer im Nikolaiviertel Burgstrasse auf den Seiten des Vereins fur die Geschichte Berlins e V Einzelnachweise Bearbeiten Horst Wagner Das Welpersche Badeschiff wird genehmigt 2 Oktober 1802 In Berlinische Monatsschrift 10 1997 S 84 f a b Mila S 474 ff Die Beschreibung folgt der Darstellung bei J D F Rumpf Berlin und Potsdam Eine Beschreibung aller Merkwurdigkeiten dieser Stadte und ihrer Umgebungen 5 Auflage Berlin 1833 Zedlitz zitiert bei Rahel Levin Varnhagen Familienbriefe Verlag C H Beck Munchen 2009 Dort Anmerkung Nr 93 S 1359 Vgl auch dort Brief von Marcus Theodor an Rahel Varnhagen vom 4 Mai 1819 S 881 52 520555555556 13 399444444444 Koordinaten 52 31 14 N 13 23 58 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Badehaus Museumsinsel amp oldid 209424592