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Als Burgerprotest bezeichnet man eine Unmutsausserung eines Teils der Einwohnerschaft einer Gemeinde oder eines Stadtviertels gegen eine politische oder verwaltungstechnische Entscheidung ihrer gewahlten Volksvertreter oder ortlichen Verwaltung Der Burgerprotest ist in demokratischen Staatsformen ein Burgerrecht Der Burgerprotest entsteht oftmals spontan durch ein subjektiv annahernd zeitgleich empfundenes Unrechtsgefuhl einer Gruppe von Burgern Inhaltsverzeichnis 1 Formen 2 Geschichte 3 Anlasse 4 Motive 5 Soziologische Zusammensetzung 6 EinzelnachweiseFormen BearbeitenDie Protestformen sind je nach Anlass unterschiedlich stark ausgepragt und bedienen sich unterschiedlicher Mittel spontane Versammlung von Betroffenen Einwohnern Strassendemonstration offentliche Kundgebung Blockade von offentlichen Einrichtungen z B Sitzblockade Unterschriftensammlung Volksbegehren Volksentscheid Streik Medienwirksame Aktionen wie Plakataktionen Internetblockaden Extremformen Hungerstreik Selbstverbrennung Flashmob Guerilla MarketingGeschichte BearbeitenDer Burgerprotest ging mit der Entstehung moderner demokratischer Staaten einher in denen die Burgerschaft ihre Vertreter frei wahlen konnten Heute werden Burgerproteste von den politischen Amtstragern teilweise einkalkuliert oder sogar als Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Entscheidungen benutzt siehe z B Burgerbegehren zur Waldschlosschenbrucke in Dresden und Burgerbefragung zum Bau des Landtags Stadtschlosses in Potsdam Sehen sich die Burger durch einen Verwaltungsakt in ihren Grundrechten beeintrachtigt nehmen sie gelegentlich auch gerichtliche Hilfe in Anspruch wie bei der Planung zum Flughafen Berlin Brandenburg geschehen Anlasse BearbeitenPlanungsverfahren und Entscheidungen der Verwaltung einer Gemeinde zur stadtebaulichen Neuordnung Genehmigung umstrittener Bauvorhaben Gefahrguttransporte durch Wohngebiete Atommulltransporte als ungerecht empfundene Belastungen der Burger durch Politik oder Verwaltung als Storung des sozialen Friedens empfundene Entscheidungen der PolitikMotive BearbeitenLaut Franz Walter u a 1 verbindet die Teilnehmer an Burgerprotesten ein gemeinsames Misstrauen gegenuber der Parteipolitik Bei Protestierenden die der Kirche nahestehen gibt es klare mit ihrer religiosen Konfession korrelierende Unterschiede in den individuellen Motiven Protestanten handeln nach eigener Einschatzung aus einem Verantwortungsgefuhl das sie dazu veranlasst Dinge nicht unwidersprochen zu lassen Katholische Demonstranten betonen dagegen die Bewahrung der Schopfung welche sie antreibt Der Rechtsanwalt und Autor Helmar Lang 2 weist explizit darauf hin dass Protestbundnisse als eigenstandige Kommunikationssysteme begriffen werden und nicht nur als Verbund protestierender Personen Dementsprechend wird Burgerprotest als politisches Thema behandelt mit dem Akzent nicht auf Burger sondern auf Protest Soziologische Zusammensetzung BearbeitenIn Deutschland stellen laut Franz Walter u a 1 gut verdienende Akademiker den grossten Anteil der Protestierenden Unter ihnen befinden sich auffallig viele Hausmanner Teilzeitangestellte Freiberufler Schuler Pastoren und Lehrer sowie besonders viele Vorruhestandler Rentner und Pensionare Entsprechend bilden die 56 bis 65 Jahrigen die altersmassig grosste Gruppe unter den Protestierenden Auch die 65 bis 75 Jahrigen sind relativ stark vertreten Gemeinsam ist diesen Gruppen dass sie uber ausreichend Zeit verfugen beziehungsweise sich diese relativ frei einteilen konnen um sich an Protestveranstaltungen zu beteiligen Relativ gering ist dagegen der Anteil der 25 bis 35 Jahrigen beziehungsweise der jungen Eltern und Berufsanfanger Insgesamt bilden Manner mit 70 Prozent den Lowenanteil der Protestierenden Im Norden und Sudwesten Deutschlands rekrutieren sich die Protestierenden vorwiegend aus dem Lager der Konfessionslosen Einzelnachweise Bearbeiten a b Stine Marg Franz Walter Hrsg Die neue Macht der Burger Was motiviert Protestbewegungen Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2013 ISBN 978 3 498 07254 4 Helmar Lang Burgerprotest aber mit System Magenta Verlag Krefeld 2012 ISBN 978 3 944 29900 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerprotest amp oldid 198295685