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Der Burgerkrieg in Sierra Leone dauerte von 1991 bis 2002 Hierbei kampfte die Revolutionary United Front gefuhrt von Foday Sankoh und unterstutzt von dem liberianischen Kriegsherrn und spateren Staatsprasidenten Charles Taylor gegen die wechselnden Regierungen des Landes Eine wesentliche Rolle in dem Konflikt spielten die Diamantenvorkommen Sierra Leones Burgerkrieg in Sierra LeoneKarte von Sierra LeoneDatum 1991 bis 2002Ort Sierra LeoneAusgang Sieg der RegierungKonfliktparteienSierra Leone Sierra Leone RSLAF Civil Defence Forces z B Kamajors Vereinigtes Konigreich Vereinigtes KonigreichExecutive OutcomesECOMOGUnterstutzt von Guinea a Guinea Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Vereinte Nationen UNAMSIL RUFAFRCWest Side BoysLiberia Liberia NPFLUnterstutzt von Libyen Libyen Burkina Faso Burkina FasoBefehlshaberSierra Leone Joseph Saidu MomohSierra Leone Julius Maada BioSierra Leone Ahmad Tejan KabbahSierra Leone Samuel Hinga NormanSierra Leone Yahya KanuSierra Leone Valentine StrasserSierra Leone Solomon MusaSierra Leone Moinina FofanaSierra Leone Allieu KondewaVereinigtes Konigreich David J RichardsVereinigtes Konigreich Tony BlairVereinte Nationen Vijay JetleyVereinte Nationen Daniel Opande Foday Sankoh Sam Bockarie Issa Sesay Augustine GbaoSierra Leone Johnny Paul KoromaLiberia Charles TaylorTruppenstarkeSierra Leone Sierra Leone 4000 ECOMOG 700 Vereinte Nationen UNAMSIL 6000 20 000 Im Burgerkrieg zerstorte Schule Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Vorgeschichte 2 Verlauf 2 1 1991 1995 Anfange des Krieges 2 2 1996 Weiterer Putsch und Wahlen 2 3 Ab 1997 Eingreifen der ECOWAS 2 4 1999 2002 Internationale Hilfe und Kriegsende 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Filme 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund und Vorgeschichte Bearbeiten nbsp Diamantensuche in Sierra LeoneSierra Leone ist reich an Diamanten Seit der Unabhangigkeit 1961 befand sich die Macht in den Handen weniger die exklusiv von dem Diamantenreichtum profitierten und die Bevolkerungsmehrheit kaum daran teilhaben liessen Korruption und Misswirtschaft waren verbreitet Sierra Leone zahlte zu den armsten Landern der Welt Mehrere Militarputsche trugen weiter dazu bei das Vertrauen in die Regierung zu verringern 1989 brach im benachbarten Liberia der liberianische Burgerkrieg aus in dem verschiedene Kriegsparteien um Macht und um naturliche Ressourcen kampften Einer der Kriegsherren in Liberia Charles Taylor unterstutzte ab 1991 den Sierra Leoner Foday Sankoh und dessen Rebellenorganisation Revolutionary United Front RUF dabei im Osten des Landes an der liberianischen Grenze einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung zu beginnen Wesentliches Motiv fur Taylor war hierbei uber die RUF die Kontrolle uber die sierra leonischen Diamantenminen zu erlangen und durch den Handel mit Blutdiamanten seinen eigenen Krieg zu finanzieren Die RUF selbst kampfte aus Unzufriedenheit mit der Regierung und aus Machthunger Sie verfolgte das Ziel die Regierung zu sturzen doch machte sie nie wirklich deutlich durch was fur eine Regierung sie diese ersetzen wollte Viele Kampfer der RUF waren junge Manner ohne Perspektiven die sich von den Rebellen anheuern liessen oder auch Kindersoldaten die verschleppt und zum Kampfen gezwungen wurden Verlauf Bearbeiten1991 1995 Anfange des Krieges Bearbeiten Die regulare sierra leonische Armee konnte der RUF zunachst wenig entgegensetzen da sie geschwacht worden war um keinen inneren Machtfaktor darzustellen und die Gefahr eines Militarputsches zu verringern In der Folge konnten die Rebellen mehrere Stadte und die Diamantenminen im Osten des Landes erobern Die Einkunfte aus der Diamantengewinnung gingen nun an die RUF und an Charles Taylor wahrend die Regierung nahezu bankrott war Die unterbezahlte Armee ging bald dazu uber ebenfalls Dorfer zu uberfallen zu plundern und Menschen auch Kindersoldaten zwangsweise zu rekrutieren sowie mehr und mehr mit der RUF zusammenzuarbeiten Die Gewalt von RUF und Armee richtete sich in erster Linie gegen die Zivilbevolkerung wahrend ernsthafte Kampfe zwischen Soldaten und Rebellen sehr selten vorkamen Die so von Rebellen und Soldaten bedrohte Bevolkerung organisierte ihren Schutz durch ethnisch basierte Selbstverteidigungmilizen die schnell in allen grosseren Stadten und Fluchtlingslagern entstanden und lange Zeit den einzig verlasslichen Sicherheitsproduzenten in Sierra Leone darstellten 1992 setzte eine Gruppe junger Offiziere unter Valentine Strasser den damaligen Prasidenten Joseph Saidu Momoh ab Grunde fur diesen Putsch waren die ausbleibende Bezahlung und die aus Sicht der Putschisten Unfahigkeit der Regierung mit den Rebellen umzugehen Die Kampfe mit der RUF setzten sich fort 1995 versuchte Strasser das private Sicherheits und Militarunternehmen Gurkha Security Group zu engagieren Nachdem sie bei einem Hinterhalt schwere Verluste erlitten hatte zog sie sich jedoch schon bald aus Sierra Leone zuruck Daraufhin verpflichtete Strasser im April desselben Jahres ein anderes Unternehmen Executive Outcomes EO In Ermangelung finanzieller Mittel sagte die Regierung EO Diamantenminen Konzessionen in Koidu im Distrikt Kono zu EO traute der unzuverlassigen Armee nicht und arbeitete stattdessen enger mit den Selbstverteidigungsmilizen zusammen die sie professionalisierten Gemeinsam mit den Milizen konnte EO unter Einsatz uberlegener technischer Mittel wie Kampfhubschrauber die RUF schnell zuruckschlagen und die wichtigsten Devisenquellen die Diamantenminen von Koidu zuruckerobern und die dortige Zivilbevolkerung befreien Etwa 300 000 Fluchtlinge aus diesen Gebieten konnten zuruckkehren Weniger rohstoffreiche Gebiete wurden allerdings vernachlassigt sodass die dortige Zivilbevolkerung den Ubergriffen der RUF weiter ausgesetzt war 1996 Weiterer Putsch und Wahlen Bearbeiten Am 16 Januar 1996 putschte sich der Verteidigungsminister und General Julius Maada Bio an die Macht Es wird vermutet dass EO hiervon wusste aber nichts dagegen unternahm weil sie Bio als verlasslicheren Geschaftspartner einschatzte Unter Bio wurden im Februar die ersten freien Wahlen seit 1967 durchgefuhrt was die RUF durch eine Terrorkampagne zu verhindern versuchte sie hackte Zivilisten Hande und Arme ab mit der Begrundung dass diese so nicht wahlen konnten machte dabei aber auch vor Kindern nicht halt Trotzdem wurde Ahmad Tejan Kabbah von der Partei SLPP zum Prasidenten gewahlt 1 Im November 1996 war die RUF schliesslich gezwungen in Abidjan ein Friedensabkommen mit der Regierung Kabbahs zu unterzeichnen Unter Druck von IWF und Weltbank als hoch verschuldetes Land die Militarausgaben zu reduzieren kundigte Kabbah 1996 den Vertrag mit EO Der Fuhrer der grossten Selbstverteidigungsmiliz Chief Hinga Norman wurde unter Kabbah de facto zum Verteidigungsminister und organisierte die Milizen als Ersatzarmee unter der Sammelbezeichnung Civil Defence Forces CDF wahrend er die unzuverlassige Armee massiv verkleinern wollte Ab 1997 Eingreifen der ECOWAS Bearbeiten nbsp US Soldner Robert MacKenzie stehend mit auszubildenden Truppen in Sierra LeoneIm Mai 1997 ergriffen Offiziere als Armed Forces Revolutionary Council unter Fuhrung von Johnny Paul Koroma die Macht Sie verbundeten sich mit der RUF und errichteten eine autoritare Herrschaft Die Verfassung wurde ausser Kraft gesetzt Demonstrationen und politische Parteien wurden verboten Krafte der Regierung griffen gezielt Einrichtungen und Personen des Rechtssystems an die daraufhin in Scharen das Land verliessen Kabbah musste ins Exil nach Guinea ausweichen und ersuchte die internationale Gemeinschaft um Hilfe Armee und RUF wurden zur People s Army zusammengeschlossen Die Zivilbevolkerung reagierte mit einer Kampagne des zivilen Ungehorsams und wurde in ihrem friedlichen Kampf gegen die Putschisten durch den bewaffneten Kampf der CDF gegen die People s Army unterstutzt Truppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft und insbesondere Nigerias in Zusammenarbeit mit der britischen Soldnerorganisation Sandline International die wiederum aus der schon einmal engagierten Executive Outcomes hervorgegangen war griffen daraufhin im Marz 1998 in den Konflikt ein Sie konnten die Putschisten aus der Landeshauptstadt Freetown vertreiben und die gewahlte Regierung wieder einsetzen Kabbah erhielt bei seiner Ankunft in Freetown einen freudigen Empfang durch die Bevolkerung Die Armee wurde offiziell aufgelost und einige Monate spater mit dem Aufbau einer neuen zuverlassigeren Armee begonnen die zunachst nur unter dem Kommando der ECOWAS agierte Ab Februar 1998 begann die RUF zunachst vor allem in der Kono Region und bald im ganzen Land mit der sogenannten Operation No Living Thing Operation Keinerlei Leben in deren Rahmen verstarkt Zivilisten getotet oder verstummelt wurden um sie fur ihre angebliche Unterstutzung der Regierung zu bestrafen Zur Unterstutzung der Regierung blieben die ECOWAS Truppen im Land die Kampfe zwischen CDF Regierungsarmee ECOWAS und Rebellen hielten an Im Mai 1999 griffen Rebellen erneut Freetown an Es kam zu wochenlangen Kampfen in der Stadt bei denen etwa 5 000 Menschen getotet und Zerstorungen angerichtet wurden bis die ECOWAS wieder die Oberhand gewinnen konnte 1999 2002 Internationale Hilfe und Kriegsende Bearbeiten Im Juli 1999 unterzeichneten RUF und Regierung in Lome ein weiteres Friedensabkommen Die Gewalt ging dennoch weiter auch die UNAMSIL Friedensmission der Vereinten Nationen konnte sie zunachst nicht unter Kontrolle bringen Wegen Unklarheiten im Mandat und internen Konflikten vermieden die Blauhelme bewaffnete Auseinandersetzungen und ermoglichten es der RUF dadurch Ausrustung und Waffen von UNAMSIL zu erobern und im Mai 2000 uber 500 Blauhelme gefangen zu nehmen Daraufhin griff die britische Armee in der ehemaligen Kolonie ein und konnte durch einen robusteren Militareinsatz als die Intervention der UN dargestellt hatte die Situation wenden Gleichzeitig wurde durch Mandatsanderungen verdeutlicht dass auch UNAMSIL robust durchgreifen sollte und die Truppe zu der zu diesem Zeitpunkt grossten UN Mission mit 17 500 Soldaten aufgestockt Der RUF Fuhrer Foday Sankoh wurde von britischen Soldaten gefangen genommen und in Zusammenarbeit mit den Briten zeigte UNAMSIL ab 2001 zunehmenden Erfolg die Entwaffnung der Rebellen konnte beginnen Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhangte neben dem Diamantboykott fur Sierra Leone auch einen fur das Nachbarland Liberia uber das fast der ganze Schmuggel der die RUF finanzierte abgewickelt wurde Kurz darauf verpflichteten sich auch die weltweit grossten Diamanthandler im sogenannten Kimberley Prozess keine Diamanten aus Konfliktgebieten mehr zu kaufen Durch beides wurde die Finanzierung der internen Kriegsparteien empfindlich geschwacht Das offizielle Ende des Burgerkrieges wurde am 18 Januar 2002 verkundet zwei Tage nachdem die Errichtung des Sondergerichtshofs fur Sierra Leone beschlossen worden war Die Neuwahlen am 14 Mai desselben Jahres bestatigten Ahmad Tejan Kabbah mit 70 1 der Stimmen in seinem Amt wahrend die zur Partei umgewandelte RUF keinen Parlamentssitz errang 2005 lief die UNAMSIL Mission aus und wurde durch die UNIOSIL ersetzt die die sierra leonische Regierung dabei unterstutzen sollte die Menschenrechte zu starken Wiederaufbau und Entwicklung voranzutreiben und die 2007 abgehaltenen Wahlen vorzubereiten 2008 wurde UNIOSIL schliesslich in das United Nations Integrated Peacebuilding Office in Sierra Leone UNIPSIL umgewandelt Die Mission lief am 30 September 2010 aus Folgen Bearbeiten nbsp Bevolkerungsentwicklung in 1000 Einwohnern 2 50 000 3 bis 300 000 Menschen kamen wahrend des Burgerkrieges ums Leben etwa 2 6 Millionen mussten ihre Heimat verlassen 4 5 Diese Verluste sind in der Grafik der Bevolkerungsentwicklung ab 1990 deutlich zu erkennen Die RUF machte es sich zum Markenzeichen bei Uberfallen auf Dorfer Zivilisten die Gliedmassen abzutrennen Als Folge dieser Vorgehensweise gibt es etwa 20 000 6 Amputees im Land Der Sondergerichtshof fur Sierra Leone hat die begangenen Kriegsverbrechen aufgearbeitet und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen Die Sierra Leone Truth and Reconciliation Commission beschaftigte sich ebenfalls mit der Aufarbeitung Die TRC hatte nicht das Recht Taten und Tater zu verurteilen oder eine eigene Meinung zu entwickeln Siehe auch BearbeitenLiberianischer Burgerkrieg Geschichte Sierra Leones Blood Diamond Film zum Thema Literatur BearbeitenLiteraturliste zum Thema sierra leone org englisch Kieran Mitton Rebels in a Rotten State Understanding Atrocity in the Sierra Leone Civil War Oxford University Press New York 2015 ISBN 978 0 19 023972 5 Ishmael Beah A Long Way Gone Memoirs of a Boy Soldier Sarah Crichton Books USA 2007 ISBN 978 0 374 10523 5 alongwaygone com Website englisch Lansana Gberie A Dirty War in West Africa The RUF and the Destruction of Sierra Leone Indiana University Press USA 2006 ISBN 978 0 253 21855 1 Patrick K Muana Chris Corcoran Russell D Feingold Representations of violence art about the Sierra Leone Civil War University of Wisconsin Press Madison WI 2003 ISBN 0 615 12818 1 S 100 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Paul Richards The War in Sierra Leone Clingendael Institute 2003 S 9 18 Filme BearbeitenSL Peacekillers People and Power Dokumentation Al Jazeera 2018 Rebelle Spielfilm 2012 War Don Don Dokumentation 2010 diverse internationale Auszeichnungen zwei Nominierungen fur die Emmy Awards Blood Diamond Spielfilm 2006 Sierra Leone s Refugee All Stars Dokumentation 2005 Lord of War Handler des Todes Spielfilm 2005 Sierra Leone Soldiers of fortune Dokumentation 2004 Innocence under Seige Healing a Scarred Generation Dokumentation 2002 A Child s Century of War Dokumentation 2001 Children of war a report from Jaques Pauw Dokumentation 2001 Weblinks BearbeitenSpecial Court for Sierra Leone Residual Special Court for Sierra Leone englisch Website der Sierra Leone Truth and Reconciliation Commission englisch Informationsseite zum Burgerkrieg englisch Wichtige Dokumente zum Ende des Burgerkriegs englisch BBC News Timeline Sierra Leone englisch Sierra Leone Civil War 1991 2002 War For Profit Documentary auf YouTube abgerufen am 21 Juli 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Elections in Sierra Leone 1996 In African Elections Database Abgerufen am 29 Dezember 2010 World Population Prospects United Nations Population Division abgerufen am 29 Juli 2017 FACTBOX Sierra Leone s civil war Reuters 8 Januar 2008 Case Study Sierra Leone PDF 311 kB United Nations Development Office 2006 Gberie Lansana A Dirty War in West Africa the RUF and the Destruction of Sierra Leone Indiana University Press 2005 ISBN 978 0 253 21855 1 Sierra Leone Der Kampf um Gerechtigkeit Die War Wounded and Amputees Association Memento vom 28 September 2012 im Internet Archive Medico InternationalNormdaten Sachbegriff GND 7540899 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerkrieg in Sierra Leone amp oldid 228645360