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Antonio de Torres Jurado kurz Antonio Torres 13 Juni 1817 in La Canada de San Urbano heute ein Stadtviertel von Almeria 19 November 1892 ebenda war ein spanischer Gitarrenbauer des 19 Jahrhunderts Antonio de Torres gilt als Erneuerer des spanischen Gitarrenbaus Antonio de Torres Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gitarren vor Torres 3 Grunde fur eine andere Bauweise der Gitarre 4 Die Torres Gitarre 4 1 Material 4 2 Masse 4 3 Konstruktionsmethoden 4 4 Klang 4 5 La Leona 5 Nachfolger 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAntonio de Torres Vater Juan Ramon de Torres Garcia war Steuereinnehmer des Distriktes Almeria Uber Torres Mutter Maria del Carmen Jurado ist nichts bekannt Zu der Zeit als Torres geboren wurde war La Canada eine Landgemeinde mit einer Bevolkerung von etwa hundert Familien hauptsachlich Bauern und Hirten Uber die Kindheitsjahre Torres in La Canada ist nichts Naheres bekannt Als 1833 die Karlistenkriege ausbrachen wurde er zur Armee einberufen Nach Briefen seines Vaters Torres leide an chronischen Bauchschmerzen wurde er am 11 September 1834 vom Militardienst befreit Interessanterweise steht in Torres Akte aber dass er wegen Beschwerden in der Brust entlastet wurde Seit 1834 lebte Torres mit seinen Eltern in Vera Dort heiratete er 1835 seine erste Frau die 13 Jahre alte Juana Maria Lopez aus Vera In Vera lernte Torres das Tischlerhandwerk und wurde 1837 als ausgebildeter Tischler von der ortlichen Schreinerinnung zugelassen 1836 erfolgte die Geburt von Torres erstem Kind Maria Dolores Torres musste in dieser Zeit Abgaben fur den Krieg leisten seine Steuern bezahlen Beitrage zur Schreinerinnung leisten sein Haus abbezahlen die Versorgung der Gemeinde mit Salz und Geratschaften sowie Instrumente wie Trommeln und Trompeten fur die Stadt mitfinanzieren was zu seiner Verschuldung fuhrte 1839 beschlossen die Behorden die Schulden durch Pfandung einzutreiben Kurz darauf wurde Torres zweite Tochter Josefa Maria geboren die aber bereits 1842 starb seine dritte Tochter ebenfalls mit dem Namen Josefa Maria starb im selben Jahr wenige Monate nach ihrer Geburt 1845 spater starb auch seine Frau im Alter von 23 Jahren an Tuberkulose Nach dem Tod seiner Frau liess Torres seine einzige noch lebende Tochter bei seinen Schwiegereltern zuruck und zog nach Sevilla Dort bot sich ihm eine grosse Auswahl an Arbeitsstellen Neben sechs Werkstatten fur Gitarrenbau gab es in Sevilla uber siebzig Schreiner und Tischlerwerkstatten mehrere Stuhlmacher und andere holzbearbeitende Werkstatten Seine erste Gitarre baute Torres zwischen 1836 und 1842 in Granada Das genaue Jahr kann nicht bestimmt werden in einem Brief von Juan Martinez Sirvent einem guten Freund Torres an Francisco Rodriguez Torres steht lediglich bald nachdem er Antonio de Torres Vater geworden war ging er nach Granada und baute dort seine erste Gitarre 1845 zog Torres nach Sevilla und arbeitete ausserdem noch als Tischler in Vera Gitarren baute er in Sevilla zunachst nur gelegentlich nachdem der Konzertkunstler Julian Arcas eine solche gespielt hatte riet er Torres Vollzeit Gitarrenbauer zu werden Gegen 1856 bezog Torres eine neue Werkstatt in welcher er nur noch Gitarren baute Er produzierte Gitarren fur den normalen Verkauf aber gleichzeitig auch mit grosser Sorgfalt eine Gitarre mit nach Juan Martinez Sirvent Boden und Zargen aus Zypressenholz dem Hals aus Cedro einem Ebenholzgriffbrett Mechaniken und einer ausgebluteten Decke einfachen Einlagen einer breiten Rosette und Tornavoz Diese Gitarre nannte Torres La Leona FE 04 sie ist wegen ihres Klanges auch heute noch sehr beliebt In den Jahren 1856 bis 1864 baute Torres vier meisterhafte Gitarren Nach La Leona 1858 seine schonste Gitarre FE 08 die an einer Ausstellung in Sevilla die Bronzemedaille gewann 1859 eine Gitarre fur Miguel Llobet der diese wahrend seiner gesamten Karriere spielte und 1864 die erste Gitarre fur Francisco Tarrega Nach fast 25 Jahren in Sevilla wo er auch seine zweite Frau geheiratet hatte zog Torres wieder nach Almeria und stellte dort den Gitarrenbau ein da nach Jose L Romanillos die bekannten Gitarristen dieser Zeit weitgehend Opfer des Desinteresses des Publikums wurden In einer Zeit der wirtschaftlichen Depression in Spanien fuhrte Torres in Almeria ein Haushaltswarengeschaft Ganz hatte Torres den Gitarrenbau aber nicht aufgegeben und wahrend sein Geschaft gut lief bildete er einen jungen Gitarrenbauer aus Bereits 1875 baute er die zweite Gitarre seiner zweiten Gitarrenbauperiode Als seine zweite Frau 1883 starb hatte Torres fur die beiden Tochter zu sorgen und nahm daher den Gitarrenbau wieder auf Mittlerweile war auch eine neue Generation Gitarristen herangewachsen die seine Gitarren nachfragten Nach neun weiteren arbeitsreichen Jahren starb Torres 1892 im Alter von 75 Jahren in Almeria 1 Gitarren vor Torres Bearbeiten nbsp Torres Gitarre im Musikmuseum von BarcelonaDie Biedermeiergitarren vor Torres erster Epoche sind anders als heutige Instrumente gebaut Sie sind schmal langgezogen haben eine viel engere Taille und eine niedrigere Zargenhohe Im Gegensatz zu heutigen Konzertgitarren bei denen die Saiten am Steg festgeknupft werden werden sie bei den Biedermeiergitarren mit Stiften in Lochern befestigt die man in den Steg gebohrt hatte wie es heute noch bei Westerngitarren ublich ist Wird eine Gitarrensaite angeschlagen so werden ihre Schwingungen uber den Steg auf dreifache Weise auf die Decke ubertragen Erstens schwingt der Steg und damit die Decke wie eine Lautsprechermembran Zweitens schwingt der Steg wie eine Schaukel um die Mittelachse der Decke Drittens schwingt der Steg um seine eigene Achse vergleichbar einem Schiff das standig von Backbord nach Steuerbord schlingert Bei den Biedermeiergitarren war die Decke lediglich mit Querleisten verstarkt was fur den Widerstand gegen den Saitenzug zwar sehr gunstig fur die Ubertragung der Saitenschwingungen aber ungunstig war Ausserdem gaben die Biedermeiergitarren durch ihre schmale Form den Basssaiten zu wenig Resonanzraum wodurch die Hohen mehr zur Geltung kamen als die Basse Deshalb klingt eine Barock oder Biedermeiergitarre leiser als die heutigen Konzertgitarren Grunde fur eine andere Bauweise der Gitarre BearbeitenDas wachsende Interesse des Publikums an Gitarrenmusik und der Bau von grossen Konzertsalen stellten Gitarristen und Gitarrenbauer vor neue Herausforderungen Erwunscht war nun ein Instrument mit lauterem und tragfahigerem Klang Antonio de Torres ubernahm eine Reihe von Neuerungen von verschiedenen Gitarrenbauern kombinierte sie und legte eine neue Korpusgrosse fest Die Torres Gitarre BearbeitenDie Torres Gitarren werden heute in zwei Epochen eingeteilt weil Torres in seinem Leben eine Pause einlegte in der er keine Gitarren baute Heute werden die Gitarren in die erste Epoche FE und zweite Epoche SE unterteilt Material Bearbeiten Die meisten Gitarrenbauer beschrankten sich auf den Gebrauch einheimischer Holzer Fur die fur die Klangqualitat entscheidende Decke des Korpus wurde meist Fichte benutzt Antonio de Torres verwendete fur seine Gitarren die verschiedensten Holzer Fur die Decke verwendete er nur Europaische Fichte Fur die Zargen und den Boden verwendete er Palisander Ahorn oder Zypresse Fur den Hals benutzte er Cedro Holz fur das Griffbrett Ebenholz Fur den Steg Palisander und fur die Verleistung wiederum Europaische Fichte Masse Bearbeiten Das Neue sozusagen das Revolutionare an Antonio de Torres Gitarren waren die Masse Berechnet man den Durchschnitt der Masse der Biedermeier Barockgitarren die katalogisiert sind erhalt man folgende Werte alle Werte in mm ausser Deckenflache in cm 2 Oberbug 243 20Zargenhohe Hals 79 00Taille 189 80Zargenhohe Taille 76 00Unterbug 302 34Zargenhohe unten 93 52Korpuslange 459 32Schallloch O 86 88Mensur 578 00Deckenflache 1085 29Berechnet man den Durchschnitt der Masse aller in Romanillos Buch katalogisierten Torres Gitarren so erhalt man folgende Werte alle Werte in mm ausser Deckenflache in cm Oberbug 259 11Zargenhohe Hals 87 15Taille 219 78Zargenhohe Taille 89 25Unterbug 339 69Zargenhohe unten 92 49Korpuslange 471 33Schallloch O 83 85Mensur 647 80Deckenflache 1235 16Allerdings ist dabei zu beachten dass auch Torres viel experimentiert hat mit verschiedenen Massen bis er die heute noch fast genau so verwendeten Masse als Standard verwendete Als Mensur findet sich z B auch die Angabe 65 4 cm 3 Speziell wenn man die Durchschnittswerte mit den Massen der La Leona vergleicht die als Urtyp der modernen Gitarre gilt fallen noch Unterschiede auf Diese spielen aber keine grosse Rolle im Gegensatz zu den Unterschieden zwischen Biedermeier und Torres Gitarre 4 Im Vergleich der Masse von Biedermeier und Torres Gitarre erkennt man in welchen Bereichen Torres den Gitarrenbau veranderte Heute gebaute Gitarren entsprechen im Wesentlichen den von Torres verwendeten Massen mit nur geringen Abweichungen alle Werte in mm ausser Deckenflache in cm Torres Biedermeier Abweichung von Torres Oberbug 259 11 15 91Taille 219 78 30 00Unterbug 339 69 37 35Korpuslange 471 33 12 01Mensur 647 8 69 80Zargenhohe Hals 87 15 8 07Zargenhohe Taille 89 25 13 25Zargenhohe unten 92 49 1 03Schallloch O 83 85 3 03Deckenflache 1235 16 149 87Konstruktionsmethoden Bearbeiten Da ein leichtes Instrument einfacher in Resonanz zu bringen ist als ein schweres versuchte Torres moglichst leichte Gitarren zu bauen Obwohl seine Gitarren grosser waren als jene anderer Gitarrenbauer waren sie kaum schwerer Torres verwendete sehr dunne Holzplatten im Schnitt 2 5 mm an der dicksten Stelle und musste deshalb dafur sorgen dass die Decke der Saitenspannung standhielt 5 Er ubernahm dafur die von Pages entwickelte Facherbeleistung verwendete aber eine grossere Anzahl in der Regel sieben zentrierte Facherleisten mit zwei V formigen Abschlussleisten Um die Decke zu wolben verwendete Torres eine Solera Dies ist eine Platte bei welcher die Wolbung ausgehohlt ist Sie ist also das Negativ zur Decke Die Decke wird zusammen mit der Facherverleistung solange in die Solera gedruckt bis der Leim trocken ist und die Verleistung an der Decke halt Diese Variante des Verleimens der Verleistung hat zwei Vorteile Erstens mussen die Leisten nicht der Wolbung der Decke angepasst werden da sie gleich mitgepresst werden zweitens ist es die statisch stabilere Losung weil die Leisten auf diese Weise der Zugkraft der Saiten entgegenwirken Sieben Facherleisten verwendete Torres nur bei seinen besten Gitarren Fur seine einfacheren Gitarren beschrankte er sich auf funf Facherleisten 6 Klang Bearbeiten Der Klang der Torres Gitarren lasst sich am besten mit Hilfe von Quellen aus der Zeit als die Gitarren noch neu und unbekannt waren beschreiben So schrieb zum Beispiel die Brighton Gazette am 30 Oktober 1862 nach einem Konzert von Julian Arcas auf einer Torres Gitarre Die Gitarre ist in seinen Handen ein sprechendes Instrument voller Stimmen und auch ein weinendes Instrument Die tremolierenden Tone die er hervorbringt sind so flehend dass man meinen konnte sein Instrument wende sich ihm nur aus Barmherzigkeit zu Der Brighton Observer meinte in seiner Ausgabe vom 21 November 1862 sogar dass der wahre Teufel selbst in die Gitarre gefahren ist und sich vergeblich bemuht durch das Schallloch zu entkommen Eine weitere sehr schone Beschreibung des Klanges gibt auch der Brighton Guardian am 29 Oktober 1862 Manchmal war das Instrument vollklingend in der Resonanz dann wiederum hatte es den tiefen Klang eines Kontrabasses wiederum entsandte es harmonische Tone die in ihrer Klarheit transparent erschienen Die Torres Gitarren klingen also voller und klarer als es das Publikum damals gewohnt war Ausserdem verlieh der grossere Korpus naturgemass auch den Bassen mehr Klangfulle La Leona Bearbeiten Hauptartikel La Leona La Leona deutsch Die Lowin war die vierte Gitarre die Torres baute und die einzige der er selbst einen Namen gegeben hat was zeigt wie stolz er auf dieses Instrument war Die Decke besteht aus Fichte der Boden und die Zargen aus Zypresse Der Steg ist wie bei allen Torres Gitarren aus Rio Palisander Dalbergia nigra der Boden ist aus drei Teilen gefertigt mit Riopalisanderstreifen in den Fugen Die Gitarre besitzt ebenfalls einen Tornavoz eine Konstruktion die heute nicht mehr verwendet wird Der Tornavoz ist ein Metalltrichter der im Inneren der Gitarre unter dem Schallloch angebracht wurde Er sollte die Schallwellen im Korpus bundeln und auf diese Weise einen lauteren Ton abstrahlen Nach dem Tod von Torres wurden viele Kopien von La Leona gemacht deshalb musste Jose L Romanillos der Biograph von Torres alle Leonas uberprufen um das Original herauszufinden welches sich heute in der Sammlung von Erhard Hannen in Deutschland befindet Nachfolger BearbeitenAntonio de Torres hat eine ganze Schule spanischer Gitarrenbauer darunter Vicente Arias am erfolgreichsten Manuel Ramirez Santos Hernandez 1870 1942 Domingo Esteso 1884 1937 oder Marcelo Barbero 1904 1956 begrundet 7 Auch deutsche Gitarrenbauer wie Hermann Hauser oder Richard Jacob genannt Weissgerber wurden durch de Torres Instrumente die unter anderem durch Konzertreisen von Miguel Llobet und Andres Segovia nach Deutschland kamen unmittelbar beeinflusst 8 Literatur BearbeitenJose L Romanillos Antonio de Torres Ein Gitarrenbauer Sein Leben und Werk Bochinsky Frankfurt am Main 1990 ISBN 9780933224933 Franz Jahnel Die Gitarre und ihr Bau Das Musikinstrument Frankfurt am Main 1973 ISBN 9783923639090 John Morrish The Classical Guitar Outline Press London 1997 ISBN 9780879307257 Sheldon Urlik A Collection of Fine Spanish Guitars Sunny Knoll Publishing 1997 ISBN 9780966077100 Stefano Grondona Luca Waldner Massimo Mandelli La Chitarra di Liuteria L officina del libro Sondrio 2001 ISBN 9788886949187 Gerd Michael Dausend Die klassische Gitarre 1750 1850 H Nogatz Dusseldorf 2002 ISBN 9783926440150Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Antonio de Torres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Antonio Torres 1856 La Leona Antonio Torres 1885 11 Saitige Gitarre Antonio de Torres Jurado und die Spanische Gitarre Memento vom 6 Februar 2012 im Internet Archive spanishguitars ch Antonio de Torres ein moderner Gitarrenbauer Biografie und Erklarungen zur neuen Bauweise englisch Einzelnachweise Bearbeiten Torres Biografie In antoniodetorres es Abgerufen am 15 Mai 2011 spanisch Gerd Michael Dausend Die klassische Gitarre 1750 1850 H Nogatz 2002 ISBN 978 3 926440 15 0 S 11 f Jose Ramirez Offener Brief als Antwort auf den Beitrag von Giampero de Giorgi In Gitarre amp Laute 5 1983 Heft 2 S 137 140 hier S 141 Jose L Romanillos Antonio De Torres Guitar Maker His Life and Work 2 Auflage Bold Strummer Ltd 1997 ISBN 978 0 933224 93 3 Die Ursprunge der Gitarre Nicht mehr online verfugbar In Spanishguitars ch Archiviert vom Original am 23 April 2011 abgerufen am 2 Juni 2019 Franz Jahnel Manual of Guitar Technology The History and Technology of Plucked String Instruments Erwin Bochinsky The Bold Summer Ltd 1965 ISBN 0 933224 99 0 S 146 ff Vgl Gerhard Graf Martinez Flamenco Gitarrenschule Band 1 B Schott s Sohne Mainz u a 1994 Edition Schott 8253 ISBN 3 7957 5083 0 S 76 f Weissgerber Biographie in der Musikinstrumentensammlung der Universitat LeipzigNormdaten Person GND 118886975 lobid OGND AKS LCCN n88065635 VIAF 35254599 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Torres Antonio deKURZBESCHREIBUNG Erfinder der modernen klassischen KonzertgitarreGEBURTSDATUM 13 Juni 1817GEBURTSORT Canada de San Urbano de Almeria SpanienSTERBEDATUM 19 November 1892STERBEORT Canada de San Urbano de Almeria Spanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antonio de Torres amp oldid 234898676