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Atemkontrolle auch Asphyxiophilie engl breath control play oder erotic asphyxiation ist eine Sexualpraktik aus dem Bereich des BDSM Hierbei wird die Atmung des passiven Partners Bottom entweder erschwert oder fur kurze Zeitraume ganzlich unterbunden Diese Praktik zahlt zu den gefahrlichsten Praktiken des BDSM Ob sie noch im Bereich des SSC Konzepts safe sane consensual liegt ist innerhalb der Subkultur teilweise umstritten Atemkontrolle durch Gasmaske und feuchtes FensterlederDiese Form der Atmungsbeschrankung muss von jener im Leistungssport unterschieden werden siehe Trainingsmaske Inhaltsverzeichnis 1 Wirkung 2 Praktiken und Gefahren 3 Gefahrenabwehr 4 Rechtliche Behandlung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksWirkung BearbeitenEine eingeschrankte Atmung bewirkt beim Bottom ein subjektives Beklemmungsgefuhl und verstarkt damit die Situation des Ausgeliefertseins was als erotisch empfunden wird Objektiv kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und einer Erhohung des Kohlendioxidgehaltes des Blutes wobei der Anstieg des Kohlendioxids den wesentlichen Aspekt darstellt da sich schnell ein Schwindelgefuhl einstellt Zudem wird die Ausschuttung von Adrenalin angeregt Durch verschiedene Atemtechniken des Bottoms lassen sich unterschiedliche Reaktionen erzeugen beispielsweise hilft ruhiges und tiefes Ein und Ausatmen bei der Bekampfung von Panik und Ubelkeit sowie Kontrolle des starker werdenden Atmungsreizes wodurch die Prozedur lange ausgehalten werden kann und eine entsprechend grosse Sauerstoffschuld entsteht Praktiken und Gefahren BearbeitenTechnisch kann die Atmung ohne weitere Hilfsmittel allein durch Zuhalten von Mund und Nase kontrolliert werden Der Einsatz von Alltagsgegenstanden wie Plastiktuten angefeuchteten Stoffen oder Fensterleder ist ebenso moglich wie professionelles Equipment aus dem BDSM Bereich denkbar sind z B Gas oder Latexmasken aber auch aufpumpbare Mundknebel oder Stoffhauben Je nach verwendeter Technik liegt dann ein mehr oder weniger grosses Luftreservoir vor das bestimmt ob und wie schnell sich ein Sauerstoffmangel bilden kann Bei einer raschen und vollstandigen Blockade der Atemwege durch Mundzuhalten einen dichten Knebel oder durch das Uberstulpen einer engen Tute uberwiegen meistens die subjektive Angst und die Wirkung der Stresshormone Beides lasst augenblicklich nach wenn die Blockade gelost wird allerdings birgt das totale Blockieren die Gefahr eines Schadens der Lunge falls diese kollabiert Ein grosses Reservoir wie eine weite Tute oder eine Gasmaske mit Atemschlauch erlaubt ein scheinbar ruhiges Weiteratmen des Bottoms und damit ein langsames Ansteigen des CO2 Gehaltes mit relevantem Absinken des Sauerstoffgehaltes mit einer nachhaltigen Wirkung auch nach Losen der Atemeinschrankung Insbesondere wirkt hier auch eine sich einstellende Sauerstoffschuld im ganzen Korper durch Ubersauerung der Muskulatur insbesondere wenn der Bottom sich lange gewehrt hat Eine weitere Moglichkeit die Atmung indirekt einzuschranken besteht darin die Bewegungsmoglichkeit des Oberkorpers einzuschranken und damit die mogliche Atemtiefe zu reduzieren Passiv kann dies beispielsweise durch ein Korsett eine Brustbondage oder durch bestimmte Positionen des Bottoms geschehen Eine aktive Methode besteht darin den liegenden und fixierten Bottom teilweise oder ganz durch das Eigengewicht des aktiven Partners Top zu belasten indem er sich auf den Oberkorper des fixierten Bottoms setzt oder legt Eine riskante Moglichkeit ist die Einwirkung auf den Hals durch Wurgen Hangen oder Drosseln Dabei wird neben der Erzeugung der Atemnot bewusst oder unbewusst oft auch die Blutzufuhr zum Gehirn eingeschrankt wodurch u a ein Karotissinusreflex 1 ausgelost werden kann 2 Siehe dazu auch den Artikel Wurgespiel Das Untertauchen in Wasser ist eine weitere Variante dabei muss beachtet werden dass der Bottom hierbei durch ein mogliches Einatmen von Wasser gesundheitliche Schaden erleiden kann 3 Die bewusste Einatmung von Gasen wie z B Helium oder Lachgas 4 ist eine weitere Variante Gefahrenabwehr BearbeitenUnerlasslich im Zusammenhang mit solchen extrem gefahrlichen Praktiken sind entsprechende Kenntnisse der zugrunde liegenden anatomischen und physiologischen Gegebenheiten aber auch der moglichen psychologischen Reaktionen des Bottom beispielsweise Husten oder Panikattacken Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Einhaltung einiger Sicherheitsvorgaben z B sollte der aktive Partner sich vor der Atemkontrolle uber den Zustand des Bottom unterrichten atemwegsrelevante Erkrankungen wie Asthma bronchiale oder eine COPD sollten abgeklart werden Telefonnummern fur den Notfall Massnahmen der Ersten Hilfe etc sollten ihm gelaufig sein Der Bottom sollte in der Lage sein eine zutreffende Selbsteinschatzung abzugeben und auch eventuell bekannte zu erwartende psychische Reaktionen mit seinem Top besprechen Unter Sicherheitsaspekten ist Self Bondage im Zusammenhang mit Atemkontrolle extrem problematisch und hoch gefahrlich denn dabei wird eine der wesentlichen Grundregeln des Bondage und der Atemkontrolle die Person niemals alleine lassen von vornherein verletzt Der Wunsch den Orgasmus durch den Sauerstoffmangel zu verstarken hat in der Vergangenheit immer wieder zu Todesfallen gefuhrt 5 6 7 Beispielsweise wird der Tod des Schauspielers David Carradine darauf zuruckgefuhrt 8 9 Auch der osterreichische Schriftsteller Gerhard Fritsch kam bei einem autoerotischen Wurgespiel ums Leben Rechtliche Behandlung BearbeitenDie straf und zivilrechtliche Einstufung ist wie bei anderen BDSM Praktiken uneinheitlich Grundsatzlich bejahen Gerichte die Moglichkeit dass eine Person ihr Einverstandnis zu gefahrlichen Praktiken geben kann und damit eine Nichtstrafbarkeit gegeben ist Allerdings gab es auch eine Reihe von Urteilen welche einzelne Handlungen als sittenwidrig einstuften und eine Mitschuld sahen insbesondere bei lebensgefahrlichen Praktiken und wenn der Handelnde die grundsatzliche Gefahrdung hatte erkennen konnen oder anzunehmen ist dass uber das vereinbarte Mass hinausgegangen wurde Dies gilt auch wenn erkennbar war dass der Betroffene seinen Willen nicht selbst aussern konnte wie z B im Fall psychischer Storungen oder Suizidgefahr oder wenn der Handelnde fahrlassig agiert hat Eine 29 jahrige Prostituierte wurde 2016 in Wien zu einer im Vergleich zum Strafrahmen milden bedingten Haftstrafe wegen absichtlicher schwerer Korperverletzung mit Todesfolge verurteilt Ihr 45 jahriger Kunde war erstickt nachdem sie ihm den Hals vereinbarungsgemass mit einem Schuhband eingeschnurt hatte Der Mann hatte Erfahrung nur mit alleine an sich durchgefuhrter Atemreduktion fur die Frau war diese Praktik neu gewesen 10 Literatur BearbeitenBill Henkin S Holiday Consensual Sadomasochism How to Talk about it and how to Do it Safely Daedalus San Francisco 1996 ISBN 1 881943 12 7 S 211 Patrick Califia Rice Sensuous Magic A Guide to S M for Adventurous Couples Cleis Press San Francisco 2001 ISBN 1 57344 130 9 S 201 203 Einzelnachweise Bearbeiten Th Sigrist K Meier U Zollinger Zum traumatischen Karotissinus Reflextod Beitrage zur gerichtlichen Medizin 47 1989 S 257 266 Dominick J Di Maio Vincent J M Di Maio Deaths Occurring Following the Application of Choke or Carotid Holds In Forensic Pathology New York 1989 S Sivaloganathan Aqua eroticum A Case of Auto Erotic Drowning Medicine Science and the Law 24 4 1984 S 300 302 Markus A Rothschild Volkmar Schneider Uber zwei autoerotische Unfalle Todliche Lachgasnarkose und Thoraxkompression Archiv fur Kriminologie 200 3 4 1997 S 65 72 F Minyard Wrapped to death Unusual autoerotic death American Journal of Forensic Medicine and Pathology 6 2 1985 S 151 152 R R Hazelwood et al Autoerotic Fatalities Lexington Books Lexington 1983 R Thibault J D Spencer F W Bishop N S Hibler An unusual autoerotic death asphyxia with an abdominal ligature Journal of Forensic Sciences 29 2 1984 S 679 684 Orloff Brian David Carradine Died of Accidental Asphyxiation Memento des Originals vom 31 August 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www people com People 2 Juli 2009 zuletzt abgerufen 26 September 2016 David Carradine s Official Cause of Death was Asphyxiation Inquisitr com 2 Juli 2009 abgerufen am 28 Februar 2014 Todlicher Sexunfall Bedingte Haftstrafe orf at 26 September 2016 abgerufen 26 September 2016 Weblinks BearbeitenJay Wiseman The Medical Realities of Breath Control Play englisch Zum Sterben schon Autoerotische Abenteuer Todliche Lust Suddeutsche de vom 8 Juli 2014 Thema Atemkontrolle auf Datenschlag Ausfuhrliche Informationen mit GefahrenhinweisenDieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia 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