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Klassifikation nach ICD 10G50 Krankheiten des N trigeminus V Hirnnerv G50 1 Atypischer GesichtsschmerzICD 10 online WHO Version 2019 Die Aurikulotemporalisneuralgie gehort zur Gruppe der Gesichtsneuralgien Gesichtsschmerzen Ein Teil ihrer Symptomatik das sogenannte Parotisschwitzen oder Geschmacksschwitzen wurde bereits 1853 von Jules Baillarger erwahnt Als Krankheitsbild beschrieben hat es jedoch erst Lucja Frey Gottesman 1923 Inhaltsverzeichnis 1 Symptomatik 2 Anatomische Grundlagen 3 Atiologie 4 Pathogenese 5 Verlauf 6 Differenzialdiagnose 7 Therapie 8 Literatur 9 WeblinksSymptomatik BearbeitenBei der Aurikulotemporalisneuralgie kommt es zu brennenden Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus auriculotemporalis also vor dem Ohr Gleichzeitig tritt eine umschriebene Hautrotung sowie eine Schweissneigung Hyperhidrose auf Ausgelost wird die Symptomatik durch Kaubewegungen oder Geschmacksreize Ungefahr eine Minute nach Einwirkung des auslosenden Reizes Triggers treten Hitzegefuhl oder Kribbelparasthesien auf die zunehmend schmerzhaft werden Die betroffenen Hautareale roten sich Es kommt zu einer Steigerung der Hauttemperatur Wenige Minuten spater treten Schweisstropfen aus zuweilen begleitet von einer vermehrten Speichelsekretion Typisch sind dabei Hyperasthesie oder Hypasthesie der betroffenen Gesichtshalfte Typisch ist auch dass die Ausbreitungsgebiete des Schwitzens der Hautrotung und der Sensibilitatsstorungen nicht vollstandig ubereinstimmen Die Hyperhidrose kann sogar an ganz anderen Stellen zum Beispiel unter dem Kinn auftreten Anatomische Grundlagen BearbeitenDer Pathomechanismus des Aurikulotemporalissyndroms lauft vermutlich uber den Reflexbogen der Parotissekretion Die afferenten Impulse verlaufen uber den Nervus glossopharyngeus und erreichen uber die Hirnnerven V Nervus trigeminus VII Nervus facialis und X Nervus vagus den Nucleus tractus solitarii Dort werden sie auf den Nucleus salivatorius umgeschaltet der die Reflexantwort steuert Uber Nervus glossopharyngeus Nervus tympanicus Nervus petrosus superficialis minor uber das Ganglion oticum und den Nervus auriculotemporalis erreichen die efferenten Nervenimpulse dann die anatomischen Bereiche in denen die Symptome auftreten Atiologie BearbeitenVerursacht wird die Aurikulotemporalisneuralgie durch Erkrankungen der Ohrspeicheldruse Parotis Atiologisch handelt es sich meist um Folgezustande nach Speicheldrusenentzundungen oder Verletzungen der Parotisloge Das Syndrom wird aber auch nach Ohrentzundungen Otitis beobachtet oder es tritt ohne erkennbaren Grund auf Dann spricht man von einer sogenannten idiopathischen oder primaren Form die man von den oben genannten symptomatischen Formen abgrenzt Pathogenese BearbeitenMan nimmt an dass es nach einer auslosenden Grunderkrankung zu einer Fehlsprossung geschadigter Nervenfasern kommt Die charakteristische Kombination der Symptome konnte dadurch entstehen dass parasympathische Nervenfasern die die Speicheldruse versorgen in sympathische sudorisekretorische und sensible Hautnerven hineinwachsen Da das Syndrom sporadisch aber auch schon wenige Tage nach einer Parotiserkrankung auftritt zu einem Zeitpunkt also zu dem eine Fehleinsprossung von Nervenfasern noch gar nicht erfolgt sein kann haben andere Autoren andere Pathomechanismen vermutet Haxton nimmt als Grundlage des Syndroms einen physiologischen Reflex an dessen normale Hemmung lediglich ausgefallen ist Verlauf BearbeitenDas Syndrom entwickelt sich Wochen bis Jahre nach der entsprechenden Parotisschadigung Danach bleibt es unbehandelt lebenslang bestehen In seltenen Fallen treten die Symptome aber auch schon nach wenigen Tagen auf Differenzialdiagnose BearbeitenDie Aurikulotemporalisneuragie muss differenzialdiagnostisch von der Trigeminusneuralgie abgegrenzt werden weil die Schmerzlokalisation ahnlich sein kann Bei der Temporalisneuralgie schiessen die Schmerzen jedoch plotzlich ein wahrend sie bei der Aurikulotemporalisneuralgie langsamer anschwellen Ausserdem fehlt bei der Trigeminusneuralgie das typische Geschmacksschwitzen Geschmacksschwitzen kommt allerdings auch bei der Syringomyelie oder bei Enzephalitiden seltener bei vegetativer Labilitat und gelegentlich bei Gesunden vor Therapie BearbeitenAls Therapie der ersten Wahl gelten heute Botulinum Injektionen Nachhaltige Besserungen konnen auch durch Blockaden des Nervus auriculotemporalis mit Procain Alkohol oder Phenol Injektionen erreicht werden Sollte das nichts helfen kommt eine Ausschaltung des Nervus glossopharyngeus in Frage Medikamentose Behandlungen mit Antikonvulsiva werden heute noch empfohlen Zu nennen sind Gabapentin Carbamazepin und Phenytoin seltener Valproinsaure Allerdings sind diese Medikamente nicht regelhaft wirksam Literatur BearbeitenDieter Soyka Kopfschmerz Praktische Neurologie Band 1 Hg Bernhard Neundorfer Dieter Soyka und Klaus Schimrigk Edition Medizin der Verlag Chemie GmbH Weinheim 1984 ISBN 3 527 15179 6 Marco Mumenthaler Neurologie Georg Thieme Verlag 2002 ISBN 3 13 380010 8 Werner Scheid Lehrbuch der Neurologie Georg Thieme Verlag 1983 ISBN 3 13 394105 4 Klaus Poeck und Werner Hacke Neurologie Springer Verlag Berlin 2006 ISBN 3 540 29997 1 Peter Duus Neurologisch topische Diagnostik Georg Thieme Verlag 2003 ISBN 3 13 535808 9 Weblinks BearbeitenFacial Pain As A Cause Of Headaches Victor A Maquera M D Zur aktuellen Behandlung der Aurikulotemporalisneuralgie englisch Memento vom 13 Juli 2012 im Internet Archive Bionity com Memento vom 20 Oktober 2007 im Internet Archive Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aurikulotemporalisneuralgie amp oldid 237053639