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Die archaologische Statte von Anastasioupolis Peritheorion befindet sich in Griechenland sudostlich des Dorfes Amaxades im Regionalbezirk Rodopi in Thrakien Heute sieht man noch Teile der Befestigungsmauern der antiken Stadt Anastasioupolis 5 9 Jahrhundert und Peritheorion 9 Jahrhundert Ob es sich dabei um zwei verschiedene Stadte handelt oder um eine einzige die zwischenzeitig umbenannt wurde ist unklar Die antike Stadt war ein wichtiger Hafen der Agais Befestigungsmauer Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anastasioupolis 1 2 Peritheorion 2 Ruinenstatte 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Vistonida SeeAnastasioupolis Bearbeiten Die Stadt liegt in einem fruchtbaren Gebiet nordlich des Vistonida Sees uber den sie ursprunglich mit der Agais verbunden war Vermutlich befand sich in der Nahe die antike Stadt Tirida Diese wiederum ist wohl mit Stabulum Diomedis identisch einer Strassenstation der Fernstrasse Via Egnatia die in spatantiken Itineraren bezeugt ist Ihr Name leitet sich davon her dass in dieser Region die Rosse des Diomedes dort geweidet haben sollen die dem griechischen Mythos zufolge durch Herakles gezahmt wurden 1 Die Stadt Anastasioupolis selbst wird erstmals im 6 Jahrhundert durch den Historiker Prokopios von Caesarea erwahnt Der Name wird durch die Forschung auf den Kaiser Anastasios I regierte 491 518 zuruckgefuhrt der sie anscheinend gegrundet oder dort zumindest umfangreiche Baumassnahmen angeordnet hatte Moglicherweise wurde die Stadt angelegt als Anastasios nach seinem Sieg uber die Isaurier 498 Angehorige dieses Volksstammes in Thrakien ansiedelte 2 Nach ihm entstand Prokopios zufolge unter Justinian I regierte 527 565 eine Kustenmauer zum Meer hin sowie ein Aquadukt das Wasser von den Rhodopen in die Stadt transportierte 3 In der Forschung herrscht Unklarheit daruber welche der nachweisbaren fruhbyzantinischen Baumassnahmen an der Stadt auf Justinian I zuruckgehen und welche bereits von dessen Vorvorganger Anastasios I nach dem die Stadt ja benannt wurde initiiert wurden Prokopios neigt generell dazu Justinian Infrastrukturarbeiten zuzuschreiben die in Wirklichkeit wohl auf dessen Vorganger zuruckzufuhren sind In dieser Hinsicht ist auch bezeichnend dass er das Aquadukt Justinians erwahnt nicht aber die Sperrmauer zwischen der Stadt und dem Rhodopen Gebirge siehe unten unter Ruinenstatte die demnach bereits zuvor bestanden haben konnte 4 Trotz dieser Befestigungen wurde die Stadt im Jahr 562 von Barbaren eingenommen die in das Byzantinische Reich eingefallen waren 5 Das Bistum Anastasioupolis war von seiner Grundung im 7 Jahrhundert bis ins 12 Jahrhundert Teil des Erzbistums Traianopolis 6 Peritheorion Bearbeiten nbsp Befestigungsturm von PeritheorionAb dem 9 Jahrhundert ist der Name Peritheorion erstmals bezeugt Haufig wird vermutet dass die Stadt ursprunglich Anastasioupolis hiess und spater in Peritheorion umbenannt wurde 7 Daneben wird aber in der Forschung auch die Theorie vertreten dass es sich um zwei unterschiedliche Stadte handelte Deren irrtumliche Gleichsetzung gehe auf den Kaiser und Geschichtsschreiber Johannes VI Kantakuzenos zuruck der im 14 Jahrhundert schrieb dass Anastasioupolis kurz zuvor durch Kaiser Andronikos III in Peritheorion umbenannt worden sei Nach den Aufzeichnungen des Patriarchen Nikolaus I dagegen war die Stadt Peritheorion fruher als eine von Anastasioupolis getrennte Stadt mit einer eigenen Diozese bekannt 8 Im 11 Jahrhundert war Peritheorion eine landliche Stadt in der der Bruder von Gregor Pakourianos ein Haus sowie das Kloster Vatopedi einen Klosterhof besass 9 Gleichzeitig scheint der Ort im 11 und 12 Jahrhundert aber auch eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung gehabt zu haben da er in mehreren Vertragen zwischen der Republik Venedig und dem Byzantinischen Reich erwahnt wird 5 Im Jahr 1203 fiel Zar Kalojan von Bulgarien in Thrakien ein zerstorte Peritheorion sowie diverse weitere Stadte der Region und verschleppte ihre Bewohner an die Ufer der Donau 9 Im 14 Jahrhundert ist die Stadt jedoch wieder in den Quellen bezeugt In dieser Zeit wurde sie von Andronikos III neu befestigt und das Bistum der Stadt wurde zur Metropolitie erhoben Die meisten erhaltenen Uberreste die man heute sieht stammen aus dieser Phase obwohl auch fruhere Phasen relativ leicht zu erkennen sind Die Via Egnatia hatte zu diesem Zeitpunkt als Handelsweg deutlich an Bedeutung verloren zugunsten des Seehandels besonders durch die oberitalienischen Stadte wie Venedig Damit war vielen Orten entlang der Via Egnatia die wirtschaftliche Grundlage entzogen Auch in die byzantinischen Thronkonflikte der 1340er Jahre war die Stadt verwickelt 1342 belagerte Johannes VI Peritheorion vergeblich wo sich seine innenpolitischen Gegner aufhielten Auch im folgenden Jahr scheiterte er nun durch den verbundeten Emir Umur Bey unterstutzt an der Einnahme Am 7 Juli 1345 errangen Johannes und Umur Bey dann aber vor den Mauern der Stadt in der Schlacht von Peritheorion einen entscheidenden Sieg uber den Raubritter Momtschil der sich in den Rhodopen eine quasi unabhangige Herrschaft aufgebaut hatte Die Stadtbewohner nahmen jedoch an den Auseinandersetzungen nicht teil und warteten den Ausgang ab 1355 ubergab Johannes Asanes Gouverneur Archon von Peritheorion die Stadt an Kaiser Johannes V den Gegner von Johannes VI Erst 1357 erhielt Johannes V aber tatsachlich die Kontrolle uber den Ort 5 nbsp Die Natur erobert die StadtSpatestens kurz nach dem Regierungsantritt des osmanischen Sultans Murad II 1421 befand sich Peritheorion in dessen Kontrolle und wurde durch den Herrscher an seinen genuesischen Verbundeten Giovanni Adorno verschenkt Dem Bericht des Bertrandon de la Broquiere zufolge hatte die Stadt Peritoq gemeint ist wohl Peritheorion im Jahr 1433 eine griechische Bevolkerung 5 Wegen der Versandung des Hafens durch den nahe gelegenen Fluss war sie vom Zugang zum Meer abgeschnitten die Ruinenstadt liegt heute in ca 2 km Entfernung zum See Dies fuhrte zu einem grossen Bedeutungsverlust und wirtschaftlichem Niedergang und war wohl der Grund dass die Stadt endgultig aufgegeben wurde 9 Wahrend des Osmanischen Reiches war die Festung als Bourou Kale bekannt Gegen Ende des 17 Jahrhunderts lebten nur noch wenige Menschen in der Stadt vermutlich wurde sie ungefahr in dieser Zeit vollstandig verlassen 7 Ruinenstatte Bearbeiten nbsp Monogramm der Palaiologen in der Aussenwand eines Befestigungsturms nbsp Eingang zur Ruinenstadt nbsp Reste der Nord Sud Mauer an der HauptstrasseDa keine archaologischen Grabungen durchgefuhrt wurden befindet sich das ca 7 3 ha grosse Areal der Stadt in verwildertem Zustand Die Ruinen befinden sich inmitten eines Waldes der allerdings erst seit den 1970er Jahren entstanden ist Die bedeutendsten archaologischen Uberreste stellen die Mauerzuge dar die teilweise mehrere Meter hoch erhalten sind Sie bilden dem einzigen publizierten Stadtplan zufolge ein unregelmassiges Vieleck mit einer maximalen Nord Sud Ausdehnung von 360 Metern und einer maximalen West Ost Ausdehnung von 330 Metern Nach Nordwesten und Sudosten wurden Stadttore dokumentiert hinzu kommen acht uberwiegend rechteckige im Osten teilweise aber auch runde Mauerturme In die Mauerwerke einiger Turme sind durch eingearbeitete Ziegel Monogramme der Kaiserfamilie der Palaiologen erhalten die in die Zeit um 1341 datiert werden konnen und damit mindestens Baumassnahmen in dieser Phase bezeugen Die heute erhaltene Mauer zeigt jedoch auch Spuren alterer Bauphasen sodass vermutlich auch die altere noch aus der Spatantike stammende Stadtmauer denselben Verlauf hatte 10 Nach Norden fuhrt eine weitere Mauer die mit mindestens drei Turmen versehen war uber etwa 2 2 km von der Stadtmauer weg zu den Berghangen der Rhodopen Ihr Verlauf ist mittels Luftbildarchaologie noch heute gut zu erkennen die Baustrukturen lassen sich aber auch vom Boden aus erkennen Dabei handelt es sich um das von Prokopios erwahnte Aquadukt das Justinian errichten liess um die Stadt mit Trinkwasser zu versorgen In erster Linie scheint es sich jedoch um eine Festungsmauer gehandelt zu haben mit der die Via Egnatia an dieser Verengung der Kustenebene kontrolliert werden sollte und in der lediglich noch zusatzlich eine Wasserleitung angelegt wurde 10 Sudlich der Stadt schloss sich ein Hafenareal an Dieses war durch zwei Mauerzuge geschutzt die von der Stadtmauer zur Kuste verliefen Es existieren jedoch nur vereinzelte archaologische Berichte uber entsprechende Befunde sodass die genaue Gestalt dieser Anlagen bislang unklar ist 11 Vermutlich dienten alle genannten Befestigungsmassnahmen gemeinsam dazu die Verengung der Kustenebene zwischen Rhodopen und Agaiskuste an dieser Stelle mit einem Sperrwerk abzusichern um beispielsweise bei feindlichen Einfallen die Verteidigung zu erleichtern 12 Trotz der Uberwucherung des gesamten Stadtgelandes wie auch der Mauer zu den Rhodopen wird zumindest ein Rundweg freigehalten auf dem man zu den Ruinen gelangt Von der Strasse aus fehlt eine genaue Beschilderung Auf der Strecke Xanthi Komotini biegt man im Dorf Amaxades an der Unterfuhrung der Autobahn ab und folgt dem asphaltierten Feldweg Die restlichen 2 km Feldweg sind auch ohne 4WD gut zu fahren Das Eingangstor befindet sich auf der Nordseite Da es gewohnlich verschlossen ist betritt man die Ruinenstatte durch das lose Gitter im Tor Weblinks Bearbeiten nbsp Wikivoyage Anastasiopolis Reisefuhrer Anastasiopolis die untergegangene Stadt in Thrakien Griechenland Castle of Peritheorio H Anastasioypolis mia arxaia polh zoygkla Artikel auf Votaniki gr Catherine Balla Anastasioypolh Peri8ewrio auf der Website des Bezirks Ostmakedonien und ThrakienLiteratur BearbeitenCatherine Asdracha La region des Rhodopes aux XIIIe et XIVe siecles Etude de geographie historique Texte und Forschungen zur byzantinisch neugriechischen Philologie Band 49 Verlag der Byzantinisch Neugriechischen Jahrbucher Athen 1976 S 98 104 Stilpon P Kyriakides 8rakika ta3idia Mpoyroy Kale Anastasioypolis Peri8ewrion Athen 1930 bis heute umfangreichste Untersuchung zur Stadtgeschichte Steven W Reinert Peritheorion In The Oxford Dictionary of Byzantium Band 3 Oxford University Press New York Oxford 1991 S 1630 Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Boreas Beiheft 12 Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 Peter Soustal Thrakien Thrake Rhodope und Haimimontos Tabula Imperii Byzantini Band 6 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1991 S 394 f Einzelnachweise Bearbeiten Zum Ort Tirida Stabulum Diomedis siehe Pantos A Pantos Ein konigliches ostgotisches Grab bei Stabulum Diomedis in Thrakien Erste historische und topographische Gedanken In Charalambos Bakirtzis Hrsg Byzantine Thrace Image and Character First International Symposion for Thracian Studies Komotini May 28th 31st 1987 Byzantinische Forschungen Band 14 Teilband 1 Hakkert Amsterdam 1989 S 485 496 Zur geographischen Nahe zu Anastasioupolis siehe Richard Talbert Hrsg Barrington Atlas of the Greek and Roman World Princeton University Press Princeton 2000 S 51 und directory notes Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 hier S 293 Prokopios von Caesarea Bauten 4 11 11 englische Ubersetzung Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 hier S 298 a b c d Peter Soustal Thrakien Thrake Rhodope und Haimimontos Tabula Imperii Byzantini Band 6 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1991 S 394 M Kortzi V Siametis Peritheorion byzantinische Ara Sprachverarbeitungsinstitut Thracian Electronic Treasure Abgerufen am 29 Juni 2020 a b Stavroula Dadaki Anastasioupolis Peritheorion Odysseus Website des Ministeriums fur Kultur und Tourismus Abgerufen am 29 Juni 2020 Peter Soustal Thrakien Thrake Rhodope und Haimimontos Tabula Imperii Byzantini Band 6 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1991 S 394 Steven W Reinert Peritheorion In The Oxford Dictionary of Byzantium Band 3 Oxford University Press New York Oxford 1991 S 1630 a b c Steven W Reinert Peritheorion In The Oxford Dictionary of Byzantium Band 3 Oxford University Press New York Oxford 1991 S 1630 a b Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 hier S 296 Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 hier S 297 f Thomas Schmidts Die Befestigung des Hafens von Anastasioupolis Eine justinianische Baumassnahme in Sudthrakien In Johannes Fouquet u a Hrsg Argonautica Festschrift fur Reinhard Stupperich Scriptorium Marsberg Padberg 2017 S 293 304 hier S 302 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anastasioupolis Peritheorion amp oldid 209106856