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Gotthard Christian August Thieme 26 Februar 1780 in Allstedt 13 Juni 1860 ebenda war ein deutscher Dichter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Werke 3 1 Wissenschaft 3 2 Aufsatze 3 3 Dramen 3 4 Gedichte 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenEr stammte aus dem ernestinischen Amt Allstedt und gehorte zum weimarischen Dichterkreis und reussierte zunachst in Russland und Finnland als Lyriker Dramatiker und Essayist bevor er zuruckgezogen in seiner Heimatstadt Allstedt als einer der Stillen im Lande ein umfangreiches lyrisches Werk produzierte Ungeachtet des vorherrschenden idyllischen Tones seiner spaten Dichtung war Thieme dem ein Rezensent 1808 eine acht altklassische Gediegenheit bescheinigte auch offen fur formale Experimente zum Beispiel in dem Gedicht Der Dampfer 1847 Thieme wurde als dritter Sohn des Diakons Gottfried Thieme in Allstedt geboren Nach dem Besuch der Rektoratsschule in Allstedt und der Klosterschule Rossleben studierte er von 1798 bis 1801 Philosophie und Theologie an der Universitat Halle und in Jena wo er auch Mitglied der Lateinischen Sozietat war Auf Anraten Herders ging er 1801 als Hauslehrer auf die von Daehnschen Guter bei Friedrichsham in Finnland war 1803 bis 1804 Oberlehrer an der Katharinenschule in Petersburg und heiratete dort seine Cousine Luise Wahl Von 1805 bis 1811 war er von der Universitat Dorpat als Schulinspektor des Finnischen Gouvernements fur Wiborg und Kexholm berufen 1811 kehrten er und seine Familie bedingt durch die Erkrankung seiner Mutter nach Thuringen zuruck wo er zunachst fur kurze Zeit das Diakonat von Lobeda spater 1813 das von Ilmenau ubernahm 1817 wurde er von der Universitat Jena zum Lizenziaten der Theologie ernannt Im Jahre 1822 als Thieme nachdem er in seinen Predigten zu verstehen gegeben hatte dass er furs Volk und nicht fur die Honoratioren zu predigen berufen sei wegen ungebuhrlichen Verhaltens gegen das Weimarer Oberkonsistorium versetzt werden sollte und deshalb beschloss den Pfarrerberuf aufzugeben um sich ganz dem Schriftstellerberuf zu widmen erhielt er einen Ruf als Diakon in seine Geburtsstadt Allstedt dem er folgte Nach dem Tod seiner Frau Luise 1843 heiratete er 1845 seine Schulerin Julie von Broizem Er starb dort in der Nacht vom 12 auf den 13 Juni 1860 Leistungen BearbeitenSeine Glanzzeit erlebte Thieme in seinen Petersburger Jahren wo er mit Schillers Schwager Baron Wilhelm von Wolzogen der sich damals als Herzoglich Weimarischer Gesandter in St Petersburg aufhielt dem Weltumsegler Adam Johann von Krusenstern und dem Astronomen Friedrich Theodor von Schubert einen literarisch wissenschaftlichen Zirkel bildete Weitere Besucher dieser Abende waren u a der 1835 als Vizeprasident der Petersburger Akademie der Wissenschaften verstorbene Heinrich Friedrich von Storch und die Dichter Ludwig Heinrich von Nicolay Friedrich Maximilian von Klinger und August von Kotzebue Mit diesen und anderen Geistesgrossen seiner Zeit fuhrte Thieme auch einen regen Briefwechsel Zu dieser Zeit war Thieme einer der herausragenden Mitarbeiter der von den deutschen Dichtern im Norden herausgegebenen Zeitschrift Ruthenia daneben schrieb er eine finnische Grammatik sowie schulpadagogische Programme auch behandelte er mehrere Stoffe aus der russischen Geschichte dramatisch Eines dieser Stucke Peter der Erste bei Pultawa wurde am deutschen Theater in Petersburg aufgefuhrt bald darauf jedoch verboten und konfisziert Uber sein 600 Verse umfassendes Poem Finnland 1808 schrieb ein anonymer Rezensent 1808 in der Oktober Nummer von Ruthenia Ware der Verfasser der sich ubrigens selbst in diesen Blattern schon auf das ruhmlichste gezeigt hat auch noch ganz unbekannt er wurde sich durch diese einzige Arbeit als einen neuen Genius der Poesie und Beredsamkeit ankundigen Mit wahrhaft genialischem Schwunge erhebt sich der Flug seiner Phantasie in Finnlands Gefilden immer sinnend und malend alles mit den starksten Gefuhlen ergreifend was ein dichterischer Geist in einer Landschaft malenden Poesie nur aufzufassen und darzustellen im Stande ist Wie ein Waldstrom jetzt sturmend und wiederum bald angenehm rieselnd sich dahin ergiesst so fliesst der Strom seiner Rede Uns dunkt der Verfasser verdient nicht nur Achtung und Bewunderung sondern auch schon deshalb die Krone da er der erste ist welcher zeigt wie auch Finnland poetisch erhaben besungen werden konnte Im selben Jahr hatte Thieme in einem Aufsatz uber die Mythologie der alten Finnen versucht aus dem grossen Chaos der Runen eine Ubersicht des Ganzen zu verschaffen in der Hoffnung dass es ein junger Ovid ubernehme das Einzelne zu einem schonen Ganzen zu vereinen und diese nordischen Spatbluten mit sudlicher Phantasie aufzuwarmen ein Programm das 1835 Elias Lonnrot mit seiner Kompilation des finnischen Nationalepos Kalevala durchfuhrte Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland war Thieme mit dem Weimarischen Legionsrat und Satiriker Johannes Daniel Falk befreundet welcher an der von ihm bereits 1819 projektierten Herausgabe der Thiemeschen Gedichte nur durch den Tod verhindert wurde Er hatte auch Kontakt mit Johann Wolfgang von Goethe der den mit Thieme gleichfalls befreundeten Bergrat Johann Karl Wilhelm Voigt haufig in Ilmenau zu besuchen pflegte Unter dem 8 Mai 1822 erwahnt der Weimarer Kanzler Friedrich von Muller ein Gesprach mit Goethe uber religiose Gegenstande veranlasst durch Thiemens Geschichte Wahrend seines mittleren und hoheren Alters widmete er sich zeitweise im Gesprach mit Lorenz Oken dem Studium der Naturwissenschaften und fand wie Alfred von Wolzogen in seinem Vorwort zur 2 Auflage der Gedichte Naumburg 1855 schreibt in einem idyllisch beseligenden Familienleben voll stiller nur seinem nachsten Umgange bekannter dichterischer Tatigkeit Ersatz fur die in Russland abgeschlossene glanzendere Lebenslaufbahn Doch die Meisterschaft des Dichters im lyrischen Fache war Thiemes Zeitgenossen keineswegs entgangen Karl Muller hat sie in der Halleschen Allgemeinen Literatur Zeitung 1849 in seiner Rezension der 1 Auflage der Gedichte Berlin 1848 entsprechend gewurdigt und Thiemes Zuruckhaltung als poetisches Programm gedeutet Er ist im vollen Sinne des Wortes ein Dichter fur die Hutten nicht fur den Palast wie Gothe Mit anderen Dichtern wissen wir ihn durchaus nicht zu vergleichen doch steht jeder dieser drei Dichter im hochsten Grade selbstandig da jeder hat einen Vorzug vor dem andern Gothe besitzt das Plastische der Idee Schiller die Meisterschaft der Form Thieme die Unmittelbarkeit uber welcher wie uber der grunen Natur ein unaussprechlicher Friede schwebt Thieme selbst formuliert sein poetisch politisch padagogisches Credo in einem Brief an Alfred v Wolzogen vom 17 Januar 1848 Ich rede nicht dithyrambisch nicht libertinisch nicht kirchenfarbig nicht kannegiesserisch nicht a la Herwegh nicht a la Lichnowsky ich male den Teufel nicht an die Wand durch Blutigmund ich erzahle nicht von der Epilepsie in Madrid und Neapel ich suche die ungeheure Kluft zwischen den Intelligenzen zu fullen ich treibe die Lehre der Gleichungen und mache wo moglich aus der ganzen verfluchten Politik ein heitres Gedicht Werke BearbeitenWissenschaft Bearbeiten Grammatik der finnischen Sprache unveroffentlicht wahrscheinlich Wiborg 1804 Uber den Wohnsitz der alten Finnen in Ruthenia 1807 Bd 2 Mai S 34 40 Mythologie der alten Finnen in Ruthenia 1808 Bd 1 Marz S 230 232 April S 257 271 Finnische Spruchworter in Ruthenia 1810 Bd 1 Februar S 85 94 Die Ableitung des Saimasee s in Ruthenia 1810 Bd 1 Marz S 171 177 SchulprogrammeAufsatze Bearbeiten Zugabe zu dem Wiburgschen Schulprogram Finnland St Petersburg 1808 Faksimile in August Thieme Finnland Aue Stiftung Helsinki 2012 Aufsatze in Ruthenia 1807 Bd 3 November S 209 218 Blatter aus meiner Schreibtafel 1810 Bd 2 Mai S 19 31 Blatter aus meiner Schreibtafel 1811 Bd 1 Marz S 214 223 Zwey Briefe uber Satyre Dem Herrn Doctor August Wilhelm Tappe und Fraulein Henriette von Dannenberg in Wiborg bei ihrer Vermahlung St Petersburg 1807 Als der Schauspieler G in St Petersburg 1809 den Macbeth gespielt in Taschenbuch fur Theater und Theater Freunde St Petersburg 1814 S 200 203 An Friedrich Albert Gebhard als derselbe schnell hintereinander den Macbeth und den Landjunker auf dem Kaiserlichen Theater in St Petersburg gespielt 1809 in Esthonia 1 April 1829 Nr 23 S 182 183 Aufsatze in Roehrs Predigerbibliothek Aufsatze im Kritischen Journal von Alt Hamburg Drei Predigten und zwei aus der Ilmenauer Kirche Ilmenau 1822 Die Ironie des theologischen Katheders Altenburg 1830Dramen Bearbeiten Rurik einaktiges Drama in Ruthenia 1807 Bd 3 Dezember Heft S 255 280 Russlands Friedensfeier Petersburg in Ruthenia 1807 Bd 2 August Heft S 257 271 Peter der Erste bei Pultawa Petersburg in Ruthenia 1808 Bd 1 Januar Heft S 1 33 Februar Heft S 88 106 Gedichte Bearbeiten Finnland Bei Gelegenheit des offentlichen Examens der Kreisschulen zu Wiburg und Kexholm im Jul 1808 Sankt Petersburg o J 1808 23 S Faksimile in August Thieme Finnland Aue Stiftung Helsinki 2012 Gedichte in Ruthenia 1807 Bd 2 September S 1 2 1808 Bd 1 Juni S 81 83 1809 Bd 3 September S 1 4 Oktober S 79 81 1810 Bd 1 April S 249 263 Gedichte in Nordischer Almanach fur das Jahr 1809 oder Nordisches Taschenbuch fur 1809 Hg Friedrich Bernhard Albers Riga 1809 S 135 137 141 142 145 149 159 162 165 166 175 176 182 183 185 188 Gedichte in Wega Ein poetisches Taschenbuch fur den Norden hrsg von Ulrich von Schlippenbach Mitau 1809 S 42 43 92 93 100 104 115 116 122 125 126 Waldstrausse Weimar 1819 diese erste Sammlung von Gedichten Thiemes ist wegen des Todes des Herausgebers Johannes Falk nicht erschienen Gedichte Vorwort von Alfred von Wolzogen Berlin 1848 enthalt auch die Vorrede zu den Waldstrausser von Dr August Thieme von Johannes Falk Neue Gedichte Merseburg 1850 Gedichte Hg Alfred von Wolzogen Naumburg Saale 1855Literatur BearbeitenLudwig Freiherr von Wolzogen Memoiren Otto Wiegand Leipzig 1851 Seite 306 u 307 Alfred Freiherr von Wolzogen Vorwort zu Gedichte von August Thieme 2 Auflage Louis Garcke Naumburg 1855 Johannes Falk Vorrede 1818 zu Waldstrausse von August Thieme Merseburg 1849 Album der Schuler zu Kloster Rossleben seit dem 17 Mai 1786 Fromman Jena 1836 Seite 11 Nr 93 Johann Wolfgang Goethe Gedenkausgabe Goethes Gesprache 2 Teil Zurich und Stuttgart 2 Auflage 1966 S 194 Das Gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller Von Georg Christoph Hamberger und Johann Georg Meusel 16 Bd Lemgo 1812 S 16 THIEME August M der Phil Schulinspektor und Direktor der Schule zu Wiburg und Kexholm in Finnland geb zu Niederroblingen in Soll durch Schriften ruhmlich bekannt seyn Qu durch welche Finnland ein Programm St Petersburg 1808 4 Zugabe zu dem Wiburgschen Schulprogramm Finnland ebend 8 Ruthenia oder deutsche Monatsschrift in Russland vorm Sankt Petersburger Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung 14 Bde Riga 1807 1811 Thiemes Beitrage im Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen unter den Signaturen Per 176 t 1807 1808 1809 1810 1811 Anonym Bemerkungen uber ein landliches Gedicht von Thieme Finnland betitelt in Ruthenia 1808 Bd 3 Oktober S 149 160 L Hausius Pfarrer Dr August Thieme Der Poet von Allstedt in Heimat Jahrbuch f d Reg Bez Merseburg 3 1928 S 93f Ewald Rudolf Stier The Words of the Lord Jesus Vol 3 Transl from the second german edition Philadelphia etc 1859 S 92 Anm 1 Hinweis auf August Thieme s Ilmenauer Sermons p 35 Dt Ewald Rudolf Stier Die Reden des Herrn Jesu 7 Bde 2 A Barmen 1853 Kritische Prediger Bibliothek hg von Johann Friedrich Roehr Neustadt a d Orla 1836ff Karl Muller Rezension von August Thieme Gedichte 1849 in Allgemeine Literatur Zeitung Ausgabe 260 November 1849 Teil 1 Ausgabe 261 November 1849 Beschluss N N Deutsche Dichter im Norden aus den Papieren eines Reisenden in Blatter fur literarische Unterhaltung Jhrg 1830 3 Dezember Nr 337 Leipzig Die bei Karl Muller erwahnte und wie folgt zitierte Rezension bezieht sich auf Johann Gottfried Seumes 1806 unter dem Titel Mein Sommer 1805 erschienenen Bericht uber seine Nordlandreise auf der er auch Ludwig Heinrich v Nicolay 1737 1820 auf Monrepos bei Wyborg besucht der ihn auf August Thieme als ein ausgezeichnetes Dichtertalent aufmerksam macht dabei aber bemerkt dass dieser Dichtergenius auch ganz und gar verschollen sei In der Text Ausgabe z B Reclam Leipzig 1987 S 105 von Seumes Mein Sommer 1805 fehlt dieser Hinweis auf Thieme Ingrid Bigler Marschall Artikel Thieme Gottlob Karl August in Deutsches Literatur Lexikon Dritte vollig neu bearbeitete Auflage des Biographisch Bibliographischen Handbuchs begrundet von Wilhelm Kosch 22 Band Zurich und Munchen 2002 Spp 326 327 Oskar Thieme August Thieme und sein Zusammenstoss mit dem Weimarischen Kirchenregiment um 1822 Auf Grund von Akten und Familienpapieren in Herbergen der Christenheit Jahrbuch der deutschen Kirchengeschichte Berlin 1959 S 128ff Wulf Kirsten Verbrannte Gedichte uber August Thieme in Es nimmt der Augenblick was Jahre geben Vom Wiederaufbau der Buchersammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Herzogin Anna Amalia Bibliothek hg von Claudia Kleinbub Katja Lorenz und Johannes Mange Gottingen 2007 S 111 114 ISBN 978 3 525 20851 9 Robert Schweitzer Hrsg Zweihundert Jahre deutsche Finnlandbegeisterung Zur Entwicklung des deutschen Finnland Bildes seit August Thiemes Finnland Poem von 1808 Schriftenreihe des Finnland Instituts Bd 11 Berlin 2010 ISBN 978 3 8305 1746 7 Wulf Kirsten Zu Unrecht vergessen August Thieme Die armen Oebster Thuringer Allgemeine Thuringer Anthologie 27 Juni 2015 August Thieme Finnland Faksimile Online abrufbar unter http www aue stiftung org wp content uploads 27 august thieme finnland web pdfWeblinks BearbeitenAugust Thieme Website unter anderem mit Texten von August ThiemeNormdaten Person GND 104221755 lobid OGND AKS VIAF 15202358 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thieme AugustALTERNATIVNAMEN Thieme Gotthard Christian August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Dichter des weimarischen DichterkreisesGEBURTSDATUM 26 Februar 1780GEBURTSORT AllstedtSTERBEDATUM 13 Juni 1860STERBEORT Allstedt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title August Thieme Dichter amp oldid 235109920